Kapitel 2
Erwachen
"Ist das Wasser warm genug?", fragte Lisa. Sie hatte mit einem Holzkübel das heisse Wasser aus dem großen Kupferkessel geschöpft unter dem ein mächtiges Feuer brannte und vorsichtig in den Zuber geleert damit es sich dort mit dem noch zu kalten Badewasser vermischte. "Das ist gut so, komm her und wasch mir den Rücken - ich muss mich beeilen", antwortete Master Jooah der noch jungen Sklavin.
Es war angenehm, den weichen Schwamm auf der Haut zu fühlen. Jooah hatte eine ungewöhnlich zarte und gepflegte Haut. Wie ein Fürst. Er wußte aber nicht woher er kam. Vermutlich war er bei einem Ausritt vom Pferd gefallen und hatte sich dabei den Kopf gestoßen. Als man ihn nach seinem Namen gefragt hatte, konnte er sich an nichts mehr erinnern. So nannte er sich einfach Jooah.
Die Sklavin rief er immer mit dem Namen Lisa. Sie hieß zwar anders, aber diesen Namen konnte niemand aussprechen. Als er sie gekauft hatte, hatte sie ihm gesagt, dass ihr Name "Lihcatyeca" sei, was in ihrer Muttersprache "Schöne Blume" bedeutete.
Lisa war ein richtig hübsches Mädchen. Als sie mit dem "Rückenwaschen" fertig war, fragte sie gleich: "Soll ich auch ein wenig Nackenmassage machen Master Jooah?" Die Zeit drängte, aber auf diese Massage wollte Jooah trotzdem nicht verzichten.
Mit viel Gefühl knetete Lisa die Nackenmuskulatur ihres Herrn durch. "Erzähl mir weiter von deinem Stamm", forderte Master Jooah das Mädchen auf.
Der Druck ihrer Hände verstärkte sich schlagartig, ja sie drückte fast wütend ihre Finge zwischen die Muskelstränge von Jooahs Nackenmuskulatur als er ihren Stamm erwähnte. Für einen kurzen Augenblick konnte Master Jooah das wilde Aufblitzen in den Augen von Lisa sehen.
Ihre Eltern waren von hoher Herkunft gewesen und gehörten zu den Häuptlingen ihres Stammes. Man hatte sie in die Sklaverei entführt wo sie fast wie Tiere gehalten wurden. Nichts war mehr von der Kultur ihres Stammes übriggeblieben. Wer sich weigerte, die ihm aufgetragenen Arbeiten zu verrichten, wurde getötet.
Master Jooah war da ganz anders als die anderen Herren. Er hatte seinen "Sklaven" das lesen von Büchern beigebracht und auch dass sie schreiben konnten.
Lisa war mit der Massage fertig und holte ein Handtuch damit sich ihr Herr abtrocknen konnte.
"Ihr könnt euch jetzt aus dem Bad begeben Master Jooah", forderte Lisa ihren Herrn auf damit sie ihm beim abtrocknen helfen konnte. "Ja Madame Lisa, ich werde gleich deinem Befehl folgen" antwortete Jooah verschmitzt. Lisa bekam eine zarte Röte ins Gesicht und blickte für einen kurzen Augenblick zu Boden. Sie wusste schon eine geraume Weile, dass ihr Herr sie sehr mochte und dass er alle anderen Sklaven ebenfalls wie Menschen seines Standes behandelte.
"Master Jooah, ihr müsst euch sehr in Acht nehmen wenn ihr jetzt in die Stadt geht", flehte sie fast, zu Jooah gewandt. Jooah trocknete sich ab und Lisa brachte ihm die frisch gewaschenen Kleider.
Er wusste inzwischen auch wie gefährlich es war, in der Stadt über Gleichberechtigung aller Menschen zu sprechen.
Jooah hatte erfahren, dass die Eltern von Lisa heute weiterverkauft werden sollten. Für Lisa würde es eine große Überraschung geben wenn er mit den beiden zurückkam. Er nahm noch einen seiner Bediensteten mit. Die mitgenommen Packpferde dienten dem Rücktransport von dringend benötigten Lebensmitteln. Die gab es auch auf dem Markt.
