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Kampf der Unbesiegbaren - Aabatyron Buch 3 Kapitel 11 Teil 2 - von Aabatyron, 05.11.2008
Das Geheimnis von Aabatyron

Buch 3

Kapitel 11 - Kampf der Unbesiegbaren Teil 2



Durch ihre mehr als einfache Lebensart war sie bei allen sehr schnell beliebt und erfreute sich schon nach kurzem Aufenthalt auf dem Landgut der Freundschaft vieler dort ansässiger Menschen. Vor allen hatte die inzwischen 67 Jahre alte Mutter von Christina dieses Indianermädchen in ihr Herz geschlossen. Shansyree hatte ihr an einem der sommerlich warmen Abenden, als sie auf der Terrasse saßen, ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Dass ihr es jetzt vorkam, wie wenn sie neu geboren worden wäre, konnte Christinas Mutter, Veronika, voll und ganz verstehen. Shansyree war sich schon gewiss gewesen, bis in alle Ewigkeit von diesem bösen Geist befallen zu sein und in Einsamkeit und Abgeschiedenheit leben zu müssen. Stattdessen hatte sie jetzt viele neue Freunde gefunden und sie konnte jeden umarmen ohne Angst haben zu müssen, dass der andere dadurch zu Schaden kam. Nachdem sie alles lernen konnte, wollte sie aber trotz allem irgend wann einmal wieder zurück zu ihrem ursprünglichen Stamm. Die Menschen in ihrer Heimat lebten immer noch in Eintracht mit der Natur und bestimmt konnte Shansyree dort einen Platz für ihre weitere Zukunft finden – ohne die manchmal recht unverständigen Zwänge der „Zivilisation“. Sie strebte nicht nach Reichtum oder Macht, sondern war sich inzwischen bewußt, dass sie einem kleinen besonderen Personenkreis angehörte, der bei den Menschen eine ganz besondere Verantwortung besaß.
Auch Walter hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass diese übernatürlichen Kräfte keinesfalls seinem Träger so einfach Rum und Reichtum brachten. Er war sich schon nach kurzer Zeit der Tatsache bewußt geworden, dass der Wunsch nach so einer Kraft und Fähigkeit leider die danach verbundenen Schwierigkeiten und die hohe Verantwortung die daraus entsteht, mit keinem Gedanken vorher aufkommen läßt. Erst von Christina hatte er erfahren, dass es nur diesen Kräften zu verdanken war, dass die Menschen die Angriffe der Rauuzecs überlebt hatten und den Kampf gegen diese äußerst gefährlichen und brutalen Gesellen gewinnen konnten. Er hatte ja selbst am eigenen Leib erfahren, was passierte, wenn diese Kräfte mißbraucht wurden, oder in die falschen Hände gelangten. Vermutlich war es sogar gut, wenn er ihre kleine Truppe etwas verstärkte – schließlich konnte man nie wissen, welche Gefahren noch in den unendlichen Tiefen des Alls lauerten denen man begegnen mußte. Bestimmt würde es noch Jahrtausende dauern, bis alle Menschen diese Kräfte besaßen und dadurch auf eine höhere Evolutionsebene aufstiegen.

Damian Porch hatte indessen ganz andere Sorgen. Zuerst war er erleichtert darüber gewesen, hier auf diesem Planet in Freiheit leben zu können und nicht auf der Erde in diesem engen Gefängnis sein Dasein fristen zu müssen. Als sich das Beiboot von der Planetenoberfläche erhob und schnell kleiner und kleiner wurde, wurde er sich erst bewußt, dass er zwar in Freiheit, aber auch in absoluter Einsamkeit leben mußte. Es war zwar kurios, er hatte sich nie viel um die andern Menschen geschert, jetzt erst wurde ihm die Tatsache bewußt, dass er ohne sie auch nicht glücklich sein konnte. Nun ja, schließlich war er selbst schuld an der ganzen Misere. Mit seiner Gier nach immer mehr Geld und Macht hatte er sich auf der Erde eigentlich nur Feinde geschaffen. Echte Freunde gab es keine – nur derjenige den er bezahlte, gab sich als sein „Freund“ aus. Gottseidank hatte diese Christina und ihre Schwester eine mehr als humane Einstellung gezeigt, und ihn nicht den Behörden übergeben – ja sie hatte ihm sogar eine Funkstation überlassen, dass er die Möglichkeit besaß, sich mit der Erde in Verbindung zu setzen. Dieser Planet war fast so groß wie die Erde. Die fünfunddreißig Grad Temperatur störten ihn keinesfalls, im Gegenteil fand er es sogar äußerst angenehm, diese Wärme als Energie aufzunehmen. Er konnte es nicht beschwören, aber irgendwie hatte er trotzdem das Gefühl, dass mit der Aufnahme dieser Wärmeenergie, die Kraft sich in seinem Körper gleichfalls verstärkte.
