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Falkenfeder - von comanchemoon, 14.05.2008
Falkenfeder

„Hier!“ Sena schob die aufgeschlagene Tageszeitung direkt auf meinen Teller, während ich am Küchentresen frühstückte. Klatschend landete dabei ein großer Klecks Müsli auf einer Traueranzeige.
Sie wischte die klebrige Masse achtlos beiseite und tippte mit dem Zeigefinger auf eine winzige Annonce, deren Buchstaben fischgrätendünn nach uns zu stechen schienen.
„Kontakt mit denen, die gegangen sind!“ entzifferte ich in Englisch zwischen all den französisch abgefassten Texten, ohne den geringsten Sinn darin zu sehen. Darunter standen ein Name, Wörter in einer mir unbekannten Sprache und eine Telefonnummer.
Ich hustete, weil mir Haferflocken im Hals stecken geblieben waren, aber Sena deutete dies offensichtlich als Kritik und sah mich aus dunklen, schräg stehenden Augen strafend an, während sie sich wie ein schlecht gelaunter Kobold mit der rechten Hand ihr tizianrot gefärbtes Haar in Form zupfte.
„Ich habe vor langer Zeit schon einmal von ihm gehört! Er ist ein Cree Medizinmann. Ich werde ihn anrufen!“
Die fremde Sprache schien also Cree zu sein und die Anzeige war von einem Schamanen aufgegeben worden, der, anstatt mit Knochen zu würfeln, sich moderner Medien bediente. Meine, zugegeben, etwas lahmen Ausführungen über Bauernfängerei wischte sie beiseite wie ein lästiges Staubkorn.
„Mit wem möchtest du eigentlich Kontakt aufnehmen?“ fragte ich schließlich.
„Mit meinem Vater!“

Zwei Tage später waren wir auf dem Weg nach Montréal. Ich hatte mir ausgerechnet die kalte Jahreszeit für einen Besuch bei meiner Freundin Sena in Kanada ausgesucht und saß trotz zusätzlicher T-Shirts unter dem Pullover aus Rentierwolle fröstelnd neben ihr in dem klapperigen Jeep. Sena hatte tatsächlich ein Treffen mit dem alten Medizinmann vereinbart., und zielgenau zu diesem Termin war ihr bequemer Volvo in der Werkstatt. Daher mussten wir mit dem für Notfälle reservierten Wagen zufrieden sein.
„Es war etwas eigentümlich.“ erklärte sie mir. „Als ich anrief, meldete sich eine Frau am Telefon, die sich als Assistentin vorstellte. Sie wollte meinen Namen nicht wissen. Er spiele keine Rolle, ebenso wenig interessierte sie, was ich bei der Sitzung zu erfahren wünsche. Aber sie erwähnte, dass eine Beratung fünfzig Dollar kostet!“
Nun gut, dachte ich. Fünfzig Dollar sind vielleicht nicht zu viel um jemanden glücklich zu machen, auch wenn es sich dabei um Scharlatanerie handelt. Außerdem musste Sena wirklich viel daran liegen, da sie normalerweise ihr Geld zusammenhielt.
Sena hatte sich mit ihrem Vater immer stark verbunden gefühlt und ihn bewundert. Sie war in einem Reservat der Cree in Sascatchewan mit neun Geschwistern aufgewachsen. Das Leben war einfach gewesen, geprägt von der Zusammengehörigkeit der Familie und des Stammesverbundes. Von frühester Jugend an war sie mit der Spiritualität der indianischen Religion verschmolzen, wurde geprägt vom Glauben an die Natur und die Geister der Ahnen. Daran konnte auch das katholische Nonnenkloster nichts ändern, in dem sie und andere Mädchen des Stammes im schulpflichtigen Alter erzogen wurden, wie es das kanadische Gesetz damals vorschrieb. Später hatte Sena Sprachen und klassische Musik studiert. Nach dem Collegeabschluss heiratete sie einen Franko Kanadier und lebte seitdem in der Provinz von Québec. Mittlerweile waren die beiden Söhne erwachsen geworden und hatten eigene Familien gegründet. In dem großen Holzhaus im neuenglischen Stil war es seitdem ruhig geworden, und so war Sena froh über jeden Besucher, denn der nächste Nachbar wohnte eine Meile entfernt.
Seit fast dreißig Jahren war sie nun mit Ehemann Yves verheiratet. Nur einmal, vor zwei Jahren, zerfaserte ihre Beziehung und Sena wollte sich von ihm lösen. Darüber hatte sie mit Ihrem Vater einen heftigen Streit, der bis zu seinem Tode vor einem Jahr nicht beigelegt werden konnte.
Die dunklen Schleier der Trauer weichen zurück im Laufe der Zeit, machen Platz für neue Gedanken. Nicht so bei Sena. Zäh und unbarmherzig hielt sie an der Vorstellung fest, dass ihr Vater im Zorn gegen sie gegangen war und keine Ruhe fand. Verzweifelt hatte sie immer wieder versucht, in traditionellen Shamanic Travels, das sind Geistreisen, Kontakt zum Vater und Frieden zu finden. Aber das gelang ihr nicht. Die Verabredung mit dem Schamanen gab ihr die neue Hoffnung endlich das, was sie noch tun musste, zu Ende zu führen.

