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Status: Zur Vernichtung freigegeben! - Kapitel 02 - von Aabatyron, 16.07.2007
Status: Zur Vernichtung freigegeben!

Kapitel 2 Die seltsame Entdeckung

Die Wissenschaftler hatten keine Erklärung, warum sie sich so in dem Zeitpunkt des Ereignisses verrechnet hatten, und vor allem in der Voraussage des Vorbeifluges dieses Meteors an der Erde so daneben lagen.

Einzig die zuvor geschätzte Masse dieses Brockens schien sich zu bestätigen. Als er durch die Atmosphäre gesaust war, konnten einige Radarstationen eindeutig seine Masse bestimmen. Dass diese Masse nicht die Erdkruste durchschlagen hatte, war an sich ein wissenschaftlich nicht erklärbares Wunder. Das Wasser bremste zwar den Aufprall, aber alle Computerberechnungen sagten das gleiche: die Geschwindigkeit mit der dieser Meteor in die Atmosphäre eingedrungen war, hätte normalerweise aufgrund der gespeicherten kinetischen Energie ausgereicht, eine gigantische Katastrophe auszulösen.

Fast schien es so, als ob der Meteor von irgend etwas gelenkt und im letzten Augenblick gebremst worden wäre. Allerdings war so etwas völlig unmöglich.

Es würde noch Wochen dauern, bis man mit Tauchgeräten sich dem Meteor nähern konnte um Bilder von dem Gebilde zu bekommen. Bestimmt hatte sich der Meteor tief in den Meeresboden hineingebohrt und einen gewaltigen Krater hinterlassen. Die Messungen vorort verrieten momentan, dass sich die aufgeheizte Materie anscheinend unwahrscheinlich schnell abkühlte. Noch so ein nicht wissenschaftlich erklärbares Phänomen.

John wertete die Daten aus, die seine Seismographen beim Einschlag des Meteors aufgezeichnet hatten. Die Erschütterung der Erde, war weltweit zu spüren gewesen. Eigenartigerweise verlief die Kurve nicht so steil, wie sie hätte eigentlich bei einem Meteoreinschlag dieser Massenordnung verlaufen müssen.

Fast schien es so, als ob dieser Meteor gewaltige Magnetfelder um sich herum besessen hätte, die seinen Aufschlag bremsten und er deshalb seine kinetische Energie langsamer abbauen, oder schon vor dem Auftreffen auf die Wasseroberfläche abgeben konnte. Kein Forscherteam berichtete allerdings von ungewöhnlichen Magnetfeldern in der Nähe des Einschlagortes. In weitem Umkreis wurde das Wasser immer noch so erhitzt, dass es in Form von Dampf in die Luft stieg und den Unglücksort in einen geheimnisvollen Nebel einhüllte. Ein Näherkommen war somit vermutlich noch für Tage und Wochen nicht möglich um genauere Messungen durchführen zu können.

John lies noch einmal alle registrierten Daten von seinem Rechner in einem Simulationsprogramm durchlaufen. Irgend ein Fehler musste sich eingeschlichen haben. In der Simulation wurde das Wasser lange vor dem eigentlichen Aufschlag des Meteors auf der Wasseroberfläche verdrängt. Physikalisch völlig unmöglich.

Sorgfältig kontrollierte John noch einmal alle Messdaten und gab sie zur Sicherheit erneut in das Simulationsprogramm ein. Wieder das gleiche Ergebnis. Das Wasser wurde lange vor dem eigentlichen Auftreffen des Meteors als gewaltige Welle ins Landesinnere verdrängt. Dieser Meteor hatte praktisch seine kinetische Energie tatsächlich vor dem Einschlag an das Wasser abgegeben. Das Ganze war wissenschaftlich nicht erklärbar, das glaubte ihm kein Mensch.

John gab jetzt in dem Berechnungsprogramm einen Parameter ein, der die Magnetfeldstärke ermitteln sollte, falls tatsächlich vor dem Einschlag dieser Effekt der Wasserverdrängung stattgefunden hatte. Als Ergebnis wurde eine Zahl geliefert, die alles überstieg, was sich John als Wissenschaftler vorstellen konnte. So ein gewaltiges Magnetfeld müßte leicht zu orten sein - es war fast zweitausend Mal größer als das Magnetfeld der Erde.

Sofort berichtete John seine Entdeckung an die Hauptzentrale weiter. Wenn sich ein Schiff diesem Meteor zu dicht näherte, wurde es vermutlich durch dieses Magnetfeld unbarmherzig in die Tiefe gezogen. Dass seine Entdeckung auf ziemlich großes Unverständnis traf, war für ihn keine Überraschung. Er konnte es ja fast selbst nicht glauben, was er entdeckt hatte.

