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Traumtänzer - von Hannibal, 25.09.2007
Traumtänzer

Prolog


Windig war es an diesem Herbstag und die Blätter der Bäume flogen wie Konfetti die leere Straße entlang. Sie bildeten einen bunten Reigen aus Farben und Formen. So schön es auch anzusehen war, kündigte dieses Schauspiel nichts desto trotz den Beginn einer trostlosen Jahreszeit an, mit kahlen Bäumen tristen Wäldern und kalten, windigen Tagen.
Deswegen war auch Peter Jenkins tief verpackt in seinem Wintermantel unterwegs nach Hause und versuchte sich irgendwie vor dem peitschenden Wind zu schützen.
Sein Mantel flatterte stürmisch hinter seinem schmalen Körper hin und her und schien versuchen zu wollen seinem Besitzer zu entfliehen. Er hatte auch eine Mütze auf dem Kopf gehabt, aber die wurde auch schon vom tosenden Wind erfasst und ins nirgendwo getragen. Es war bisher einfach nicht sein Tag gewesen, dachte er und fasste sich mit seinen behandschuhten Händen an den Kopf und strich sich durch die vom Wind zerzausten braunen Haare.
Er stöhnte einmal laut auf und war froh, dass er in wenigen Minuten endlich Zuhause war.
Wieso war das Leben bisher nur so ungerecht zu ihm gewesen. Er hatte doch nichts böses getan. Zumindest nichts was ihm bewusst war.
Aber anstatt auch mal Glück zu haben, hatte er nur Pech gehabt. Erst hatte ihn seine Frau vor einem Jahr verlassen und dann hatte er heute auch noch seinem Job verloren, nur weil er eine Woche krank war. Ihm kam es schon vor, als ob sie schon die ganze Zeit nur akribisch nach einem Grund gesucht hatten, ihn entlassen zu können.
Nun ja, jetzt hatten sie ja einen “triftigen” Grund gefunden.
“Saubande!”, fluchte er in die Welt hinaus und verfolgte mit den Augen ein Blatt, dass soeben knapp an seinem Kopf vorbei geflogen war.
Wieso kann auch ich nicht so sorgenfrei durchs Leben schweben, dachte er sich und stieß einen lauten Seufzer aus.
Nach wenigen Metern erreichte er sein kleines Haus am Rande der Kleinstadt.
“Wenigstens das ist mir noch geblieben”, sprach er mit sich selbst, doch dann sah er schon den kleinen Zettel, der an seiner Haustür klebte.
Auf den stand, was perfekt zu seinem bisherigen Tagesverlauf passte, mit großen Buchstaben geschrieben:

Sehr geehrter Mr. Jenkins,

sollten sie nicht innerhalb einer Woche die Raten ihres Hauses bezahlen, so wird das Haus Eigentum des Staates.

Mit freundlichen Grüßen,
Tom Deckhardt
(Gerichtsvollzieher)

“Na super, das mit den freundlichen Grüßen können die sich auch in den Arsch stecken!”, fluchte Peter, riss den Zettel von der Tür, zerknüllte ihn in der rechten Faust und warf ihn in die angrenzende Hecke.
Wie sollte er denn nur das Geld für die Raten aufbringen? Das hatte er ja schon kaum geschafft, als er noch Arbeit hatte, aber jetzt wo er Arbeitslos war, wie sollte er das denn hinbekommen?
Unmöglich!
Er knallte hinter sich die Haustür zu und betrat seine spärlich eingerichtete Wohnung.
In seinem Wohnzimmer stand nur eine Couch, ein kleiner Tisch mit zwei klapprigen Stühlen und ein Fernseher mit Fernsehtisch.
Peter ließ sich auf die Couch fallen, schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.
Es lief aber fast nichts anderes als diese albernen Talkshows und ansonsten auch nichts gescheites. Also schaltete er den Fernseher wieder aus, blieb aber immer noch auf seiner alten Couch sitzen.
Hier saß er immer, wenn er über Probleme nachdachte. Die Couch stammte noch aus seinem alten Elternhaus, wo sie auch schon damals einer seiner Lieblingsplätze darstellte. Sie hatte was magisches an sich. Denn er fand fast immer eine Lösung, wenn er auf seiner Couch über ein Problem nach grübelte.
Doch diesmal war es anders, ihm viel einfach nichts gescheites ein, wie er sein finanzielles Problem lösen könnte.
Es war einfach zu verzwickt.
Könnte er sich nicht einfach in seine Träume flüchten?
Das wäre das einfachste.
Schon damals als kleiner Junge, hatte er, wenn er Probleme hatte sich einfach ins Bett gelegt und sich in seine Träume geflüchtet. Dort hatte er sich immer sicher und geborgen gefühlt.
Seine Traumgestallten waren immer seine besten Freunde gewesen.
Er hatte ja auch ansonsten keine wirklichen Freunde gehabt.
Träume...
Er hatte schon lange keine Träume mehr gehabt. Er konnte sich auch nicht mehr daran erinnern, wie lange der letzte her war, es schien schon Jahrzehnte her zu sein und vielleicht war es ja auch so.
Er blickte auf seine Uhr. Es war soeben genau 22:25 Uhr und er machte sich auf den Weg in sein Schlafzimmer.
Nun ja, Schlafzimmer kann man den Raum nun wirklich nicht nennen, denn es war nicht sein richtiges Zimmer zum schlafen, da ist er ausgezogen, weil ihn das zu sehr an Melissa erinnerte. Er liebte sich einfach zu sehr und deswegen saß der Schmerz auch noch zu tief in seinem Herzen.
Er schlief seit der Scheidung vor einem Jahr immer in seinem alten Arbeitszimmer, wo er sich eine alte Schlafcouch vom Sperrmüll hingestellt hatte.
Diese klappte er nun auf und machte sie Fertig, damit er sich schlafen legen konnte.
Kurz vor elf war es dann auch soweit und Peter schlief ein mit der Erkenntnis, dass das einer der letzten Nächte für ihn in diesem Haus sein würde.
Und in dieser Nacht sollte es seit langer Zeit, genauer genommen das erstemal wieder seit seinem 12 Geburtstag soweit sein, dass Peter Jenkins einen Traum hatte.





Habt freude am Leben und lassts euch nicht nehmen!


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