Eine cola sagte er.
Blasser teint, sommersprossen. Ein verschmiztes lächeln, das sich im rechten mundwinkel hervor spielte.
Eine cola.
Damit fing alles an.
Erst viel später bemerkte ich die warmen, braunen augen, die ruhig und klug jedes detail, jede regung um ihn herum wahrnahmen.
Die wachen, warmen augen. So klug. So braun wie whisky, in eichenfässern. torfig tief.
Bei diesem schiefen, so charmanten lächeln kniff er eins seiner augen kleiner und bewirkte so diesen unvergesslichen ausdruck, der sich von dem moment an mein gehirn und meine seele gebrannt hatte.
Eine cola sagte ich.
Gleichzeitig bewegten wir uns auf´s selbe ziel und … da war es!
ein bilderblitz durchfuhr mich, als seine hand mit meiner zusammen traf.
Für eine winzige sekunde, einen wimpernschlag, war ich plötzlich nicht mehr auf dem viel zu vollen, viel zu grellen messestand in münchen. Bediente nicht als messehostess die internationalen besucher und vertreter an hässlichen, runden bistrotischen.
Ich fühlte mich, als säße ich an einem fröhlich dahinplätschernden bach im wald und als tauchte ich meine hand ins kühlende, weiche fließwasser. Ganz ruhig, ganz klar. Ganz ich.
Ich liebte ihn.
Bis heute verstehe ich nicht, was mit mir in diesem einzigen moment geschehen ist.
Ich weiß nur, dass ich ihn von dem moment an liebte. Ihn suchte. Ab da in jedem gesicht das eine suchte. Bis heute suche.
Am tag darauf fasste ich all meinen mut zusammen… frag ihn einfach sagte ich mir. Frag ihn, ob er nachher mit mir und den mädels in münchen etwas trinken gehen mag.
Ganz unverbindlich. Ganz spontan. Ganz frei.
Ich fragte ihn.
Doch… er verstand mich nicht.
Fragend suchten seine warmen augen in meinem gesicht nach worten die er verstand. Sein blick traf meinen und ich spürte, dass ich rot wurde. Ich war verliebt.
Spain? Ich verneinte. French? Er verneinte. English? Yes
Klar dachte ich! Blasser teint, sommersprossen, er spricht englisch: er ist engländer!
So, wie er aussieht muß er engländer sein!
Ich malte mir aus wie er lebt. In england…
Doch ich erfuhr, dass ich mich täuschte.
Er war kein engländer.
Auch kein ire.
Israel sagte er.
Israel dachte ich. Mir fielen die gesprächsfetzen ein und verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern, was patrick, mein bester freund, mir über israel erzählt hatte. Er eignete sich seit jahren wissen über dieses land und dessen religion und kultur an. Aber es hatte keinen sinn.
Ich brachte nichts sinn machendes zusammen. Ich gestand mir mein unwissen ein.
- Wo war israel noch mal?
Egal.
das einzige, was mich wirklich interessierte, war, ob er mitkommt.
er kam.
Unbeholfen verabredeten wir uns. 20.00 uhr am hauptbahnhof.
Ich war noch nie in münchen und hatte den bahnhof vor 2 tagen bei meiner ankunft erstmals gesehen. Ihn würde ich finden. Schließlich war ich nur zum arbeiten hier her gekommen.
Ich kannte mich nicht aus. Und er? Er war zum ersten mal überhaupt in deutschland. Ein wunder, dass wir uns tatsächlich dort wieder sahen!
nachdem ich über eine halbe stunde mit blankliegenden nerven am gleis 1 gewartet hatte, wuchsen meine sorgen und phantasien, was alles schief gelaufen sein mochte.
Er hat sich verlaufen! schoß es mir in den verstand!
Wird er kommen? Hat er mich versetzt?
Ist er das? Oder das?
Wenn ich gehe, kommt er dann um die ecke?
War er schon da und ich habe ihn verpasst? Nicht gesehen? Nicht erkannt?
Hat er mich gesehen? Und habe ich ihm nicht gefallen?
Hat er sich´s anders überlegt? Hat er…
- Da war er!
Legèr in jeans und grauem sweatshirt. Ganz anders als am Mittag. Als sein fein auf seinen teint abgestimmten anzug mit dieser grotesk aussehenden gelben krawatte…
Erleichterung ließ meinen körper weich werden.
Aber… wie sollte ich ihn begrüßen?
Ich fühlte mich ihm so vertraut und irgendwie… verbunden.
Wir umarmten uns. Erleichtert. Bis wir uns erinnerten, dass wir uns ja gar nicht kannten! Schüchtern standen wir da… alles um mich herum war nicht mehr existent.
All die leute, die vorhin noch überall herum liefen und in vorbei fahrende bahnen ein- und ausgestiegen waren, waren nicht mehr da… kein einziger mensch war mehr in unserer nähe.
