Seit ganzen 12 Jahren arbeite ich nun schon in der Pet GmbH. Also schon seit der Gründung. Und gerade deshalb weiß ich, wie sehr sich Menschen verändern können. Man versucht, mit gutem Willen, ähnlich wie bei einer Adoption, ein gutes Herrchen für die Pets zu finden und muss oft genug schon bei der ersten Kontrolle unendlich viele Verwarnungen austeilen. Oft genug haben wir schon darüber nachgedacht, den freien Willen, der einem Pet mit den Genen förmlich entzogen wird, wieder einzuführen, doch dann müssten wir befürchten, dass die Pethalter ihre Pets nicht mehr haben wollen. Doch entgegen aller Hoffnung und Vermutung, entgegen allen Statistiken und Wetten steigt die Zahl der Misshandlungen, Vergewaltigungen und das fahrlässige Verhalten. Wie oft bekommen wir von den Pets erzählt, dass sie unbegründet geschlagen werden. Wie oft werden sie als Freundpet gekauft und ohne vorherige Ummanipulierung zum Sex gezwungen. Wie oft vergessen Pethalter, ihr Pet zu füttern oder bei Krankheit zu einem Arzt zu bringen. Man sollte annehmen, dass es nachfolgende Pethalter abschreckt, wie hoch die Zahl der bestraften Pethalter ist. Zumal für Vergewaltigungen und starke Misshandlungen Gefängnis droht und das fünf Halter im Monat aktuell erfahren. Doch stattdessen steigt die Zahl. Zum Glück hat der neue Pet GmbH-Präsident, Herr Maggio, die Löschungsregel eingeführt und es so uns Kontrolleuren leichter und den Haltern schwerer gemacht.
Das Auffallendste an den Misshandlungs- und Vergewaltigungsserien ist wohl, dass diese mit wachsendem Gehalt und Status zunehmen. Unter den Spitzenreitern sind vor allem Menschen, die sich wohl auch durch ihren Beruf sicher fühlen. Anwälte, Richter und Politiker sind zahlenmäßig Rekordhalter was Gewalt an einem Pet angeht. Dagegen sind Angestellte mit vergleichsweise kleinem Einkommen meist der Traum eines jeden Kontrolleurs. Sie fragen bei den Petvermittlern alles nach und entschuldigen sich sogar aufrichtig, wenn sie erfahren, etwas falsch gemacht zu haben. Nicht so ein Politiker. Gerade diese drohen einem dann noch, versuchen, einen zu bestechen und ziehen sich immer tiefer in den Strafensumpf, anstatt einfach zuzugeben, einen Fehler gemacht zu haben. Sie sind auch meist die, die schon bei der ersten oder zweiten Kontrolle so viele Verwarnungen bekommen, dass das Pet wieder mitgenommen werden muss. Und das Traurigste an der ganzen Sache ist, dass unter diesen Menschen vor allem die seltenen Pets leiden. Der neueste und aktuell auch skandalöseste Fall war wohl der des amerikanischen Präsidenten Mannion. Mein Fall.
