Dieser Text wurde als Rohtext von Aabatyron geschrieben und anschließend von Sunshishi lektoriert.
Die vergessene Armee der Kinder
Kapitel 06 Die Eindringlinge
Lektorierte Version
Jennyfer wurde sich deutlicher bewusst, dass ihre Traumerlebnisse und die Realität in direktem Zusammenhang standen. Sie konnte Ereignisse so zielsicher vorausahnen, dass es ihr unheimlich vorkam und es kein Zufall mehr sein konnte. Dieses Ungetüm, welches sich auf geradem Weg zu ihrem Versteck befand, hatte sie in einem ihrer Träume ebenfalls gesehen. Dass sie außerhalb dieses Bunkers das Nichts in ihren Träumen gesehen hatte, machte ihr eine höllische Angst und ließ sie erschauern.
Das spinnenartige Ungetüm kam näher und man konnte deutlich das Geräusch hören, wann einer der acht Füße auf den Boden aufsetzten. Jennyfer spürte nicht nur ihre eigene Angst. Es war, als ob sie mit den anderen geistig verbunden wäre und ihre momentane Furcht spüren könnte. Die größte Furcht sendete Jonny aus, zumindest konnte Jennyfer sie von ihm am deutlichsten spüren.
„Ihr müsst euch zwischen den Leitungen verstecken“, flüsterte Armin in Befehlston zu seinen Freunden. „Passt auf, dass ihr nichts berührt, was aussieht, wie blanke Leitungen und Strom führen könnte.“
Einige der Rohre waren heiß und in ihrer Nähe wurde es ungemütlich. Da bedurfte es keiner Warnung. Vermutlich gehörten sie zu dem Kühlsystem dieser gigantischen Maschinen.
„Pass auf, dass du nicht stecken bleibst“, warnte Karla an Karl gewandt.
Karl zwängte sich gerade zwischen zwei Rohren hindurch, um dahinter Schutz vor dieser anschleichenden Riesenspinne zu suchen.
„Verdammt, ist das heiß“, entfuhr es Karla laut, als sie unter einem anderen Rohr hindurchschlüpfte.
Die Luft verriet durch kleine Wirbelungen, dass das Rohr viel Wärme nach außen abgab. Wäre Karla nicht schlank gewesen, sie hätte sich den Rücken verbrannt. Karl fasste sie an ihren Armen und zog sie auf die sichere Seite hinter den Rohren.
„Danke“, kam es von Karla überrascht.
So viel Reaktion hätte sie Karl nicht zugetraut.
Zwischen den Rohren hindurch starrten alle auf das nahende Unheil, in der Hoffnung, dahinter vor einem Angriff genügend geschützt zu sein.
„Oh mein Gott, da kommt noch ein Ungetüm angestürmt“, entfuhr es Karl, der sich gerade getraut hatte, auf die andere Seite des Raumes zu spähen.
---------------
Alarm! Seit Stunden war die Zentralrechnereinheit aktiviert worden. Im Brutraum waren fünf Einheiten unplanmäßig aktiv geschaltet worden. Jetzt kam vom Maschinenraum der Alarm, dass sich dort unberechtigt Eindringlinge befinden würden. Ein Bioscann hatte ergeben, dass es sich um nicht registrierte biologische Wesen handelte. Normalerweise trug jeder, der eine Aufenthaltsberechtigung auf der Station besaß, ein Armband mit dem Erkennungscode und seinen persönlichen Daten. Nur Eindringlinge würden sich ohne diese Erkennung in einen geschützten Bereich der Station wagen. Die Zentraleinheit schickte sofort drei Wächter los, um diese Eindringlinge zu neutralisieren.
------------
Jennyfer konnte ihre Angst nicht mehr verbergen und Armin versuchte, sie trotz seiner eigenen Furcht zu beruhigen.
„Diese Monster sind viel zu groß, um uns hierher folgen zu können. Wir müssen einen Weg aus dieser Halle finden, ohne dass sie uns erwischen.“
Die eine Spinne hatte sich ihrem Versteck bis auf ein paar Meter genähert. Jennyfer sah gebannt auf die vielen glühenden Augen, die böse funkelten und nichts Gutes verhießen.
Vorsichtig stapfte das Monstrum bis zu den Rohren, hinter denen sich die Freunde versteckt hatten. Diese Spinne schien zu wissen, wo sie suchen musste.
„Seid leise und bewegt euch nicht“, flüsterte Armin, als er bemerkte, dass Karla etwas sagen wollte und gerade dabei war, ihren sicheren Platz zu verlassen.
Er hatte Angst, dass sie jedes kleine Geräusch verraten könnte. Karla drängte sich sofort in den Schutz der Rohrleitungen zurück. Dieses Monster schien sie zu beobachten. Mit den vielen Augen starrte es auf die Stelle zwischen den Maschinen, wo sich ihr Versteck befand.
Dass Jennyfer einen entsetzteren Gesichtsausdruck zeigte, als zuvor, war damit begründet, dass sich eine zweite Spinne vor dem Versteck eingefunden hatte.
’Wie sollen wir diesen Wesen entkommen?’, verzweifelte sie in Gedanken.
Diese Spinnen hatten an ihrem Kopf mehrere Fühler, die wie Tentakel durch die Luft kreisten, um zu ertasten, ob sich dort etwas befand. Armin zählte zwölf dieser Fühler. Sie waren kräftig, fünfzehn Zentimeter im Durchmesser und über fünf Meter lang. Das kannte bis jetzt keiner von einem bekannten Lebewesen. Dass dieses Monster mit seinen Fühlern die heißen Leitungen berührte, schien ihm überhaupt nichts auszumachen.
Karl duckte sich zur Seite und wäre fast von einem dieser Fühler berührt worden. Diese Bewegung schien das Monster registriert zu haben. Die Augen der Riesenspinne glühten auf, wie kleine Scheinwerfer und Karl sah sich im Zentrum des glutroten Lichtscheins.
