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Status: Zur Vernichtung freigegeben! - Kapitel 06 - von Aabatyron, 21.07.2007
Status: Zur Vernichtung freigegeben!

Kapitel 6 Jennyfer

John hatte seine Familie auf dem Land, irgendwo versteckt in den Bergen in Sicherheit gebracht.
Dieses Monster schien ein Kampfroboter einer fremden ausserirdischen Spezies zu sein, der nur ein Ziel kannte: Die Vernichtung der Menschen.

Bald würde die Kampfmaschine auch die Städte in Deutschland angreifen - nur noch wenige Städte in Amerika waren bis jetzt von dem Angriff verschont geblieben.

Die Taktik dieser Maschine schien klar, sie zerstörte zuerst alle großen und wichtigen Zentren und danach würde sie sich den Rest vornehmen.

Die seismologischen Daten liesen ein makaberes Protokoll der Aktivität dieses Mordmonsters zu.

Das nächste Ziel dieser Maschine lag tatsächlich in Deutschland, sie hatte es auf die Hauptstadt Berlin abgesehen. Die Militärs mußten sich inzwischen ein neues Hauptquartier suchen - Berlin. Wie wenn dieses Monster Gedanken lesen könnte, nahm es sofort nach dieser Entscheidung der Militärs Kurs auf Berlin um diese Stadt zu zerstören.


Auf der Route dieses Monsters gab es aber noch ein Ort, der alles verändern sollte. In ruhiger Landschaft gelegen, standen die Gebäude einer Klinik, in der schwerstbehinderte Menschen eine Zuflucht fanden.

Benny bemerkte, dass seine Patientin heute besonders aufgeregt schien. Sein Ersatzdienst war bald um, er hatte ihr aber versprochen, da er in der Nähe wohnte, sie oft zu besuchen und mit ihr die so geliebten Spaziergänge zu unternehmen.

Vermutlich machte sich Jennyfer deshalb Sorgen, weil er bald nicht mehr den ganzen Tag da war. Die Frage danach verneinte sie allerdings.

Im Fernsehen wurde gerade schon wieder eine Nachricht über diese Monstermaschine gebracht, die man schon seit Wochen versuchte zu bekämpfen. Selbst die Sprengkraft einer Atombombe hatte dieses Ding nicht zum Stoppen gebracht.

"Macht dir diese Nachricht Angst?" fragte Benny deshalb sein Schützling, obwohl er wußte, dass es inzwischen keinen Menschen mehr gab, der nicht Angstschweiß bekam, wenn er das Maß der Zerstörung dieser Maschine sah.

Jennyfer signalisierte allerdings, dass sie keine Angst hätte. Benny hatte inzwischen schon zusammen mit dem Professor ein System herausgefunden, wie er mit Jennyfer kommunizieren konnte. In einer Art Matrix konnte er recht schnell wichtige Kernbegriffe durch Ja- oder Neinentscheidungen herausfiltern. Das klappte inzwischen schon recht gut und auch schnell.

Nach wenigen Spalten und Zeilenabfragen stand auf dem Computerbildschirm der Satz: Kontakt - Herstellen - Fremdwesen.

Benny verstand den Sinn nicht, rief den Professor zur Hilfe.

"Heisst das, dass dieses Monster mit den Menschen Kontakt aufnehmen will um zu verhandeln?", fragte der Professor etwas irritiert. Er wußte inzwischen, dass Jennyfer gesehene Dinge völlig anderes beurteilte wie die „normalen“ Menschen. Jennyfer verneinte.

"Willst du Kontakt zu diesem Kampfroboter aufnehmen?" Die Frage klang eher ungläubig und zaghaft - aber von der Logik her blieb eigentlich nur noch diese Variante oder Möglichkeit offen. Die Bejahung von Jennyfer war Antwort genug.

"Warum", wollte jetzt der Professor, und auch Benny, neugierig wissen. Langsam lies er die Basisbegriffe auf den Computerdisplay durchlaufen. Sobald die passende Zeile gefunden war, brauchte Jennyfer nur Zeichen zu geben. Die Spalte mit dem Begriff zu finden war die gleiche Prozedur.

