Thomas Friedrich Sänze
Die Fickmaschine
"Ob Maschinen-Dildo oder Atomraketensilo, der Ein- und Aus-Schalter einer Maschine ist der gottgleiche Teil einer alltäglichen Vorstellung von Omnipotenz, denn die Herrschaft des Menschen über seine rabiaten Lustphantasien rückt ihn in die Nähe der Allmacht Gottes."
Silwen Wolffson steckte sich eine Zigarette in den hübschen Mund.
Vincent wurde ganz erregt davon, wie seine alte Schulfreundin gierig ihre sinnlichen Lippen um den Glimmstengel schloss und daran saugte. Er hielt sie für eine dieser Frauen, die sich sehr gerne Dinge in ihren Mund steckten. Wie alle Kerle machte dies Vincent so gewaltig an, dass seine Hose anfing eng zu werden.
Erregt betrachtete er ihre haselnußbraunen Augen, ihr langes braunes Haar mit der süßen Nase und den vollen Lippen und streichelte mit seinen Phantasien bereits ihre aufregenden Kurven. Er malte sich blumig aus, wie er seine Zunge über ihre Blinddarmnarbe zu ihrem Bauchnabel gleiten ließ.
Gerade als er überlegte wie er sie beschlafen würde, zückte sie mit einem stolzen Grinsen ein Foto und sagte voller Stolz: „Sieh mal, dass ist mein neuer Freund!“
Entgeistert glotzte Vincent auf das Foto. Es zeigte ein kanonenförmiges Gestänke aus Metall mit einem riesigen Dildo als Abschußrohr.
„Ist er nicht toll!“, schwärmte Silwen ganz aus dem Häuschen.
Vincent war völlig verdattert und wusste nicht wie er darauf reagieren sollte. „Was ist das?“, wollte er wissen.
„Mein neuer Freund, Sex Machine!“, verkündete Silwen begeistert. „Er kann ständig und ohne Pause, wird niemals schlaff, besorgt mir Multiorgasmen ohne Ende und dass allerbeste an ihm ist – ich muß nie auch nur eine seiner Socken waschen!“ Silwen thriumphierte.
Ähnlich wie sich Vincents Ständer in seiner Hose verabschiedete, verabschiedete er sich unter einem lauen Vorwand von Silwen Wolffson. Wie jeder Schlappschwanz, der tief in seiner kleinlichen Männlichkeit getroffen wurde, zog er den Schwanz ein und flüchtete. Sein Selbstwertgefühl sank so tief, wie die moralische Integrität eines Politbürokraten. Nicht nur, dass er vor einem halben Jahr seinen Job in einem Call-center an einen Automaten verloren hatte, jetzt musste er auch noch mit Maschinen um die Muschis dieser Welt konkurrieren.
Deprimiert suchte er das Weite und ertränkte seinen Kummer in Alkohol.
Am nächsten Morgen ging ihm neben den Kopfschmerzen ein Geisteblitz durch den Schädel. Wenn sich Frauen sexuell unabhängig von Männern machten, konnte er dies doch ebenso halten.
Gedacht, getan! Am nächsten Tag ging er noch vor Ladenschluß in den nächstgelegenen Sex-Shop und kaufte sich eine lebensechte Silikonpuppe mit herausnehmbarer Vagina.
Übereifrig packte er zu Hause gleich seine neue Freundin aus und legte sie in sein Bett. Sie war blond, stumm und niedlich. Er hatte die perfekte Frau gefunden. Dazu gab es auch noch eine ausführliche Gebrauchsanweisung. Er taufte seine neue Freundin auf den Namen Silwen. Fantasie war noch nie eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften gewesen. Dennoch berauschte ihn das Machtgefühl der Gebrauchsanweisung so gewaltig, dass er davon gleich einen Riesenständer bekam. Rasch ließ er die Hose herunter und warf sich mit einem lautstarken: "Tschakka!", auf die Puppe. Seine neue lebensechte Freundin gab einen lauten Knall von sich und entledigte sich unter seinem Körpergewicht aller ihrer Körperteile inklusive der herausnehmbaren Vagina.
Am nächsten Tag beerdigte Vincent seine neue tote Freundin in seinem Garten.
Typisch, sogar die künstlichen Weiber ließen ihm im Stich. Er beschloß schwul zu werden.
ENDE
Hinweis auf mein Werk: Fulcher von Fabeln - TOD IN ELBING ISBN: 9783737514521