Ich ahnte schon, dass ich gleich die deftigsten Sachen zu hören bekommen würde, als ich allein schon das Wohnzimmer betrat. Das Pet, ein sibirischer Schneewolf, saß mit leicht traurigem Blick auf dem großen Sofa. Hinter ihm der werte Herr Präsident und die Beiden waren umzingelt von bestimmt zwölf Bodyguards. Und ich bekam den Sessel auf der anderen Seite vom Tisch. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gedacht, ich sollte verhört werden und nicht das Pet. Doch wenn jemand so selbstsicher hinter seinem Pet steht, eine Position, mit der man gut den Nacken bei falschen Antworten schlagen kann, und dann noch umzingelt ist von menschlichen Schränken... Ich wusste schon vor der ersten Frage, dass ich mindestens 5 Verwarnungen loswerden würde und vielleicht sogar mit Pet dieses Haus verlassen muss. Das wurde mir nur umso klarer bei dem Schauspiel, dass sich mir bot, als ich mich hinsetzte. Der Präsident strahlte, als wenn er jetzt ein Museum unter Beifall eröffnen würde, die Bodyguards sahen sich allerdings regelmäßig grimmig an und das Pet sah vollkommen verschüchtert immer wieder zur Seite und hatte den Kopf gesenkt. Und ich betete nur, dass der Einzige, der dem Pet was angetan hatte, der Präsident sein würde. Denn eine Ohrfeige war schmerzhaft, aber diese von einem dieser Bulldoggen zu bekommen würde wohl schon zu einem Schädeltraume führen. Ich ließ mir Zeit, darin, meine Jacke auszuziehen, sie über den Stuhl zu hängen und meine Tasche auszupacken. Ich hatte schon recht schnell den Job angenommen, mir die härteren Nüsse vorzunehmen und wusste mittlerweile, dass man am Meisten die Situation einschätzen konnte, wenn noch kein Gespräch anfing. Menschen, die selten Fehler machen und sich um ihr Pet sorgen, werden in solchen Momenten meist sehr nervös, weil sie fürchten, Fehler begangen zu haben. Aber skrupellose Menschen zeigen sich meist, als wenn sie wüssten, dass das Pet sie in höchsten Tönen loben würden. Und der Präsident schien ein ganzes Konzert zu erwarten bei dem breiten Lächeln. Das Pet schien auch bereit, für ihn zu singen, denn es hatte mehr als offensichtlich Angst. Sein ganzer Körper war angespannt, die Hände verkrampft zu Fäusten geballt und es kaute nervös auf seiner Lippe. Die Ohren waren leicht ängstlich angewinkelt und der Schwanz zuckte die ganze Zeit, als wenn es jeden Moment weglaufen wollte. Gerade bei sowas zahlte es sich aus, dass ich vor der Zeit der Pets Tierpsychologe und Tierarzt für Zoos gewesen war. Ich wusste, auf was ich bei Tieren achten musste, ich erkannte auch meist in kürzester Zeit, ob ein Tier oder in diesem Falle ein Pet verletzt oder krank war. Dieses Pet hatte offensichtlich etwas am Bein, denn ein Fuß war seltsam angewinkelt, als wenn es diesen nicht belasten könnte. Und ich glaubte, eine leichte Schwellung am Auge zu erkennen, aber das würde ich nachher genauer überprüfen.
„Nun... Da bin ich.“ sagte ich nur, ich ließ immer meinen Gegenspieler - und als solches sah ich Pethalter immer an – sich vorstellen, denn manchmal erzählten sie dann etwas, dass mir erste Hinweise geben könnte. Der Präsident räusperte sich, als wenn er sogar eine Menge erzählen wollte und richtete sich auch auf. „Guten Tag, Herr...?“ „“Krämer.“ „Krämer. Oh, sind sie Europäer?“ Ich antwortete nicht und der Präsident begriff wohl auch, dass ich nicht vor hatte, das Ganze in ein freundschaftliches Geplänkel laufen zu lassen. Er räusperte sich wieder, doch jetzt sah ich kurz Unsicherheit. Ein Markenzeichen für solche Pethalter, die merken, dass man nicht vor ihnen buckelt. „Nun, das hier ist Jewel, mein sibirischer Schneewolf. Ich habe ihn so genannt, weil seine Augen so herrlich funkeln.“ Ich warf kurz einen Blick auf das Pet, dessen Ohren sofort noch ein Stück weiter runtergingen. Ich wusste, dass Leute, die viel in der Öffentlichkeit sind, sich die be...gnadensten Namen für Pets, Kinder und früher auch Tiere ausdachten und diese mit Erklärungen begründeten, die wohl nur dem Halter verborgen blieben. Doch bei dieser Erklärung war es offensichtlich nur Publicity, er versuchte, einen auf 'Ich kenne die Qualitäten meines Pets, achte und verehre es in Ewigkeit, Amen' zu machen. Und gerade diese Menschen hatten meistens ihren Gürtel im Dreck und schütteten sich im Laufe des Gesprächs eben diesen Dreck bis zum Kragen hoch. Doch, für ihn offensichtlich, schwieg ich nur und musterte ihn und sein Pet ein wenig. Wieder senkten sich kurz seine Mundwinkel, ehe er sich fasste und mit blendendem Lächeln weitersprach. „Nun, ich habe mich ausreichend über diese Kontrollen informiert. Ich will schließlich ein guter Pethalter sein“ Wohl eher nur gut vorbereitet, das Meiste zu umgehen. “und habe mir daher die Freiheit genommen, ihnen die Zeit zu ersparen, ein ärztliches Gutachten zu erstellen. Ich habe einen Petarzt damit beauftra-“ „Welchen?