Die Pferde waren schnell aufgesattelt. Das war vielleicht eine Arbeit gewesen, bis er das richtige Reiten auf einem Pferd wieder gelernt hatte - das Wissen übers Reiten war anscheinend auch bei dem Sturz verlorengegangen.
In der Stadt angekommen begab er sich sogleich zu dem Sklavenmarkt, nicht dass ein anderer ihm zuvorkam.
Eine Stunde hatte er noch Zeit. In dieser Zeit kaufte er viele Sorten Heilpflanzen. Er wusste zwar nicht warum, aber mit der Zubereitung von Medizinischen Salben kannte er sich mehr als gut aus - wie wenn er in seinem früheren Leben nicht ein Adliger, sondern ein Arzt gewesen wäre.
Kurz sinnierte er über seine seltsamen Begabungen nach. Er wusste sogar, wie man aus dem Meerwasser Tonnen von gelöstem Gold gewinnen konnte. Das war fast Magie. Er musste wirklich vorsichtig sein, mit solchem Wissen landete man schnell auf einem Scheiterhaufen. Manchmal war es ihm fast selbst unheimlich, über welches Wissen er verfügte. Leider konnte er sich auch bei aller Anstrengung nicht mehr erinnern, wo er es gelernt hatte.
Der Sklavenmarkt wurde eröffnet. Ohne es zu wissen, wer Lisas Eltern waren, konnte er sie sofort aus all den Sklaven herausfinden. Da standen ein Mann und eine Frau in einer Position und Haltung, die selbst noch in dieser Situation den Stolz und die Würde ihres Stammes repräsentierte. Der Sklavenhändler wollte sie als erstes an den Mann beziehungsweise an den Herrn bringen. Solche aufmüpfigen Sklaven brachten normalerweise nicht viel Geld. Die beiden waren allemal gut zur "Nachzucht" geeignet - nur deshalb hatte man sie am Leben gelassen.
"Zwei Silberstücke" schrie plötzlich einer aus der Menge, " aber für alle Beiden".
"Drei Silberstücke für die Frau", kam das Gebot eines anderen.
"Seht doch her wie kräftig die sind, wenn euch der Ackergaul verreckt, dann könnt ihr die beiden vor den Pflug spannen. Wer bietet vier Silberstücke?", versuchte der Sklavenhändler den Preis hochzutreiben.
"Zehn Silberstücke für Beide", rief Jooah in Richtung des Sklavenhändlers. Manche drehten sich um um zu sehen wer das so viel Geld für ein paar widerspenstige Sklaven ausgeben wollte.
"Fünfzig Silberstücke für die Frau". Ein Raunen ging durch die Menge. Selbst dem Sklavenhändler verschlug es die Sprache. Das Gebot kam von einer Gestalt, die völlig in eine schwarze Robe gehüllt war. Es war der oberste Inquisitor.
Er hatte Jooah schon lange im Auge und wollte unbedingt wissen, woher Jooah sein Geld bekam und warum er so viel Wissen besaß das nicht einmal in den geheimen verbotenen Büchern nachzulesen war. Ausserdem waren die Lehren von Jooah sehr gefährlich, sie konnten die gesamte Macht der Inquisition ins Wanken bringen. Der Freiheitsgedanke für die Sklaven war wie ein Virus. Wenn der einmal zündete, würde es sich wie ein Feuer übers Land verbreiten und alle Vormachtstellungen beenden. Dem musste mit allen Mitteln Einhalt geboten werden.
"Zehn Goldstücke" konterte Jooah, wohl wissend, mit wem er sich gerade anlegte.
Der Mann in der schwarzen Robe schien zu überlegen. Zehn Goldstücke waren ein riesiges Vermögen. In der Schatztruhe seines allmächtigen Ordens besaß er 245 Goldstücke. Es war der gesamte Besitz des Ordens. Ein unermesslicher Reichtum.
"50 Goldstücke", presste er wütend zwischen den Zähnen hervor. Jetzt würde dieser Master Jooah bestimmt nicht mehr mitbieten. Bezahlen würde er für die Sklaven sowieso keinen Silberling. Als Inquisitor war er gewöhnt, zu nehmen ohne zu bezahlen.
Wie wenn dieser Jooah es geahnt hätte dass der Orden nur über einen begrenzten Vorrat an Goldstücken verfügte, kam von ihm das unschlagbare Angebot: "300 Goldstücke für Beide".
