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Traumtänzer Kapitel 3 - von Hannibal, 25.09.2007
Zurück in der Heimat


Als Peter nach einiger Zeit aufwachte, es schien ihm als hätte er Jahre geschlafen, wusste er gar nicht mehr, wo er sich befand. Er war vollkommen orientierungslos. Als er sich umsah, erblickte er zunächst nur die alte Couch auf der er sich gerade befand. Wo war das riesige Bett geblieben, wo er sich drauf zur Ruhe gelegt hatte? Was war geschehen? Nach einiger Zeit der Besinnung fasste sich Peter an den Kopf und rieb sich die müden Augen.
Klar, er ist wieder zuhause. Er war nicht mehr in der Traumwelt oder hatte es so was wie die Traumwelt gar nicht gegeben? Er war sich jetzt nicht mehr so sicher. Es war zwar alles sehr real gewesen, aber irgendwie, war es nicht verrückt an so etwas zu glauben? Er konnte es so oder so niemandem erzählen, alle würden ihn ja für vollkommen Verrückt halten.
Peter beschloss fürs erste erst mal essen zu gehen, er hatte einen Bärenhunger.
Er ging ins Bad, duschte und als er sich fertig angezogen hatte, machte er sich auf den Weg ins nächst beste Restaurant. Vielleicht würde er ja da auf andere Gedanken kommen. Es war immer noch sehr windig draußen und er musste seinen Blick gesenkt halten, damit er die umherfliegenden Blätter nicht ins Gesicht bekam. Nach einer viertel Stunde kam er schließlich in eines der vielen kleinen Restaurants. Es war nicht viel los und das Licht sehr gedämpft, man hätte auch annehmen können sich in einer Kneipe zu befinden.
Peter setzte sich an einen der hinteren Tische und als der Kellner kam bestellte er sich zunächst einen Drink. Was er essen wollte wusste er noch nicht.
“Kommen sie später noch mal wieder.”, sagte er zu dem Kellner und der verschwand mit verdrehten Augen wieder in die Küche. Nach fünf Minuten hatte Peter seinen Drink auf dem Tisch stehen. Er trank Whiskey on the Rocks. Vielleicht ging es ihm ja gleich besser. Ihm war es auch recht, dass sich nicht so viele Menschen im Restaurant aufhielten, so hatte er mehr Ruhe zum Nachdenken.
Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas und überdachte den Traum den er gehabt hatte.
War alles real gewesen?
Zumindest kam es ihm so vor. Alles hatte sich wirklich echt angefühlt, aber andererseits war es auch so bei dem Traum den er über Melissa hatte und da hatte er sich getäuscht. Also könnte es dieses mal auch wieder so gewesen sein. Aber was wenn nicht? Er nahm noch einen zweiten Schluck, strich sich durch die Haare und seufzte. Seine Augen streiften durch den Raum, es saßen nur fünf weitere Leute an unterschiedlichen Tischen, jeder sah so aus, als hätte er mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen, es schien so, als wäre die ganze Welt voller Probleme und niemand könnte ihnen entrinnen, nicht mal in einer so kleinen Stadt wie diesen.
Doch während Peter sich Gedanken machte, ob er allmählich durchdreht, geschahen an einem ganz anderem Ort, ganz andere Dinge.

Die beiden Rabenwesen Warin und Rowas kamen nach langer Reise endlich an ihrem Ziel an. Als sie das alte verrottende Haus von weiten sahen. Wurden ihre Knie schon ganz weich. Es war immer wieder unheimlich, wenn man in Sharifs nähe kam, besonders, wenn man schlechte Nachrichten mit sich brachte.
Rowas klopfte an die dicke Eichentür und als sie sich mit lautem knirschen und knacken von alleine öffnete, schraken die beiden Wesen zusammen.
Zitternd traten sie über die Türschwelle. Im Haus war es stockfinster und man konnte fast die Hände nicht mehr vor Augen sehen. Aber die beiden wussten, das Sharifs Diener sehr wohl in der Dunkelheit sehen konnten und sie wussten auch, dass jeder Schritt von ihnen beobachtet wurde. Das machte das ganze Unterfangen noch schwieriger.
“Ich hasse es jedes mal, wenn wir hier sind.”, flüsterte Warin und sah sich um, auch wenn er wusste, dass er nichts würde sehen können.
Die beiden gingen langsamen Schrittes weiter, hier und da konnten sie es rascheln und leise knacken hören.
“Wieso muss es nur immer so dunkel hier drinnen sein? Man könnte sich ja sämtliche Knochen brechen.”
“Warum es hier so dunkel ist willst du wissen?”
