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Hexenverbrennung - von Spiegelwoelfin, 18.09.2018
Hexenverbrennung


Ohne Vorwarnung kam sie. Die Inquisitorin. Es verlangt sie nach Blut.
Ob nun Hexe oder nicht, sie suchte sich ein Opfer, welches sie gnadenlos richten konnte.
Sie fand es.

Klar, ihr neustes Opfer - Pardon, die Hexe - hatte Fehler begangen; sie stritt es noch nicht mal ab. Aber den Scheiterhaufen rechtfertigten diese Fehler gewiss nicht.
Und doch war sie dort, auserkoren zu sterben zum Wohle aller und der Zufriedenheit der Inquisitorin.

Diese trug ungerührt die Anklage vor, tat jeden Einwand der Hexe ab, als "Ausrede" und jede Gegenwehr der Hexe zeugte von "keinerlei Verständnis".
Die Hexe sollte "endlich ihre Fehler eingestehen und die Konsequenzen tragen".

Und die Meute? Die stand gebannt da, in feigem Schweigen ließen sie es einfach so geschehen. Überließen die Hexe einfach der erbarmungslosen Hetze der Inquisitorin. Um hinterher behaupten zu können, sie wären nicht für den Tod der Hexe verantwortlich, denn sie hatten ja nichts getan.

Die Hexe sah sie verachtend an, diese feigen Menschen zu denen sie doch eigentlich gehörte, doch nun von ihnen verraten war.
Sie brüllte die Meute an, forderte sie auf, ihr feiges Schweigen zu brechen. Sie wollte noch nicht mal in Schutz genommen werden, darauf kam es ihr schon gar nicht mehr an. Die Hoffnung darauf hatte sie schon längst verloren.
Doch sie wollte nicht zulassen, dass die Meute ungeschoren davon kam. Oh nein, sie alle waren an ihrem Tod mit schuld und das ließ die Hexe sie auch deutlich spüren.

Indes kam die Inquisitorin mit ihrer Anklage zu Ende und verkündete das Urteil: "Tod durch Verbrennung!"
Die Meute hielt den Atem an, die Inquisitorin entzündete - hochzufrieden - den Scheiterhaufen.

Stille.

Nur das wilde Fauchen der hungrigen Flammen, das Bersten und Knacken des brennenden Holzes tönte laut.
Die Hexe... Die Hexe schrie nicht. Sie starb still in den lauten Flammen und dem dröhnenden, noch immer feigen Schweigen der Meute.
Die Genugtuung ihrer Schmerzensschreie und ihrer Todesqualen gab sie weder der Inquisitorin, noch der Meute, die starr und reglos ihren Untergang beobachtete.

Als nur noch ein glühender Haufen Asche übrig war, löste sich die Meute aus ihrer Erstarrung, versprengte sich über den ganzen Platz.
Auch wenn sie es alle leugneten, sie alle waren zu Mördern geworden. Sie alle waren in gewisser Weise Hexer und Hexen, die einen Menschen getötet hatten.
Und doch rechtfertigten sie sich damit, es wäre nur zum Wohle aller geschehen, sie hatten nichts getan und deshalb auch keine Mörder.

Die Inquisitorin verschwand wieder. Für`s erste war ihr Blutdurst gestillt. Zufrieden machte sie sich davon, froh ihr Werk vollbracht zu haben.
Sie verschwendete nicht einen Gedanken an das Leben, welches sie willkürlich und gnadenlos beendet hatte.

Bald würde sie wieder auf Hexenjagd gehen. Sobald ihr Hunger wieder zu groß wurde.


*Keep the words alive
And this mad world loving*



©2018 by Spiegelwoelfin. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von AlterMann
Am 14.10.2018 um 00:56 Uhr

Ich finde dass hier in dieser Geschichte für das Thema richten und gerichtet werden der richtige Zusammenhang klug aufgezeigt wird.

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Es gibt 1 Kommentar


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