Die Fahrt dauerte zwei Stunden. Eine lange Zeit in einem Auto, das die besten Tage bereits hinter sich gelassen hatte und in dem es nicht richtig warm wurde. In Montréal war es noch kälter. Vom St. Lawrence River stieg eisklirrende Feuchtigkeit auf und bohrte sich wie stählerne Pfeilspitzen durch die Kleidung in sämtliche Gliedmaßen. Große Schneeblumen tanzten im wirbelnden Reigen vom Himmel herab und legten sich als weiße Flauschschicht auf die parkenden Autos. Unser Ziel war ein grauer Wolkenkratzer, der größtenteils aus Beton und Glas zu bestehen schien, mitten in der City. Auf der Straße gegenüber loderte in Kaskaden aus roten und gelben Farben das Tor zu China Town durch das Schneetreiben hindurch.
Nachdem wir uns in der beeindruckenden Eingangshalle aus hellem Marmor beim Portier angemeldet hatten, schwebten wir mit dem Lift in den fünfzehnten Stock, wo uns bereits eine junge Frau erwartete. Sie trug ein strenges, graues Citykostüm, was an ihr wie ein Fremdkörper wirkte, da ihre Gesichtszüge und Augen die indianische Abstammung verrieten. Nach einer knappen Begrüßung führte sie uns in einen kleinen Raum. Wir nahmen auf billigen Stahlrohrstühlen mit schwarzen Kunstledersitzen Platz, zwischen uns stand ein nierenförmiger Tisch, der aus den Fünfzigern stammen mochte. Sonst gab es kein Mobiliar. Die kahlen weißen Wände ließen uns trotz der Heizung frieren, und der Fußbodenbelag aus bereits etwas schäbigen Kiefernholzbrettern starrte uns aus Astlöcheraugen feindselig an.
Ich war tief enttäuscht. Eine wortkarge Sekretärin im Straßenkostüm anstatt im Lederfransenkleid, schön und gut, aber ich hätte wenigstens Traumfänger und Medizinräder an den Wänden erwartet sowie Trommelklänge, die dank moderner Technik wie von fern aus dem Nichts zu kommen schienen. Das hätte doch Atmosphäre gehabt!
Sena und ich sahen uns an. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte keine Emotionen wieder. Ich zuckte die Schultern und beschloss mit ihr zu schweigen.
Als die Stille drohte Präsenz anzunehmen, öffnete sich eine Seitentür und ein großer, schlanker Mann in einem schwarzen Anzug glitt herein wie eine Schlange. Das lange weiße Haar war hinten zusammengebunden und die dunklen Augen in dem Gesicht, das einer abgenutzten Landkarte glich, fixierten Sena. Mich ignorierte er, was ich dankbar registrierte.
„Gib mir deine Hand!“ sagte er mit ruhiger aber zwingender Stimme. Sena erhob sich und gehorchte. So standen sie eine ganze Weile Hand in Hand, wie ein Liebespaar, das nicht recht zusammenpasste. Beide hatten die Augen geschlossen, und ich kam mir außerordentlich überflüssig vor.
Dann öffnete der Greis seine Augen wieder und ich gewann den Eindruck, sie schimmerten plötzlich grün. Ich erinnerte mich, dass Senas Familienname Greeneyes war und kniff nun meinerseits die Augen irritiert zusammen. Als ich sie wieder öffnete, sah er flüchtig in meine Richtung. Mit dunklen Augen.
„Setz dich wieder und warte!“ sagte er zu Sena.
„Aber ….“
„Du musst mir nichts erzählen, ich weiß es bereits!“
Er verließ das kleine Zimmer geräuschlos, und wir beide blieben verblüfft zurück.
„Ich habe mein Anliegen gar nicht vortragen können!“ sagte Sena.
„Hab ich dir nicht gleich gesagt, dass er ein Scharlatan ist? Sieh dich nur mal hier um. Ein wenig mehr Mühe mit der Dekoration hätten sie sich wirklich geben können. Und wenn es nur zum Schein gewesen wäre.“
„Also fünfzig Dollar für gar nichts!“
„Buch es als Erfahrung!“
„Teure Erfahrung!“
„Lass uns gehen, noch hast du nicht bezahlt!“
Sena klappte gerade den Mund auf um zu antworten, als die Tür sich öffnete und der Schamane in seiner schattenhaften Art wieder erschien. Er fixierte Sena und sprach zu ihr in Cree, einer Sprache, die aus sanften melodiösen Schwingungen zu bestehen schien. Nur manchmal wurden die Sätze von kehligen Lauten unterbrochen.
„Ich hatte Kontakt zu deinem Vater. Er lässt dich grüßen und verzeiht dir. Er möchte sich nun lösen und eine neue Existenz zulassen. Es gibt nichts Ungesagtes mehr zwischen euch. Er bittet dich, fortan in Frieden und ohne Groll an ihn zu denken.“
„Aber was wird mit ihm?“
„Ein Junge wird in den Bergen geboren werden und wer weiß …!“ Der Schamane vollendete den Satz nicht. Dann hob er die Hand zum Gruß und wirkte sichtbar entspannter und etwas freundlicher. Sena bezahlte bei der Sekretärin die fünfzig kanadischen Dollar, und wir verließen in beträchtlicher Verwirrung das Appartement.
„Woher hat er das gewusst, mit meinem Vater?“ fragte sie fünfzehn Minuten später, als wir vor einem dampfenden Becher Kaffee und einem Donat mit Boston Créme Füllung bei Tim Hortons’ saßen.
„Wahrscheinlich hat er vorher recherchiert.“ Antwortete ich unsicher, weil ich nicht einordnen konnte, was ich glauben sollte.
„Aber er kannte weder meinen Namen, noch wusste er, was ich wollte!“
„Ich glaube, die meisten Menschen, die zu ihm gehen, hatten Stress mit verstorbenen Eltern. Er versucht einfach, es zu erraten. Wenn er zum Beispiel zuerst deine Mutter genannt hätte, wäre er aufgrund deiner Reaktion sofort umgeschwenkt. Diese Leute sind Menschenkenner und leben davon, gute Beobachter zu sein!“ Ich wagte einen logischen Vorstoß in die Richtung zivilisierten Denkens.
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht! Aber ein eigentümliches Gefühl hatte ich trotzdem!“
Ich beschloss, ihr beizupflichten. Es konnte nichts schaden und würde ihr vielleicht die ersehnte Ruhe bringen. Darum erzählte ich ihr von meiner Beobachtung mit den grünen Augen.
Sie nickte nachdenklich. „Vielleicht ist er ja tatsächlich fähig, Kontakt aufzunehmen. Ich selbst habe schon vieles erlebt, was nicht rationell zu erklären ist. Aber bitte, tu mir einen Gefallen!“
„Fast jeden!“
„Erzähl Yves nichts davon. Er würde mich auslachen!“

