Elia Kapitel 2
Elia trifft Moma.
Die grau-braue Maus saß die ganze Zeit wie versteinert unter dem Bett. Die kleinen Zähne klapperten und ihre kurzen Beine zitterten vor Angst.
Minuten, sogar Stunden vergingen, bevor die Maus wagte, sich zu bewegen. Sie musste sich auch bewegen, denn durch das lange Sitzen in der verkrampften Stellung begannen ihre Beine an wehzutun, weil das Blut nicht mehr richtig durch ihre Adern fließen konnte.
Ihr Magen knurrte und sie hatte auch Durst. Der Duft von dem Brot in dem Korb kroch in ihre Nass, dass ihr das Wasser im Munde zusammen lief. Was war nun stärker, die Angst vor den Menschen oder der Hunger, der den Magen rebellieren ließ. Viel Zeit hatte sie nicht mehr, die Nacht war bald vorbei, die ersten Sonnenstrahlen krochen bereits hinter den Baumwipfeln hervor und die ersten Vögel zwitscherten ihr Morgenlied.
Da ja im Zimmer mittlerweile alles sehr ruhig war, konnte kein Mensch in der Nähe sein, dachte die Maus. Sie hielt die Gelegenheit für günstig und krabbelte langsam und ganz vorsichtig in Richtung Korb. Die Ohren waren spitz hochgestellt und die Augen kreisten in alle Richtungen und hielten Ausschau nach Gefahr.
Die Nase, die Maus hatte eine gute Nase, aber in dieser Situation hatte die Nase nur eine Duftquelle im Visier. Das Stückchen Brot im Korb war zwar schon etwas älter, denn es hatte ein paar Tage bereits auf dem Küchenregal gelegenen, doch für die Nase der Maus war es ein unwiderstehlicher verlockender Duft.
Die Nase war schon in der Nähe des Korbes, der Duft wurde immer intensiver und der Magen der Maus hatte auch bereits mitbekommen, dass da was zum Essen greifbar nahe war, und fing noch lauter an zu knurren.
Nun gab es kein Halten mehr. Sie zog ihre Sprungbeine an und war mit einem Satz im Korb. Sie hatte soviel Schwung geholt, dass nicht nur das Stöckchen, das den Deckel des Korbes offen halten sollte, mit einem hohen Bogen auf den Boden fiel, sonder auch, dass der ganze Korb ins Trudeln kam und aus der Ecke des Zimmers in die Mitte des Raumes kullerte.
Die Maus hatte diese zwar alles mitbekommen, doch erst einmal war es ihr egal. Sie hatte das Brotstückchen im Mund und hielt es krampfhaft fest, auch als sie in dem trudelnden Korb von einer Ecke in die andere geschleudert wurde. Als der Korb seine endgültige Position erreicht hatte, schüttelte sie sich kräftig, brachte den langen Schwanz in die richtige Richtung, stelle ihre Ohren wieder nach oben und lauschte nach verdächtigen Geräuschen.
Da alles ruhig war, konnte sie nun endlich mit dem Knabbern beginnen. Sie ließ es sich richtig schmecken und hatte nicht bemerkt, dass der Deckel des Korbes zugeschlagen war. Er war nicht allzu schwer, sie hätte ihn leicht aufdrücken können, um dann mit dem Brot in ein anderes Versteck zu huschen.
Sie war aber zu hungrig oder vielleicht auch zu gierig und knabberte deshalb weiter an dem Brot.
Sie aß so schnell, dass ihr fast keine Zeit blieb, Luft zu holen. Sie schlang teilweise ganz dicke Brocken hinunter, verschluckte sich dabei und musste zwischendurch immer wieder husten.
Sie bemerkte nicht, wie Elia sich langsam dem Korb näherte. Die Nacht war vorbei und im Licht der ersten Sonnenstrahlen konnte er den Korb mitten im Zimmer sofort erblicken. Der Deckel war zu, aber ob da wirklich die Maus drinn war, konnte er nicht erkennen. Mit einem kurzen Griff nahm er den Korb in die Hand und hielt mit der anderen den Deckel zu.