Dass Jennyfer über eine ungewöhnliche Intelligenz verfügte, hatte sie schon in langen Test zuvor bewiesen. Selbst bei schwierigsten mathematischen Aufgaben hatte sie immer auf die richtige Lösung getippt. Sie stellte praktisch ein wissenschaftliches Rätsel dar.

Jetzt stand auf dem Bildschirm die Worte: Angreifer - intelligent - Neugierig - Verhandeln - ich - alleine.

Es war schon ungewöhnlich dass der Professor zusammen mit seiner Patientin und Benny in genau die falsche Richtung fuhren, als die, die zum Fluchtweg für all die Personen benannt worden war, die panisch ihre Wohnungen verließen weil sie auf der Route dieses Monsters angesiedelt lagen.

Als sie an dem Ziel angekommen waren wollte natürlich Benny bei seiner Pflegeperson bleiben. Das Mädchen war ihm ans Herz gewachsen - irgendwie hatte er das Mädchen richtig lieb gewonnen. Sie jetzt alleine zu lassen, kam ihm grausam und herzlos vor. Aber es war ihr besonderer Wunsch gewesen. Vielleicht sogar sehr wichtig, dass überhaupt eine Kontaktaufnahme zu dieser fremden Maschine stattfinden konnte.

Schweren Herzens stieg er wieder in das Auto ein und fuhr mit dem Professor auf "Sicherheitsabstand".

Fast eine halbe Stunde dauerte es noch, bis man an den dumpfen Erschütterungen spüren konnte, dass sich dieser ausserirdische Kampfroboter näherte.

"Wir müssen sie wieder dort wegholen - schnell!", flehte Benny den Professor an. Doch der Professor hatte instinktiv das Gefühl, dass seine ungewöhnliche Patientin genau wußte was sie tat. "Nein, wir dürfen nicht zurück - Jennyfer ist so intelligent, die weis bestimmt, warum sie uns weggeschickt hat", mahnte er Benny zur Ruhe.


Jennyfer hatte zum erstenmal das Gefühl, sie könne ihren Herzschlag fühlen. In ihrem Geist "sah" sie dieses fremde Wesen näherkommen. Es war nicht böse. Es befolgte nur Befehle, war aber hochintelligent. Sein Geist war ebenso in einem Körper gefangen wie der ihre. Diese Kreatur wußte nichts von den Menschen, dass sie in einem Zustand der Angst versuchten ihr Leben zu retten, indem sie sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln wehrten und den Angreifer versuchten zu beseitigen oder zu bezwingen.

Immer näher kam diese Kampfmaschine – hatte die seltsamen Alphawellen bereits geortet. Ein Mensch? Nur zu einem hohen Prozentsatz. Es war ein Muster, das nicht in die vorgegebene Matrix passte.

Eine neue Waffe vielleicht? Nein, diese Wellenmuster gehörten zu einem biologischen Organismus.

Die laarischen Wissenschaftler hatten dem Kampfroboter alle Eigenschaften auf den Weg gegeben, sich verteidigen zu können. Er war praktisch unbezwingbar, hatte keine Schwachstellen und eine überragende Intelligenz.

Es war schon makaber, aber eben diese überragende Intelligenz war genau die Schwachstelle, die letztendlich ihre so perfekte Erfindung angreifbar machte. Die Maschine war nicht nur überaus intelligent, sondern aufgrund der Nanomedtechnik auch besonders neugierig.

Diese Neugier war jetzt geweckt worden. Auf diesem Planet gab es ein Wesen, das nicht in das allgemeine Schema passte. Schon allein die Tatsache, dass dieses Wesen keine Angst zeigte und sogar von sich aus Kontakt aufnehmen wollte, war mehr als ungewöhnlich.

Die Aktivität der Nanomeds nahm sprunghaft zu. Um zu ergründen, was an diesem Wesen anders war, mußte es assimiliert werden. Damit konnten die Nanomeds den fremden Organismus erforschen und herausfinden, warum er so viel anders war als die Menschen, die es galt zu neutralisieren.


Jennyfer „fühlte“, wie die fremde Intelligenz mit sich selbst um eine Entscheidung kämpfte. Schließlich siegte die Neugier.

Aus der Unterseite dieser gewaltigen Kampfmaschine wuchs plötzlich eine Art Lanze, die sie genau auf der Stirn berührte.

