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Traumtänzer Kapitel 4 - von Hannibal, 25.09.2007
Die blaue Flamme


Peter trat erst ganz zögernd in das Zimmer ein, immerhin wusste er ja auch nicht, was ihn in diesen Raum erwarten sollte. Die anderen Räume waren ihn auch schon so unheimlich gewesen und überhaupt, die Begegnung mit diesem Wesen hatte ihn so oder so äußerst nervös gemacht.
Das erste was Peter sah, war ein riesiger Sessel, dessen Lehne ihm zugewandt war. Und dieser war wirklich groß, wenn er es hätte schätzen müssen, hätte er gesagt, dass dort mindestens eine Person hätte sitzen können, die an die drei Meter groß ist. Der Sessel nahm auch den meisten Platz in einem eher sehr kleinen Raum ein. Links und Rechts konnte Peter an den Wänden ein paar kleine schmale Regale erkennen, auf denen ein paar Bücher standen. Die Bücher machten aber einen äußerst antiken Eindruck, sie schienen seit Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein. Außer den Regalen, konnte Peter noch etwas knistern hören. Erst als er richtig darüber nachdachte, kam er auf die einleuchtende Idee, dass es sich um ein Feuer handelte.
“Deswegen ist es auch so warm hier.”, murmelte Peter leise vor sich hin und ging einen weiteren Schritt auf den riesigen Sessel zu.
Doch als er ein paar kleine Schritte gegangen war, blieb er abrupt stehen, der Sessel hatte sich ein bisschen in die Luft erhoben und fing an, sich in seine Richtung zu drehen. Ganz langsam konnte er einen weißen Bart erkennen und dann saß schließlich Angus, jetzt mit dem Gesicht zugewandt, ihm gegenüber. Der Sessel schwebte noch einen Meter auf ihn zu und nun waren ihre Gesichter keinen Meter mehr von einander entfernt. Peter hätte dem alten Mann aus der geringen Entfernung seine Brille von der Nase schnappen können. Nun konnte er auch sehen, dass er auch recht gehabt hatte, in der Tatsache, was das Feuer betraf, nur lagen seine Gedanken insofern daneben, weil die Flammen nicht in einem Ofen brannten, sondern in den Händen von Tiberius Angus. Er jonglierte regelrecht mit einer Flamme, die noch nicht mal rot, sondern blau war. Es sah aus, als mache dies Angus Tag für Tag, es schien ihm keinerlei Mühe zu kosten und doch, machte er einen recht traurigen Eindruck. Gerade, als Peter irgendwas sagen wollte, fing Angus an zu sprechen.
“Ach Peter, ich werde alt. Früher viel mir alles viel leichter. Ich hätte hier mit einem regelrechten Feuerorkan jonglieren können. Ach was, ich hätte es mit allen Feuern der Hölle aufnehmen können, wie ein Zirkusartist. Aber ich bin zu schwach geworden.”, sagte er, schnippte mit der linken Hand und das Feuer erlisch in seiner Hand. Er schnippte ein zweites mal und die Flammen erschien wieder, nur diesmal etwas blasser als vorher, schien es für Peter der Fall zu sein.
“Du fragst dich bestimmt, was nervt mich der alte Mann mit seinen Leiden, nicht wahr?”, es war zwar eine Frage gewesen, aber Angus ließ Peter keine Zeit für eine Antwort. Er sprach fast ohne Pause weiter.
“Wäre ich stärker gewesen, wäre all dies nicht passiert Peter. Es tut mir so leid. Vor allem für dich!”
Peter verstand nicht, was tat Angus leid? Was hätte er verhindern können?
“Ich war einfach zu schwach Peter, ich hoffe du nimmst dies als Entschuldigung an? Ich konnte es einfach nicht aufhalten, es war zu stark für mich. Normalerweise war es auch nie möglich, doch dieses Wesen, es war...”
Angus schien nach Worten zu suchen, doch er schien keine passenden zu finden.
“... es war einfach anders, als die anderen vor ihm. Ich kannte es nicht, es musste von einem Ort kommen, das so tiefer in der Erde liegt, sodass selbst der Teufel sich nicht dort hin trauen würde und es war einfach zu stark für mich.”
Peter hielt es nicht aus, was war bloß passiert?
“Angus...”, sprach Peter. “... erzähle mir endlich was du meinst.”
Angus sah erst auf seine Hände, wo die Flamme hin und her sprang, sie schien schon fast hin und her zu tänzeln, äußerst graziös und unglaublich hypnotisierend. Nach kurzer Zeit blickte Angus wieder auf und in seinen Augen spiegelte sich noch mehr Trauer als im Blick zuvor. Das einzige was er sagte, war: “Schau in die Flamme, dann wirst du dich bestimmt erinnern.”