Mit dem Korb in der Hand lief er zum Bett seines Vaters, der zwischenzeitlich auch schon wach geworden war und zeigt mit einem Finger auf den Korb, als wollte er sagen: „Da ist was drin.“
Sein Vater wischte sich den Schlaf aus den Augen und schaute Elia ganz verdutzt an. Er verstand gar nichts. Warum sollte er auch, keiner hatte ihm in die Vorgeschichte und dem vermeintlichen Monster eingeweiht.
Er verstand auch nicht, was Elia ihm da zeigen wollte. „Ich habe da die Monstermaus gefangen, die, die mich nachts nicht schlafen lässt“ sagte Elia.
„Bring sie zum Brunnen und ertränke sie, oder wirf sie den Hunden zum Fraß vor“ knurrte sein Vater, „aber lass mich damit in Ruhe.“
„Bitte, bitte hilf mir" ich, will sehen, wer da drin ist.
Mürrisch, aber neugierig geworden, stand sein Vater auf, nahm sein Messer, dass er immer neben seinem Bett liegen hatte und machte ein kleines Loch in den Deckel des Korbes, indem er die Weidenzweige, aus dem der Korb geflochten war einfach auseinander drückte. Er machte es ganz vorsichtig, denn er hatte keine Ahnung, was da im Korb war. Er machte es gerade so groß, dass man gut in den Korb hineinschauen konnte.
Elia war ganz aufgeregt, denn er wollte als Erster in das Loch luschern. Sein Herz klopfte und die Hände zitterten ein wenig. Nicht vor Angst, sondern vor Aufregung, denn so etwas passiert ja nicht jeden Tag. Elia nahm den Korb und ging mit ihm hinaus vor die Eingangstür, denn draußen war es mittlerweile heller als in der Hütte mit den kleinen Fenstern. Er stellte den Korb auf die alte Holzbank, die direkt neben der Tür stand und auf der normalerweise Elia und sein Vater saßen, wenn sie nach der schweren Feldarbeit nach Hause kamen.
Elia legte sein Gesicht auf den Deckel des Korbes und versucht mit einem Auge in den Korb zu sehen. Trotz aller Dunkelheit in dem Korb, konnte er die leuchtenden Augen der Maus erkennen. Sie leuchteten nicht vor Freude, nein, die Augen einer Maus leuchten immer, denn Mäuse haben so schöne Augen.
„Die ist ja süß“ rief Elia seinem Vater zu, „die will ich behalten“. Elias Vater grunzte und murmelte vor sich hin, was wollte Elia mit einer Maus. Sie würde sowieso bald wieder ausbrechen und sich in der Bretterwand oder sogar draußen im Stall verstecken.
„Mit der will ich spielen“ fügt Elia hinzu. „Die soll mein Spielkamerad werden“. Er hatte ja recht, den einen Spielkameraden hatte Elia nicht.
Die wenigen Kinder im Dorf hatten andere Aufgaben als sich um Freundschaften zu kümmern. Ab und zu trafen sie sich auf dem Weg zur Feldarbeit oder am Sonntag auf dem Marktplatz. Mädchen waren auch in seinem Alter, wenn er die dann traf, wurden sogar heimlich Blicke ausgetauscht, bei denen Elia verlegen zur Seite blickte. Die Mädchen kicherten wie immer, schwenkten mit den Körben und gingen meist ihres Weges. Unter den Mädchen war auch ein ganz besonderes Mädchen, jedenfalls für Elia. Immer wenn er sie traf, lief sein Gesicht rot an und das Sprechen fiel ihm schwer. Das Mädchen hatte lange blonde Haare und war die Tochter des Zimmermanns, der seine Werkstatt in der Nähe des kleinen Baches hatte. Ihren Namen Cristin hatte er eines Tages mitbekommen, als die Mädchen des Dorfes Sonntags auf dem Marktplatz zusammenstanden und wieder mal über die Junge kicherten und tuschelten.
Im Moment dachte Elia nicht an das Mädchen, er hatte nur seine Maus im Sinn und versuchte seinem Vater klar zu machen, warum er die Maus behalten möchte.