Es war fantastisch. Jennyfer befand sich von einem Moment zum anderen wie in einer anderen Welt. Millionen von Sensoren waren mit der Bewegungssteuerung dieser Maschine verbunden und lieferten laufend Daten an den Zentralrechner der ähnlich einem menschlichen Gehirn aufgebaut war.

Jennyfer spürte die unbändige Neugier dieses Geistes, der in der Maschine gefangen war und sie steuern mußte. Er wollte jetzt alles wissen, erfuhr von Mutterliebe, Sorge um die Kinder, das Leid, welches die Menschen zu ertragen hatten – aber auch von den vielen Gewalttätigkeiten, zu denen Menschen fähig waren.

Wie lange dieser „Gedankenaustausch“ gedauert hatte, konnte Jennyfer nicht sagen. Sie spürte jedenfalls das Bedauern, das jetzt in dem fremden Geist aufkam. Ihm wurde erst jetzt so richtig bewußt, wie viele unschuldige Menschen es in Befolgung eines einzigen Befehles getötet hatte.

Eine andere Kraft versuchte sogleich den „nachdenklich“ gewordenen Geist wieder in die laarischen Direktiven zu zwingen.

Der innere Kampf wurde immer heftiger. Eine Seite wollte den Befehl der Erbauer immer noch ausführen – die Menschheit vollständig vernichten. Die andere Seite war sich bewußt, Unrecht zu tun und wollte verhindern, dass weiterhin Unschuldige ermordet wurden.

Jennyfer verspürte inzwischen wie einen Schmerz, den dieser innere Zwist der Nanomedstrukturen verursachte. Sie war praktisch mit dieser Maschine verschmolzen und ihr Geist schlug sich logischerweise auf die Seite derjenigen Nanomeds, die den Kampf beenden wollten.


Fast zwei Stunden verharrte die Kampfmaschine auf einer Stelle.

Dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Die Maschine wurde plötzlich von zuckenden Energieblitzen überzogen und fing an, sich fast genau in der Mitte zu trennen.

Eine der beiden entstandenen Hälften war geringfügig größer – hätte es jemand erfassen können, so wäre dabei genau die Masse herausgekommen, die dem Gewicht eines Menschen entsprach.

Die Meldungen in den Nachrichten überschlugen sich förmlich.

Der Kampfroboter hatte sich aus noch nicht geklärter Ursache in zwei Einheiten gespalten – die jetzt anscheinend erbittert gegeneinander kämpften.

Es gab zwei Personen die genau wußten, wer da gegen wen kämpfte und warum: Benny, der Ersatzdienstleistende und ein Professor für Psychiatrie. Ihnen war sofort klar gewesen, dass nur Jennyfer diese Aktion ausgelöst haben konnte.

Der Kampf konnte gnadenloser nicht sein – dauerte fast zwei ganze Tage. Auf dem Kampfplatz sah es aus, als ob dort zehn Atombomben explodiert seien. Es waren unvorstellbare Kräfte, die dort gegeneinander kämpften.

Bis zum Schluß konnte niemand sagen, welche der beiden Einheiten den Menschen hernach noch gefährlich sein würde. Allerdings hoffte jeder, dass sich die beiden selbst eliminieren würden.

Dann kam der Moment, als einer dieser Roboter offensichtlich einen Fehler gemacht hatte – er verlor zwei der „Beine“ die ihn bisher wieselflink hatten den Angriffen des anderen ausweichen, oder ihn wieder angreifen lassen.

Der Kampf schien entschieden. Das dritte „Bein“ mit all den Desintegrationsstrahleinheiten lag wenige Augenblicke nach der vorherigen Attacke ausgerissen auf dem Kampfplatz. Die Einheit versuchte sich zwar wieder programmgemäß zu regenerieren, aber hatte deutlich an Masse verloren. Selbst das abgetrennte Stück schien ein Eigenleben zu besitzen, explodierte aber kurz nach einem weiteren Formierungsversuch in einer mächtigen Explosion.

