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Tödliche Gedanken - Erwachen der Kräfte - von Aabatyron, 14.10.2007
Tödliche Gedanken

Erwachen der Kräfte

Mathey war ein Junge wie jeder andere, zumindest auf den ersten Blick. Heute war sein großer Tag, er würde das erste Mal zur Schule gehen. Die Mutter war froh, dass er endlich mit den anderen Kindern durch die Schule Kontakt bekam und hoffentlich auch dadurch vielleicht ein paar Freunde finden konnte.

Mathey war erst fünf Jahre alt gewesen, als er seinen Vater verloren hatte. Das war ein tragisches Schicksal für die ganze Familie. Nein, nicht einen Unfall hatte ihm den Vater genommen. Der Vater war nach einer jahrelangen Krankheit in einer Nervenklinik gestorben. Das war eine richtig grausige Sache gewesen. Die Ärzte konnten sich bis heute nicht erklären, wie ihr Patient zu solchen Verletzungen gekommen war, obwohl er zum Schluss in einem Raum untergebracht worden war, in dem es wirklich keinen Gegenstand gab, mit dem der Mann sich selbst solche Verletzungen hätte zufügen können.

Margarete, die Mutter von Mathey konnte bis heute nicht begreifen was mit ihrem Mann Norbert und anfangs treu sorgenden Familienvater passiert war. Als sie ihn kennengelernt hatte, war er ein fröhlicher junger Mann, der sie auf Händen trug, gewesen. Dann, nach drei Jahren glücklicher Ehe, kam wunschgemäß der Nachwuchs. Ein richtig süßes Baby war der kleine Mathey.

Mathey war gerade vier Jahre alt geworden, als das Unheil anfing über die Familie hereinzubrechen. Norbert hatte zwar in letzer Zeit etwas mehr Stress im Betrieb als sonst, aber solche Dinge steckte er normalerweise locker weg. Schweißgebadet war er eines morgens erwacht und hatte seiner Frau von einem fürchterlichen Albtraum berichtet. Er hatte in diesem Traum mit einer grausigen Kreatur gekämpft und war nur knapp mit dem Leben davongekommen. Fast hätte ihn diese Kreatur in seinem Traum mit ihren Pranken an der Schulter erwischt. In letzter Sekunde konnte er an dem steilen Hang, an dem er mit dem Monster gekämpft hatte, in die Tiefe springen in einen darunterliegenden See. Dabei war er so hart aufgekommen, dass ihm scheinbar sogar jetzt noch das ganze Genick weh tat.

Tatsächlich konnte er sich an diesem Morgen kaum bewegen und verspürte starke Rückenschmerzen. Vermutlich war er in der Nacht ungeschickt gelegen und hatte sich deshalb ein wenig verrenkt. Der Arbeitstag war eine einzige Plage. Am Abend ging er zu seinem Hausarzt, der sollte ihm ein Schmerzmittel verschreiben. Bei der Untersuchung stellte der Arzt allerdings zur Verblüffung seines Patienten fest, dass die Schmerzen eindeutig von einem schweren Sturz herrührten. Deutlich konnte der Arzt die Blutergüsse erkennen, die seine Diagnose bestätigten. Von einer ungeschickten Lage, nachts im Schlaf, war so etwas unmöglich.

Diese Geschichte war mehr als rätselhaft. Die Albträume wurden immer realer. Als Norbert eines morgens erwachte und an seinem Arm eine tiefe blutende Wunde besaß, glaubte er, seine Frau hätte ihm dies angetan. In seinem allnächtlich wiederkehrenden Albtraum hatte er mit einer Horde Betrunkener gekämpft und diese Verletzung abbekommen. Aber so etwas war ja unmöglich.

Margarete bekam es ernsthaft mit der Angst zu tun, als sie von ihrem Mann verdächtigt wurde, ihm dies nachts im Schlaf angetan zu haben. Sie liebte ihren Mann und hätte ihm so etwas niemals angetan – warum auch?