’Mein Gott, jetzt hat mich das Monster direkt im Visier’, durchzuckte es Karl und er bewegte sich instinktiv zur Seite, als der Tentakel, wie eine Peitsche auf ihn herabsauste.
’Ich muss schnell weg’, war sein nächster Gedanke.
Bevor er sich ein paar Zentimeter bewegen konnte, hatten ihn die Tentakel des hungrigen Monsters gepackt und versuchten, ihn zwischen den Leitungen herauszuziehen. Dass es ums Überleben ging, war jedem sofort klar.
„Wir müssen ihm helfen“, schrie Klaus und versuchte, einen dieser Fühler zu greifen, welche Karl umschlossen hatten.
Die Wesen schienen unmenschliche Kräfte zu besitzen. Bevor Klaus den Tentakel fassen konnte, wurde er, wie eine Spielzeugpuppe hochgehoben und landete unsanft mitten in dem breiten Gang zwischen den Maschinen. Sofort war die zweite Spinne über ihm und hatte ihn mit ihren Tentakelarmen umklammert. Er konnte sich nicht mehr bewegen.
„Schnell, lauft um euer Leben“, schrie Karl und stemmte sich gegen den eisernen Griff dieses Monsters.
Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, umfasste er den Tentakelarm und versuchte, ihn nach außen zu biegen. Es gab ein knirschendes Geräusch und Karl stand verdutzt zwischen den Rohren. Er hatte das Ende dieses Armes in seinen Händen, während das Monster den abgerissenen Stumpf wild durch die Luft peitschte.
„Hey, Wahnsinn! Wie hast du das fertig gebracht?“, wollte Armin überrascht wissen.
Er wusste zwar, dass Karl enorme Körperkräfte besaß, aber das hatte er nicht erwartet. Erst jetzt betrachte sich Armin das abgerissene Stück dieses tentakelartigen Fühlers.
„Das... das gibt es nicht“, stotterte er fassungslos. „Das ist kein Lebewesen, das ist eine Maschine.“
An der Abrissstelle hingen viele Kabel und Leitungen heraus. Das gesamte Gebilde schien aus einer Metalllegierung zu bestehen. Eine Flüssigkeit tropfte aus einer dieser Leitungen.
„Das kann keine Maschine sein. Das Ding blutet“, bemerkte Jennyfer zusammengekauert hinter den Leitungen sitzend.
Karl lief die Flüssigkeit über die Hände und nachdem Jennyfer das Wort Blut erwähnt hatte, ließ er den abgerissenen Tentakel fallen, als ob er sich mit einer unheilbaren Krankheit anstecken könnte.
„Das ist kein Blut, das ist Hydrauliköl“, stellte er erleichtert fest, als er an der Flüssigkeit vorsichtig schnupperte.
Inzwischen stand noch eines der Spinnenmonster auf dem breiten Gang zwischen den Maschinen und starrte direkt zu dem Platz, an dem sich der Kampf zugetragen hatte. Die Angriffslust war ihm wohl vergangen. Auf jeden Fall waren sie um einiges vorsichtiger, als sie jetzt versuchten, der Eindringlinge habhaft zu werden. Klaus war noch von den Tentakelarmen des zweiten Maschinenwesens zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Der nächste Tentakelarm, der sich Karl näherte, versuchte nicht mehr, wie beim ersten mal ihm zu fassen, sondern traf ihn zuerst am Kopf.
„Oh verdammt, das Ding hat mich erwischt“, stöhnte Karl benommen.
Den kurzen Augenblick nutzte dieses Monster und Karl war blitzschnell verschnürt, wie ein Weihnachtspaket. Da halfen ihm seine enormen Körperkräfte nicht mehr freizukommen. Als nächstes erwischte es Karla.
„Aua...“
Ihr Schmerzensschrei hallte zwischen den Maschinen, wie bei einem Echo, als sie von einem dieser Greifarme unsanft zwischen den Rohren hervorgezerrt wurde.
’Ich muss ihr helfen’, hämmerten die Gedanken in Karls Kopf.
Das Monsterwesen nahm scheinbar keine Rücksicht auf ein Menschenleben. Karla war die Schwächste von allen. Die konnte sich nicht gegen diese Monster wehren. In Karl kochte langsam eine richtige Wut hoch. Da hatte er früher Schwierigkeiten gehabt, diese Wut zügeln zu können. Das war seit seiner Jugend sein größtes Problem gewesen, dass es nach einem Wutanfall nur noch Kleinholz gegeben hatte.
„Lasst Karla los, ihr Monster!“, schrie er wutentbrannt und konzentrierte sich darauf, die Tentakelarme, die ihn umschlossen hatten, zu zerreißen.
Wie in Trance erlebte er das weitere Geschehen.
Überall spritzte das Hydrauliköl herum und er war frei.
Mit einem Satz war er bei der Riesenspinne, welche Karla in ihren Fängen hatte. Dem Monster würde er es zeigen. Den Tentakelarm, welcher Karlas Fuß umschlossen hielt, riss er dem Monster komplett aus dem Körper. Dass die anderen Tentakel auf ihn wie Peitschenhiebe niedersausten, spürte er in seiner Wut überhaupt nicht mehr. Sobald er einen dieser Arme zu fassen bekam, besaß das Monster einen Fühler weniger.
Karla war zusammen mit dem ausgerissenen Tentakelarm über den Boden geschlittert. Hätte Jonny sie nicht abgefangen, sie hätte sich beim Auftreffen zwischen den Rohrsystemen das Genick gebrochen.
„Das gibt’s nicht“, staunte Armin, als er sah, dass Karl dabei war, mit den Händen diese Maschine Stück für Stück zu zerlegen.
„Das ist mir langsam unheimlich“, flüsterte Jennyfer, als Karl eine Panzerplatte dieses Monstrums, wie den Deckel eines Pappkartons aufbog und die dicken Bündel Leitungen darunter packte und aus dem Inneren der Maschine heraus riss.
Das Monster war besiegt.
