Zeitkanal (Der Zeitriss)
Vorwort:
Inspiriert von der Frage, ob eine Zeitreise möglich ist oder nicht, entstand diese Geschichte. Wenn man die „Entstehungsgeschichte“ des Universums mit den Erkenntnissen der neuesten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Quantenphysik verbindet, kommt man sehr schnell zu dem Schluss, dass der Faktor „Zeit“ bei allem eine wichtige Rolle gespielt hat.
Letztendlich kann man den Gedanken hegen, dass es keinen Anfang und kein Ende im Zeitstrom gibt. Daraus ergibt sich ein logischer Schluss: Bring etwas aus der Zukunft in die Vergangenheit und es wird heute real existieren. Da dürfte die Energie der Gedanken selbst wohl die kleinsten Elemente im Universum darstellen. Den Gedanken sind keine Grenzen gesetzt, weder in der Zeit, noch im Raum. Ein wenig zart besaitete Leser sollten sich aber nicht zu sehr in dieses Thema vertiefen – es hat schon manchen hochdotierten Gelehrten viele synaptische Verbindungsstellen in seinem Gehirn gekostet, wenn er sich zu eingehend mit der Entstehungsgeschichte des Universums befasst hatte, und nachforschte, woher letztendlich der Raum kam in dem das Universum platziert ist.
Basierend auf Erzählungen von Personen brasilianischer Abstammung, wie das Ureinwohnervolk dort während der Kolonialzeit „christianisiert“ wurde, spielt ein Teil des Geschehens auch in einer solchen Zeitepoche.
Die Handlung ist natürlich frei erfunden und jede Namensähnlichkeit ist rein zufällig.
Kapitel 1
Das Elmsfeuer
John war Wissenschaftler und bei einem namhaften Konzern leitete er eines der größten Labors. Dadurch konnte er es sich leisten, in einem der großen Hochhäuser wohnen zu können. Seine Wohnung war recht luxuriös eingerichtet. Was ihm noch zu seinem Glück fehlte, war eine Frau und die Erlaubnis vom Staat, ein Kind zeugen zu dürfen. Nachdem die Erdbevölkerung zwanzig Milliarden Menschen überschritten hatte, wurde weltweit die Geburtenrate sehr streng kontrolliert. Nur die "intelligentesten " durften" Nachwuchs zeugen. Wer dieser Order zugegenhandelte, wurde streng bestraft. Da jeder Mensch einen Biochip bei der Geburt eingepflanzt bekam, war die Überwachung recht einfach. Lebensmittel gab es fast nur noch als Syntetiknahrung. Fast alle Meere waren durch große Unterwasserstädte bewohnbar gemacht worden.
John wohnte im obersten Stockwerk des Hochhauses. Insgesamt zählte es 1550 Etagen. Das Gebäude ragte fast 5000 Meter in den Himmel. Manchmal konnte John unter sich die vorbeigleitenden Wolken sehen. Die Wohnung war mit metallisierten Panzerglasscheiben ausgestattet. Sie hielten die Sonnenstrahlen zurück und auch die energiereichen Blitze, die es des öfteren hier oben gab. Ein Klimasystem sorgte für genügend Sauerstoff und auch für den richtigen Luftdruck in dieser Höhe.
Da, plötzlich konnte John es wieder entdecken. Es war einfach faszinierend, die Elmsfeuer bei einem beginnenden Gewitter beobachten zu können - selbst für ihn als Wissenschaftler.
Ein Gitter aus speziellem Titan war um das gesamte Gebäude gespannt. Es leitete zum einen die Energien ab, die durch die elektrischen Aufladungen entstanden, zum anderen sorgte es für zusätzliche Stabilität des Gebäudes.
Wieder war so eine Entladung aus buntem Licht zu sehen. John beobachtete, wie sich die Energie in den Titanmetallstrukturen verlor. Schnell griff er zu seiner Digitalcamera um dieses Schauspiel in eine Datei zu bannen. So kräftig wie heute hatte er diese Erscheinungen noch nie erlebt.
Dicht am Panzerglas stehend wartete er auf das nächste Elmsfeuer.
Es war gewaltig und schimmerte fast wie ein Regenbogen. Das gab eine gute Aufnahme. Das bunte Leuchten kam immer näher. Die Kamera machte eintausend Aufnahmen pro Sekunde wenn man den Finger auf dem Auslöser hielt. Es war neueste Technik. Solarstrom mit einer neuen Goldpaddspeicherzelle, dreidimensionale Hologrammprojektion und sehr teuer. Kein Normalbürger konnte sich so was leisten.
Gleich würde das Elmsfeuer seine Energie an dem elektrisch leitfähigen Panzerglas verlieren.
Die leuchtende Energie berührte das Fenster.
"Schade dass es so schnell vorbei war", dachte gerade John, als plötzlich die Scheibe mit einem ohrenbetäubenden Knall auseinanderbrach.
Schlagartig entwich die sauerstoffreiche Luft ins Freie und John fing an, mühsam nach Atem zu ringen. Panik, es löste richtig Panik aus, das Gefühl zu haben, ersticken zu müssen.
"Ich muss in ein anderes Zimmer gehen", zwang sich John zum Aufstehen. Vor Schock war er vorher rücklings gestürzt. Es ging nicht. Seine Beine und Arme waren so schwer, als ob man an ihnen Bleigewichte befestigt hätte. Es war der akute Sauerstoffmangel der sofort diese Müdigkeit auslöste.
Der Fensterbruchalarm war schon ausgelöst worden. "Hoffentlich finden die mich schnell genug, bevor ich ersticke", hoffte John. Seine Lungen versagten fast den Dienst obwohl er inzwischen eine Atemfrequenz besaß, die sich normalerweise nur nach einer unmenschlichen Anstrengung einstellte.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass dieses Elmsfeuer sich durch die zerbrochene Scheibe einen Weg ins innere des Raumes gesucht hatte. Wenn er von dieser Energie berührt wurde, war er verloren.
Mit aller Kraft die er noch besaß, versuchte er sich in ein anderes Zimmer zu schleppen. Die Müdigkeit wollte ihn eisern festhalten. Er kam viel zu langsam vorwärts.
Mit weit aufgerissenen Augen sah John, dass das Energiefeuer ihn gleich einholen würde.
Als es ihn am Fuß erwischte schrie er panisch vor Schmerz auf. Es war ein Gefühl, bei lebendigem Leib verbrennen zu müssen. Da war das brennende Gefühl in seinen Lungen dagegen noch harmlos.
Langsam kroch die alles zerstörende Energie an seinen Füßen hoch. Seine Schmerzensschreie erstarben zu einem röchelnden Gurgeln. Vor den Augen Johns tanzten tausende weiser heller Lichtblitze, wie Glühwürmchen in einer warmen Sommernacht. Das Leuchten des Elmsfeuers war verschwunden oder er konnte es nicht mehr wahrnehmen. Der Schmerz war plötzlich einen dumpfen wohligen Gefühl gewichen. "Das ist jetzt das Ende - so also zeigt sich der Tod", war der letzte Gedanke von John bis sein Geist in völlige Dunkelheit gehüllt wurde.
Weitere Kapitel lesen: 01
02
03