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Drachenkönigin Epos 01-05 - von Aabatyron, 30.10.2021
„Herz oder Verstand?“

„Du hast von deinen sieben Kindern gesprochen die die anderen drei Drachenmonster abgewehrt haben – wer sind diese Kinder?“, wollte Thoran wissen, als er alleine mit Thannahery auf dem Turm des Schlosses mit ihr den Blick über das Reich von Paramäen schweifen ließ.

„Soll ich Thoran die ganze Geschichte erzählen“, sinnierte Thannahery, „wird er mir glauben, dass die sieben Drachen wirklich nicht für sein Volk gefährlich sind?“

Thoran erkannte, dass Thannahery offensichtlich einen inneren Kampf führte, ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen oder ihr Geheimnis weiter zu wahren.

„Mein Vertrauen in vermeintliche gute Freunde wurde schon einmal bitter enttäuscht“, offenbarte sie nun doch mit sehr ernstem Gesichtsausdruck.

Thoran erfuhr nun die fast unglaubliche Lebensgeschichte dieser jungen Frau, zu welcher er sich in den Wochen, seit sie als Gast in dem Schloss weilte, immer mehr hingezogen fühlte.

Nach einer langen Stille der Nachdenklichkeit ergriff Thoran das Wort: „Die Zeit wird vielleicht deine Wunden heilen können. Vertrauen kann man nicht erzwingen und es ist schwer es wieder gewinnen zu können wenn man zuvor so sehr enttäuscht worden ist“, entgegnete er Thannahery.

Thannahery hatte all ihre Erinnerungen ins Gedächtnis zurückgerufen und eine tiefe Trauer schien sie übermannen zu wollen.

Thannahery hatte mit dem Mut von 1000 Männern mit einem dieser wilden Drachen gekämpft – und nun schien sie trotzdem hilflos und verloren vor Thoran zu stehen und mit ihrem Schicksal zu hadern.

„Am besten überwindet man die Vergangenheit, wenn man sich den Aufgaben der Zukunft zuwendet“, versuchte Thoran sie von ihrer Traurigkeit erlösen zu wollen.

„Ich habe auch das traurige Schicksal erlitten, meinen Bruder auf grausame Weise verlieren zu müssen – aber das Leben muss weitergehen“, erklärte er Thannahery nachdenklich.

„Vielleicht sollten wir dieses riesige Königreich zusammen in die Zukunft führen – und vielleicht könnten wir dann unsere schmerzlichen Verluste irgend wann akzeptieren“, bot er Thannahery an.

Konnte Thannahery Thoran vertrauen – oder wurde sie wieder wie so oft vom Leben enttäuscht?

Thannahery blickte in die weite Ferne mit dem Wissen, dass sie die Grenzen dieses Königreiches hinter den Bergen nicht sehen konnte.

„Ein Königreich habe ich mir immer gewünscht“, flüsterte sie leise, „aber ist nicht die Liebe und das Vertrauen in einen anderen Menschen viel mehr wert als das größte Königreich?“

Thoran nahm Thannahery in seine Arme und sie lies es zu dass er ihr einen zarten Kuss auf ihre Lippen presste.

„Ich will dich nie mehr aus meinen Armen lassen – egal welches Schicksal uns auch ereilen wird“, flüsterte er Thannahery ins Ohr während er sie noch enger an sich presste – gerade so, als ob er sein neu gefundenes Glück nie mehr loslassen wollte.

Das Herz von Thannahery hatte bereits vor Tagen „ja“ gesagt – der Verstand indessen warnte immer wieder davor, dass sich ihre Vergangenheit auf schmerzliche Weise wiederholen könnte.

Der innere Kampf wurde vom Herz entschieden – Thannahery wusste um ihre neuen Fähigkeiten die sie von der Erdgöttin Gaia bei ihrer „Regeneration“ mitbekommen hatte – da konnte ihr nicht mehr einfach wie zuvor ein Messer ins Herz gestochen werden. Thoran war gutaussehend, kräftig gebaut, er war der Sohn der Herrscherfamilie von Paramäen – und das Wichtigste, auch sie hatte sich in ihn verliebt.