Mit einem letzten Aufblitzen der Augen sackte es in sich zusammen und alle Bewegungen hörten auf. Karl sprang von der Maschine herunter. Instinktiv nahmen seine Freunde schnell ein paar Schritte Sicherheitsabstand ein. Die beiden anderen Maschinenwesen hatten begriffen, dass sie hier keine Gefangenen machen konnten und zogen sofort den Rückzug an.
„Ich werd verrückt. Was war das gerade für eine Aktion?“, wollte Klaus wissen, während er Karl fragend ansah.
Karl stand ein paar Minuten regungslos vor dem besiegten Monster und schien, erst langsam in die Wirklichkeit zurückfinden zu müssen.
„Karla... Was ist mit Karla?“, fragte er mit Angst in der Stimme, als ob er sich erst jetzt bewusst wäre, was zuvor passiert war.
„Mir geht es gut“, versicherte Karla sofort. „Aber bei dir sind wir uns nicht sicher“, fügte sie vorsichtig hinzu.
Armin war zu dem Maschinenwesen gegangen oder vielmehr dem Schrotthaufen, den Karl übrig gelassen hatte. Er versuchte, die abgerissene Panzerplatte hochzuheben. Sie war viel zu schwer.
„Das ist nicht möglich“, sinnierte er, als es sah, dass die Platte aus massivem Stahl verbogen war.
Karl schien sich ebenfalls nicht richtig bewusst zu sein, wie er solche Kräfte entwickeln konnte. Er sah auf seine Hände. Nein, da waren keine Verletzungen zu sehen. Solch eine Aktion konnte man aber niemals durchführen, ohne dass sie an den Händen Spuren hinterließ.
Jennyfer machte den Versuch einer Erklärung.
„Ihr mögt mich jetzt für verrückt halten, aber während Karl in Aktion war, konnte ich um ihn herum eine Art Kraftfeld sehen.“
Dass selbst Karl Jennyfer anblickte, als ob sie verrückt geworden wäre, war Jennyfer peinlich. Nur Jonny war anscheinend nicht von ihrer Erklärung sonderlich überrascht. Er hielt sich mit einer Anmerkung von seiner Seite zurück. Die anderen würden ihn ebenfalls für verrückt erklären, wenn er jetzt behauptete, die Gedanken von allen während des Kampfes deutlich gehört zu haben.
„Etwas Unheimliches geht hier vor“, vermutete er laut.
Armin war ein kühl denkender Techniker. Obwohl er brennend daran interessiert war, zu erfahren, welchem Umstand diese übermenschlichen Kräfte von Karl zu verdanken waren, dachte er an die weitere Zukunft der Gruppe.
„Los, lasst uns verschwinden, bevor diese Monstermaschinen mit Verstärkung zurückkommen“, holte er schnell die anderen in die Realität zurück.
Dass sie sich am Rande des Ganges dicht an den Rohrleitungssystemen in Richtung Ausgang des Maschinenraum bewegten, war eine reine Vorsichtsmaßnahme. So könnten sie sich bei einem erneuten Angriff noch schnell genug und wirksam verstecken. Sie mussten lediglich weiter zwischen die Maschinen laufen, um dem Wirkungsbereich dieser Tentakelarme zu entgehen. Keiner wusste, ob Karl die zuvor gezeigten Superkräfte jederzeit entwickeln konnte.
„Ich kann alleine laufen. Danke“, wehrte Karla ab, als Karl ihr anbot, sie zu tragen.
Ihr Po schmerzte zwar noch und sie hinkte, aber die Beschwerden ließen schneller nach, seit sie zu Fuß ging. Trotzdem hielt sie sich dicht in der Nähe von Karl. Der Bursche konnte sie bei einer Gefahr am besten beschützen.
Unbehelligt erreichten sie die andere Seite des Maschinenraumes. Erst nachdem sie den Raum durchquert hatten, sprach Armin aus, was alle dachten.
„Dieser Maschinenraum ist gigantisch. Das kann unmöglich die Energieerzeugungsanlage für einen Schutzbunker sein.“
Der Ausgang führte zu einem kurzen Tunnel in dem diffuses Licht herrschte.
„Wie der Raum, in den wir transportiert worden sind“, bemerkte Armin, als sie in einem großen, kuppelförmigen Raum am Ende des Tunnels angekommen waren.
Rings herum führten Öffnungen zu weiteren Tunnels.
„Was sich in all diesen Räumen verbergen mag?“, wollte Karla wissen.
„Mich würde viel mehr interessieren, wie dieses Transportsystem funktioniert und ob man es bedienen kann“, meinte Armin, als Antwort.
„Hey Karla. Du bist doch das Knobelgenie. Hast du keine Idee, wie das ganze funktionieren könnte?“, beendete Klaus die unnötigen Spekulationen.
„Das ist kniffelig,“ wand Karla ein, „aber nicht unlösbar.“
„Du weißt doch sonst immer...“, wollte Jonny die Überlegungen von Karla beschleunigen.
„Jetzt lasst sie in Ruhe nachdenken“, unterbrach Armin die Drängelei sofort.
Während Karla sich gedanklich mit dem imaginären Transportsystem beschäftigte, suchte Armin die Wände nach einer Bedientafel oder Vorrichtung ab, die dem Zweck dienen konnte, das Transportsystem zu steuern. Sie konnten nichts entdecken, außer dass in der Mitte des Raumes mit Leuchtfarben ein Kreis auf dem Boden aufgezeichnet war und jeweils zwei Linien davon abgehend zu den außen liegenden Öffnungen führten.
„Ich habe eine Vermutung“, unterbrach Karla die eingetretene Stille.
„Lass hören“, forderte Armin ungeduldig auf.
„Ihr seht den Kreis und die Wege, die von ihm ausgehend eingezeichnet sind. Vielleicht muss man sich von der Richtung in den Kreis bewegen, in die man transportiert werden will.“
Zum Beweis, dass ihre Theorie richtig sei, schritt sie auf dem eingezeichneten Weg, der sie auf die andere Seite des Maschinenraumes führen würde in den Kreismittelpunkt. Ein kurzes Aufleuchten verriet, dass sie auf jeden Fall dieses Transportsystem aktiviert hatte.