„Die werden wir töten müssen, denn wo eine Maus ist, kommen schnell andere dazu und ich habe nicht vor mit Mäusen unter einem Dach zu leben. Bring sie also schnell weg, sonst muss ich das in die Hand nehmen“ sagt Elias Vater.
Elia war damit gar nicht einverstanden. Er wollte sie behalten. Er nahm seinen Vater in den Arm und sagt: „Bitte, Bitte, das wäre doch mein erster Spielkamerad seitdem Fin nicht mehr da ist, ich habe doch sonst nur dich und du hast zum Spielen nie Zeit“.
Elias Vater wurde nachdenklich, er dachte an Fin, er dachte an die Marktfrau und daran, dass er nicht immer gut zu Elia war. Nach einer Weile nickte er und stimmte zu. Elia sprang auf und umarmte seinen Vater so fest, dass er fast keine Luft mehr bekam.
Als erstes musste die Maus versorgt werden, bevor es wieder zur Feldarbeit ging. Elia besorgte etwas Wasser in einem kleinen Tonschälchen und ein paar Krumen vom Brot, die noch auf dem Frühstückstisch verstreut herumlagen.
Er mache ganz vorsichtig den Deckel des Korbes auf, gerade so, dass er das Tonschälchen und die Brotkrumen in den Korb einschieben konnte, ohne, das die Maus entwischen konnte. Alles war wunderbar, alles verlief nach seinen Wünschen. Er hatte endlich Einen für den er sorgen konnte und durfte und das macht ihn ganz stolz.
Er stellte den Korb mit der Maus auf den Baumstumpf, der als Nachttisch direkt neben seinem Bett stand. Hier sollte er immer stehen, denn so konnte er immer ganz in der Nahe der Maus sein.
Elias Vater stand schon vor der Haustür und wartete ungeduldig auf Elia. Heute ging es auf die Wiese. Es sollte Heu gemacht werden. Hierfür musste das Gras geschnitten und mehrfach gewendet werden, damit es von allen Seiten gut trocknen konnte.
Heu machen, war für Elia immer eine aufregende Sache. Während sein Vater das Gras mit einer Sichel abschnitt und es hinter sich warf, konnte Elia etwas herumtoben und den Hasen und Vögeln nachjagen, die sich im Gras versteckt hatten und nun durch das Mähen aufgescheucht wurden.
Es war ein ganz besonderer Tag. Er konnte an nichts anders denken, er dachte nur an seine Maus, die hoffentlich zu Hause wohlbehalten im Korb saß. Er sprang über die Wiese, schwenkte mit seinen Armen durch die Luft, als wolle er die Wolken vertreiben. Zwischendurch musste er auch seinem Vater helfen, als dieser mit dem Grasschneiden fertig war und nun das Gras auf sogenannte Heuhocker geworfen werden musste.
Heuhocker sind zwei Lattengerüste, so grß wie eine Tür, die zu einem spitzen Dreieck zusammengestellt werden, auf dem dann das Gras aufgeworfen wird, damit es vom Wind getrocknet werden kann.
Elia tat dieses heute mit einem Elan, sodass er manchmal das Gras sogar über den Heuhocker warf und dabei seinen Vater traf, der auf der anderen Seite arbeitete. Der dann zum Spaß laut schrie, als wenn er von einem Pferd getreten worden war.
Es war immer ein großer Spaß und die Zeit verlief wie im Fluge. Von Weitem hörten sie wie die Glocken der Kirche die Mittagszeit ankündigten. Elia hatte mitgezählt, die Glocken hatten zwölf mal geschlagen, also musste es Mittagszeit sein.
Elia verstand die Welt nicht mehr, er hatte einen Spielkameraden und das Schönste war, das er sich heute mit seinem Vater unterhalten hatte und auch Späße machen konnte.
Elia war zwar selten zur Schule gegangen, doch hatte er zählen und etwas schreiben gelernt. Die Schläge der Glocken, die Anzahl der Blumen und vieles mehr trugen dazu bei, seine Rechenkünste zu verbessern.
