Hoby V.D.
(Veterinary Doctor)
März 25. 1882
Heute war ein harter Tag. Die Leute haben mitbekommen, dass ich Arzt bin und standen Schlange vor meiner Zimmertür. Der Hotelier hatte sich beschwert, weil es bei ihm rein und raus ging. Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich Tierarzt bin, doch das interessierte die Leute nicht. Alles geschah nur wegen dem kleinen Kind. Aber ich erzähle die Geschichte erst mal von vorne an.
Nach einem sehr guten Frühstück nahm ich mir die Zeit, die Stadt zu besehen. Hier gibt es sogar einen Waffenshop. Bei so vielen Revolvern und Gewehre wurde mir etwas mulmig.
Aber sie lassen sich nicht wegdenken aus Amerika und schließlich werden sie auch für die gute Seite eingesetzt, wenn ich da an Ranger Lasko denke. Ich sah mir die Waffen im Schaufenster an, da ging eine Dame an mir vorbei. Sie hielt ein Kind an der Hand, welches furchtbar weinte. Man hatte dem Kind eine Armschlinge umgebunden und den rechten Arm fixiert. Trotzdem hatte das Kind große schmerzen, das konnte man sehen.
Sie gingen an mir vorbei und ich bemerkte die runterhängende Schulter bei der Kleinen.
Also sprach ich die Mutter an:“ Endschuldigung, was ist mit dem Kind passiert?“ Unfreundlich bekam ich die Antwort, „ das geht sie nichts an.“ Ich konnte aber nicht tatenlos zusehen, zumal ich mir sicher war, dass die Schulter gebrochen sein musste. „ Das Schlüsselbein ist gebrochen, der Arm muss anders fixiert werden, sonst wächst er schief zusammen und sie hat ein Leben lang schmerzen.“ Da wurde sie aufmerksam. „ Sind sie ein Arzt?“ Ich sagte einfach nur, ja, und verschwieg meinen Titel als Veterinär. Sie hätte mich sonst nie an ihr Kind rangelassen. „ Kommen sie mit ins Hotel, dort habe ich meine Tasche“, sagte ich der Dame. Im Zimmer sah ich mir die Schulter genauer an und hatte Recht. Es war das Schlüsselbein. Zum Glück ein gerader Bruch, das ließ sich ertasten. Ich musste nur einen so genannten Rucksackverband anlegen. Dafür habe einfach das Laken in Streifen gerissen, was mir sicherlich noch ärger einbringen wird, aber egal. Nachdem ich den Verband angebracht hatte und die Schulter nun fixiert war, hörte die Kleine auf zu weinen. Sie sah mich lächelnd an und sagte, „ Es tut gar nicht mehr weh!“ Auch die Mutter war dankbar und drückte mir einen ganzen Dollar in Hand. „Haben sie vielen Dank, Doktor.“ Ich wollte ihr das Geld zurückgeben, aber sie weigerte sich. Wenn das Mädchen den Arm drei Wochen lang in diesem Verband hält, kann sie danach wieder mit ihren Freundinnen herumtoben. Die Mutter muss wohl daraufhin in der Stadt von mir erzählt haben, denn seit dem Vorfall klopfte es alle zehn Minuten an meiner Tür.
Sogar mit Zahnweh stand einer da. Ich habe ihm den Zahn gezogen. Vielleicht hätte ein Zahnarzt ihn retten können, aber ich bin nun mal keiner. Einem alten Mann konnte ich nicht mehr helfen. Er litt an Tuberkulose. Ich konnte ihm nicht einmal etwas zur Linderung seiner Beschwerden geben. Gegen ein Uhr stand Ranger Lasko vor meiner Tür. Er schob die drei wartenden Patienten beiseite und trat ein. „ Der Hotelier hat sich bei mir beschwert. Sein Hotel wäre keine Arztpraxis. Ich finde es gut, was du hier machst, aber ich muss mich an die Gesetze halten. Es ist sein Haus und er hat das Recht dich rauszuschmeißen, wenn er will.“
Ich bat Lasko die drei Wartenden noch behandeln zu dürfen, worauf er zustimmte.
Meiner Meinung nach, braucht diese Stadt nicht nur einen Arzt. Am besten gleich zwei oder drei. Laredo ist groß, hier wohnen viele Menschen. Beim Hotelier habe ich mich also nun schon unbeliebt gemacht. Somit brauche auch kein Auge mehr auf die hübsche junge Dame werfen, die hier arbeitet, denn ich habe gehört, dass sie die Tochter des Inhabers ist. Schade, sie ist sehr schön und hat ein liebliches Lächeln.
Morgen reite ich zur Samson Ranch raus. Es ist die größte Ranch hier in der Umgebung. Mister Samson möchte, dass ich seine Tiere begutachte, denn es herrscht zurzeit eine Rinderseuche. Er hat Angst um seine Tiere. Ich möchte unbedingt die große Herde sehen. Wer weiß, vielleicht ist dies nun der Beginn meines neuen Lebens als Tierarzt in Texas.
Ach ja, Don Lasko begleitet mich Morgen. Allein würde ich die Farm nie finden, hat er mir gesagt. Ich denke, er hat Recht.
Leo Hoby