Trotz allem war es unerklärlich, woher diese Verletzung kam. Ein Neurologe wußte Rat. Der Patient hatte sich in seiner Zwangsvorstellung diese Verletzung selbst zugefügt. Er warnte allerdings Margarete davor, dass solche Patienten für ihre Familie sehr gefährlich werden könnten und man sie ausserdem vor sich selbst schützen müsse.

Margarete konnte vor Kummer die Tränen nicht mehr zurückhalten als ihr geliebter Mann in die geschlossene Nervenklinik eingewiesen wurde. Sie hatte sogar noch dazu ihre Einwilligung gegen Unterschrift geben müssen. Aber der Arzt hatte ihr glaubhaft versichert, dass nur eine schnelle Behandlung ein Fortschreiten der Krankheit verhindern konnte und sie als Mutter ausserdem die Verantwortung besaß, ihr Kind vor den Übergriffen des verrückt gewordenen Vaters zu schützen.

Es war trotz allem ein großer Schock, als die Nachricht vom Tod Norberts eines frühen Morgens kam. Fast ein Jahr lang hatten die Ärzte versucht, Norbert von seinen Wahnvorstellungen zu befreien. Ohne Erfolg. Im Gegenteil es wurde mit ihm immer schlimmer. Seltsamerweise fand einer der jüngeren Ärzte heraus, dass die Vorfälle in den Albträumen ihres Patienten tatsächlich zu passieren schienen. Einmal hatte der Patient davon berichtet, in seinem „Traum“ bei einem Flugzeugabsturz dabeigewesen zu sein. Er erzählte in solch detaillierten Einzelheiten, dass man wirklich glauben konnte, er sei bei dem Geschehen anwesend gewesen. Eine Frau sei noch in den Trümmern lebend eingeklemmt, hatte er berichtet. Irgendwie hatte er das Feuer gerade noch im letzten Augenblick löschen können, das drohte, die arme Frau zu verbrennen. Als dann in den Frühnachrichten die Meldung über einen tragischen Flugzeugabsturz kam, bei dem nur durch sehr viel Glück eine Frau eingeklemmt in den Trümmern überlebt hatte, konnte es der Arzt fast nicht glauben. Sein Patient hatte ihm diese Geschichte bereits detailliert erzählt. Das wohl verblüffendste war die immer wieder von der geretteten Frau gestammelte Aussage, dass ein „Engel“ sie vor dem Feuer beschützt hätte.



Mathey war natürlich sehr traurig, als sein Vater plötzlich fehlte. Zwischen den beiden hatte schon immer eine Art Seelenverwandschaft bestanden. Der Junge zog sich zurück und galt in der gesamten Nachbarschaft als auch ein wenig „seltsam“. Die Mutter hatte Angst, dass ihr Sohn Mathey die Veranlagung zur Erkrankung des Geistes wie sein Vater in sich trug. Die Ärzte beruhigten sie aber, sie erklärten ihr, dass nach dem „Verlust“ des Vaters in so einem Alter so ein Verhalten durchaus „normal“ wäre. Es müsse nicht zwangsläufig so sein, dass der Junge die „Krankheit“ vom Vater geerbt habe. So Krankheiten können manchmal mehrere Generationen überspringen. Allerdings konnte Margarete trotz intensiver Nachforschungen diese „Geisteskrankheit“ bei keinem der Familienmitglieder ihres verstorbenen Mannes in der Ahnenreihe herausfinden. Vielleicht hatten diese es aber auch geschickt verstanden, diese Krankheit zu verschweigen.

Nun war Mathey Sechseinhalb Jahre alt und durfte zur Schule gehen. Der Junge war ausser seiner wenig ausgeprägten Kontaktfreudigkeit ansonsten recht aufgeweckt. Dass er überdurchschnittlich intelligent war, bewiesen die Tests, die man immer wieder mit ihm gemacht hatte. Die Angst der Mutter, dass ihr Sohn die Veranlagung des Vaters zu der geistigen Krankheit geerbt hatte, waren völlig unbegründet. Er besaß für sein Alter einen überdurchschnittlichen Intelligenzquotient und verblüffte die Ärzte eher dadurch, dass er in seinem Alter den anderen Kindern geistig weit voraus war. Hätten die Ärzte allerdings gewußt, welche „Fähigkeiten“ er wirklich von seinem Vater geerbt hatte, sie wären vermutlich mehr als verblüfft gewesen.