Zur Mittagszeit gab es wie immer Brot und etwas Wasser. Heute jedoch, hatte Elia keinen großen Hunger, so sagte er es jedenfalls seinem Vater. Doch Elias Vater hörte genau, wie der Magen von Elia knurrte und er wusste auch, warum Elia angeblich keinen Hunger hatte.
Na klar, Elia dachte nur an seine Maus und auch daran, wie er sie mit Futter und Wasser versorgen konnte. Heimlich steckte er ein paar Brotkrumen in seine Hosentasche.
Endlich war Feierabend. Elia rannte so schnell er konnte, nein, er rannte schneller als er konnte den kleinen Weg, zwischen Getreidefeld und Heuwiese, herunter. Er sah nicht nach rechts und nicht nach links, er sah überhaupt nichts. Er sah auch nicht die Kinder auf der anderen Seite der Wiese. Er sah auch nicht Cristin, die zu ihm herüber schaute und Blickkontakt mit ihm aufnehmen wollte. Sie wunderte sich und war auch ein bisschen traurig, denn sie hätte gerne mit Elia ein paar Worte gesprochen.
An normalen Tagen wäre Elia sehr froh gewesen, wenn er mit Cristin Kontakt bekommen hätte, denn er fand sie sehr sympathisch und nett, aber heute, nein heute hatte er für Mädchen keine Augen.
Er stoppte erst kurz vor der Hüttentür und musste erst einmal tief durch Atmen. Die Luft war ihm ausgeblieben, aber trotzdem dauerte es nur Sekunden, bis er die Tür öffnete und in sein Zimmer lief.
Jaaaaaaa...der Korb stand noch da, wo wer ihn heute Morgen hingestellte hatte. Er nahm ihn vom Baumstumpf und horchte hinein, so als ob er wissen wollte, ob die Maus noch am Leben war. Er schüttelte den Korb ganz vorsichtig, denn er wollte der Maus nicht wehtun. Es war alles ruhig, bis auf ein leises kraspeln war nichts zu hören. Sie lebt, sie lebt dachte Elia und ein leichtes Grinsen überflog sein Gesicht.
Er hob ganz vorsichtig den Korbdeckel und konnte die kleine Maus in einer Ecke des Korbes ausmachen. Sie war wunderschön. Sie hatte große leuchtende Augen, einen schönen glatten Schwanz und ein braunes Fell, das zum Streicheln verführte. Die Ohren waren geformt wie ein Blatt einer Linde, spitz und doch rund und samtweich. Elia sagt und tat nichts. Er setzt sich auf sein Bett und beobachtete seien neuen Freund.
Die Maus saß ganz ruhig in der Ecke und knabberte an den Resten des Brotes. Sie war unbeeindruckt von dem Geschehen, das um sie herum ablief. Sie verhielt sich auf einmal so, als wenn sie schon immer hier in dem Korb gewohnt hätte.
Elia versuchte sie mit einem Finger ganz vorsichtig zu streicheln, doch beide zuckten bei der ersten Berührung zusammen.
Elia nahm den Finger zurück und versuchte es ein paar Minuten später. Er musste das Ganze ein paar Mal wiederholen, bis sich beide an die Berührung gewöhnt hatten.
Nach einiger Zeit nahm er die kleine Maus ganz vorsichtig in seine Hand und streichelte sie ganz behutsam. Die Maus saß ganz ruhig und friedlich in der Hand, putzte ihr Fell und tat so, als ob sie da schon immer da gesessen hätte. Sie fühlte sich offensichtlich sehr wohl und ließ das Ganze mit sich geschehen. Es sah so aus, als wenn beide Freundschaft geschlossen hätten, aber da hatte sich Elia getäuscht.
Die Maus war noch nicht bereit einen engen Kontakt zu einem Menschenkind aufzubauen. Sie wusste ja auch nicht, was Freundschaft bedeutet. Sie hatte es nie erfahren und war daher sehr misstrauisch.
Freunde hatte die Maus auch noch nie gehabt. Es waren immer nur Konkurrenten, die sie um ihr Futter oder ihren Schlafplatz bringen wollten.
„Elia, du musst der Maus doch etwas Zeit geben sich an dich zu gewöhnen" sagte Elias Vater, der im Türrahmen stand und alles verfolgt hatte.