Auf dem Rückweg dämmerte es bereits, und es hatte aufgehört zu schneien. Wir fuhren durch eine weiße Landschaft und viele kleine Ortschaften, in denen die Häuser weihnachtlich dekoriert waren. Manchmal sah man auch mitten im Nichts ein einsames Gebäude auftauchen, das mit bunten Lämpchen und leuchtenden Rentierfiguren geschmückt war. Über der gesamten Gegend schwebte wie ein Hauch der Duft von Wintergewürzen und Ahornsirupcookies. Am Himmel stand ein voller Mond, als plötzlich ein Schatten über die Straße huschte und Sena auf die Bremse trat. Der schwere Jeep kam schlitternd zum Stehen. Wir blickten uns an.
„Das sah nicht aus wie ein Tier, mehr wie ein Mensch!“ sagte sie.
„Vielleicht ein Bär?“
„Sei nicht albern, die halten jetzt Winterschlaf!“
„Dann der Windigo!“ Mir war etwas unheimlich zumute, und ich musste an den indianischen Waldgeist denken, der die Gedanken der Menschen verwirbelt.
„Den Windigo gibt es nur im Wald!“
„Aber hier war früher Wald!“
Im nächsten Augenblick lagen wir uns schlotternd und zähneklappernd in den Armen.
„B-besser wir fahren jetzt weiter!“ sagte Sena.