Die Kinder hatten natürlich zum Leidwesen der Lehrer immer recht viel zu erzählen. Es gab Geschichten über verschiedene Märchen und Abenteuer die die Kinder als Filme gesehen, oder auch aus Büchern vorgelesen, wußten.

Mathey wußte auch von solchen Geschichten. Schon bald war er bekannt, immer die spannendsten Geschichten erzählen zu können. Vor allem erzählte er immer von Dingen, die noch keiner zuvor als Buch gelesen oder Film gesehen hatte. Woher sollten sie auch wissen, dass Mathey diese Geschichten gar nicht zu erfinden brauchte wenn er von den Kämpfen mit wilden Ungeheuern auf fremden Planeten erzählte.

Bald war die anfängliche Zurückgezogenheit des Jungen einer besonderen Beliebtheit unter seinen Mitschülern gewichen. Er war hilfsbereit und konnte es irgendwie jedesmal fertigbringen, einen aufkommenden Streit unter den Mitschülern zu schlichten. Die Lehrer waren manchmal verblüfft zu sehen, dass Mathey nur mit ein paar wenigen Worten Ruhe in die Klasse brachte, obwohl sie zuvor dies in nervenaufreibender Art und Weise erfolglos mehr als oft versucht hatten. Der Junge schien fast eine Art Hypnose mit seinen Worten zu verbreiten.

Er bekam immer gute Noten und die Mutter daheim war sehr zufrieden, dass er sogar am Jahresende jedesmal einen Schulpreis mit nach hause brachte. Gottseidank waren alle Befürchtungen umsonst gewesen – der Junge entwickelte sich normal und war eine mehr als gute Unterstützung für die Mutter, die den Unterhalt für die Familie verdienen musste. Er half viel im Haushalt mit, oder wenn es Dinge des Alltags zu erledigen gab.


Zwölf Jahre alt war Mathey dieses Jahr geworden. Die Geburtstagsfeier mit Freunden organisierte er fast alleine. Glücklich darüber, so einen tüchtigen Jungen zu haben, saß die Mutter am Abend nach der Feier als die letzten Gäste gegangen waren mit ihm noch zusammen und sah sich die alten Familienbilder in einem der großen Fotoalben an. Lange hatte Margarete diese Fotoalben nicht mehr aus der Truhe mit den Fotosachen genommen. Der Schmerz über den Verlust ihres geliebten Mannes und auch über die tragischen Umstände nagte immer noch an ihrem Herzen.

Natürlich wollte Mathey beim Anblick der Bilder wissen, wer sein Vater gewesen war – und vor allem, warum er nicht mehr lebte. In diesem Alter kamen solche Fragen einfach auf – jetzt, nachdem er die Bilder seines Vaters in den Händen hielt, flackerten auch bei ihm wieder Fetzen der Erinnerung auf.

Wie konnte die Mutter dem Jungen erklären, dass sein Vater sich in einer Irrenanstalt praktisch selbst getötet hatte? Sie erklärte ihm, dass der Vater sehr krank gewesen sei, und er durch eine unheilbare Krankheit gestorben wäre.

Mathey war nicht nur sehr intelligent, er war auch überaus neugierig. Als die Mutter bereits beim Aufräumen der „Überbleibsel“ von der Geburtstagsfeier war, kramte er immer noch in der alten Truhe nach weiteren Bildern seines Vaters. Verblüfft hielt er plötzlich den ausgeschnittenen Zeitungsbericht über einen Flugzeugabsturz mit einer seltsamen Rettung in seinen Händen. Was hatte dieser Bericht bei den Bildern seiner Familie zu suchen?