Wütend warf der schwarzgekleidete die Kapuze seiner Robe wieder über den Kopf und drehte sich auf der Stelle um. "Geh mir aus dem Weg du Taugenichts" herrschte er einen im Weg stehenden Adligen an, der ebenfalls sich ein paar Sklaven auf dem Markt beschaffen wollte. Selbst die Adligen hatten Angst vor den Inquisitoren und er trat hastig und ehrfürchtig zur Seite
Das Erstaunen über diesen Kaufpreis in der Menge wurde nur noch von der Freude des Händlers übertroffen. Er war mit einem Schlag zu einem unermesslichen Reichtum gekommen.
Selbst die beiden "Sklaven" wunderten sich, dass jemand so eine Summe für sie bezahlt hatte.
„Sam, bring die beiden nach hause auf das Gut“, befahl Jooah seinem Begleiter. „Und verwende deine Waffen nur, wenn es nicht mehr anders geht“, setzte er noch nach.
Sam war vor einem Jahr mehr durch Zufall als gewollt auf das Gut gekommen. Jooah hatte ihn bei einem Kampf beobachtet den die Sklavenbesitzer zu ihrem Vergnügen immer austragen liesen. Obwohl Sam nicht der Schwächste war, hatte er gegen seinen Gegner wenig Chancen gehabt. Der war ein wahrer Hüne mit den Kräften eines Bärs. Als der ungleiche Kampf beendet war, hatte Sam zwar fünf Runden eisern ausgehalten, lag dann aber verletzt auf dem Kampfplatz. Sein Besitzer war mehr als wütend, das auf ihn gesetzte Geld verloren zu haben und wollte gerade anfangen, den am Boden liegenden Verletzten mit der Peitsche zu schlagen. „Ich kaufe dir den Sklaven ab und ersetze dir deinen Verlust“, sprang Jooah dazwischen. Gierig steckte der Sklaventreiber das Geld in seine Tasche und überlies den schwerverletzten Sam seinem neuen Besitzer. Ein hämisches Lachen zeugte von der Menschenverachtung, als der brutale Sklaventreiber den Kampfplatz verließ.
Sam erholte sich erstaunlich rasch und lernte mit den selbstgebauten Waffen seines neuen Herrn sehr gut umzugehen. Diese Metallwaffen verschossen kleine metallene Pfeile so schnell, dass kein Gegner geschickt genug war, ihnen auszuweichen. Sie machten aber beim Abschuss einen höllischen Lärm. Das genügte manchmal auch schon, um einen Angreifer zu vertreiben.
Jooah wollte noch zu einem der Alchimisten um sich dort ein paar „Pülverchen“ zu besorgen. Sam wusste nur, dass diese Metallpfeile von so einem Pulver angetrieben wurden wenn man den Abschussmechanismus betätigte. Das ganze war wie eine kleine Maschine. Eine runde Trommel drehte sich bei jedem Abschuss automatisch und schon war der nächste „Metallpfeil“ bereit zum abschießen.
Als sich Sam mit den Packpferden und den beiden neuen „Sklaven“ auf den Rückweg zu dem Hofgut machte, hatte er ein mehr als komisches Gefühl.
Jooah musste sich beeilen. Er wollte ebenfalls wieder zuhause sein, bevor es dunkel wurde. Der Alchimist war inzwischen ein guter Bekannter und begrüßte Jooah sehr freundlich.
„Ergreift sie!“, hörte plötzlich Jooah hinter sich, und gleichzeitig packten ihn ein paar kräftige Hände an beiden Armen. Er war zwar nicht der Schwächste, aber gegen diese grobschlächtigen Häscher hatte er keine Chance.
„Da haben wir ja gleich beide auf frischer Tat ertappt“. Die Stimme kannte Jooah bereits sehr gut, es war der oberste Inquisitor. „Wolltet ihr beide euch wieder der Hexerei hingeben?“ – Es war eigentlich keine Frage, sondern eine unmissverständliche Anschuldigung. „Hab ich dich endlich erwischt“, grinste der Inquisitor Jooah unverhohlen an. Die Freude war ihm direkt am Gesicht abzulesen. Er wusste schon längst, dass die beiden das Geheimnis gefunden hatten wie man Gold herstellen kann – auf der Folterbank würden sie es ihm bestimmt verraten. Noch keiner konnte dem Verhör widerstehen, wenn seine Fußknöchel ganz langsam in der Schraube zerquetscht wurden, da verriet jeder Eltern, Bruder, Schwester, Frau und auch wie man Gold herstellt.