Als wir ihr Haus erreichten, beeilten wir uns, nach innen zu kommen, wo uns die gemütlich knisternde Wärme eines Kaminfeuers willkommen hieß. Yves war schon zu Hause und hatte die vorbereitete Tortière in den Backofen geschoben. Der Duft dieses traditionellen Fleischkuchens empfing uns bereits in der Diele, und langsam entspannten wir uns.
„Na, was habt ihr Mädels getrieben?“ fragte Senas Ehemann.
Ich überließ Sena das Antworten und zog mich feige nach oben in mein Zimmer zurück. Als nach angemessener Zeit Geschirrgeklapper zu hören war, ging ich gemächlich die breite, helle Holztreppe nach unten. Der lange Tisch aus dunklem Mahagoni im Esszimmer war ursprünglich für eine größere Familie gedacht, und so nahmen unsere Gedecke nur einen kleinen Teil davon in Anspruch. Ich wollte Yves nicht ansehen, weil ich nicht wusste, was Sena ihm erzählt hatte, widmete meine volle Aufmerksamkeit der dampfenden Auflaufform, schützte einen Appetit mit athletischen Ausmaßen vor und bekundete Interesse an der im Hintergrund spielenden Musik von La Bottine Souriante.
Sena benahm sich völlig unverfänglich, erzählte von Läden in Montréal, die ich nicht kannte und Yves gab einige Anekdoten von seiner Arbeit zum Besten. Wir lachten zusammen, kommentierten die Songs von der CD und tranken einen trockenen Rotwein. Alles schien in bester Ordnung zu sein. So etwa für dreißig Minuten. Dann klingelte das Telefon, Sena stand auf und kam mit dem mobilen Gerät zurück.
„Es ist Danny, er sagt, er hat etwas zu erzählen, dass sein Vater auch hören soll!“ Sie stellte den Lautsprecher ein.
Danny war ihr jüngster Sohn. Er arbeitete als Trucker und fuhr für gewöhnlich die Strecke von Québec bis nach Californien. Von dort aus ging es zurück über Colorado, Texas und dann wieder rauf in den Norden. Die Tour dauerte für gewöhnlich zehn Tage. Dieses Mal war er überfällig und ich lauschte seiner Stimme, die durch den Lautsprecher etwas verfremdet klang.
„In den Bergen von Colorado überraschte mich ein außergewöhnlich heftiger Schneesturm. Ich musste anhalten, weil sogar die Hauptstraßen gesperrt waren, und der Streckenposten leitete mich um in eines dieser winzigen Bergdörfer, ihr wisst schon, alles Holzhäuser mit umlaufenden Veranden und das einstöckige Courthaus mit Glockenturm ist das höchste Gebäude. Vom Strom waren die Leute mittlerweile abgeschnitten und ich war froh, in einem kleinen Hotel unterzukommen, das die Versorgung über ein Notstromaggregat betrieb. Ich bekam eine warme Mahlzeit und das Zimmer war auch leidlich beheizt. Aus einem der Räume hörte ich jemanden stöhnen und ab und zu einen unterdrückten Schrei. Frauen eilten dort ein und aus wie aufgeregte Ameisen. Schließlich sah ich einen Arzt mit seiner Tasche hineingehen. Als ich nachfragte, sagte man mir, die Tochter des Hauses stünde kurz vor der Entbindung und sie hätten es wegen des Blizzards nicht mehr bis zum Hospital geschafft.“
Danny berichtete weiter, dass er früh schlafen gegangen sei. Mitten in der Nacht wachte er auf, weil er das Gefühl hatte, nicht allein zu sein. Er spürte deutlich eine weitere Präsenz in dem Raum. Sein Herz raste und der Blutdruck stieg. Zitternd tastete er nach dem Lichtschalter. Aber es blieb dunkel.