“ Er stutzte, vielleicht war er auch geschockt, dass jemand ihn im schönsten Redefluss unterbrach. Er brauchte etwas, um meine Frage zu realisieren, ehe er lächelnd sagte „Herr Doktor Lowry hat ein Attest für Jewel verfasst, hier.“ Ich nahm den Zettel, den er mir entgegen hielt. Es war tatsächlich das Attest von einem Petarzt, auch der Name und alles stimmte und Jewel wurde dort als kerngesund und unverletzt diagnostiziert. Ich scannte das Attest kurz in meinen PC ein, der auch den Arzt bestätigte. Eines war klar, wenn ich auch nur eine Erkältung oder einen Kratzer an Jewels Körper finden würde, dann wäre der nette Herr Lowry seinen Job los und sollte daher hoffentlich zumindest genug Bestechungsgeld verlangt haben.
„Jewel, komm her und zieh dich bitte aus.“ sagte ich ruhig, dass Pet stand auch sofort auf, doch Mannion drückte es mit unglaublicher Aggressivität wieder aufs Sofa. „Wieso, ich habe ihnen soeben das Attest gegeben?!“ meinte er aufgebracht. Ich merkte schon, dass Jewel unter seinem Satinhemd und der Markenjeans vermutlich nicht so hübsch aussah wie er eigentlich sein sollte. „Und wenn ihr Doktor Lowry mir persönlich sein Attest vorgelesen hätte, ich als Kontrolleur muss das Pet persönlich untersuchen und wenn sie das unterbinden wollen, so werde ich ohne weitere Gespräche das Pet mitnehmen. Und wenn wir dann irgendwas entdecken, wird die Polizei einen Besuch bei ihnen machen.“ Mannion wurde schneeweiß im Gesicht und ließ das Pet aufstehen, als ich dieses nochmal bat, zu kommen. Es zog sich brav aus und stellte sich gerade hin. Wieder fiel mir auf, dass es das rechte Bein nicht belastete, doch ich sah keine Schwellung, keine blauen Flecken und auch keine Blutergüsse an diesem. Daher war die Verletzung entweder schon älter oder es war etwas mit den Knochen oder Sehnen nicht in Ordnung. Doch ich begann erst mit den Standartuntersuchungen. Ich überprüfte Augen, Nase, Ohren und Zunge. Die Zunge zeigte einen hellen Belag, was entweder auf eine ungesunde Ernährung oder fehlende Zahnhygiene hinwies. Auch die Zähne waren leicht gelb verfärbt, doch zum Glück waren weder Karies noch Zahnfleischentzündungen der Fall. Dann überprüfte ich Puls, Blutdruck und Lungenkapazität. An sich alles in Ordnung, doch Puls und Blutdruck waren höher als normal. Ich vermutete Schmerzen als Ursache dafür. Anschließend notierte ich Größe und Gewicht. Dann untersuchte ich den Körper. Die Haare waren glanzlos, fettig und zerbrechlich, offenbar wurde irgendein billiges Shampoo angewendet, was extra vorher als Ermahnung verboten wird, da gerade Pets eine erhöhte Hygiene mit Markenartikeln erfordern. Und, wie erwartet, war der Körper übersät mit Wunden. Doch waren es alles nur kleinere blaue Flecken, ein paar wieder verschwindende Blutergüsse und hin und wieder ein Kratzer. Der Schwanz war vollkommen in Ordnung, was mich zumindest etwas beruhigte, da diese sehr empfindlich sind. Dann bat ich das Pet, sich kurz auf meinen Sessel zu setzen und überprüfte die Beine. Und, wie erwartet, wimmerte es auf. Es schwieg aber auch sofort, ich vermute mal, der Präsident oder einer der Bodyguards hatte hinter meinem Rücken eine drohende Geste gemacht. Ich untersuchte das Bein genauer und tippte auf eine Bänderdehnung. Sowas war schmerzhaft und hinterließ lebenslang Fußprobleme wie erhöhtes Umknicken, abnehmende Geschwindigkeit beim Laufen sowie Gefahr eines Bänderrisses. Ich gab dem Pet seine Kleidung wieder, doch hielt es an der Schulter fest, als es wieder zum Sofa gehen wollte. Ich setzte es sanft auf meinen Sessel und nach kurzer Verwirrtheit blieb es da sitzen. Mir fiel auch sofort auf, dass es kurz entspannter wirkte, ehe es sich verkrampfte, als es in das Gesicht seines Herren sah.