Wenn er schon einen ganzen Planet für sich besaß, so wollte er ihn natürlich auch ausgiebig erkunden. Gottseidank konnte er sich seit seiner wundersamen Wandlung, nachdem er diesen Stein berührt hatte, alles genauestens merken und es würde ihm ein leichtes sein, nach einem Erkundungsgang wieder in seine Behausung zurückzufinden. Die erste Erkundung führte ihn durch ein weites Tal bis an den Fuß einer weit gestreckten Bergkette. Überall gab es Büsche mit den seltsamsten bunten Blüten und teilweise Bäume, die sich unendlich in den Himmel zu strecken schienen. Allerdings konnte er bis jetzt nirgends ein Tier, egal welcher Art auch immer, entdecken. Durch die Kletterpartie auf den Berg versprach er sich eine bessere Aussicht, vielleicht war es von dort oben möglich, irgend ein Lebewesen zu erspähen. Als er ohne Mühe den Berg erklommen hatte, sah er auf der anderen Seite einen unendlich erscheinenden dicht bewachsenen Wald. Wenn sich in diesem Wald ein Tier aufhielt, konnte er es bestimmt nicht von hier oben durch das alles verdeckende Blätterdach erblicken. Also machte er sich auf der anderen Seite des Berges an den Abstieg um den Wald von unten im Tal zu erkunden. Als er am Fuß des Berges ankam und den Wald jetz unterhalb der dichten Zweig- und Blattschichten genauer beobachtete, stand schlagartig für ihn fest: Es gab Tiere – und was für welche. Noch nie hatte er solche Wesen gesehen. Ihre Größe entsprach der eines irdischen Elefanten. Allerdings glich ihr Körper eher der Form eines Hundertfüßlers. Zwei dicke hornartige Zangen am vorderen Kopfende liesen ahnen, dass diese Geschöpfe vermutlich einen dieser Bäume mit ihren Fraßwerkzeugen auseinandertrennen konnten. Diese Tiere sahen nicht nur sehr fremdartig aus, sondern sie bewegten sich wieselflink zwischen den Stämmen des Waldes. Damian konnte beobachten, wie sich eines dieser Tiere auf die hintere Reihe seiner Füße stellte, sich hoch aufrichtete und mit diesen zangenartigen Fraßwerkzeugen einen Oberschenkelstarken Ast von einem der Bäume wie mit einer Hydraulikschere abtrennte. An dem anschließend raspelartigen Geräusch konnte er sogar hören, wie das Tier den saftigen Ast genüßlich verzehrte. Hoffentlich hatten diese Tiere keinen Appetit auf Menschenfleisch und waren reine Pflanzenfresser. Vorsichtig, immer darauf bedacht, nicht von diesen Kolossen entdeckt zu werden, schlich er sich weiter durch den Wald. An einer Stelle gab es einen etwa zweihundert Meter breiten und fast fünfzig Meter tiefen Einschnitt in der Landschaft. Von dem Berg oben hatte er vorher gesehen, dass sich dieser Einschnitt durch das gesamte Tal zog. Als er am Rand des Einschnitts angekommen war, erwartete ihn eine besondere Überraschung. Er mußte noch einmal genau die unten laufenden Wesen beobachten. Jetzt war er sich sicher, sich nicht getäuscht zu haben: Diese Wesen, die unten in der Senke offensichtlich gerade vor einem anderen Feind flüchteten waren – Menschen? ... zumindest sahen sie von hier oben sehr menschenähnlich aus. Jetzt sah er auch, vor was diese menschenähnlichen Geschöpfe flohen: Einer dieser Hundertfüßler hatte offenbar doch Hunger auf Fleisch bekommen und war gerade dabei, den am Schluß der Gruppe flüchtenden mit seinen kräftigen Zangen zu packen. Als er die Zangen schloß, konnte Damian trotz der großen Entfernung das brechen der Knochen des Opfers bis hier oben hören. Ihm lief ein Schauer des Entsetzens über den Rücken obwohl er vermutlich mit seinen besonderen Körperkräften sich gegen diesen Vielfüßler erfolgreich wehren konnte. Der Koloss schien von dem einen Opfer bei weitem nicht satt zu sein. Nachdem er es gefressen hatte, machte er sich an die weitere Verfolgung der kleinen Gruppe menschenähnlicher Zweifüßler. Damian sah, wie eines der jüngeren Mitglieder offensichtlich bei der Flucht mit den anderen nicht mehr