Ja, er hatte recht. Eine gute Freundschaft mit einem Tier aufzubauen erfordert viel Geduld und Zuneigung. Das Tier muss es spüren, dass man es gerne hat und es keine Angst haben muss.
Es viel Elia sichtlich schwer, nicht sofort mit der Maus spielen zu dürfen und stellte deshalb den Korb mit der Maus nur widerwillig auf den Baumstumpf vor seinem Bett zurück, nicht ohne noch einen Blick hineinzuwerfen. Er lief raus in den Stall und holte eine Handvoll Heu.
„Sie muss es doch warm und gemütlich haben“ murmelte Elia vor sich hin und steckte das Heu vorsichtig in den Korb.
Nach dem Abendessen kroch Elia sofort in sein Bett, nicht um zu schlafen, nein er konnte doch vom Bett aus wunderbar den Korb beobachten. Er tat dieses so lange, bis ihm die Augen schwer wurden und er einschlief.
So ging das die nächsten Tage immer. Wenn Elia morgens aufstand, ging sein erster Blick zum Korb. Er hob dann den Deckel und streichelte die kleine Maus ganz vorsichtig mit seinen Fingern. Er besorge frisches Wasser und auch ein paar Gersten- oder Hirsekörner. Hirsekörner mochte die Maus am liebsten. Wenn Elia abends von der Feldarbeit nach Hause kam, ging er wieder zu seinem Korb und versorgt die Maus mit frischem Futter, und wenn es notwendig war, auch mit frischem Heu.
So vergingen einige Tage, bis er feststellte, dass die Maus immer zutraulicher wurde. Sie krabbelte nicht mehr nur über seine Hände, nein, er konnte sie auch auf dem ganzen Arm hoch und runter krabbeln lassen. Wenn die Maus keine Lust mehr hatte, sprang sie einfach in den Korb zurück und verschwand unter dem Heu.
Elia war glücklich und sehr froh über diesen gewaltigen Fortschritt und er wusste nun genau, dass sich die Maus bei ihm wohlfühlte und das sie ihr zu Hause in dem Korb gefunden hatte. Elias Vater hatte die ganzen Tage Elia bei seinem Treiben rund um die Maus beobachtet und musste feststellen, dass er richtig gehandelt hatte, als er Elia erlaubt die Maus zu behalten. Er musste mit ansehen, wie die Beziehungen zwischen Elia und der Maus immer besser wurden. Der Deckel des Korbes wurde schon lange nicht mehr zu gemacht. Nicht in der Nacht und auch nicht am Tage, wenn die Maus alleine zu Hause war.
Ab und zu, wenn Elia und sein Vater nach Hause kamen, sahen sie einige verstreute Brotkummen oder Reste von Getreide in der gesamten Küche herumliegen. Sie wussten sofort, dass hier eine kleine Maus dafür verantwortlich war. Manchmal saß die Maus vor dem Fenster, als wenn sie lange Weile hatte und sehnsüchtig auf die Rückkehr von Elia wartete.
Eines Morgens, als Elia und sein Vater gerade wieder das Haus verlassen wollten, lief die Maus zur Haustür und setzte sich direkt davor. Elia zögerte einen Augenblick mit dem Aufmachen der Tür, denn er hatte Angst, dass die Maus heraus und weglaufen könnte.
Er schaute seien Vater mit fragendem Blick an, dieser nickte und sagt „Du kannst die Maus nicht immer hier im Haus eingesperrt lassen, wenn sie uns wirklich verlassen will, wird sie einen anderen Weg finden um abzuhauen. Und wenn sie es wollte, hätte sie es schon längst gemacht“
Elia machte die Tür auf, die Maus sprang über den Fuß von Elia hinaus ins warme morgendliche Sonnenlicht. Sie lief den kleinen Weg ein Stück entlang, kehrte um, sprang zwischen den Steinen und den Blumen am Wegesrand hin und her und dachte gar daran davon zu laufen. Sie lief wieder in die Küche zurück, kam wieder raus und wieder rein und raus und blieb dann plötzlich wenige Meter draußen vor der Tür stehen, stellte sich auf die Hinterbeine, putzte sich die Barthaare und schaute Elia erwartungsvoll an.