„Gemeinsam ein Königreich regieren, gemeinsam in einer Familie die Aufgaben der Zukunft bewältigen“, sinnierte sie leise, „das könnte mich wirklich die Vergangenheit vergessen lassen“, antwortete sie nun laut.

Beide standen noch sehr lange auf der obersten Plattform des Turmes und schmiedeten in Gedanken das Glück ihrer gemeinsamen Zukunft. Keiner wollte den anderen loslassen – gerade so, als ob jeder Angst davor hatte, das neu gefundene Glück wieder verlieren zu können.

Thoran war seit dem Tod seines Bruders nie mehr so von trüben Gedanken befreit und unternehmungslustig gewesen. „Thannahery wird meine Frau werden“, verkündete er mit offensichtlicher Freude seinen Eltern.

„Die Drachenkönigin wird unsere neue Königin“, raunte es nach kurzer Zeit überall in der Stadt.



„Keine Angst vor großen Drachen“

Die erste Begegnung Thorans mit den sieben „Kindern“ von Thannahery stand bevor.

„Du musst keine Angst haben“, versuchte Thannahery mit verschmitztem Grinsen Thoran zu erklären, als sie mit ihren Begleitern zu dem nahegelegenen Berg ritten. Thannahery hatte ihre Freundin Sanshyrey und ihre Wölfin Lyca mitgenommen, Thoran wurde von Lispers, dem klugen Berater des Königs begleitet. Lispers hatte die Aufgabe bekommen, die Begegnung mit den sieben „Kindern“ von Thannahery zu beobachten und hernach zu berichten ob ihre großen Drachen wirklich friedlich waren.

„Wenn Lispers nicht mehr zurückkommt, dann waren die Drachen hungrig“, hatte sie zuvor scherzhaft verkündet. Lispers wusste zwar, dass dies nicht ernst gemeint war, aber es trug nicht dazu bei, seinen Mut zu stärken.

Schon von Weitem waren die dunklen Schatten am Himmel erkennbar als sich die Truppe dem Fuß des Berges näherte.

„Die sind ja noch viel größer als die vier letzten Angreifer, welche unter den Menschen Angst und Schrecken verbreitet haben“, flüsterte Thoran, wie wenn er Angst hätte, die Drachen da oben hoch in der Luft könnten ihn hören.

„Nur ein bisschen größer“, bestätigte Thannahery, „und auch ein wenig kräftiger als die anderen“.

Ein schmaler Pfad führte serpentinenartig gewunden auf die Bergspitze auf der man die Begegnung der sieben „Kinder“ von Thannahery mit dem Königssohn stattfinden lassen wollte.

Thoran wusste nicht zu sagen, wie lange sie vom Tal zur Bergspitze gebraucht hatten – aber die Zeit war ihm quälend lange vorgekommen, viel zu viel Zeit um sich die verschiedensten Arten ausdenken zu können, wie man von diesen Monstern gefressen werden konnte. Er liebte und vertraute Thannahery – aber sein Vertrauen wurde heute auf eine harte Probe gestellt. Er hatte nie eine Begegnung mit diesen sieben „Kindern“ von Thannahery gewünscht. „Du musst mit ihnen Kontakt aufnehmen damit sie dich und die Familie beschützen werden“, hatte Thannahery ihm erklärt.

Auf dem Platon des Berges angekommen, banden sie die Zügel ihrer Pferde an den dort am Rand stehenden Bäumen fest und warteten nun auf der freien Fläche auf die Ankunft der „Kinder“ von Thannahery.

Die einen mit gemischten Gefühlen, die anderen mit freudiger Erwartung.

„Sturm!“, rief Thannahery so laut sie konnte. Nur Augenblicke später schwebte ein gewaltiger dunkler Schatten in Richtung des Platons.

„Allmächtiger“, entfuhr es Thoran, „dieser Drache ist ja mindestens drei mal so groß als jene, die tot vor der Stadtmauer liegen“.

„Aber er ist mindestens zehn mal so stark“, erklärte Thannahery in freudiger Erwartung, sich gleich mit Sturm in die Lüfte erheben zu können – so wie es sonst nur Göttern möglich ist.

„Enora!“ - Thoran war völlig erstaunt, dass Sanshyrey ebenfalls einen dieser Drachen herbeirufen konnte.