Peter tat wie ihm geheißen und sein Blick wanderte in die blaue tänzelnde Flamme in Angus Hand. Und was er dort sah, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren, seine Augen weiteten sich und sein Herzschlag schien von einen Moment zum anderen komplett auszusetzen. Mitten in der schier endlos brennenden Flamme erblickte er nur ein Gesicht und nur dieses eine Gesicht reichte aus, um ihn fast um den Verstand zu bringen. Denn er blickte in das für ihn vertrauteste Gesicht der Welt. In den Flammen blickte er in das Gesicht von Melissa und er ahnte schreckliches.
Nun fing das Gesicht an zu verschwimmen und er sah den Albtraum den er, wie es ihm vorkam, vor Wochen gehabt hatte, ein weiteres mal. Er sah wieder, wie Melissa von diesen Ratten- und Wolfartigen Wesen gefangen gehalten wurde und wie sie verstümmelt wurde von Krallen und Messern.
“Aber... wie kann das sein? Ich war doch nachdem ich den Albtraum hatte, bei Melissa gewesen und sie war zuhause gewesen, ihr war nichts passiert. Sie war ganz unversehrt. Wir haben uns sogar deswegen gestritten. Gestritten über meine übertriebene Angst.”
Peter konnte es einfach nicht glauben, nein, er wollte es einfach nicht glauben.
“Peter...”, flüsterte Angus. “... sieh genauer hin.”
Peter wollte erst nicht wieder hinschauen, er hatte zu viel Angst davor, was er dort in den Flammen erblicken würde. Doch schließlich siegte die Neugier gegen der Angst, schließlich wollte er auch wissen, was mit Melissa passiert war.
Als er ein weiteres mal in die Flammen blickte, konnte er Melissa sehen, wie sie in ihrem Schlafzimmer stand und aus dem Fenster schaute. Erst dachte er, sie würde frieren, aber dann konnte er erkennen, das sie zitterte, weil sie weinte. Sie hatte auch die Hände vorm Gesicht und nun konnte Peter auch Tränen erkennen, die an diesen Händen, wie kleine Perlen an der Haut entlang zu gleiten schienen. Er war diesmal empfindlich für jede kleinste Kleinigkeit, schließlich könnte jede noch so winzige Tatsache von Bedeutung sein.
Nun konnte er sehen, wie Melissa sich aufs Bett legte und sie anfing sich langsam in den Schlaf zu weinen. Nach einiger Zeit war sie dann auch eingeschlafen, doch es schien kein ruhiger Schlaf zu sein, sie bewegte sich immerzu hin und her und sie schien auch im Schlaf zu schreien. Sie hatte definitiv schreckliche Albträume zu haben. Und als er sah, wie Melissa immer stärker anfing sich zu verkrampfen und zu schreien, wurde ihm plötzlich klar, worauf dies alles hinauslaufen würde. Er sah kurz auf und blickte in das Gesicht von Angus, der seinen Blick mit traurigen Augen entgegnete und nur nickte.
Peter konnte nur mit dem Kopf schütteln. Er konnte es einfach nicht fassen. Als er noch ein letztes mal auf die Flammen schaute, passierte das, was er erahnt hatte. Melissa war, nach weiteren schrecklichen unruhigen Bewegungen, plötzlich einfach verschwunden. Der einzige Beweis, dass sie sich noch vor wenigen Sekunden in diesem Raum aufgehalten hatte, war die Decke, die nachdem sich keiner mehr unter ihr befand auf die Matratze schwebte.
Peter kamen die Tränen.
“Ist sie...”, er konnte es einfach nicht aussprechen.
“Tod?”, stellte Angus seine Frage zu ende. “Nein ist sie nicht, sie wurde entführt Peter, von einem Wesen, was ich vorher noch nie gesehen habe in meinem langen Leben. Es muss sehr stark sein, denn normalerweise, haben diese Wesen nicht genug Kraft um Menschen in ihre Welt zu ziehen, aber dieses hat es fast ohne Mühe geschafft, meine Sicherheitsbarrieren zu überwinden.”
“Wo ist sie?”. fragte Peter, immerhin ist sie nicht Tod, denkt er, noch nicht, will er seinen Gedanken nicht beenden.
“Sie ist drüben in der Welt der Albträume Peter. Sharif hat sie in seine Welt schaffen lassen. Er hat irgendwas mit dir vor, aber ich komme einfach noch nicht darauf, was er sein könnte. Ich stelle mir schon die ganze Zeit, wo du hier bist die Frage, ob in hinter Gabe zwischen diesen Welten zu wandeln, mehr versteckt, als wir alle es vermuten.” Angus musterte Peter mit seinen funkelnden Augen und schien zu versuchen in ihn damit einzudringen, in Regionen, von denen Peter wahrscheinlich noch nicht mal selber eine schiere Ahnung hatte.
“Wer bist du Peter, dass Sharif sich solche Mühen macht einen Menschen in seine Welt zu holen?”
“Mir egal, wer ich bin und was ich bin und was ich kann, ich will nur Melissa retten! Wie komme ich zu ihr? Wo ist sie?
Angus sah ihn sehr lange an, es schienen für Peter Jahre zu sein.