„Was soll das, wieso setzen sie Jewel dorthin?“ fragte Mannion erbost, doch ich ließ mich von seiner Aufgebrachtheit nicht anstecken. „Routine, das Pet muss immer in der Nähe des Kontrolleurs sein. Ich dachte, sie hatten sich informiert?“ sagte ich nur ruhig und der Präsident schluckte kurz auffällig. „Nun, dann werde ich mit der Befragung anfangen. Sie können sich in der Zeit setzen oder den Raum verlassen. Ich kann ja einen ihrer Bodyguards nach ihnen rufen lassen, wenn ich fertig bin.“ Es war fast schon ein befriedigendes Gefühl, immer wieder zu sehen, wie sich die mächtigen Herren und Damen zusehends ihrer Macht beraubt einschüchtern lassen. Es gibt Fälle, da gehen sie wirklich irritiert weg und machen sich einen Kaffee oder laufen nervös im Garten umher, andere stehen vollkommen erstarrt an Ort und Stelle bis zum Ende. Mannion dagegen war anscheinend schon einiges gewöhnt, er besann sich wieder und setzte sich tatsächlich, doch sein Blick war eindeutig düsterer geworden, er drohte mir unbewusst. Doch ich ließ mich nie einschüchtern, ich hatte den Eid vor Herrn Sandstein höchstpersönlich ausgesprochen, alles in das Wohlergehen der Pets zu investieren. Ich war schon öfters von einem Bodyguard verprügelt worden oder musste mich mit aufgebrachten Neureichen auseinandersetzen, ich war abgehärtet gegen Drohungen. Ich ging zu dem Esstisch, der etwas abseits des Raumes war und nahm mir von da einen Stuhl. Mit diesem setzte ich mich so, dass ich das Pet wie auch Mannion sehen konnte. Ich nahm mir meinen Laptop und öffnete das Formular, in das ich immer alles eintrug, was ich in einem Gespräch erfahren musste.