Dann kam das Ende. Deutlich geschwächt wurde die beschädigte Kampfeinheit von dem Gegner umklammert und man konnte das knirschende Geräusch meilenweit hören, als die Strukturen wie in einer Schrottpresse zerquetscht wurden. Die Zentraleinheit schien ihren Geist ebenfalls in einer weiteren Explosion aufgegeben zu haben. Gegen die Kräfte eines laarischen Kampfroboters waren alle Programme und Schutzeinrichtungen machtlos. Die Wissenschaftler hatten vermutlich mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass jemand ihre Erfindung dazu bringen könnte, sich zu teilen und gegen sich selbst zu kämpfen.

Eine der Einheiten schien nicht mehr funktionsfähig zu sein. Die andere war allerdings aus dem Kampfgeschehen auch nicht ganz unbeschadet hervorgegangen. Die Energiespeicher waren leer – die Nanomeds waren zum Tod verurteilt. Ohne die Energiestrukturen der Mikrorobots konnten sie nicht überleben. Der Geist der Maschine wollte aber überleben – es gab nur eine einzige Möglichkeit.


Jeder hatte gesehen, dass die Maschinen aufgehört hatten, zu funktionieren. Traurig rannte Benny zu dem Kampfplatz, an dessen Rand einsam und verlassen der Rollstuhl von Jennyfer stand.

Das Mädchen hatte sich für die Menschen geopfert und war zusammen mit dem Geist der Maschine gestorben.

Nicht nur er getraute sich zu dem Kampfplatz – auch die Soldaten hatten jetzt den Mut, sich diesen beiden reglos ineinander verkeilt daliegenden Kampfrobotern zu nähern.

Da, genau zwischen den beiden gigantischen Maschinen in der aufgewühlten Erde lag ein menschlicher Körper. Benny hatte zuerst gedacht, dass dies der Körper von Jennyfer wäre – aber es war nicht das Mädchen. Jennyfer war tot – die Maschine hatte sie getötet, das hatte er und der Professor deutlich gesehen.

„Schnell kommt her, da lebt noch eine“, drang plötzlich der Ruf eines der Soldaten an das Ohr von Benny. Es war der Körper, den Benny zuvor hatte reglos zwischen den Maschinen liegen sehen. Tatsächlich bewegte sich dieser Körper noch.

Natürlich wollte Benny helfen – er hatte eine Ausbildung in erster Hilfe. Mit wenigen Schritten war er bei dem Soldaten, der versuchte das Mädchen aus den Trümmern zu ziehen.

Das war schon seltsam, dass die junge Frau so etwas überleben konnte. Bestimmt hatte sie sich zuvor irgendwo hinter den Steinblöcken versteckt und unwahrscheinliches Glück gehabt, nicht von diesen Monstern zertrampelt worden zu sein.

Sie war splitternackt – warum auch immer – und vor Erschöpfung konnte sie kaum ihren Kopf hochhalten.

Als Benny ihren Körper betrachtete, ob sie irgendwo doch Verletzungen abbekommen hatte, mußte er sich eingestehen, noch nie so eine hübsche junge Frau gesehen zu haben. Sie hatte perfekte Körperformen und die seidenfarbenen Haare liesen sie fast wie einen Engel erscheinen.

„Haben sie irgendwo Verletzungen erlitten? Wie ist ihr Name?“, wollte er mit sorgenvoller Stimme wissen.

Das Mädchen blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. Benny durchzuckte es wie ein Blitz – das waren dieselben himmelblauen Augen wie bei Jennyfer.

Der Soldat wunderte sich sehr, dass einem jungen Mann die Nennung eines Namens so einen Schreck einjagen kann – das Mädchen hatte deutlich ihren Namen genannt: „Jennyfer Bonner“


Der „Geist“ der Maschine hatte überlebt. Zusammen mit all den Nanomeds hatte er einen neuen Körper gefunden. Es war ein leichtes, den neuen Körper in Sekundenbruchteilen zu regenerieren und voll funktionsfähig zu machen. Jetzt wohnte er dort zusammen mit einem Bewußtsein menschlicher Natur. Er wußte, dass die Laaren bestimmt noch weitere Kampfroboter schicken würden – darauf mußte er seine neuen „Freunde“ vorbereiten, damit sie überleben konnten.

-ENDE-
(Vorläufig, bis die Laaren wieder einen weiteren Kampfroboter schicken)

Autor: Werner May


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