„Los, folgen wir ihr“, ordnete Armin an.
Er wollte nicht, dass die Gruppe sich teilte. Als er sich zusammen mit den anderen in Richtung des Kreises bewegen wollte, stand Karla unvermittelt im Zentrum Kreises. Mit einem Sprung war sie bei ihren Freunden.
„Das war keine gute Idee“, verkündete sie leichenblass.
„Was hat dich erschreckt?“, wollte Armin wissen.
„Das hat zwar wunderbar funktioniert, aber da drüben warten noch die zwei Spinnenmonster auf uns. Mann, habe ich Glück gehabt, dass die mich nicht erwischt haben“, erklärte sie den anderen.
„Oh verdammter Mist. Dann wissen die Biester jetzt, wo wir sind. Lasst uns schnell verschwinden“, vermutete Armin.
So schnell sie konnten, wechselten alle die Richtung, von der aus sie in den Transporterbereich traten. Es funktionierte. Alle kamen in einer Halle an, die genauso aussah, wie der zuvor verlassene Knotenpunkt. Dass wenige Millisekunden später der erste Wartungsroboter des Maschinenraumes an ihrem Absprungort ankam, bekamen sie Gott sei Dank nicht mehr mit. Hätten sie gewusst, dass die Wartungsroboter den Bereich des Maschinenraum nicht verlassen konnten, wäre ihnen allen die Angst vor diesen Monstern genommen gewesen.
Nachdem sich die sechs Jugendlichen aus dem Bereich des Maschinenraumes entfernt hatten, ging sofort eine Meldung an die Zentraleinheit, dass die Eindringlinge beseitigt wären. Zwei der Wartungsroboter wurden zur Inspektion in die Regenerationsstation beordert. Die dritte Wartungseinheit hatte völligen Funktionsausfall gemeldet. Da dauerte die Reparatur länger.
Dieses mal kam das Licht nicht bloß von einem der vielen Ausgänge, sondern es war alles taghell beleuchtet.
„Wer die Wahl hat, hat die Qual“, rätselte Armin, welchen Ausgang sie nehmen sollten.
Jennyfer konzentrierte sich und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf einen der seitlichen Ausgänge.
„Diesen Weg sollten wir nehmen.“
Einer war so gut, wie der andere meinten die übrigen Fünf, aber Jennyfer hatte in der angedeuteten Richtung eine besondere Wahrnehmung gemacht. Dort spürte sie etwas ähnliches, wie ein Lebewesen. Zielstrebig schritt sie zusammen mit ihrem Freund Armin voran, während die anderen folgten und insgeheim auf die nächste Überraschung warteten. Nach wenigen Metern standen sie in einer Halle, die bedeutend kleiner, als der zuvor kennen gelernte Maschinenraum war. Alles war vollgestopft mit Technik.
„Sind wir wieder in dem Raum mit den Schaltkonsolen?“, war Jonnys erste, verblüffte Frage.
Nachdem sich Armin umgesehen hatte, wusste er: „Nein, das ist definitiv nicht der gleiche Raum.“
Da gab es in der Mitte keine einzelnen Konsolen. Ein riesiger Zylinder mit zehn Metern Durchmesser ragte im Zentrum des Raumes bis unter die Decke. Nach genauerem Betrachten war sich Armin sicher, dass dieses Gebilde nicht an der Decke endete, sondern durch mehrere Stockwerke verlief.
„Was kann das sein?“, rätselte Klaus laut.
Jonny blieb abrupt vor diesem Zylinder stehen und forderte Ruhe.
„Hey, habt ihr das gerade gehört?“
Jeder versuchte, sich ruhig zu verhalten und alle lauschten nach dem Geräusch, das Jonny aufgeschreckt hatte.
„Da, da spricht jemand“, flüsterte Jonny und hielt sein Ohr direkt an die Wandverkleidung des Zylinders.
Jeder lauschte aufmerksam weiter, aber keiner außer Jonny konnte diese Stimme hören. Karla unterbrach nach einer Weile die Stille.
„Das war der Stress mit den Maschinenmonstern. Ich glaube, Jonny braucht ein wenig Ruhe.“
Verärgert wies Jonny diese Mutmaßung von Karla zurück. Er hatte diese Stimme deutlich gehört. Armin wollte gerade ansetzen, Jonny dazu zu bewegen, sich etwas Entspannung zu gönnen, als Jennyfer ebenfalls bestätigte, dass jemand gesprochen habe.
„Jetzt haben wir schon zwei Verrückte“, befürchtete Armin mit besorgtem Gesichtsausdruck.
„Nein, Jonny hat recht. Da drinnen ist jemand gefangen“, rief Jennyfer aufgebracht, weil man ihnen beiden kein Glauben schenkte.
-----------------------------------------------------
Die vergessene Armee der Kinder
Kapitel 06 Die Eindringlinge
Rohtextversion
Jennyfer wurde sich immer deutlicher bewußt, dass ihre Traumerlebnisse und die Realität in direktem Zusammenhang standen. Sie konnte Ereignisse so zielsicher vorausahnen, dass es ihr selbst schon unheimlich vorkam und es auch fast schon kein Zufall mehr sein konnte.
Dieses Ungetüm, welches sich auf geradem Weg zu ihrem Versteck befand, hatte sie in einem ihrer Träume ebenfalls schon gesehen.
Dass sie allerdings außerhalb dieses Bunkers das „Nichts“ in ihren Träumen gesehen hatte, machte ihr eine höllische Angst und ließ sie nur bei einem Gedanken daran erschauern.
Das spinnenartige Ungetüm kam immer näher, und man konnte deutlich das Geräusch hören, wann die Füße von ihm auf dem Boden aufsetzten.
Jennyfer spürte aber nicht nur ihre eigene Angst. Es war fast so, als ob sie mit den anderen geistig verbunden wäre und auch ihre momentane Furcht spüren könnte.