„Also gut... Dein Name ist Jewel. Richtig?“ Das Pet nickte und ich tippte den Namen ein. Ich markierte das Kästchen unter männlich und gab die Rasse ein. „Wie alt bist du?“ „Er ist siebzehn Jahre alt!“ rief Mannion lächelnd dazwischen. Ich sah ihn kurz grimmig an und meinte nur „Das Gespräch findet nur und zwar wirklich nur mit dem Pet statt. Wenn sie sich nicht da raushalten können, müssen sie den Raum verlassen. Sollten sie das verweigern und weiterstören, so wird das Gespräch in der Pet GmbH stattfinden. Und zwar sofort.“ Er sah mich kurz fast schon entsetzt an, ehe er sich auf die Lippen biss. Ich wusste jetzt schon, dass er sich früher oder später wieder einmischen würde, doch ich war mächtiger als er, auch, wenn er das nicht glauben würde. „Also, stimmt es, bist du 17?“ fragte ich das Pet und wieder nickte es. Ich fragte es noch belanglose Dinge wie die Menge an Schlaf und die Essenszeiten, ehe es dann zur Sache ging. „Wofür verwendet dich dein Herr?“ fragte ich. Jewel sah kurz etwas überrascht zu mir und sofort sah es zu Mannion. Dessen Blick war neutral, aber seine Hand ballte sich immer wieder etwas, was ich als Drohung interpretierte. Ich ahnte schon, dass ich hier wohl zum 'Programm' greifen musste. Ich holte ein taschenrechnerartiges Gerät heraus. Ich zeigte dem Pet den Bildschirm, welches offensichtlich verwirrt diesen ansah. Ich drückte auf den Knopf und in dem Moment erschien auf dem Bildschirm ein Dreieck, dass erst rot, dann grün und dann violett blinkte, dann wiederholte ich die Frage. „Ich werde immer auf Pressebälle und sowas mitgenommen.“ sagte Jewel sofort. Das Gerät war an sich einfach ein Reiz, den die Pets noch bei der Umwandlung immer wieder eingeprägt bekommen. Immer, wenn sie ein Dreieck sehen, dass auf schwarzem Grund in diesen Farben leuchtet, werden in ihrem Gedächtnis für wenige Sekunden alle Dinge der letzten drei Tage gelöscht. Pethalter drohen ihren Pets meist erst kurz vor den Kontrollen, weshalb es dieses Gerät herrlich einfach macht, das Pet für kurze Zeit alle Drohungen vergessen zu lassen und frei von Angst zu sprechen. Leider kamen diese Geräte lange Zeit nicht gegen den Missbrauch der Gedächtnislöschung durch Halter an, doch da dies seit einem Jahr verboten wurde, sind die „Mind Easer“ wieder voll im Einsatz funktionabel.
„Was ist das für ein Ding?!“ fragte Mannion und ich konnte raushören, dass ihn mein Spielzeug und vor allem die schnelle Antwort seines zuvor verängstigten Pets verwirrte. „Das ist ein Spielzeug, damit beruhigen wir Pets. Vergleichbar mit Spielzeug, dass man Kindern gibt, damit sie nicht weinen.“ log ich. Mannion sah mich nur noch verwirrter an, doch um ihn ging es nur sekundär. „Was ist bei diesen Veranstaltungen deine Aufgabe?“ fragte ich das Pet weiter und dieses senkte leicht die Ohren. „Nichts.“ sagte es traurig. „Ich mache....nichts. Ich stehe nur neben ihm und mache nichts.“ Ich nickte kurz, ehe ich alles möglichst wortwörtlich eintippte. „ Spricht er bei solchen Gelegenheiten über dich?“ Das Pet nickte leicht. „Was genau sagt er?“ fragte ich weiter und das Pet sah kurz zu ihm. „Naja... Leute meinen immer, dass ich ein schönes Pet bin und er lobt mich dann immer.“ Fast wie auf Knopfdruck lächelte Mannion siegessicher, doch er hatte bei weitem nicht gewonnen. „Was lobt er an dir?“ Es sah mich kurz an und ich hatte deutlich das Gefühl, als würden mich seine Augen um Hilfe bitten. „Das ich schön bin. Das ich gehorche auf das, was er sagt. Das ich mich gut benehme.“ Ich nickte kurz und tippte alles ein. Es war einfach schon fast zu einfach, die Motive rauszulesen, welche die Ursache für die Misshandlungen an diesem Pet waren. Ich bat es, noch kurz ein wenig mehr zu erklären, auf was für öffentlichen Feiern es überall dabei sein musste, ehe es zum eigentlichem Leckerbissen eines jeden Gesprächs kam.