„Ich muss zugeben, dass ich mich unter meine Decke verkroch“, sagte er. „Nach einer ganzen Weile schalt ich mich selber. Schließlich war ich ein erwachsener Mann, der nicht an Gespenster glaubt. Ich versuchte noch einmal das Licht einzuschalten, und dieses Mal wurde es hell. Die Glühbirne flackerte zwar, aber ich konnte den Raum überblicken und mich vergewissern, dass niemand außer mir hier war. Halbwegs beruhigt schlief ich endlich wieder ein. Und nun träumte ich, und zwar von Großvater. Ich sah sein Gesicht ganz deutlich, er lächelte und rief mir etwas zu, was ich nicht verstand. Dann verschwamm seine Gestalt, löste sich nach und nach wie in einem Nebel auf. Seine Stimme wurde hell und heller, klang schließlich wie das Geschrei eines Babys und ich wachte völlig schweißdurchnässt auf. Es war mittlerweile Morgen, ich kroch aus dem Bett und blickte durch das kleine Fenster nach draußen. Das Heulen des Sturmes hatte aufgehört, aber Tonnen von Schnee waren heruntergekommen. Die Hoffnung, schnell von hier wegzukommen, konnte ich begraben. Ich nahm eine Dusche, zog mich an und ging hinunter zum Frühstücken. Dort hörte ich wieder das Babygeschrei, wie in meinem Traum.
Der Hotelbesitzer erklärte mir stolz, dass heute Nacht sein Enkel geboren sei und ich wäre der erste Fremde, der ihn sehen dürfte. Aber ganz leise müsse ich sein. Er nahm mich mit in einen hellen Raum, wo in einer Wiege aus Eichenholz der kleine Junge schlief. Als wir näher traten, öffnete er die Augen und lächelte mich an. Das konnte natürlich Einbildung sein. Aber dann sah ich etwas auf seinem Kissen liegen, was da ganz bestimmt nicht hingehörte. Der neue Großvater sah es ebenfalls und hob es auf. Er fragte, wie das wohl in die Wiege gekommen sein könnte, aber ich wusste es auch nicht. Es war eine Feder, Mom, die Feder eines Falken!“
Hier endete Dannys Bericht und die Verbindung, die zwischendurch schon geknackt und geknistert hatte, wurde unterbrochen.
Sena und Yves starrten sich an.
„Was ist denn los? Was ist so fürchterlich an einer Falkenfeder?“ fragte ich.
Sena räusperte sich, löste dann langsam den Blick von Yves und drehte sich zu mir.
„Der Name meines Vaters war Sakwatamó. Das bedeutet ‚He, who sees’ - ‚Er, der sieht’. Gemeint ist damit der Falke!“





MM



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Kommentare


Von Nymphadora
Am 06.09.2008 um 17:45 Uhr

Was für eine poetische, schöne Geschichte. Sie hat mich richtig bewegt, als ich sie gelesen habe. So müssen Geschichten sein!


Nana Nymphadore


Von Jason-Potter
Am 02.07.2008 um 17:43 Uhr

Wow,sehr, sehr mystisch, intelligent und wortgewaltig geschrieben. Liest sich wie ein richtig guter Roman, und irgendwie merkt man am detailierten und doch leichten Stil, dass da eine Frau zu Werke gewesen sein muss.
Also ich bin echt beeindruckt und es gefällt mir ausgesprochen gut.

Grüße Ralf

PS: Mir ist da allerdings noch ein kleiner grammatikalischer Fehler aufgefallen, den du öfter machst.


Sie trug ein strenges, graues
>Citykostüm, was an ihr wie ein
>Fremdkörper wirkte (hier muss "das" statt "was" als Relativpronomen eingesetzt werden)

Aber dann sah ich etwas
>auf seinem Kissen liegen, was da ganz
>bestimmt nicht hingehörte. (auch hier "das" statt "was", da es sich auf das Objekt "etwas" und nicht auf die Handlung "liegen" bezieht.)




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