Die größte Furcht schien Jonny „auszusenden“, zumindest konnte Jennyfer sie von Ihm am deutlichsten „spüren“.
„Ihr müsst euch zwischen den Leitungen verstecken“, flüsterte Armin fast in Befehlston zu seinen Freunden, „passt aber auf, dass ihr nichts berührt was aussieht wie blanke Leitungen und Strom führen könnte“.
Einige der Rohre waren heiß und schon in ihrer Nähe wurde es ungemütlich. Da bedurfte es keiner Warnung, sie nicht zu berühren. Vermutlich gehörten sie zu dem Kühlsystem dieser gigantischen Maschinen.
„Pass ja auf, dass du nicht steckenbleibst“, warnte Karla an Karl gewandt. Karl zwängte sich gerade zwischen zwei Rohren hindurch um dahinter Schutz vor dieser anschleichenden Riesenspinne zu suchen.
„Verdammt ist das heiß“, entfuhr es Karla laut, als sie unter einem anderen Rohr hindurchschlüpfte welches deutlich Wärme zu führen schien. Die Luft über dem Rohr verriet durch kleine Wirbelungen, dass das Rohr sehr viel Wärme nach außen abgab. Wäre Karla nicht so schlank gewesen, sie hätte sich bestimmt den Rücken verbrannt.
Karl fasste sie an ihren Armen und zog sie vollends auf die vermeintlich sichere Seite hinter den Rohren. „Danke“, kam es von Karla überrascht. So viel Reaktion hätte sie Karl gar nicht zugetraut.
Zwischen den Rohren hindurch starrten alle auf das nahende Unheil, in der Hoffnung, hinter den Rohren vor einem Angriff genügend geschützt zu sein.
„Oh mein Gott, da kommt noch so ein Ungetüm angestürmt“, entfuhr es plötzlich Karl, der sich gerade getraut hatte, zwischen den Rohren auf die andere Seite des Raumes zu spähen.
---------------
Alarm! Schon seit Stunden war die Zentralrechnereinheit aktiviert worden. Im Brutraum waren fünf Einheiten unplanmäßig aktiv geschaltet worden. Jetzt kam vom Maschinenraum der Alarm, dass sich dort unberechtigt Eindringlinge befinden würden. Ein Bioscann hatte ergeben, daß es sich um nicht registrierte biologische Wesen handelte. Normalerweise trug jeder, der eine Aufenthaltsberechtigung auf der Station besaß, ein Armband mit dem Erkennungscode und seinen persönlichen Daten. Nur Eindringlinge würden sich ohne diese Erkennung in einen geschützten Bereich der Station wagen.
Die Zentraleinheit schickte sofort drei Wächter los um diese Eindringlinge zu neutralisieren.
------------
Jennyfer konnte ihre Angst nicht mehr verbergen und Armin versuchte sie trotz seiner eigenen Furcht zu beruhigen: „Diese Monster sind viel zu groß um uns hierher folgen zu können – wir müssen unbedingt einen Weg aus dieser Halle finden ohne dass sie uns erwischen.“
Die eine „Spinne“ hatte sich jetzt ihrem Versteck bis auf ein paar Meter genähert. Jennyfer sah wie gebannt auf die vielen „glühenden“ Augen die böse funkelten und nichts Gutes verhießen.
Vorsichtig stapfte das Monstrum bis zu den Rohren hinter denen sich die Freunde versteckt hatten. Diese „Spinne“ schien ganz genau zu wissen, wo sie suchen musste.
„Seid ja leise und bewegt euch nicht“, flüstete Armin, als er bemerkte, dass Karla etwas sagen wollte und gerade dabei war, ihren sicheren Platz zu verlassen. Er hatte Angst, dass sie jedes noch so kleine Geräusch verraten könnte.
Karla drängte sich sofort wieder in den Schutz der Rohrleitungen zurück.
Dieses Monster schien sie zu beobachten. Jedenfalls starrte es mit den vielen Augen genau auf die Stelle zwischen den Maschinen, wo sich ihr Versteck befand.
Dass Jennyfer plötzlich noch einen entsetzteren Gesichtsausdruck zeigte als zuvor, war damit begründet, dass sich jetzt auch die zweite „Spinne“ vor dem Versteck eingefunden hatte.
„Wie sollen wir diesen Wesen nur entkommen?“, verzweifelte sie fast in Gedanken.
Diese „Spinnen“hatten an ihrem Kopf mehrere „Fühler“ die wie Tentakel durch die Luft kreisten um zu ertasten, ob sich dort etwas befand. Armin zählte zwölf dieser Fühler. Diese Fühler waren recht kräftig, fast 15 Zentimeter im Durchmesser und über fünf Meter lang, so etwas kannte bis jetzt keiner von einem bekannten Lebewesen. Dass dieses Monster mit seinen Fühlern die heißen Leitungen berührte, schien ihm überhaupt nichts auszumachen.
Karl duckte sich zur Seite, fast wäre er von einem dieser Fühler berührt worden. Diese Bewegung schien das Monster registriert zu haben. Die Augen dieser Riesenspinne glühten jetzt auf wie kleine Scheinwerfer – und Karl sah sich genau im Zentrum dieses glutroten Lichtscheins.
„Mein Gott, jetzt hat mich dieses Monster direkt im Visier“, durchzuckte es Karl, als er sich instinktiv zur Seite bewegte, als dieser Tentakel wie eine Peitsche auf ihn herabsauste.
„Ich muss hier schnell weg“, war sein nächster Gedanke. Bevor er sich aber nur um eine paar Zentimeter bewegen konnte, hatten ihn die Tentakel dieses hungrigen Monsters gepackt und versuchten ihn zwischen den Leitungen herauszuziehen.
Dass es jetzt ums Überleben ging, war jedem sofort klar, als Karl plötzlich von den Tentakelarmen gepackt wurde.
„Wir müssen ihm helfen“, schrie Klaus und versuchte, einen dieser Fühler zu greifen welche Karl bereits umschlossen hatte.