Aufmerksam las er den Bericht durch. Dort war eine kurze Erwähnung, dass ein Patient der in der Nähe liegenden Klinik anscheinend den Flugzeugabsturz vorausgesehen hatte. Wie der Schreiber zu den Informationen gekommen war, konnte nicht nachvollzogen werden. Die Frau hatte der Beschreibung nach einen „Engel“ gesehen der sie davor bewahrt hatte, unter den Trümmern eingeklemmt bei lebendigem Leib verbrennen zu müssen. Man hatte ihr Erlebnis allerdings dem Schock, den sie bei dem Absturz erlitten hatte, zugeschrieben.

Es gab noch einen weiteren Zeitungsartikel. Dort war ein kurzer Bericht nachdem die Frau wieder gesund aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Immer noch behauptete sie felsenfest, von einer Person gerettet worden zu sein, die in Lichtstrahlen eingehüllt das Feuer gelöscht hatte das drohte sie zu verbrennen. Sie beschrieb diese Person sehr genau.

Mathey wollte natürlich von seiner Mutter wissen, warum sie diese beiden Zeitungsausschnitte aufgehoben hatte. Jetzt erfuhr er, dass diese Beschreibung der Frau genau auf seinen Vater passte. Der war aber zu der angegebenen Zeit in einem abgeschlossenen Zimmer gesessen. Ausserdem war der Flugzeugabsturz viele Kilometer entfernt passiert.

Seltsam war nur gewesen, dass sein Vater vor allen anderen gewußt hatte, dass die Rettungsmannschaft in den Trümmern noch eine junge Frau finden würde. Das wohl unerklärlichste war der Arztbericht über den Gesundheitszustand seines Vaters an dem Morgen, als das Flugzeug kurz zuvor abgestürzt war. Er hatte an beiden Armen Verbrennungen erlitten die er sich normalerweise in dem Zimmer hätte niemals zuziehen können. Man vermutete damals, dass die Heizung nicht richtig funktioniert hatte und er sich bei seinem Geisteszustand aus Unachtsamkeit diese Verbrennungen an dem Heizkörper zugezogen hatte. Der behandelnde Arzt verriet allerdings Margarete, dass man sich solche Verbrennungen normalerweise nur an einer offenen Flamme zuziehen kann.

Mathey fand diese Geschichte sehr seltsam. Er wollte seine Mutter nicht beunruhigen, aber auch er hatte schon des öfteren solche seltsamen Träume gehabt. Auch er fühlte am Morgen, dass er nicht nur auf geistiger Ebene in diesen Träumen wandelte, sondern irgendwie fast körperlich dabei zu sein schien. Er war manchmal mehr als müde, wenn es ihm geträumt hatte, dass er vor einem Gegner geflohen war oder er so eine Traumkreatur verfolgt hatte. Was, wenn alles gar keine Träume waren, wenn alles was er im „Traum“ erlebte Wirklichkeit war – es alles real irgendwo passierte?

War sein Vater gar nicht verrückt gewesen, hatte er diese angeblichen Albträume alle wirklich real erlebt? Hatte er der Frau das Leben gerettet und sich dabei die Verbrennungen an beiden Armen zugezogen? Wie aber um alles in der Welt konnte man einen Raum nur mit der Kraft des Geistes verlassen? Das hätte die Mutter oder später die Ärzte doch auch einmal bemerken müssen? Verwirrt stellte Mathey fest, dass er viele Fragen stellte, aber keine Antworten finden konnte. Besaß er, wie auch sein Vater, besondere Kräfte die ihm die Fähigkeit verliehen, kraft seines Geistes Dinge und Geschehnisse real beeinflussen zu können?

Er nahm sich fest vor, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Mit den modernen Mitteln der Technik musste man doch in der Lage sein, so eine Fähigkeit offenlegen zu können.