„Du bist doch die Drachenkönigin“, richtete Thoran erstaunt eine Frage an Thannahery gewandt, „warum kann Sanshyrey ebenfalls einen Drachen herbeirufen?“

„Sie ist die erste Drachenreiterin unter den Menschen und wird von den Drachen dementsprechend respektiert und beschützt“, klärte ihn nun Thannahery auf.

Inzwischen setzten die beiden gerufenen Drachen zur Landung an und ehe sich Thoran gedanklich wieder fassen kann, sitzen die beiden Frauen auf dem Rücken der Drachen und geben ihnen den Befehl, sich in die Luft zu erheben.

Die anderen fünf „Kinder“ kreisen derweil hoch in der Luft über den Köpfen von Thoran und Lispers – welche beide hoffen, dass sie so hoch da oben auch bleiben werden solange Thannahery auf Erkundungsflug ist.

„Sturm hat sie den Drachen genannt“, vergewissert sich Lispers bevor er sich Notizen macht.

„Der Name passt wirklich gut“, bestätigt Thoran als er dabei zuschaut, wie der Drache mit nie geglaubter Wendigkeit zwischen den Bergspitzen hindurchfliegt und man bei seinen abrupten Wendemanövern selbst auf große Distanz die Luft richtig rauschen hört.

Instinktiv springen Thoran und sein neben ihm stehender Begleiter zur Seite als Sturm zur Landung auf dem Platon ansetzt.

„Komm langsam zu mir her“, fordert nun Thannahery Thoran dazu auf, seine Angst vor den großen Drachen zu überwinden.

Das Vertrauen zu Thannahery und seine instinktive Angst vor diesen gewaltig großen Tieren fechten einen heftigen Kampf aus. Langsam, Schritt für Schritt bewegt er sich in Richtung des großen Drachens auf dessen Rücken Thannahery ungeduldig wartet.

„Sturm, senke deine Schulter“, befiehlt Thannahery als Thoran ganz dicht neben dem Drachen steht.

„Du kannst jetzt vor mir auf den Drachen aufsteigen“, fordert Thannahery Thoran auf.

Die erste Berührung mit dem Drachen wird Thoran nie in seinem Leben vergessen.

„Die gesenkte Schulter ist wie eine Treppe“, denkt er erstaunt darüber, dass dieser Drache jeden Befehl von Thannahery zu verstehen scheint.

Vorsichtig klettert er auf die Schulter des Drachens und versucht leichter zu sein als er ist, damit keine seiner Bewegungen doch noch zu einem Angriff führen wird.

Alles will gelernt sein – auch das Aufsteigen auf einen Drachen.

Der Drache ist recht flink in seinen Bewegungen und so kommt es für Thoran völlig überraschend, als der lange Hals des Drachens sich plötzlich wendig wie eine Schlange biegt und er im nächsten Moment in zwei große glänzende Augen blickt.

Diesen Blick kennt er bereits – nein, er muss sich im nächsten Moment berichtigen – da ist keine Mordlust zu sehen, eher ein Ausdruck der Augen eines Gesichts wenn man als Kind dem Wort der Mutter nicht schnell genug gefolgt ist und deshalb von der Art ihres Blickes zur Eile gemahnt wurde.

Vorsichtig stupst nun der Drache mit seiner Schnauze Thoran im Rücken an und er landet fast ohne eigene Anstrengung direkt vor Thannahery auf dem Rücken des Drachens.

„Halte dich jetzt gut fest“, rät Thannahery dem neuen „Drachenreiterlehrling“.

„Sturm, flieg los“, befielt sie dem Drachen als sie sich vergewissert hat, dass Thoran sich richtig platziert hat und sicheren Halt finden konnte.

„So habe ich unser Reich noch nie gesehen“, staunt Thoran als der Drache wie der Wind über die Landschaft streicht.

Indessen führt Sanshyrey die Flugkünste von Enora vor um sowohl Thoran als auch Lispers davon zu überzeugen, dass diese großen Drachen den Menschen bei einem Gefecht mit fremden Mächten eher nützen als schaden können.

„Zuerst aus Angst nicht wollen – und hernach soll es am liebsten kein Ende mehr geben“, witzelt Thannahery als sie wieder auf dem Boden gelandet sind.