Die Poseidon Fünf war ein Forscherschiff, das sich momentan am dichtesten bei dem Ort des Meteoreinschlags aufhielt. Sofort wurden die dort anwesenden Wissenschaftler über die Entdeckung von John in Kenntnis gesetzt. Allerdings konnten sie nach mehreren Messungen seine Theorie nicht bestätigen.

Sie hatten inzwischen etwas völlig anderes, nicht weniger Ungewöhnliches entdeckt. Der Meteor schien sich auf dem Meeresgrund zu bewegen. Irgendwie schienen die Ortungsgeräte verrückt zu spielen. Man räumte ein, dass John vielleicht doch recht behielt und tatsächlich gewaltige, nicht messbare überdimensionale Magnetfelder diese Störungen verursachten. Vermutlich bestand der Meteor hauptsächlich aus irgend einer neuen Zusammensetzung von Meteoreisen das starke Magnetfelder in sich barg. Bis jetzt gab es noch keine Funde, wo solch ein Material ähnliche Eigenschaften aufweisen konnte.

Vorsichtshalber befahl der wissenschaftlicher Leiter der Crew, mit der Poseidon Fünf auf Sicherheitsabstand zu dem Meteor zu gehen. Nach kurzer Zeit kam allerdings der Funkspruch, dass der Meteor ihrem Kurs gefolgt wäre - die Messgeräte schienen jetzt völlig verrückt zu spielen.

Das war das letzte, was man von der Poseidon Fünf hörte. Sie verschwand von einem Augenblick zum anderen von den Radarschirmen. Nur noch die gewaltige Masse des Meteors leuchtete auf den Bildschirmen jedesmal auf, wenn der Ortungsstrahl sie erfasst hatte. Keiner bemerkte, dass sich diese Masse sogar etwas vergrößert hatte, als die Poseidon Fünf verschwunden war. Das wohl verrückteste war allerdings die Tatsache, dass sich die Masse dieses Meteors tatsächlich zu bewegen schien.



Ramin stand fassungslos vor dem Trümmerhaufen, das einmal das Haus seiner Eltern und Geschwister gewesen war. Nichts war mehr übriggeblieben, nur noch ein paar Steine und das Gewirr aus zerbrochenen Balken und Brettern erinnerte ihn daran, dass es noch vor einer Woche mit seiner Familie hier glücklich gelebt hatte.

Das Ungeheuer Meer war gekommen und hatte ihm alles genommen was ihm im Leben lieb und wert war. Die Mutter, den Vater, seine beiden Brüder und selbst seine jüngste Schwester hatte es nicht verschont. Nicht einmal ein Kleidungsstück hatte man von einem seiner Familienangehörigen in den Trümmern gefunden. Das Wasser hatte einfach alles mitgerissen und ins Meer gespült. Auch seine Freunde waren verschwunden, einfach weg – ausgelöscht.

Nur er war von dem Dorf übriggeblieben. Die Oma im Landesinnern hatte er besucht. Dort sah er sogar im Fernsehen, wie sich die Katastrophe abspielte. Der Himmel hatte richtig geglüht, bevor dieser Meteor in das Meer eingetaucht war. Eine riesige Wasserwelle begrub danach alles unter sich – bis weit ins Landesinnere. Tagelang konnte man nichts über das Schicksal seiner Angehörigen in Erfahrung bringen.

Als die Nachricht kam, hatte seine Oma geweint – sie erfuhr am Telefon, dass ihre Tochter und all ihre Enkel ausser Ramin bei dem ausgelösten Tsunami ums Leben gekommen waren. Die ersten Bilder im Fernsehen zeigten nur Tod und Zerstörung.

Ramin wollte sofort heim, seine Familie suchen. Vielleicht lebte doch noch jemand und brauchte dringend Hilfe.

Wie sollte er aber mit seinen zwölf Jahren von der großen Stadt wo seine Oma wohnte, zu dem kleinen Dorf gelangen, das mehr als dreihundert Kilometer entfernt lag? Der Bus fuhr bestimmt nicht mehr in diese Unglücksregion. Vielleicht nahmen ihn die Helfer mit, die überall starteten um die Verletzten und Obdachlosen zu bergen. Auf einen Schild schrieb er den Namen seines Dorfes und lief damit die langen Reihen von Lastwagen ab, die sich für die Hilfsaktionen bereit gemacht hatten. Meist waren sie so vollgeladen, da hatte er keinen Platz mehr.

Plötzlich wurde Ramin von jemand angesprochen. Zwei Männer in einem Auto wollten von ihm wissen, ob er aus dem Ort stamme, der auf seinem Schild stand. Ramin nickte nur traurig mit dem Kopf. Die beiden Männer waren Reporter von einer großen Zeitung und wollten für die Berichterstattung vor Ort in das Unglücksgebiet fahren. Sie erklärten sich kurzerhand bereit. Ramin bei der Suche nach seinen Angehörigen zu helfen. Das würde bestimmt ein guter Livebericht werden – meinte der Jüngere von Ihnen.