Mathey hatte in den Nächten zuvor schon des öfteren davon geträumt, zusammen mit einem Wesen von einem anderen Planeten in dessen Heimatwelt gegen irgend welche Bestien gekämpft zu haben, die das Dorf dieses Wesens immer wieder überfielen. Das Ganze war so real gewesen, als ob er sich an dem Platz des Geschehens wirklich befunden hätte. Er konnte manchmal das Gefühl nicht loswerden, den eingeatmeten Geruch den er in seinem "Traum" wahrgenommen hatte, nach dem "Erwachen" immer noch in der Nase zu spüren. Einmal hatte ihn so ein Tier am Arm gepackt und er konnte sich gerade noch aus dessen Griff befreien. Der Arm schmerzte ihn am nächsten Morgen, als ob der Albtraum Wirklichkeit gewesen wäre. Seiner Mutter verriet er nicht, dass er solche nächtlichen "Erlebnisse" verspürte. Sie hatte schon immer Angst gehabt, er würde so werden wie sein Vater.

Jetzt da er wußte, was für seltsame Dinge mit seinem Vater passiert waren, wollte er unbedingt wissen, ob er vielleicht doch besondere Fähigkeiten besaß. Eine kleine Videokamera an seinem Computer angeschlossen sollte in der Nacht seinen Schlaf überwachen. Es müsste sich doch herausfinden lassen, ob er wirklich in den Träumen in der Lage war, Kraft seines Geistes seinen Körper woanders hin zu versetzen.

Sonst waren die Träume immer von alleine gekommen. In dieser Nacht dachte Mathey bewußt an das Wesen, das ihn immer auf dem fremden Planeten bei seinen nächtlichen "Abenteuern" begleitete. Kaum hatte er sich das Dorf vorgestellt, war er auch schon gedanklich dort.

Hoorr war erfreut, seinen Kampfgefährten plötzlich neben sich zu sehen. Allerdings griff dieser fremde Gedankenkrieger nicht gleich zu den Waffen sondern stellte eine Menge seltsamer Fragen die Hoorr überhaupt nicht verstand. Die Geister hatten ihm einen mächtigen Krieger geschickt der ihm bisher immer mit Erfolg geholfen hatte die listigen Gulps zu vertreiben. Jetzt wollte dieser mächtige Krieger wissen, ob Hoorr tatsächlich existierte. Das konnte verstehen wer wollte,

Bisher hatte dieser mächtige Krieger sich immer geweigert, das Zeichen der Freundschaft zu tragen. Das war ein besonderes Ritual unter dem Volk von Hoorr. Es wurde ein Zeichen in den rechten Arm geritzt, ein Dreieck mit einem Symbol der Blutsbrüderschaft. Überraschenderweise äusserte jetzt dieser fremde Krieger sogar von sich aus den Wunsch, von Hoorr das Zeichen der Blutsbrüderschaft zu bekommen.

Es war natürlich ein besonderes Ritual, dieses Zeichen anzubringen. In dem Dreieck wurde noch das Symbol von Hoorrs Familie und die des fremden Kriegers tätowiert. Der Fremde Krieger wählte als sein "Familiensymbol" eine gezackte Linie, die Hoorr nicht bei seinem Volk als Symbol kannte. Der Fremde Krieger erklärte ihm, dass dies in seiner Sprache das Symbol des Anfangsbuchstabens seines Namens sei.


Mathey erwachte am Morgen durch einen dumpfen Schmerz an seinem rechten Arm. Dort war ein Dreieck eingeritzt mit einem "M" und einem unbekannten anderen Zeichen in seinem Inneren. Hatte er sich diese Verletzung selbst zugefügt? Wurde er jetzt auch verrückt wie sein Vater?

Die Videokamera, fiel ihm sofort wieder ein. Fast panisch sprang er aus seinem Bett und eilte zu seinem Computer.