„Los, nehmt sie mit“, befahl der Inquisitor seinen Begleitern. Die beiden wurden unsanft in Richtung Ausgang des Hauses gestoßen. Das Gefängnis war ein kaltes feuchtes Verließ. Da lagen ein paar tote Ratten – nicht einmal diese robusten Tiere konnten in so einem Raum überleben. Die Ketten an die man die Beiden fesselte, waren verrostet und in dem Verließ roch es nach Urin und Exkrementen der Vorgänger die man vermutlich hier zu Tode geplagt hatte.
Die Inquisitoren waren ursprünglich von der Kirche als „Richter“ eingesetzt gewesen um den Glauben der Untertanen zu prüfen oder bei Vergehen gegen den Glauben entsprechende Strafen zu verhängen. Inzwischen hatten die Kirchenfürsten ebenfalls vor den Inquisitoren fast so viel Angst wie das einfache Volk. Machthunger und Geldgierigkeit waren dem ursprünglichen Amt gewichen.
Heute war die Verhandlung von Jooah. Man bezichtigte ihn der Hexerei. Seinen Freund, den Alchimisten hatte man auf der Streckbank nach dem Geheimnis befragt, wie man Gold herstellt. Er hatte das Geheimnis mit ins Grab genommen. Die Schmerzensschreie wird Jooah nie vergessen, die selbst durch die dicken Wände des Verlieses zu hören waren. Heute würde ihm das gleiche widerfahren.
Natürlich musste das Ritual gewahrt werden. Es gab für jeden „Sünder“ eine Befragung und die Möglichkeit „Abbitte“ zu leisten. Die Kirchenfürsten waren bei dieser Prozedur zugegen. Nützen würde ein Geständnis auch nichts. Wer sich schuldig bekannte wurde dann für sein angebliches Vergehen bestraft. Wer sich nicht schuldig bekannte wurde gefoltert um ihn gesprächig zu machen – das war der langsamere Tod.
„Du bist der Hexerei angeklagt – willst du freiwillig gestehen und dir anschließend die bösen Mächte austreiben lassen?“, eröffnete der Inquisitor die Verhandlung.
„Wenn ich die Hexerei beherrschen würde, dann hättet ihr mich doch wohl schwerlich fangen und einsperren können“, entgegnete Jooah fast wütend über so viel Blasphemie.
Anstatt ihm das Geheimnis des Goldmachens zu verraten, schien der Gefangene die Inquisition zu verhöhnen. Zornerfüllt befahl der Inquisitor den Wächtern, den Gefangenen mit ein paar Peitschenhieben zur „Ordnung“ zu bringen.
Als der erste zuschlug, durchzog es den Rücken von Jooah mit einem nie gekannten Schmerz. Zehn Schläge sollte er bekommen, so war es der Brauch bei „unfolgsamen“ Gefangenen die dem Wort des Inquisitors gegenredeten.
Der Schmerz trieb Jooah die Tränen in die Augen. Plötzlich fühlte er eine nie gekannte Wut in sich hochsteigen. Wie konnte es einer wagen, die Menschenrechte so mit Füßen zu treten. Fast verwundert über seine eigenen Gedanken wurde ihm bewußt, dass er tief in seinem Inneren anscheinend noch ein unbekanntes „Wissen“ verborgen hielt.
Ohne sich dessen bewusst zu sein platzte es förmlich aus ihm heraus: „Ihr wollt Richter sein? Ihr seid ein Haufen nichtsnutziger Tagediebe die mit Raub und Mord sich des Geldes anderer bemächtigen. Foltert unschuldige Mitbürger – und das auch noch im Namen der Kirche. Ihr seid weniger wert als ein Wurm im Staub und handelt in keinster Weise nach den Worten der Bibel. Ihr gehört für eure Verbrechen eingesperrt und verurteilt. Richter wollt ihr sein? Ihr seid schlimmer als jeder Teufel den ihr bei anderen sucht!“
Ein Raunen ging durch die Reihen. Einige der Zuschauer waren richtig geschockt, dass sich jemand erlaubte, so mit dem Inquisitor zu sprechen. Bei einigen sah man aber auch, dass sie Genugtuung empfanden, dass es endlich einmal einer ausgesprochen hatte, was viele dachten.