mithalten konnte und immer weiter von der Gruppe zurückfiel. Einerseits war er neugierig, zu sehen ob dies tatsächlich Menschen waren, und wenn nicht, andererseits - konnte er sich auch eines dieser Wesen fangen und vielleicht zähmen um nicht künftig in Einsamkeit leben zu müssen. Er wußte, dass er ohne Schaden in das Tal hinunterspringen konnte und mit einem kurzen Anlauf sprang er über den Rand des Taleinschnittes. Die flüchtende Gruppe erschrak fast zu Tode, als er wie ein Geschoß durch das Astgewirr der Bäume durchbrach und auf dem felsigen Boden mitten in der flüchtenden Gruppe landete. Als er sich gerade aufrichtete, hörte er hinter sich einen kläglichen Ruf, der einem menschlichen Hilferuf ziemlich ähnlich kam. Blitzschnell drehte er sich um und sah, dass der Vielfüßlerkoloss sich mit seinen Zangen gerade ein junges Mädchen geschnappt hatte und es sich in mundgerechte Stücke zertrennen wollte. Damian griff sich mit beiden Händen die Zangen dieses Kolosses und stemmte sie auseinander. Das Mädchen fiel zu Boden, konnte sich aber vor Schock nicht rühren. Ungläubig starrte sie auf Damian, der für sie nicht nur seltsam aussah, sondern auch den Mut zeigte, es mit einem dieser Zwoorks aufzunehmen. Die anderen Stammesmitglieder waren inzwischen panisch weitergeflüchtet. Sie wußten, dass wenn der Zwoork sein Opfer gefressen hatte, würde er sie weiter verfolgen. Nur ein genügend großer Vorsprung konnte das Leben einiger ihrer Stammesmitglieder retten. Meistens hatten die Zwoorks mächtigen Hunger und nur wenige Walsaams überlebten die Freßgier.
Das Mädchen konnte sich noch immer nicht rühren und sah ungläubig auf das, was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Damian brauchte das erstemal all seine Kräfte, um die mächtigen Hornzangen auseinanderpressen zu können. Aber der Zwoork hatte letztendlich keine Chance, ein krachendes Geräusch signalisierte Damian, dass er dem Vielfüßler gerade die Kieferknochen gebrochen hatte. Der Schmerz ließ den Zwoork seine Freßgier und seinen Jagdtrieb sofort vergessen und er wandte sich blitzschnell um zur Flucht. Damian ging auf das am Boden liegende Mädchen zu. Sie war tatsächlich mehr als menschenähnlich. Ihr Körper war von sehr zierlicher Statur. Trotzdem verrieten deutlich sichtbare Muskelstränge, dass sie gewohnt war, sich in der Wildnis zu bewegen und sich auch gegen manche Gefahren zu wehren. Er betrachtete sich die am Boden Liegende sehr genau, konnte aber außer ein paar Schrammen, verursacht von den zangenartigen Greifwerkzeugen dieses Vielfüßlers, keine schweren Verletzungen bei ihr feststellen. Wahrscheinlich stand sie immer noch unter Schock. Er hob sie auf seine Arme – die anderen von ihrer Gruppe waren schon längst aus ihrem Blickfeld verschwunden – und suchte einen Weg, der ihn aus dieser Senke wieder herausführte. Fast einen Kilometer mußte er mit dem Mädchen auf seinen Armen zurücklegen, bis er eine Stelle in der Felswand fand, wo er hochklettern konnte. So langsam schien auch wieder Leben in ihren Körper zurückzukommen. Als ihr bewußt wurde, dass dieser Fremde, der gerade mit einem Zwoork gekämpft hatte, die steile Felswand zusammen mit ihr hochklettern wollte, sprang sie panisch auf den Boden und versuchte zu fliehen. Er hielt sie fest, während sie in einer fremden Sprache vermutlich versuchte ihm zu erklären, dass es Selbstmord war, zu versuchen, an dieser steilen Felswand hochzuklettern. Aber er versuchte mit Zeichensprache sie zu beruhigen und ihr klarzumachen, dass dies für ihn überhaupt kein Problem bedeutete. Er würde sie einfach auf seinem Rücken huckepack nehmen und so den Berg hochklettern. Es gab überall lianenartige Gewächse aus denen man schnell und problemlos eine Art Tragegestell flechten konnte. Skeptisch sah sie ihm dabei zu, wie er die Tragehilfe anfertigte. Als er sie endlich dazu gebracht hatte, sich von ihm auf dem Rücken mit Hilfe des Geflechts tragen zu lassen, konnte er spüren, wie ihr gesamter Körper vor Angst zitterte. Allerdings hatte sie fast noch mehr Angst, alleine in der Senke zu bleiben und von den Zwoorks gefressen zu werden. Je höher er kletterte, desto stärker presste sich das Mädchen an ihn – ihre Angst abzustürzen, raubte ihr fast die Sinne. Fünfzig Meter Kletterpartie – endlich war der obere Rand erreicht. Erstaunt über diese Kräfte des Fremden hob das Mädchen den Kopf und blickte auf den vor ihnen liegenden Wald. „Zwoorks!