Den Film zurückspulen. Dort konnte man sehen, wie er sich unruhig im Schlaf wälzte. Dann plötzlich schien sein Körper zu erstarren. Keine Regung, wie tot lag er da während die Kamera Bild für Bild auf der Festplatte bannte. Im Hintergrund konnte man die Zeiger der Uhr sehen, als Mathey den Schnellvorlauf betätigte. Da plötzlich war etwas zu erkennen. Schnell spulte er den Film ein Stück zurück. Das was er dann sah war eigentlich völlig unmöglich.

Wie von Geisterhand entstand an seinem rechten Arm plötzlich eine Wunde die zum Schluss aussah wie ein Dreieck. Ebenso formte sich wie aus dem Nichts heraus diese Symbole in dem Dreieck. Also hatte Mathey sich diese Wunden nicht selbst zugefügt.

Ein Schauer ging ihm über den Rücken als er sich bewußt wurde, über welch seltsamen Kräfte er zu verfügen schien. War dies tatsächlich möglich? Der Film war ein eindeutiger Beweis, dass er offensichtlich irgendwie in der Lage war mit seinem Geist sich räumlich zu einem anderen Ort bewegen zu können. Bestimmt hatte sein Vater die gleiche Fähigkeit besessen, war sich aber dessen nie bewußt gewesen.

Wie so etwas physikalisch möglich war, konnte sich Mathey absolut nicht erklären. Wieder und wieder sah er sich den Film der Überwachungskamera an. Das sah wirklich gespenstisch aus, als sich an seinem Arm plötzlich die Zeichen langsam abbildeten. Aber es war ausser ihm niemand im Raum zu erkennen. Konnte er sich tatsächlich kraft seines Geistes räumlich bewegen? Wie aber entstand dann der andere Körper? Fragen konnte er bestimmt niemand - die würden ihn sofort gleich seinem Vater in ein Irrenhaus stecken.

Vielleicht war es möglich, diese Fähigkeiten bewußt einzusetzen. Bisher war er nur in seinen Träumen zu irgend einem Ort gewandert ohne sich bewußt zu sein, warum er ausgerechnet dort gelandet war. Das Zeichen auf seinem Arm. Das durfte die Mutter nicht wissen, woher es kam. Ein Pflaster verdeckte die Wunde, als Mathey mit dem Fahrrad zur Schule fuhr. Geschickt hatte er sein Hemd über die Wunde gestreift. Nach der Schule gings wieder nach hause über den alten Spielplatz wo er sich gerne manchmal aufhielt.

Da kam ihm die Idee wie er diese Wunde seiner Mutter erklären konnte. Ein wenig von der weichen Erde der Einpflanzbeete am Hemdsärmel, das Pflaster entfernt, schob er sein Fahrrad nach hause. Schon von weitem ahnte die Mutter, dass etwas passiert war als Mathey sein Fahrrad schob.

"Es ist nicht schlimm" rief er gleich seiner Mutter zu, " nur eine kleine Risswunde von dem alten Karussell". Er schwindelte seine Mutter an, dass er es ein wenig mit dem Karussellfahren übertrieben habe und im hohen Bogen in den Dreck geflogen sei. Es hätte inzwischen auch schon aufgehört zu bluten.

Die Mutter sah sich die Wunde sehr genau an. "Da musst du zum Arzt", meinte sie ernsthaft, "die Wunde scheint mit irgend etwas schwarzem infiziert zu sein - bestimmt altes Fett oder Rost"

Mathey wehrte ab: "Das braucht keinen Arzt, die anderen lachen mich ja aus wenn ich wegen so einer Bagatelle gleich zum Arzt renne". Die Mutter lies es sich nicht nehmen, die Wunde mußte ausgewaschen werden.

Mathey biss die Zähne zusammen, als seine Mutter jetzt mit dem kleinen Fläschchen Desinfektionsflüssigkeit aus dem Bad zurückkam. Besser die Schmerzen ertragen als dem Arzt erklären zu müssen, wie man bei einem Sturz vom alten Karussell eine Tätowierung bekommt. Der Arzt hätte dies bestimmt gleich bemerkt, dass die Einfärbung nicht von altem Öl oder Rost stammte.

