"Computerarbeit"
... Samstag, ein Tag aus dem Familienleben ...
Gut ausgeschlafen in den Tag gehen zu können ist praktisch die halbe Miete – um 6:00 Uhr wache ich gewohnheitsmäßig auf, kann aber mich ruhig wieder auf die andere Seite drehen und noch ein wenig weiterschlafen – schließlich ist ja heute Samstag ohne Termine in meinem Terminplaner. Um 9:00 Uhr ist es dann vorbei mit „ruhen“ - nach der Morgentoilette eine große Tasse heißen Kaffee bringt die Lebensgeister vollends zurück. Im Nebenraum höre ich Geräusche, die eine leidige Arbeit ankündigen.
Unsere Tochter werkelt am Computer meiner Frau – wenn das mal nicht wieder einen Disput gibt. Meine Frau will ihre Programme in einfachster Form aufrufbar beim Start des Computers zur Verfügung haben. War die Tochter an der Rechenmaschine, geht meist hinterher das Geschrei los, weil alles nicht mehr so funktioniert wie zuvor. Da ist die Jugend manchmal recht eigensinnig: Updates werden einfach mal schnell „weggedrückt“, irgend welche Meldungen braucht man nicht zu lesen – mit einem kurzen Tastendruck ist die leidige „Werbung“ beseitigt – dabei war es ein wichtiges Installationsprogramm welches den Virenscanner aktualisieren wollte. Speicherinhalte schnell mal hin und her schieben – auf den Desktop – löschen vom Desktop – Noch ein paar Meldungen ignorieren – und dann ist man fertig und zieht an der „Rechenmühle“ einfach schnell den Stecker weil die Freundin auf dem Handy anruft.
Dann will die Mutter zwischen den vielen Hausarbeiten ihr gewohntes Lernprogramm starten. Aber schon beim Start kommen so seltsame ungewohnte Einblendungen über nicht vollständig durchführbare Installationen. Spätestens wenn auf dem Desktop völlig ungewohnte „Bilder“ erscheinen und es so gut wie unmöglich erscheint, an das Lernprogramm zu kommen, dämmert es der Mutter, dass da mal wieder der Nachwuchs mit flinken Fingerchen am Werk war.
Der erste Ruf nach der Tochter ist noch von einer gewissen Geduld und Toleranz begleitet. Die bringt es dann meist auch fertig, aus dem Gedächtnis heraus ein paar Funktionen des Lernprogramms wieder zum Leben zu erwecken.
Dann kommt der nächste Hilferuf der Mutter – sie will ihre bereits bearbeiteten „Lerndateien“ ausdrucken, kann sie aber beim besten Willen nicht mehr finden.
Missmutig – weil gerade schon wieder mit einer anderen Freundin telefonierend – kommt die Tochter ins Zimmer gelaufen und regt sich darüber auf, dass man anscheinend mit zunehmendem Alter auch immer verblödeter wird und nicht einmal mehr so ein einfaches Gebilde wie diesen Computer bedienen kann.
Das gehe doch ganz einfach – Pfad aufrufen – ach so, den hat sie ja vorher ein wenig geändert – wie war das gleich noch einmal? - ja, da müsste die Datei zu finden sein – Upps, Scheiße, aus Versehen vorher gelöscht!
Die gestresste Mutter im Hintergrund schaut derweil immer böser und arglistiger – in Gedanken plant sie schon eine schwere Straftat: Körperverletzung aufgrund von Prügelstrafe.
Man soll sich nicht so anstellen – kommt der Kommentar von der Tochter – schließlich sei die Neubearbeitung der Files doch eine sehr gute Übung den Inhalt besser zu lernen. Die Laune der Mutter hat inzwischen ihren Tiefpunkt erreicht. Sie schaut auf die Uhr und merkt, dass sie schon die nächste Aufgabe von ihrem Tagespensum erledigen muss. Ich will ihr noch erklären, dass man bei so einem Computer trotz allem Ärger nicht einfach den Stecker ziehen darf – aber es ist schon zu spät – nur noch das Geräusch einer Festplatte im Auslauf ist zu hören. Das wird beim nächsten Start wieder Arbeit geben. Natürlich ist der Computer an allem schuld – schließlich hat des Gelumpe zu funktionieren wenn man es braucht. Man sollte doch einmal eine „gescheite“ Anlage kaufen – und nicht sich immer mit so einem Schrott herumärgern welcher nie funktioniert wenn man ihn schnell braucht – kommt ein empörter Kommentar. Es hat wenig Sinn zu erklären, dass man mit flinken Fingern selbst die teuerste Computeranlage zum Absturz bringen kann.
Das ist natürlich ein altbekanntes Spiel. Wenn das Betriebsprogramm wieder neu installiert ist und alles richtig funktioniert, kommt von der Mutter die strikte Order an die Tochter, jetzt die Finger von dem Computer zu lassen. Nach kurzer Zeit ist diese Instruktion allerdings wieder vergessen – spätestens dann, wenn die Tochter der Mutter zum wievielten Male auch immer erklären muss, wie man die Mails abruft oder versendet. Da wird die Tochter dann quasi geradezu dazu aufgefordert, wieder mit dem Computer zu „arbeiten“.
Von annemie
Am 17.10.2009 um 17:29 Uhr
Deine Computergeschichte hat mir gut gefallen. So geht es auch mir, meine Nachkommen sorgen auch für verschwundene Programme.
Dein Text läßt sich gut lesen, lebhaft, flüssig und bildhaft.
Mir gefällt Deine Prosaarbeit besser als die Reime.
Schreibe weiter!
Gruß annimie
Von Aabatyron
Am 03.10.2009 um 22:08 Uhr
Von Webmaster
Am 03.10.2009 um 21:57 Uhr
Da gibt es nur eine einigermaßen akzeptable Lösung: Benutzerkonten (und ganz wichtig: Nur das eigene Profil als Adminkonto) anlegen und man(n) kann seine Samstage wieder genießen. *grins