Elia verstand gar nichts mehr. Was will die Maus, was will sie nur? Die Maus merkte, dass Elia es nicht verstanden hatte, deshalb lief sie noch ein Stückchen weiter den Weg hinunter, kam zurück und lief erneut die Strecke zurück. Blieb abermals stehen, schaute zu Elia und lief noch ein Stückchen weiter den Weg entlang.
Nun hatte er es verstanden, die Maus wollte mit auf das Feld, sie wollte nicht mehr alleine zu Haus bleiben und sich langweilen. Elias Vater lachte, er hatte alles beobachtet und sich aber nicht eingemischt. „Wenn die Maus mit will, dann nimm sie doch mit“ sagt er. „Die kann doch nicht den langen Weg laufe, sie hat doch viel zu kurze Beine“ entgegnete Elia.
Er ging zurück in das Haus und kam nach einer kurzen Zeit mit dem Korb wieder heraus. Er hatte etwas Proviant und frisches Heu hinein getan und setzte nun die Maus auch hinein. Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und zeigt mit dem Daumen nach oben, als wolle er sagen „toll gemacht.“ Die kleine Maus streckte ihren Oberkörper nach oben und konnte so gerade über den Rand des Korbes hinaus schauen. Sie wackelte freudig mit dem Kopf und dem Schwanz....... so gefiel es ihr.
Elias Vater nahm die Harke und den Spaten über die Schulter, Elia den Korb in die Hand und dann gingen alle drei los in den neuen Tag zur Arbeit.
Zuerst mussten sie jedoch noch das Saatgetreide auf den kleinen Holzwagen verladen und das Pferd vor den Wagen spannen. Elia und sein Vater setzten sich anschließend auf den Wagen und mit gemächlichem Schritt trabte das Pferd an.
Das Feld war bereits in den Tagen davor für die Einsaat vorbereitet, deshalb ging es heute um das Aussäen. Elias Vater hatte sich einen leeren Sack in der Form einer Umhängetasche um den Hals gelegt und diese mit Gerstenkörnern gefüllt. Gerade so, dass er diese noch tragen konnte. Dann ging er über den Acker, nahm bei jedem zweiten Schritt eine Handvoll Körner und warf diese im gekonnten bogen und gleichmäßigen Rhythmus auf den Ackerboden.
Elia hatte den Korb mit der Maus am Feldrand in den Schatten eines Baumes gestellt und war nun damit beschäftigt, die vom Vater ausgesäten Körner vorsichtig in die Erde einzuharken. Das war eine ganz wichtige Aufgabe, den so wurden sie vor hungrigen Vögeln und auch vor dem Wind geschützt, der sie, wenn er zu stark war, wegblasen könnte.
Endlich war auch Zeit eine Mittagspause einzulegen. Elia lief sofort zum Korb, dieses war sicher nicht das erste Mal am heutigen Vormittag, nein, er war jedes Mal, wenn er das Feld hoch und wieder runter ging, zum Korb gelaufen und hatte kurz seinem neuen Freund über das Fell gestrichen, hatte nach Wasser und Futter gesehen und war dann wieder mit der Harke an seine Arbeit gegangen.
Die nächsten Tage hatte Elia tagsüber nicht allzu viel Zeit sich um seinen Freund zu kümmern, die Feldarbeit ging vor. Es war Frühling und die Saat musste auf die Felder und das Heu musste fast täglich gewendet werden.
Abends jedoch hatte Elia alle Zeit der Welt. Die Maus war immer bei ihm. Sogar beim Abendessen tanzte sie zwischen den Holzschüsseln, dem Brot und dem Käse auf dem Tisch hin und her. Ab und zu knabberte sie an dem Käse, doch Elias Vater wollte das nicht und scheuchte sie mit einer kurzen Handbewegung fort.
Die Tage und Nächte vergingen. Es war immer der gleiche Ablauf, Arbeiten Essen, kurz mit der Maus spielen, schlafen und das Ganze fing von vorne wieder an.