Diese Wesen schienen unmenschliche Kräfte zu besitzen. Bevor Klaus den Tentakel fassen konnte, wurde er wie eine Spielzeugpuppe hochgehoben und landete unsanft mitten in dem breiten Gang zwischen den Maschinen.
Sofort war die zweite Spinne über ihm und hatte ihn mit ihren Tentakelarmen umklammert. Er konnte sich nicht mehr bewegen.
„Schnell, lauft um euer Leben“, schrie Karl und stemmte sich gegen den eisernen Griff dieses Monsters. Mit aller Kraft die er aufbringen konnte, umfasste er den Tentakelarm der ihn gefangen hielt und versuchte ihn nach außen zu biegen.
Plötzlich gab es ein knirschendes Geräusch und Karl stand völlig verdutzt zwischen den Rohren. Er hatte das Ende dieses Armes, der ihn festgehalten hatte in seinen Händen während das Monster den abgerissenen Stumpf wild durch die Luft peitschte.
„Hey – Wahnsinn – wie hast du denn dies fertiggebracht“, wollte Armin genauso überrascht wissen. Er wusste zwar, dass Karl enorme Körperkräfte besaß, aber so etwas hatte er nicht erwartet.
Erst jetzt betrachte sich Armin das abgerissene Stück dieses tentakelartigen Fühlers. „Das... das gibt es doch nicht“, stotterte er fassungslos. „Das ist kein Lebewesen, das ist eine Maschine.“
An der Abrissstelle hingen viele Kabel und Leitungen heraus, das gesamte Gebilde schien aus einer Metalllegierung zu bestehen. Eine Flüssigkeit tropfte aus einer dieser Leitungen.
„Das kann keine Maschine sein – das Ding blutet doch“, bemerkte Jennyfer immer noch zusammengekauert hinter den Leitungen sitzend.
Karl lief die Flüssigkeit über die Hände und nachdem Jennyfer des Wort Blut erwähnt hatte, ließ er den abgerissenen Tentakel fallen als ob er sich mit einer unheilbaren Krankheit anstecken könnte.
„Das ist kein Blut, das ist Hydrauliköl“, stellte er erleichtert fest, als er an der Flüssigkeit vorsichtig schnupperte.
Inzwischen stand noch eines dieser „Spinnenmonster“ auf dem breiten Gang zwischen den Maschinen und starrte direkt zu dem Platz, an dem sich der „Kampf“ zugetragen hatte.
Irgendwie schien ihnen die Angriffslust vergangen zu sein - auf jeden Fall waren sie um einiges vorsichtiger, als sie jetzt versuchten, der „Eindringlinge“ habhaft zu werden.
Klaus war noch immer von den Tentakelarmen des zweiten Maschinenwesens zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Der nächste Tentakelarm der Karl zu fassen bekam, versuchte nicht mehr wie beim ersten mal ihn nur zu umfassen, sondern traf ihn zuerst am Kopf. „Oh verdammt, das Ding hat mich voll erwischt“, stöhnte Karl benommen. Den kurzen Augenblick nutzte dieses Monster und Karl war blitzschnell verschnürt wie ein Weihnachtspaket. Da halfen ihm selbst seine enormen Körperkräfte nicht mehr freizukommen.
Als nächstes erwischte es Karla. „Auah.....“ Ihr Schmerzensschrei hallte zwischen den Maschinen wie bei einem Echo als sie von einem dieser Greifarme unsanft zwischen den Rohren hervorgezerrt wurde.
„Ich muss ihr helfen“, hämmerten die Gedanken in Karls Kopf. Dieses Monsterwesen schienen keine Rücksicht auf ein Menschenleben zu nehmen. Karla war die schwächste von allen – die konnte sich bestimmt nicht gegen diese Monster wehren.
In Karl kochte so langsam eine richtige Wut hoch. Da hatte er früher schon immer Probleme gehabt, diese Wut zügeln zu können. Das war schon seit frühster Jugend sein größtes Problem gewesen, dass es nach so einem „Wutanfall“ hernach nur noch Kleinholz gegeben hatte.
„Lasst Karla los ihr Monster“, schrie er wutentbrannt und konzentrierte sich darauf, die Tentakelarme die ihn umschlossen hatten, zu zerreißen.
Wie in Trance erlebte er das weitere Geschehen. Plötzlich war er frei. Überall spritzte das Hydrauliköl herum und mit einem Satz war er bei der Riesenspinne welche Karla in ihren Fängen hatte. Dem Monster würde er es jetzt zeigen. Den Tentakelarm, welcher Karlas Fuß umschlossen hielt, riss er dem Monster komplett aus dem Körper. Dass die anderen Tentakel auf ihn wie Peitschenhiebe niedersausten, spürte er in seiner Wut überhaupt nicht mehr. Sobald er einen dieser Arme zu fassen bekam, besaß das Monster einen „Fühler“ weniger.
Karla war zusammen mit dem ausgerissenen Tentakelarm über den Boden geschlittert. Hätte Jonny sie nicht abgefangen, sie hätte sich wahrscheinlich beim auftreffen zwischen den Rohrsystemen das Genick gebrochen.
„Das gibt es doch gar nicht“, staunte Armin, als er sah, dass Karl dabei war, nur mit den Händen diese Maschine, die Karla angegriffen hatte, Stück für Stück zu zerlegen.
„Das ist mir so langsam unheimlich“, flüsterte Jennyfer, als Karl eine Panzerplatte dieses Monstrums wie den Deckel eines Pappkartons aufbog und einfach die dicken Bündel Leitungen darunter packte und aus dem Inneren der Maschine heraus riss.
Das „Monster“ war besiegt – mit einem letzten aufblitzen der „Augen“ sackte es in sich zusammen und alle Bewegungen hörten auf.
Karl sprang von der Maschine herunter. Instinktiv nahmen seine Freunde schnell ein paar Schritte Sicherheitsabstand ein. Die beiden anderen Maschinenwesen hatten anscheinend begriffen, dass sie hier keine Gefangenen machen konnten und zogen deshalb sofort den Rückzug an.