“ kam sofort ihr panischer Ruf, als sie eine ganze Herde dieser Vielfüßler im Wald erblickte. Damian nahm ihre Hände und deutete ihr an, sich jetzt sehr gut an seinem Hals festzuhalten. Das Mädchen würde in ihrem ganzen Leben nie vergessen was jetzt folgte. Dieser Fremde rannte mit ihr auf dem Rücken mitten durch die Herde der Zwoorks hindurch. Die kamen überhaupt nicht dazu, sich die Beute zu schnappen, so schnell konnte der Fremdling laufen. Ohne müde zu werden rannte er über den steilen Hang des Berges hoch, überquerte den Kamm und schon ging es in einem mörderischen Tempo auf der anderen Seite wieder den Hügel hinunter. In dieser Gegend war sie noch nie gewesen. Wohnten hier Götter mit übernatürlichen Fähigkeiten? Dieser Fremde hatte anscheinend als Ziel eine mehr als seltsame Behausung ausgewählt. Als er an dem seltsamen Gebäude, oder was das immer auch sein konnte, ankam, setzte er sie endlich ab. Sie war zwar die gesamte Strecke getragen worden, trotzdem war sie am Ende ihrer Kräfte. Um sich auszuruhen, legte sie sich einfach auf den staubigen Boden vor seiner Behausung. Plötzlich stand dieser Fremde genau über ihr und sein freundlicher Gesichtsausdruck signalisierte ihr, dass er ihr nichts böses antun wollte. Er hob sie von dem staubigen Boden auf und trug sie in seine Unterkunft. Als er sie dort auf einer seiner Ruhestätten ablegte, konnte sie das weiche ungewöhnlich zarte Material dieser Liegestätte fühlen und glaubte fast einen Traum zu erleben. Kurz danach schlief sie vor Erschöpfung ein und ihre ruhigen Atemzüge verrieten Damian, dass sich ihr Körper von den Strapazen der Flucht vor diesen gefräßigen Vielfüßlern wieder erholen würde. Erst spät am nächsten Tag erwachte sie wieder von ihrem Erholungsschlaf und sah sich ungläubig um. War dies doch kein Traum gewesen? Vorsichtig spähte sie in den anderen Raum, aus dem sie Geräusche emsiger Tätigkeiten hörte. Tatsächlich, dort stand dieser Fremde, der sie gestern gerettet hatte und grinste sie belustigt über ihre Verwunderung an. So eine Höhlenwohnung hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Der Fremde zeigte ihr eine Höhle deren Wände durchsichtig waren und in der es viele seltsame, aber wunderschöne Blumen gab. Vorsichtig berührte sie mit der Hand diese durchsichtige Wand – sie war fest wie Stein. Das war bestimmt Zauberei. Als der Fremde ihr durch Zeichen erklärte, dass sie bei ihm in dieser Höhle bleiben durfte, konnte sie ihr Glück nicht fassen. Sie war sich sicher – dieser Fremde würde sie vor allen Gefahren beschützen.
Dass Damian nicht minder das erstemal in seinem Leben richtiges Glück und Freude empfand, lag in der Tatsache, dass er jetzt wußte, nicht einsam und verlassen auf einem fremden Planeten sitzen zu müssen ohne Aussicht, je wieder menschliche Gesellschaft zu bekommen. Bestimmt war er in der Lage, die Sprache dieser Ureinwohner hier zu erlernen und sich bald mit Ihnen verständigen zu können. So ein Abenteuer hätte er sich auf der Erde mit keinem Geld der Welt erkaufen können. Also wenn er es sich richtig überlegte, dann hatte ihm diese Christina Freiberg eigentlich sogar einen Gefallen damit erwiesen, als sie ihn hier auf diesem Planet abgesetzt hatte.



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