„Auf den Scheiterhaufen mit Ihm!“, befahl der Inquisitor mit wuterfüllter und vor Zorn zitternder Stimme. „Los, raus mit ihm, er soll brennen!“
Selten hatte man den Inquisitor so ausser sich gesehen. Was für eine Schmach, sich so etwas anhören zu müssen. Am meisten ärgerte ihn das versteckte hämische Grinsen mancher der anwesenden Kirchenfürsten. Da hatte ihm endlich mal einer zuwidergeredet und es gewagt, seine Autorität zu untergraben.
Die Wächter zerrten Jooah auf den großen Platz vor dem Richthaus. Ohne sich dagegen wehren zu können, banden sie ihn an einem Pfahl fest, der aus
einem der sieben Holzhaufen ragte. Die Scheiterhaufen waren auf dem Platz immer vorbereitet – es gab solche Verhandlungen leider sehr oft.
Der Ärger dass seine Autorität untergraben worden war, wog mehr als das Geheimnis zu erfahren wie man Gold herstellt. Sollte dieser Hexer doch sein Geheimnis mit ins Grab nehmen, dachte sich der Inquisitor.
Obwohl Jooah versuchte an den Stricken zu zerren die ihn an dem Pfahl festhielten, konnte er sie nicht um einen Millimeter lösen. Langsam kroch in seinem Inneren Panik hoch. Der Feuertod war bestimmt nicht sehr angenehm. Einmal hatten sie ein junges Mädchen der Hexerei angeklagt und ebenfalls auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Selbst als ihre Füße bis auf die Knochen verbrannt waren, hatte sie noch ihre Mutter um Hilfe angeschrien. Sie war keine Hexe gewesen – sie hatte sich nur den sexuellen Belästigungen des Inquisitors widersetzt.
„Los, legt Feuer an!“, befahl der brutale und menschenverachtende Inquisitor. Gleich an vier Stellen warfen sie Fackeln auf die unteren Scheiter des Holzhaufens. In der Nacht hatte es ein wenig geregnet – das Holz wollte nur langsam Feuer fangen. Der Inquisitor grinste hämisch – das langsame sich vorfressende Feuer würde einen langen qualvollen Tod bringen.
Jooahs Panik wurde immer größer. Die Stricke schnitten sich in seine Haut, aber er konnte sich trotz aller Anstrengung nicht von ihnen befreien. Das Feuer kroch langsam in Richtung seiner Füße. Der Qualm drang wie ätzend in seine Lungen. Dann kam der Moment, wo die Flammen anfingen, seine Kleidung zu erfassen. Er spürte an seinen Beinen eine unheimliche Hitze.
Noch ein panischer Gedanke jagte ihm durch den Kopf: Was würde aus dem Hofgut werden und all den darauf lebenden Menschen? Bestimmt würde der Inquisitor versuchen, sich auch deren Leben zu bemächtigen.
Der Schmerz der langsamen Verbrennung jagte mit immer größer werdender Intensität durch die Nervenbahnen. Seltsam, irgendwie kam Jooah dieser Schmerz plötzlich bekannt vor. Die Kleidung war an den Beinen schon verbrannt. Schlagartig jagte ein Gedanke durch sein Gedächtnis – Hochhaus, Elmsfeuer! Das war doch nicht möglich! Der unsägliche Schmerz hatte all seine Erinnerungen wieder zurückgebracht. Wo um alles in der Welt war er eigentlich? Wie war er hierher gekommen? Bevor er vom Schmerz gepeinigt das Bewußtsein verlor, erinnerte er sich auch wieder an seinen Namen: Er hieß John Arndheim und war Professor für Physik und Chemie.
Weitere Kapitel lesen: 01
02
03
Von Aabatyron
Am 24.11.2007 um 13:23 Uhr
Kapitel 03 ist seit 23.11.2007 verfügbar.
Von Aabatyron
Am 22.11.2007 um 23:21 Uhr
Dazu darf ich vorab verraten, dass er das Feuer überleben wird. Wie und warum, das gibt es einem weiteren Kapitel.