Warum musste das Zeug eigentlich so höllisch brennen? Erst ein paar Minuten später lies der Schmerz nach. Die Mutter war jetzt zufrieden. Die gesamte Wunde war mit einer tiefbraunen Schicht bedeckt - das Desinfektionsmittel würde die Bakterien alle abtöten.

Eine halbe Stunde später saß Mathey am Tisch mit einem kleinen Verband um seinen Arm und löffelte seine Lieblingssuppe aus dem Teller. Nach dem Essen musste er seine Hausaufgaben machen. Die Mutter brauchte ihm dabei nie zu helfen, er konnte alles alleine bewältigen.

Heute war er allerdings mit seinen Gedanken ganz woanders. Immer wieder ging ihm diese besondere Fähigkeit im Kopf herum. Bestimmt hatte er die Hälfte der Aufgaben falsch gemacht, dachte er, als er sein Mathematikheft zuklappte. Er hatte sich vorgenommen heute sehr früh zu Bett zu gehen. Die Neugier, ob er seine Träume bewusst lenken konnte wurde immer stärker.

Der Mutter machte sein Frühes Zubettgehen nichts aus. Sie nahm an, dass er sich von dem Sturz einfach ein Weilchen erholen wollte.

Mathey legte sich auf sein Bett und versuchte sich zu entspannen. Wann die Träume kamen, konnte er eigentlich bisher nie sagen. Eine Zeitrechnung gab es dort nicht.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf einen bestimmten Ort. Es war der Raum in der Schule, wo er tagsüber gesessen und dem Lehrer zugehört hatte.

Müde - Ruhe, die Geräusche des Hauses rückten immer mehr in den Hintergrund. Matheys Gedanken blieben auf den Platz in der Schule konzentriert. Dort konnte ihn praktisch niemand entdecken wenn sein "Experiment" gelang.

Dann plötzlich drangen seltsame Geräusche an sein Gehör. Es war wie eine laufende Maschine die immer wieder ihren Tonfall veränderte. Die Putzmaschine des Hausmeisters hörte sich genauso an. Langsam entstand vor seinem inneren Auge das bekannte Klassenzimmer.

Durch das Fenster konnte Mathey sehen, dass es draussen anfing zu dunkeln. War er wirklich in dem Klassenzimmer? Mathey langte unter den Tisch wo normalerweise seine Bücher und Hefte lagen die er nicht zu den Hausarbeiten benötigte. Tatsächlich, in dem Halbdunkel erkannte er seine Bücher. Er sah auf die Uhr, die direkt über der Tür des Klassenzimmers angebracht war. Dort rückte der Zeiger gerade auf halb neun. Diese Uhrzeit schrieb Mathey in sein Deutschheft gleich vorne auf die erste Seite. Wenn dies alles real passierte, würde er morgen früh seinen Aufschrieb lesen können.

Das Geräusch der Putzmaschine war inzwischen bedrohlich nahe gekommen. Schnell verstaute Mathey seine Bücher und das Schreibheft wieder in dem Fach unter dem Tisch. Zumindest versuchte er es. In der Hektik fiel eines der Bücher zu Boden.

Das Geräusch der Putzmaschine verstummte schlagartig. Plötzlich war alles unnatürlich still geworden. Mathey nahm das Buch vorsichtig vom Boden auf und schob es langsam in das Fach.

Er bekam vor Schreck fast einen Herzschlag als plötzlich die Tür des Klassenzimmers aufgerissen wurde und er in die beiden stahlblauen grimmigen Augen des Hausmeisters sah.

Im nächsten Moment schreckte Mathey aus seinem "Traum" auf. Ein Druck auf den Lichtschalter brachte ihn in die Realität zurück. Seine Hände zitterten noch von dem Schock, den er kurz zuvor im "Traum" erlitten hatte.

Die Mutter sah kurz in sein Zimmer herein um zu kontrollieren, ob es ihrem Jungen gutging. Geistesgegenwärtig hatte sich Mathey schnell eines seiner Bücher geschnappt bevor die Mutter das Zimmer betrat, und tat so, als ob er lesen würde.