Abends, kurz vor dem Schlafen gehen war es ein bisschen anders. Elia holte die Maus zu sich ins Bett und erzählte ihr viele Geschichten und Dinge, die er tagsüber erlebt hatte, als sie noch nicht bei ihm war. Er erzählte von seiner Mutter, die ihm auch jeden Abend eine Geschichte erzählte und ihm dabei über sein strähniges Haar strich. Er erzählte ihr, wie schön seine Mutter aussah und wie traurig er gewesen ist, als seine Mutter beim einem Unfall mit dem Pferdewagen zu Tode gekommen ist. Als er anfing von seinem Bruder Fin zu erzählen, flossen Elia die dicken Tränen über das Gesicht.
Die Maus lag ganz still und hörte zu, doch als sie Elias Tränen sah, wurde sie unruhig. Sie krabbelte unter der dicken Filzdecke hervor, kroch rauf zum Gesicht von Elia und leckte die dicken Tränen ab, bevor sie die Wangen herunter kullerten. Es kitzelte und Elia musste grinsen und ein leichtes Lächeln überflog sein Gesicht.
„Danke, Du bist ein wahrer Freund" sagte Elia.
„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ fragte Elia. Die Maus schüttelte mit dem Kopf, als ob sie die Frage von Elia verstanden hatte, aber nicht wirklich wusste, wie ihr Name war. Elia war im ersten Augenblick sehr erstaunt über das Schütteln des Kopfes, es war aber bald nicht mehr in seinen Gedanken.
„Wir müssen dir einen Namen geben, ich muss doch wissen, wie ich dich rufen soll“ sagte Elia. Die Maus nickte erfreut.
„Wie wäre es mit Conrad", sagte Elias Vater. Beide, die Maus und Elia fingen an sich zu schüttelten. „Aber Jacob ist doch auch ein schöner Name“ fügte Elias Vater hinzu.
„Es ist doch eine Maus und kein Mensch, wir müssen einen passenden Namen für eine Maus finden“ sagt Elia. „Ja, ja, eine Maus und vor Kurzem hast du noch gedacht es ist ein Monster, deine Maus“ sagte Elias Vater.
„Monster, Monster Maus ... ja, Monstermaus“ rief Elia. "Ich hab´ s. Sie soll Moma, heißen.
Moma von Monster-Maus“ schrie Elia aus voller Überzeugung und sah dabei die Maus fragend an. Er wusste aufgrund ihrer Körperhaltung, dass sie einverstanden war, denn sie hatte alles verstanden und wieder freudig genickt. Alles war klar, Elia hatte einen passenden und würdigen Namen gefunden. Moma, der Name gefiel auch Elias Vater.
Elia nahm einen kleinen Becher mit Wasser, der zufällig auf dem Tisch stand und schüttete ein wenig Wasser auf den Kopf der kleinen Maus und rief: „Ich taufe dich und du sollst ab sofort Moma heißen“ Alle lachten ... alle, ja, komischerweise hörte sich das „kichern und piepsen“ von Moma auch wie lachen an.
Es war ein schöner, nein, es war ein wundervoller Tag, der zu Ende ging. Elia setzte Moma zurück in den Korb, damit er besser schlafen konnte, denn wenn er Moma im Bett hatte, hatte er immer unruhig geschlafen, weil er Angst hatte, sie zu erdrücken.
Er lag noch einige Zeit wach und dachte auch an das Lachen seines Vaters, es war sehr lange her, als er seinen Vater hatte lachen hören. Was war mit ihm geschehen, warum war er immer so böse zu Elias und warum hatte er sich in letzter Zeit doch so verändert. Elia fand keine Erklärung und schlief auch bald ein.
Ende Kapitel 2.
Von Albyc
Am 22.08.2018 um 13:42 Uhr
Die Passagen sind gut ausformuliert, aber
wie auch in Kapitel 1, gibt es hier einige sehr langatmige Stellen.
Diese müssten gekürzt werden und dafür sollte ein wenig "Zwischenspannung" eingebaut werden.
Auf Rechtschreibung habe ich nicht so sehr geachtet, wird sicher bei der Überarbeitung unter die Lupe genommen.
Bin gespannt auf die folgenden Kapitel.