„Ich werd verrückt – was war denn dies gerade für eine Aktion?“, wollte Klaus sofort wissen, während er Karl fragend ansah.
Karl stand ein paar Minuten regungslos vor dem besiegten „Monster“ und schien erst langsam wieder in die Wirklichkeit zurückfinden zu müssen.
„Karla – was ist mit Karla?“, fragte er plötzlich mit einer Angst in der Stimme, als ob es sich erst jetzt bewußt wäre, was zuvor passiert war.
„Mir geht es gut“, versicherte Karla sofort. „Aber – bei dir sind wir da irgend wie nicht mehr ganz so sicher“, fügte sie noch vorsichtig hinzu.
Armin war inzwischen zu dem Maschinenwesen gegangen, oder vielmehr dem Schrotthaufen, den Karl übrig gelassen hatte. Er versuchte die abgerissene Panzerplatte hochzuheben. Sie war viel zu schwer.
„Das ist doch nicht möglich“, sinnierte er als es sah, dass die Platte aus massivem Stahl sogar verbogen war.
Karl schien sich ebenfalls nicht so richtig bewußt zu sein, wie er solche Kräfte entwickeln konnte. Er sah auf seine Hände – Nein, da waren keine Verletzungen zu sehen. So eine Aktion konnte man aber niemals durchführen, ohne dass sie an den Händen Spuren hinterließ.
Jennyfer machte den Versuch einer Erklärung: „Ihr mögt mich jetzt für verrückt halten, aber während Karl in Aktion war, konnte ich um ihn herum wie ein Kraftfeld sehen“
Dass jetzt selbst Karl Jennyfer anblickte als ob sie wirklich verrückt geworden wäre war Jennyfer richtig peinlich. Nur Jonny schien nicht von ihrer Erklärung sonderlich überrascht. Er hielt sich allerdings mit einer Erklärung von seiner Seite zurück. Die anderen würden wahrscheinlich auch ihn für verrückt erklären, wenn er jetzt behauptete, die Gedanken von allen während des Kampfes ganz deutlich „gehört“ zu haben.
„Irgend etwas Unheimliches geht hier vor“, vermutete er laut.
Armin war ein kühl denkender „Techniker“. Obwohl auch er brennend daran interessiert war, zu erfahren, welchem Umstand diese übermenschlichen Kräfte von Karl zu verdanken waren, dachte er an die weitere Zukunft der Gruppe.
„Los, lasst uns verschwinden bevor diese Monstermaschinen mit Verstärkung zurückkommen“, holte er schnell die anderen wieder in die Realität zurück.
Dass sie sich am Rande des Ganges dicht an den Rohrleitungssystemen in Richtung Ausgang des Maschinenraum bewegten war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Vielleicht konnten sie sich so bei einem erneuten Angriff doch noch schnell genug, und wirksam verstecken. Sie mussten nur etwas weiter zwischen die Maschinen laufen um dem Wirkungsbereich dieser „Tentakelarme“ zu entgehen. Schließlich wußte keiner, ob Karl diese zuvor gezeigten Superkräfte jederzeit wieder entwickeln konnte.
„Ich kann alleine laufen, Danke“, wehrte Karla ab als Karl ihr anbot sie wieder zu tragen. Ihr Po schmerzte zwar immer noch und sie hinkte ein wenig, aber der Schmerz ließ seltsamerweise schneller nach, seit sie selbst zu Fuß ging. Trotzdem hielt sie sich ganz dicht in der Nähe von Karl. Der Bursche konnte sie anscheinend doch bei einer Gefahr am besten beschützen.
Unbehelligt erreichten sie die andere Seite dieses Maschinenraumes. Erst nachdem sie den Raum durchquert hatten, sprach Armin aus was alle dachten: „Dieser Maschinenraum ist ja gigantisch. Das kann unmöglich nur die Energieerzeugungsanlage für einen Schutzbunker sein.“
Der Ausgang führte zu einem kurzen Tunnel in dem divuses Licht herrschte.
„Genau wie der Raum, in den wir „transportiert“ worden sind“, bemerkte Armin als sie in einem großen kuppelförmigen Raum am Ende des Tunnels angekommen waren. Rings herum führten Öffnungen zu weiteren Tunnels.
„Was sich wohl in all diesen Räumen verbirgt“, wollte Karla wissen.
„Mich würde viel mehr interessieren, wie dieses Transportsystem funktioniert und ob man es irgendwie bedienen kann“, meinte Armin als Antwort.
„Hey Karla – du bist doch so ein Knobelgenie – hast du keine Idee wie das ganze funktionieren könnte“, beendete jetzt Klaus die nach seiner Meinung unnötigen Spekulationen.
„Das ist wirklich kniffelig“, wand Karla ein, „aber bestimmt nicht unlösbar“
„Du weist doch sonst immer.....“, wollte Jonny die Überlegungen von Karla etwas beschleunigen.
„Jetzt lasst sie doch mal in Ruhe nachdenken“, unterbrach Armin die Drängelei sofort.
Während Karla sich gedanklich mit dem imaginären Transportsystem beschäftigte, suchte Armin die Wände nach irgend einer Bedientafel oder Vorrichtung ab, die dem Zweck dienen konnte, das Transportsystem zu steuern.
Ausser dass genau in der Mitte des Raumes mit Leuchtfarben ein Kreis auf dem Boden aufgezeichnet war, und jeweils zwei Linien davon abgehend zu den außen liegenden Öffnungen führten, konnten sie nichts entdecken.
„Ich habe eine Vermutung“, unterbrach Karla die eingetretene Stille.
„Lass hören“, forderte Armin ungeduldig auf, dass Karla ihnen ihre Theorie erklären sollte.
„Ihr seht doch den Kreis und die Wege, die von ihm ausgehend eingezeichnet sind. Vielleicht muss man sich nur von der Richtung in den Kreis bewegen, in die man transportiert werden will.“ Wie zum Beweis, dass sie sich sicher war dass sie
mit ihrer Theorie recht behielt, schritt sie auf dem eingezeichneten Weg der sie auf die andere Seite des Maschinenraumes führen würde in den Kreismittelpunkt.