"Aber heute nicht die halbe Nacht lesen", mahnte die Mutter, "du kannst morgen weiterlernen".

War das gerade Geschehene tatsächlich passiert? Mathey hätte es nicht beschwören können.

Der nächste Tag brachte allerdings eine mächtige Überraschung.

In der Schule herrschte große Aufregung. Der Hausmeister war in der Nacht überfallen worden und musste mit dem Krankenwagen in die Unfallklinik gebracht werden. Die Einbrecher hatten den armen Mann offensichtlich grausam zugerichtet.

Mathey wurde blass. Was um alles in der Welt war heute Nacht tatsächlich passiert? Er hatte doch niemand überfallen. Oder doch? Tat er im Geiste Dinge, die er nachher gar nicht mehr wusste? Fast panisch hastete er zu seinem Platz und zog das Deutschheft aus seinem Fach.

Sein Gesicht wurde noch blasser als zuvor. Auf der ersten Seite stand eindeutig in seiner Handschrift geschrieben: Acht Uhr Dreisig. Also hatte er doch die Fähigkeit, sich Kraft seines Geistes an andere Orte zu versetzen.

In der Klasse war es sehr still. Jeder war bestürzt, dass der Hausmeister auf so grausame Weise am Vorabend misshandelt worden war. Mathey wurde fast übel vor Angst, als ihm immer mehr ins Bewusstsein drang, dass er unbewusste Dinge im "Traum" tat, die anderen Schaden zufügen konnten.

Gegen Mittag kam dann eine Nachricht von dem Krankenhaus. Der Hausmeister sei gar nicht überfallen worden. Er habe einen schweren Schock und behauptete, in dem Klassenzimmer einen Geist gesehen zu haben. Als er vor Panik aus dem Zimmer flüchten wollte, sei er gestürzt und habe sich dabei sehr unglücklich verletzt.

Der Klassenlehrer sah alle seine Schüler der Reihe nach an. Einer von ihnen hatte diesen Blödsinn mit dem Geist bestimmt ausgeheckt und musste dafür bestraft werden. Lange haftete sein Blick auch auf Mathey. Nein, dieser Schüler würde so etwas bestimmt nicht machen. Ausserdem hätte der bestimmt Hilfe gerufen , nachdem sich der Hausmeister so verletzt hatte. Das war bestimmt wieder einer aus der achten Klasse gewesen. Da gabs eine ganze Handvoll Schüler, denen der Lehrer so einen Blödsinn auf Anhieb zutraute.

Mathey atmete sichtlich auf, als der Lehrer seine Absicht aufgab, in seiner Klasse nach dem Übeltäter zu suchen.

Jetzt schon besser gelaunt machte sich Mathey auf den Heimweg. Insgeheim tat ihm der Hausmeister sehr leid, das hatte er wirklich nicht gewollt.


Jetzt wusste Mathey zwei Dinge. Erstens: Er konnte sich wirklich bewusst mit seinen Gedanken an einen bestimmten Ort begeben und dort agieren. Und Zweitens, und dies war eine sehr wichtige Erkenntnis: Er konnte sich einer Gefahr entziehen, indem er einfach schnell aufwachte.

Traurig wurde ihm bewusst, dass sein Vater heute vielleicht noch leben würde, wenn er um diese Fähigkeit gewusst hätte und sie auch bewusst hätte nutzen können.

Wie sein Körper gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten existieren konnte, dafür fand Mathey allerdings absolut keine Erklärung.

Was ihm allerdings Sorgen bereitete war die Tatsache, dass er sich auch durchaus bewußt war, dass ihn irgendwann so ein Ungeheuer in einem seiner Träume erwischen konnte bevor er in der Lage war, zuvor schnell genug „aufzuwachen“. Er ahnte nicht, welches Schicksal ihm die Zukunft bereithielt, so ein Ungeheuer war dagegen ein harmloses Krabbeltier.

Autor: Aabatyron


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