„Behandelt dich dein Besitzer gut?“
Pet wie auch Besitzer schauten überrascht und zeigten schon allein durch ihren darauffolgenden Gesichtsausdruck, was die Antwort darauf war. „Was soll denn diese Frage?“ fauchte mich Mannion an, doch ich ignorierte ihn. Es war klar, dass Jewel diese Frage einschüchterte, da war es egal, dass ich die Erinnerung an die Drohungen zeitweise blockiert hatte. „Es reicht, wenn du nickst.“ sagte ich nur, doch das Pet rührte sich nicht. Es bestätigte meine Frage also nicht. „Behandelt... er dich schlecht?“ fragte ich nach, als wenn ich erst jetzt drauf gekommen wäre und sah, dass das Pet ganz leicht nickte. Mannion sah das nicht, regte sich aber noch mehr auf. Ich erinnerte ihn kurz daran, dass ich im Extremfall mit dem Pet zur Geschäftsstelle gehen und ihm ein Bußgeld aufdrücken würde, was ihn wieder zumindest für kurze Zeit zum Schweigen brachte. „Schlägt er dich?“ fragte ich leise weiter und wieder nickte es leicht. Es war fast, als würde es nur etwas tiefer einatmen, doch ich kannte dieses Verhalten bereits. Mannion war eindeutig gereizt, doch er sah zum Glück nicht, dass Jewel mir alle Fragen bestätigte und ging stattdessen offenbar davon aus, dass ich immer nur hinschrieb ' Antwortet nicht'. Mit diesem Prinzip ging ich den ganzen Fragenkatalog durch und - wie erwartet - kam einiges zusammen. Unter Anderem auch unbegründetes Schlagen, einsperren, Zwang, Bloßstellung und fehlende Pflege. Doch, zu meinem Ersetzen, war auch Vergewaltigung im Spiel. Allerdings hatte nicht Mannion selbst es vergewaltigt. Er hatte es seinen Bodyguards gestattet. Kurz hatte ich nicht übel Lust, das Gespräch abzubrechen und sofort die Polizei zu rufen, doch das wäre zu auffällig gewesen. Ich hakte nur schnell noch Vergewaltigung an, tippte unter Ergänzungen die vorgefallenen Dinge ein und schickte den Bericht mit der Anmerkung 'Noch in Bearbeitung' an die Pet GmbH. Das war ein standardisiertes Verfahren, um sicherzugehen, dass selbst, wenn der Kontrolleur und/oder das Pet verschwinden oder sterben, zumindest ein Teil der Vorfälle klar ist und man den Pethalter deswegen und wegen Mord an dem Pet sowie dem Kontrolleur verurteilen konnte. Denn letztendlich war das immer das große Risiko, dass man als Kontrolleur hatte, wenn man sich mit hohen Tieren anlegte. Nachdem ich die Bestätigung bekam, dass das Formular angekommen war, setzte ich die Befragung fort. Es kamen noch verpasste Arzttermine heraus und seltsamerweise war Jewel auch nicht in den letzten drei Wochen bei einem Arzt gewesen, obwohl laut Attest die letzte Untersuchung vor sechs Tagen gewesen war.