Das Schwierigste für ihn wird es allerdings sein, die "Fehler" die er unwissentlich gemacht hat, wieder auszubügeln. Schließlich hat er sich mit einem der gefählichsten Männer dieser Epoche angelegt und dann auch noch sehr unbedacht mit Goldstücken um sich geworfen.
Er lebt jetzt in einer neuen harten Realität - in zweierlei Hinsicht.
Bei der Beurteilung der "Erzählposition" hast du eigentlich schon recht, ich werde mal im nächsten Kapitel versuchen, die Emotionen direkt von den Romanfiguren aus betrachtet auf das "Papier" zu bringen. Man kann sich vielleicht wirklich besser in die Situationen einzelner Personen versetzen, wenn deren Handlungsweise und Empfindungen nicht nur aus der Beobachtersituation beschrieben sind.
Danke für den Hinweis!
Von Jason-Potter
Am 22.11.2007 um 19:56 Uhr
Kapitel 1 ist sehr spannend und macht richtig lust aufs weiterlesen, irgendwie stelle ich mir die Welt dort vor, wie bei das fünfte Element oder bei Star Wars.
Die Idee die dahinter steckt ist zweifelsohne genial und du hast die Palette der Erzählmittel in meinen Augen sehr gut und überlegt eingesetzt.
Die Beurteilung für den zweiten Teil fällt mir etwas schwerer. Die Storyidee ist wie gesagt genial, aber Stellenweise ein wenig langatmig erzählt, wobei das nur mein subjektives empfinden ist. Die Sprachgestaltung ist in deinem gesamten Text überall gut -daran liegt es also nicht-, allerdings würde ich vielleicht in Kapitel 2 fortsetzend zum ersten mehr auf erlebte Rede und innere Monologe setzen als auf den neutral und etwas einschläfernd wirkenden personalen Erzähler, das lässt Hintergrundinformationen - die sicherlich notwendig sind - interessanter rüberkommen und würde noch wesentlich mehr aus dem großen Potential und der Dramaturgie die in diesem Kapitel steckt herausholen.
Ein gutes Beispiel dafür wäre die Stelle, an der die Sklaven versteigert werden. Die Situation dort müsste noch intensiver erlebt werden können, gerade weil dieser Preis für Sklaven so unrealistisch ist udn ein wirklich gefährlicher Mann dort anwesend ist, da muss mehr aus der Seele deines Protagonisten kommen, mehr Gefühle. Besonders an dieser Stelle würde ich dir empfehlen eine riesige Zeitdehnugn zu machen und die Situation so extrem auszureizen, dass der Leser kurz vor dem Herzstillstand steht.
Ansonsten ist deine Geschichte wirklich top und ich hoffe du nimmst mir die Kritikpunkte nicht übel. Vielleicht konnte ich dir damit ja sogar helfen.
Von Aabatyron
Am 21.11.2007 um 23:06 Uhr
Hole etwas (Gedanken) aus der Zukunft und bring es in die Vergangenheit, dann wird es heute real da sein.
Es funktioniert anscheinend tatsächlich - wenns auch so aussieht, dass sich zwei Geschichten plötzlich überschneiden.
Aber dadurch nur nicht verwirren lassen!!!
Von Jason-Potter
Am 21.11.2007 um 22:58 Uhr
Ich hoffe du bist mir jetzt nicht sauer, war ein dummer Verklicker. Aber sobald ich deine durchgelesen habe, bekommst du natürlich auch ein Statement von mir.
Grüße Jason-Potter
Von Jason-Potter
Am 21.11.2007 um 22:51 Uhr
Dieses Buch würde ich mir sofort kaufen. Die Storie finde ich einfach klasse, auch wenn sie mit Sicherheit nicht ganz neu ist. Aber die Umsetzung ist spitze, was mir bei dir besonders positiv auffällt ist die glaubwürdige Gestaltung deiner Charaktere und die Einbringung deren Gefühle (besonders auffällig bei Peter)
Das Drama um sein finanzielles Scheitern, seine große verpatzte Liebe, richtig dramaturgisch und ein wenig schizophren, gefällt mir richtig gut. Schreibe es unbedingt fertig und versuche einen Weg ( wie auch ich ) zur Veröffentlichung zu finden.