“Nun Peter, es wird ein langer und beschwerlicher Weg sein. Und darüber hinaus noch überaus gefährlich, aber ich weiß auch, dass ich dich nicht davon abhalten kann und dass du, wenn ich es dir verbieten würde, auf eigene Faust und ohne jeglichen Schutz alleine diese Reise antreten würdest, deswegen werde ich dir helfen Melissa zu finden. Doch erst am morgigen Tag kannst du dich auf den Weg machen. Ich muss mir Gedanken darüber machen, wen ich als deine Begleiter aussuchen werde. Und das brauch seine Zeit, glaube mir, ich werde sie nicht verschwenden. Morgen wirst du alles erfahren, was du wissen musst.”
Peter sah Angus mit einem ernsten Gesichtsausdruck an und nickte bloß.
“Du hast verstanden.”, sagte Angus, nickte ebenfalls und rief nach Zikan. Als dieser nach wenigen Minuten an der Türschwelle stand, befahl Angus ihm, dass er Peter wieder auf sein Zimmer bringen sollte, schließlich sei es schon spät. Peter begab sich zu Zikan und dieser Tat wie ihm geheißen. Angus währenddessen drehte sich wieder mit seinem Sessel um und blickte nun selber in die blauen Flammen und dort erschien wieder ein Bild, was er zuvor, vor Peter geheim gehalten hatte. Angus runzelte die Stirn sah noch mal genauer hin und seufzte laut, denn was er dort sah, war Tod und Verrat, doch er konnte noch nicht deuten für wen. Angus blickte wieder auf, schnippte wieder mit dem Finger und die blaue Flamme erlischt wieder. Er war sehr froh darüber nicht mehr dort hineinschauen zu müssen.

Peters Gedanken kreisten immerzu um Melissa. Wie konnte es nur sein, dass er vor einigen Tagen noch seelenruhig zuhause sitzen konnte, ohne jegliche Sorgen und heute befindet er sich in einer Traumwelt, wo er seine Ex-Frau vor dem Tod retten muss. Peter fragte sich schon, ob er vielleicht verrückt geworden war. Die Wahrscheinlichkeit ist da. Vielleicht kam er von dem Trennungsschmerz nicht weg und die Tatsache, dass er sein Haus bald räumen musste, hatte ihm den Rest gegeben. Vielleicht saß er ja auch schon in einer kleinen gepolsterten Zelle, nur mit einer Zwangsjacke bekleidet und sabberte mit leeren Blick nur vor sich hin. Es war mittlerweile alles vorstellbar für Peter.
Er sah Zikan an, der neben ihm herlief und fragte sich ein zweites mal, ob hier alles der Realität entsprach. Er schaute nach unten auf das kleine affenähnliche Wesen und fragte es, ob er langsam verrückt werden würde.
Zikan sah zu ihm hoch, rümpfte die Nase und lächelte ein verschmitztes Lächeln.
“Vielleicht ist deine Welt ja nicht real und du bist jetzt in der Realität gelandet. Wer weiß schon was echt ist und was nicht. Was ist schon richtig und was ist falsch?”, sagte Zikan und zuckte mit der Schulter.
“Ja, aber woher weiß ich, dass ich nicht verrückt bin? Wer spricht schon mit einem Affen?”
Zikan schaute plötzlich wütend.
“Ich bin kein Affe! Und du kannst nicht wissen, ob du verrückt bist. Vielleicht bist du es, vielleicht nicht. Vielleicht sind wir alle verrückt. Aber wenn du wissen willst, ob dies alles echt ist, kann ich dir eventuell helfen.”
Peter sah ihn verdutzt an.
“Wirklich?”
“Ja, dass ist kein Problem”, sagte Zikan, machte einen schnellen Satz auf Peter zu und biss ihn mit voller Kraft in die linke Wade. Peter schrie auf vor Schmerz und trat nach Zikan, der sich aber schon wieder schnell wie ein Ratte aus Peters reichweite befand.
“Und tat es weh?”, fragte Zikan und hatte wieder dieses lächeln im Gesicht.
“Ja tat es und zwar sehr!”, zischte Peter.
“Wäre dies nicht real, hätte es nicht weh getan.”, sagte Zikan und ging wieder ein kleines Stück vor Peter, sie waren schon kurz vor seinem Zimmer.
Kurz vor Peters Zimmer blieb Zikan stehen.
“So, nun wirst du wohl alleine klarkommen oder soll ich dich noch zudecken?”, sagte Zikan und blickte Peter dabei frech grinsend an.
Dieses kleine Vieh hat es wohl auf Streit abgesehen, dachte Peter, aber erwiderte nicht ebenfalls mit einem frechem Kommentar, sondern bejahte nur ganz einfach Zikans Frage.
Das kleine Wesen zuckte nur mit der Schulter und ging seines Weges.
Peter seufzte, stieß die Tür auf, ging zum Bett und schlief auch sofort ein. Der Tag und seine ganzen bösen unheilbringenden Informationen haben ihn so sehr erschöpft, so dass er nicht mal mehr richtig über alles nachdenken konnte.



Habt freude am Leben und lassts euch nicht nehmen!


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