Warin und Rowas erschraken. Sharifs Stimme würden sie selbst unter Tausend anderen wiedererkennen. Sie hörte sich an, wie das Zischen einer Schlange und sie gab einen das Gefühl, als würde sie mit jedem Gesprochenen Wort einen die Freude aussaugen. Sie strahlte eine kühle aus, die selbst die Hölle gefrieren lassen würde.
“Es ist dunkel, weil ihr die Dunkelheit fürchtet. Und Angst ist mein Nektar, nur die Angst vermag es den stärksten Gegner zu schwächen, denn jeder hat Ängste, die man gegen ihn einsetzen kann.”, sprach Sharif.
“Also was überbringt ihr mir? Habt ihr mit Angus gesprochen?”
Keiner der beiden sagte ein Wort, sie waren zu stark eingeschüchtert und hatten Angst, Sharif die schlechte Nachricht zu unterbreiten.
Keiner der beiden konnte ihn sehen, er stand mitten in der Dunkelheit und blieb verborgen.
“Spricht!”, zischte Sharif und die beiden Rabenwesen wurden zu bodengerissen, ohne das sie auch nur von irgendwem berührt wurden.
“Er... er...”, stotterte Rowas. “Er weigert sich sein Amt niederzulegen. Er würde niemals kampflos aufgeben, hat er gesagt. Vor unserer Drohung ist er auch nicht abgeschreckt, er hat uns nur aus seinem Haus geworfen und uns gedroht an einen Ort zu schicken, von dem wir uns wünschen würden, noch nicht mal was gehört zu haben.”
“So so. Das hatte ich mir gedacht, dass der alte Mann nicht so einfach seinen Posten räumen würde. Aber ich habe schon einen Plan.”


Peter erschrak, als ihm der Kellner auf die linke Schulter klopfte. Er war auf dem Tisch eingeschlafen, nachdem er sich noch ein paar weitere Drinks genehmigt hatte.
“Entschuldigen Sie Sir, wir haben mittlerweile geschlossen. Würden sie bitte bezahlen und danach das Restaurant verlassen.”
Die Tonlage des Kellners ließ darauf schließen, dass er nicht sehr viel von Peter hielt.
Nun gut, denkt sich Peter, ich sehe ja auch nicht gerade ausgeschlafen aus und angetrunken bin ich mittlerweile auch schon.
“Sir?”, fragte der Kellner.
“Ja ja, ist ja schon gut. Ich werde ja schon bezahlen und mich verpissen, bevor sie mir auch noch einen Berg vor die Füße setzen.”
Der Kellner zog nur die Augenbrauen hoch und verschwand hinter dem Tresen. Der denkt bestimmt, ich sei vollkommen bescheuert, dachte Peter und wischte sich Krümel aus dem Gesicht. Reinlichkeit wird in diesem Laden anscheinend auch nicht gerade großgeschrieben.
Der Kellner kam mit der Rechnung wieder und Peter staunte nicht schlecht, als er sah, dass er in der kurzen Zeit zehn Whiskey getrunken hatte. Er bezahlte seine Rechnung von 30 $ und schwankte leicht Richtung Ausgang.
Als er dann auf dem Bürgersteig vorm Restaurant stand überlegte er sich, ob er gehen oder doch lieber ein Taxi rufen sollte. Er entschied sich dafür zu laufen, weil er nicht wieder so viel Geld ausgeben wollte.
Doch als er dann nach fünfzig Metern vornüber auf die Straße fiel, saß er nach wenigen Minuten nun doch mit blutender Nase im Taxi auf dem Weg nach Hause.
Zu Hause angekommen, legte sich Peter wieder ins Bett und seine Augen fielen nach wenigen Minuten sofort zu.

Peter kam es vor als hätte er nur wenige Minuten geschlafen, als er unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde.
“Peter, Peter du musst unbedingt aufwachen! Angus will dich sprechen! Es ist sehr wichtig!”, weckte ihn eine eher blecherne raue Stimme, die von unterhalb des Bettes zu kommen schien.
Peter streckte sich, seine Glieder taten ziemlich weh und erholt war er noch lange nicht. In letzter Zeit kam es ihn vor, als ob er gar nicht mehr schlafen würde. Aber vielleicht war das auch jetzt immer der Fall.
Peter wusste es einfach nicht. Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich Angus danach befragen, dachte sich Peter und blickte am Bett hinunter, um sich die Person anzusehen, die ihn soeben aus dem Schlaf gerissen hatte.
Zuerst dachte er noch, die Person wäre gar nicht mehr da, doch als er noch tiefer schaute blickte er in ein kleines pelziges Gesicht, das ihn stark an das eines Affen erinnerte. Auch der Rest des kleinen zierlichen Körpers ähnelte den eines Affen sehr stark. Der einzige Unterschied schien darin zu bestehen, dass das Wesen genauso aufrecht stehen konnte, wie die Menschen es vermögen.