Je näher sie mit ihrem Fahrzeug, einem geländegängigen Jeep, dem Unglücksort kamen, desto deutlicher konnten sie das wirkliche Ausmaß der Katastrophe erkennen. Manchmal war es gar nicht einfach, den vielen ausgerissenen Bäumen ausweichen zu können. Nur der Allradantrieb verhinderte, dass sie steckenblieben, wenn Teile der Straße einfach fehlten und man über Geröll und Trümmer fahren mußte.

Mehr als zwei Tage waren sie unterwegs, bis sie sich an die Küste mit dem Heimatort von Ramin durchgekämpft hatten. Auf der Fahrt hatten sie so viele Bilder gemacht, dass es für drei Berichte gereicht hätte. Direkt an der Küste lebte nichts mehr – das Wasser hatte alles Leben mit sich gerissen oder in den Trümmern zermalmt. Es waren grausige Bilder die sie zu sehen bekamen. Menschen, oder das was von ihnen übriggeblieben war, hingen in den Ästen der ausgerissen Bäume sofern die Gewalt des Wassers es nicht vermocht hatte, sie ins Meer zu schwemmen. Die Häuser waren nur noch ein Trümmerfeld. Mitten in dem, was einmal ein blühendes Dorf gewesen war, hatte das Wasser ein Fischerboot angeschwemmt – es sah fast aus wie das Bild in der Bibel mit der Arche Noah – allerdings war es ein Totenschiff, niemand von den Fischern lebte mehr.

Ramin konnte nicht einmal mehr weinen, als er sah, was der Tsunami von seinem Dorf übriggelassen hatte. Die Trauer und Angst, alles verloren zu haben schnürte ihm unbarmherzig die Kehle zu. Einer der Männer, Fernando nannte ihn sein Partner, wollte den Jungen beruhigen – vielleicht lebte doch noch jemand von seiner Familie. Ramin konnte ihm keine Antwort geben – trotz aller Anstrengung schien er seine Sprache verloren zu haben. Der Schock hatte ihn wie gelähmt.

Das Meer. Ramin sah traurig auf das Meer, das er zuvor so geliebt hatte und jeden Tag in jeder freien Minute besuchte um sich an den Wellen zu erfreuen. Das Meer hatte ihm alles genommen. Er konnte sein Unglück nicht begreifen. Warum war es so grausam gewesen?

Die beiden Reporter machten noch einige Aufnahmen der totalen Zerstörung des Dorfes von Ramin. Sie waren bestimmt richtige Profis, aber so etwas lies auch sie nicht kalt – die Trauer des Jungen, der dort einsam am Strand stand und auf das Meer blickte, steckte sie irgendwie so langsam an.

„Wir müssen wieder zurück, hier lebt bestimmt niemand mehr“, riss Fernando seinen jüngeren Kollegen aus der aufkommenden Nachdenklichkeit. Leon ging zu dem Jungen um ihn dazu zu bewegen, mit ihnen wieder zurück in die Stadt zu fahren. Der Junge hatte ihnen von der Oma erzählt. Sie würde sich bestimmt um den Jungen kümmern.

Fernando räumte die Kameraausrüstung in den Jeep, während sein Kollege in Richtung des Jungen marschierte.

„Das Ungeheuer – das böse Ungeheuer kehrt zurück. Es wird jetzt auch uns töten“, schrie plötzlich der Junge in einer nie gekannten Panik. Fernando dachte bei sich, dass es am Abend immer etwas größere Wellen vom Meer gab, die an den Strand rollten. Bestimmt glaubte Ramin, dass jetzt schon wieder ein Tsunami ausbrechen würde. Das war ja auch nicht verwunderlich nach diesem Schock den er erlitten hatte.

„Schnell Junge, renn weg, sonst erwischt es dich!“, schrie jetzt auch Leon, sein jüngerer Kollege, ebenfalls in einer nie gekannten Panik in der Stimme. Was war denn in die beiden gefahren?

Fernando drehte sich um und sogleich schnürte auch ihm die Angst die Kehle zu. Die Kamera fiel ihm aus der Hand, fing an zu laufen und machte ein ungewolltes Protokoll von dem Ungeheuer, das alle Drei so in Panik versetzt hatte. Das was er sah, war so ungeheuerlich, dass er nicht einmal mehr wagte zu atmen. Instinktiv stolperte er rückwärts um der Gefahr zu entgehen – wußte aber tief in seinem Inneren, dass dies die letzten Sekunden seines Lebens sein würden.






Autor: Werner May


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