„Nun gut, dass war es dann fürs erste.“ sagte ich, schickte nachträglich noch das vollständige Formular mit dem falschen Attest und meinem eigenen Gutachten an die Pet GmbH und schloss dann meinen Laptop. Mannion setzte sich aufrecht hin und sah mich erwartend an. Ich ahnte, wenn ich jetzt das Ergebnis äußerte, musste ich mit allem rechnen, von harmlosem Geschrei über Gefangennahme bis hin zu Prügeln und Tötung. Aus dem Grund stellte ich mich erstmal vor das Pet, um sicherzugehen, dass es so teilweise geschützt war. Die Polizei dürfte längst auf den Weg zum weißen Haus sein und diese hatte das Recht, hier reinzplatzen. Schließlich hatte die Pet GmbH einen Staatsanwalt in ihren Reihen, um so sicherzugehen , dass immer eine Genehmigung für Hausuntersuchungen und Gefangennahmen da waren. Jetzt hieß es nur noch, dass ich Zeit gewinnen musste. „Nun, ich muss schon sagen, dass es nicht so gut aussieht für sie, Herr Mannion.“ sagte ich ruhig. „Ach ja? Sie meinen, weil ich immer dazwischen geredet habe.“ Ich lächelte kurz, ich fand es immer wieder erstaunlich, wie schnell diese Leute einem die Worte im Mund verdrehen konnten. „Auch deshalb.“ sagte ich nur und Mannions Gesicht wurde ernst. „Auch? Wieso denn noch?“ Sein Blick huschte kurz zu meinem Bauch, hinter dem ungefähr der Kopf des Pets war. „Nun, wegen vielen anderen Delikten.“ sagte ich bloß und lächelte immer noch. „Die da wären?“ hakte Mannion weiter nach, doch ich schüttelte nur den Kopf und sagte, dass er es schon selber wüsste. Mannion tippte kurz nachdenkend die Fingerspitzen aneinander, ehe er kurz nach rechts zu einem der Bodyguards sah. Dieser nickte und sah zu den Anderen. Ich merkte sofort, was los war, doch ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. „Ihnen ist doch klar, dass es etwas auffällig wäre, wenn ich nach einem Kontrollgang verletzt oder gar tot bin. Oder?“ fragte ich nur, Mannion sah mich immer noch etwas nachdenklich an. „Wie viel wollen sie?“ fragte er. Ich lächelte nur weiterhin und griff in meine Tasche, holte einen Zettel raus, auf dem ich kurz eine Zahl mit sieben Ziffern schrieb. Das schob ich ihm verdeckt über die Tischplatte zu. Er hob sie auf, sah sie erstaunt an, ehe er mich auslachte. „Sind sie verrückt, solch eine Summe!“ meinte er nur, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Keine Sorge, die müssen sie nicht zahlen.“ sagte ich gelassen und der Präsident sah mich kurz verwirrt an. „Sie werden aber nicht schweigen, wenn ich sie nicht bezahle.“ meinte er vorsichtig und jetzt schmunzelte ich kurz. „Wer sagt, dass ich dieses Geld haben will?“ Mannion und auch dessen Bodyguards sahen kurz vollkommen perplex aus und als man auf einmal lautes Geschrei hörte, waren diese endgültig geschockt. Nur wenige Sekunden später rannte ein Einsatzkommando die Türe ein, entwaffnete alle Bodyguards und verhaftete den Präsidenten. Dieser schrie aufgebracht etwas von Hausfriedensbruch, doch ich stellte mich nur vor ihn hin und sagte: „Das Geld habe ich für sie umgerechnet. Soviel kostet ihre Strafe sie nämlich allein für die Hälfte ihrer Taten, doch seien sie unbesorgt, sie müssen nicht zahlen, nur absitzen.“ Er schrie noch eine Weile zappelnd weiter und rief, dass ich es bereuen würde und er seinen Anwalt sprechen wolle.
Natürlich kam der Fall ins Fernsehen und in sämtliche Zeitungen, auch, wenn die Pet GmbH absolut nicht preisgab, für was er alles verurteilt wurde. Doch das verplapperte seine entsetzte Frau, als diese aus dem Gerichtssaal herauskam.
Viele Petschützer und auch Mitarbeiter der Pet GmbH haben schon oft gefordert, seltene Pets nicht mehr zu erschaffen, da diese unter dem Verhalten solcher Besitzer am Meisten leiden müssen. Bisher wurde nie etwas getan, doch mit unserem neuen Präsidenten sehe zumindest ich Hoffnung, bald nicht mehr irgendwelche Angeber überführen zu müssen. Jewel ist mittlerweile an eine Mittelklassefamilie vermittelt worden. Der Mann hatte bei einer Verlosung eine größere Summe gewonnen und hatte sich dafür eingesetzt, ihn zu bekommen. Wir hatten die Familie eingehend überprüft und ihr schließlich den eingeschüchterten Wolf überlassen. Ich habe von dem Kollegen, der Jewel nun kontrolliert, gehört, dass er ein sehr verspieltes und fröhliches Pet wäre und sich wunderbar eingelebt hätte. Und in solchen Momenten bin ich stolz, ein Kontrolleur zu sein.