Thoran wirkt plötzlich recht nachdenklich als er noch immer neben dem Drachen steht und dieser ihn offensichtlich bereits in die „Familie“ aufgenommen hat.

„Welche Sorgen plagen dich jetzt immer noch?“, will Thannahery wissen.

„Was machen wir, wenn diese sieben Drachen Hunger bekommen und deshalb die Stadt angreifen?“

„Das werden sie nicht tun – wenn wir ihnen ein paar Ziegen oder ab und zu ein Rind zur freien Jagd geben, dann werden sie keine Menschen angreifen“, erklärt Thannahery.

„Wir bezahlen diese Ziegen und die Kühe den Bauern und bekommen dafür durch die Drachen einen Schutz der Stadt den nicht einmal 1000 Soldaten leisten können“, schlägt Thannahery vor.



„Der neue Drachenberg“

„Die großen Drachen können auf diesem Berg verweilen, geschützt vor der Neugier der Menschen. Sie können von diesem Ort aus die Stadt immer bewachen und vor Feinden – sowie den kleinen gefräßigen Artgenossen – warnen und bei deren Abwehr helfen“, erläutert sie Thoran ihren Plan für die Zukunft.

Der Ort für die Drachen war sehr gut von Thannahery ausgewählt worden – in diesem Berg gab es viele riesige Höhlen in denen selbst der größte Drache einen Platz vor Wind, Wetter und Kälte finden konnte.

Thoran überlegt den Vorschlag der jeder Seite letztendlich Vorteile bringen würde. „Dann nennen wir diesen Berg ab heute Drachenberg und er soll nur noch von den sieben Drachen bewohnt werden“, entscheidet er.

„Was findest du so lustig bei der Namensgebung für diesen Berg“, will Thannahery wissen, als sich plötzlich Thoran das Lachen nicht mehr verkneifen kann.

„Die Höhlen die du in der Bergwand gesehen hast, und die nun als neue Wohnung der Drachen dienen werden, wurden immer von einer Bande Räubern und Dieben als Versteck vor den Soldaten benutzt. Ich habe mir gerade vorgestellt, was die für einen Schreck bekommen, wenn sie merken, dass ihr Unterschlupf inzwischen von Drachen bewohnt wird“, erklärte er Thannahery sein amüsiertes Lachen.

„Die bringen das Diebesgut bestimmt freiwillig zurück“, ahnte sie belustigt.




„Lieber schreiben als fliegen“

„Na, willst du nicht auch ein paar Drachenreiterflugrunden machen?“, wird Lispers von einem nun gut gelaunten Thoran gefragt.

„Nein, nein – ich bin nur der Berater und Schreiber der Königsfamilie – so eine hohe Ehre steht mir deshalb nicht zu“, entgegnet er hastig. „Außerdem muss ich noch alle Protokolle fertig schreiben“, fügt er zur Sicherheit, dass jeder weis, dass er keine Zeit für das Drachenfliegen hat, dazu.

„Bestimmt hat dein kluger Berater mit dem aufschreiben gewartet ob wir den Flug überleben – bei einem Absturz hätte er sich viel Arbeit erspart“, witzelte Thannahery weil sie wusste, dass nicht die Etikette sondern die Angst bei Lispers diese heftige Ablehnung bewirkt hatte.

Zurück im Schloss gab es für alle die wichtige Information, dass es nun einen neuen Drachenberg mit sieben Wächtern gab und man künftig nicht mehr von den Angriffen der gefräßigen Drachenmonster überrascht werden konnte.

„Es gibt zwei Arten von diesen Drachen“, musste Thannahery den Eltern von Thoran erklären, „die kleinen Drachen sind Wildlinge mit einem unkontrollierten Jagdtrieb auf alles was sich bewegt – die großen Drachen sind Abkömmlinge der Uhrdrachen welche nur jagen und fressen wenn sie Hunger haben.“

Lysera war noch immer etwas ungläubig darüber, was ihr Thoran von seinem heutigen Abenteuer auf dem Drachenberg erzählt hatte.

„Die sieben Drachen auf dem Drachenberg werden über die Stadt wachen und uns alle beschützen wenn sich eine Gefahr nähert“, versicherte Thannahery noch einmal.



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