Ein kurzes Aufleuchten verriet, dass sie auf jeden Fall dieses Transportsystem aktiviert hatte.
„Los, folgen wir ihr“, ordnete Armin an. Er wollte nicht, dass die Gruppe sich teilte. Als er zusammen mit den anderen sich gerade in Richtung des Kreises bewegen wollte, stand plötzlich Karla wieder im Zentrum des auf dem Boden aufgezeichneten Kreises. Mit einem Sprung war sie wieder bei ihren Freunden.
„Das war keine so gute Idee“, verkündete sie leichenblass.
„los sag schon, was hat dich so erschreckt?“, wollte Armin sofort wissen.
„Das hat zwar wunderbar funktioniert, aber da drüben warten immer noch die zwei Spinnenmonster auf uns. Man habe ich Glück gehabt dass die mich nicht erwischt haben“, erklärte sie den anderen.
„Oh verdammter Mist. Dann wissen die Biester jetzt wo wir sind. Lasst uns schnell verschwinden“, vermutete Armin, nachdem Karla aufgehört hatte zu sprechen.
So schnell sie konnten wechselten alle die „Richtung“ von der aus sie in den Transporterbereich traten. Es funktionierte – alle kamen in einer Halle an, die genauso aussah wie der zuvor verlassene Knotenpunkt. Dass wenige Millisekunden später auch der erste Wartungsroboter des Maschinenraumes an ihrem „Absprungsort“ ankam, bekamen sie Gottseidank nicht mehr mit. Hätten sie gewußt, dass die Wartungsroboter den Bereich des Maschinenraum nicht verlassen konnten, wäre ihnen allen doch ein wenig die Angst vor diesen Maschinenmonstern genommen gewesen.
Nachdem sich die Sechs Jugendlichen aus dem Bereich des Maschinenraumes entfernt hatten, ging sofort eine Meldung an die Zentraleinheit, dass die Eindringlinge „beseitigt“ wären. Zwei der Wartungsroboter wurden zur Inspektion in die Regenerationsstation beordert. Die dritte Wartungseinheit hatte völligen Funktionsausfall gemeldet – da dauerte die Reparatur etwas länger.
Dieses mal kam das Licht nicht nur von einem der vielen Ausgänge, sondern es schien fast so, dass überall alles taghell beleuchtet war.
„Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual“, rätselte Armin, welchen Ausgang sie nehmen sollten.
Jennyfer schien sich zu konzentrieren und deutete plötzlich mit dem ausgestreckten Arm auf einen der seitlichen Ausgänge: „Da, diesen Weg sollten wir nehmen“
Ein Ausgang war so gut wie der andere – meinten zumindest die anderen Fünf.
Jennyfer hatte allerdings in der von ihr angedeuteten Richtung eine besondere Wahrnehmung gemacht. Dort hatte sie so etwas ähnliches wie ein Lebewesen „gespürt“.
Zielstrebig schritt sie zusammen mit ihrem Freund Armin voran, während die anderen einfach folgten und insgeheim auf die nächste Überraschung warteten.
Nach wenigen Metern standen sie in einer Halle, die bedeutend kleiner als der zuvor kennengelernte Maschinenraum war. Alles war voll gestopft mit Technik.
„Sind wir jetzt wieder in dem Raum mit den Schaltkonsolen“, war die erste verblüffte Frage von Jonny.
Nachdem sich Armin umgesehen hatte, wußte er: „Nein, das ist definitiv nicht der gleiche Raum wie der mit den Schaltkonsolen“
Da gab es in der Mitte keine einzelnen Konsolen. Ein riesiger Zylinder mit mindestens zehn Metern Durchmesser ragte in der Mitte des Raumes bis unter die Decke. Nach genauerem Betrachten war sich Armin sicher, dass dieses Gebilde nicht an der Decke endete, sondern durch mehrere Stockwerke verlief.
„Was kann dies nur sein?“, rätselte Klaus laut.
Jonny blieb plötzlich direkt vor diesem Zylinder stehen und forderte Ruhe: „Hey, habt ihr das gerade auch gehört?“
Jeder versuchte sich ruhig zu verhalten und alle lauschten nach dem Geräusch das Jonny so aufgeschreckt hatte.
„Da, da spricht doch jemand“, flüsterte Jonny und hielt sein Ohr jetzt direkt an die Wandung des Zylinders.
Jeder lauschte aufmerksam weiter, aber keiner schien ausser Jonny diese Stimme hören zu können.
Karla unterbrach nach einer Weile die Stille: „Das war bestimmt der Stress mit den Maschinenmonstern. Ich glaube Jonny braucht unbedingt ein wenig Ruhe.“
Fast verärgert wies Jonny diese Mutmaßung von Karla zurück – er war nicht verrückt geworden, er hatte diese Stimme ganz deutlich gehört.
Armin wollte gerade ansetzen, gleich wie Karla, Jonny dazu zu bewegen, sich ein wenig Ruhe und Entspannung zu gönnen, als plötzlich Jennyfer ebenfalls bestätigte, dass da jemand gesprochen habe.
„Jetzt haben wir schon zwei Verrückte“, befürchtete Armin mit besorgtem Gesichtsausdruck.
„Nein, Jonny hat recht, da drinnen ist wirklich jemand gefangen“, rief Jennyfer ganz aufgebracht weil man ihnen beiden kein Glauben schenkte.
Von Aabatyron
Am 05.01.2009 um 00:31 Uhr
zuletzt geändert am 09.02.2009 um 05:47 Uhr.
Von Aabatyron
Am 02.01.2009 um 21:57 Uhr
Von Kapitel 01 gibt es eine (sehr gut) lektorierte Version.
Der Rohtext wurde von Sunshishi lektoriert und ist neu als Kapitel 01 vor der Altversion ins Forum gestellt.