Alles war auf einmal viel heller und es gab nur noch ihn – und mich.
Ich fühlte meine unsicherheit und all die verwirrenden gefühle, die ich nicht verstand und nicht verstehen wollte. Ich schob alles zur seite. Wischte jegliche gedanken zur seite.
Er war da!
Wer bist du?
Was machst du? Und warum bist du hier?
Und …was machen wir jetzt?
Völlig kopflos liefen wir in irgendeine richtung bis wir merkten, dass wir und für ein ziel entscheiden sollten… verlegen trafen sich unsere blicke. Und manchmal auch unsere arme beim gehen.
Mein gott!
Was passierte mit mir?! Schoß es mir duch den kopf.
Ah, astrophysik…hm.. ich studiere modedesign.
Jude.. was hatte mir patrick noch mal über diese religion erzählt..?! was wusste ich über juden?
Filme und literatur über den holokaust, den 2. weltkrieg liefen in schwarz-weißen bildern wie von einem band ab.
Berühr mich.
Küss mich.
Ich kann dich nicht lassen.
Bleib noch einen moment, nur noch kurz. Dich zu küssen ist so schön. Viel zu schön…
Nimm mich mit sagte er.
Das geht doch nicht… ich kenn dich doch gar nicht.
Außerdem bewohnte ich ein appartment eines mannes, den ich nicht kannte, den ich erst einmal gesehen hatte, als er mir den schlüssel übergeben hatte. Ein entfernter freund des freundes meiner freundin aus bonn.
Da kann ich doch nicht einfach einen typ mitnehmen, den ich auch nicht kannte, dessen sprache ich nicht mal verstand. Nicht einmal lesen konnte!
Nimm mich mit… entscheide, bevor die letzte bahn fährt!
seine küsse waren wie dumpfe watte, die mich einhüllten und seine augen, der einzige wegweiser. Ich war völlig verloren.
Seine hände, das einzige, das mir halt geben konnte.
Jetzt war es geschehen. Die letzte bahn verließ soeben, den bahnhof!
Jetzt hatten wir die letzte bahn verpasst.
Egal - Ich kann nicht aufhören dich zu küssen. Küss mich.
Ich war süchtig. von diesem ersten moment an war ich süchtig.
Süchtig nach ihm.
Wir tafen uns jeden tag der übrig bleibenden woche.
Und jeden tag wurde der schlafmangel unübersehbarer.
Augenringe.
Nervosität und dämmerzustände mischten sich in die überdosen kaffee.
Essen brauchte ich scheinbar nie wieder!
Dieses flattern im bauch beim gedanken an ihn und die gemeinsamen nächte.
Ich war noch nie so verliebt.
Ich suchte ihn und er suchte mich.
Es war als würde die welt heller und wir größer als alle anderen, wenn er da war.
Er.
Nichts schien mehr wichtig.
Den abschied verdrängten wir.
Unaufhaltsam nagten die zeiger der zeit an der uns vergönnten zeit. Sie gruben sich vorwärts und trugen stück für stück ab. Bis ich ihn zum letzten mal sehen sollte.
Die sonne schien.
Und schlug mir ins gesicht an diesem tag. Unaufhaltsam. Ungnädig. Unausweichlich sah ich diesen moment auf mich zukommen. Ertrug ihn.
In münchen.
Auf der parkbank.
Seine haare blitzten rot auf in der gelben sonne, als er mir sagte, dass wir uns wieder sehen würden. Wir uns schreiben werden und ich bald nach israel kommen soll.
Die sonne stach mir gelb in die augen, als ich ein letztes mal braune augen sah. Küsste.
Wie ein süchtiger, der bewusst die letzte dosis empfängt, spürte ich ihn. Sah ihn. Roch ihn. Schmeckte ihn.
Er ließ mich zurück.
Saß da auf der parkbank und bewunderte ein letztes mal sein fein auf seinen teint abgestimmtes hemd mit der grotesk aussehenden gelben krawatte.
Ich blinselte.
- er war weg.
Weg.
Einfach weg.
Und nur die sonne stach mir in den augen, während ich tief inhalierte.
War es der zigarettenrauch, der tränen rief?
Von sunshishi
Am 21.12.2008 um 19:38 Uhr
so viel Wortgewandtheit - sehr gut.
Du erschaffst großartige Bilder, in die ich mich als Leser wunderbar hineinversetzen kann.
Ein kleiner Tippfehler am Ende:
>Ich blinselte.
blinzelte
Ansonsten sehr gut. Weiter so^^
SuShi
I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.
Von Aabatyron
Am 24.11.2008 um 20:00 Uhr
Sehr "starke" Ausdrucksweise.
~*~ Werner May ~*~