“Mein Name ist Zikan. Ich bin sozusagen der Hausmeister hier. Ich kümmere mich um die kleinen Angelegenheiten, die Angus nicht bewältigen kann, weil er so beschäftigt ist.”, stellte sich das Wesen rasch vor und zog Peter auch gleichzeitig die Decke flink herunter.
“Wir haben nicht viel Zeit, es scheint sehr wichtig zu sein, was Angus dir zu sagen hat. Also hob hob! Folge mir!”
Das affenähnliche Wesen Zikan, tapste vor Peter her, um ihm zu zeigen, wo er sich mit Angus treffen soll. Und tapsen war in der Tat das richtige Wort. Vielleicht konnte man diese Art auch watscheln nennen, wie die Bewegung einer Ente.
Als Peter sich Zikan genauer ansah, erinnerte er ihn ein wenig an eine Figur aus Planet der Affen oder war es eine andere Figur, die ihm durch den Kopf schwirrte?
“Hm?”, war das einzige Geräusch was Peter, momentan so verschlafen wie er war, zustande brachte und er schaute sich Zikan genauer an, aber er kam und kam einfach nicht drauf.
“Du hast nicht zufällig einen bekannten Filmstar als Verwandten, oder?”, fragte ihn Peter und Zikan zuckte abrupt zusammen, so sehr hatte ihn die plötzliche Unterbrechung der Stille erschreckt.
“Wie bitte? Filmstar? Nein, nein...”, sagte er rasch und watschelte weiter, nach links, nach rechts und so weiter.
“Die Rückkehr der Zombieaffen”, murmelte Peter und hielt mit dem kleinen Wesen weiter Schritt.
Nach einigen Minuten und vielerlei seltsamen Begegnungen mit Gegenständen und Wesen, die Peter nicht mal in Filmen je gesehen hatte, kamen sie endlich an das gewünschte Zimmer.
Peter schien es, als wäre das Haus größer, als sein ganzer Wohnort.
Wie lange sind wir wohl gerade gelaufen bzw. gewatschelt, fragte sich Peter. Über eine Viertelstunde? Kann gut hinkommen.
“Na hat dich der Weg abgeschreckt?”, fragte Zikan, als er nach dem passenden Schlüssel, für die Tür vor ihnen, in seinen Taschen kramte.
In der Tat waren äußerst merkwürdige Wesen ihnen begegnet.
Unter anderen eine Meerjungfrau, die in einer Badewanne vor einer Tür wartete, das aussah wie die eines Krankenzimmers. Die Meerjungfrau hatte Peters fragenden Blick gesehen und nur schnell und für Peters Verhältnisse äußerst zickig gesagt “Ich habe Schuppenflechte, bin ich deswegen ein Monster?”
Peter hatte sofort wieder in eine andere Richtung geguckt, er konnte jetzt keine zickigen Frauen vertragen, auch nicht, wenn es theoretisch auch nur eine halbe war.
Als sie weitergingen trafen sie noch auf Wesen, die Peter gar nicht erst als solche erkannt hatte.
Sie hatten zwei dunkle, knorrige und braune Beine. Darüber befand sich ein Korpus, der äußerst schmal war und ganz viele grüne Arme enthielt, die aussahen wie Tentakel. An den Enden dieser Tentakel befanden sich kleine schwarze Kugeln. Für Peter schienen es Tausende zu sein.
Da sich an diesem Wesen kein Kopf oder der gleichen befand, hielt Peter das Ding zunächst einfach nur für einen sehr sehr hässlichen Busch.
Doch dann setzte sich der Busch in Bewegung und Peter schrie kurz auf vor Schreck. Der Busch ging zwar vor ihnen und das mittlerweile ein gutes Stück, aber trotzdem fing das Ding an mit Peter zu sprechen.
“Hey!”, schimpfte es in einem sehr gedämpften Ton und drehte sich wieder um und kam auf Peter zu.
Als es vor ihm stehen blieb, konnte Peter immer noch nicht ausmachen, wo bei diesem Ding der Kopf hätte sein können.
“Musst du mich so anstarren?”, schimpfte es.
Zikan ging zunächst weiter blieb dann aber rund zehn Meter von den beiden entfernt, er schien sich sehr zu amüsieren.
“Ich starre ja gar nicht.”
“Hast du wohl! Und schau mir gefälligst in die Augen, wenn ich mit dir Rede!”, das Ding wurde immer lauter, nur Peter hatte keine Ahnung, wo er hinsehen sollte.
“Schau mich an!”
Jetzt schien es echt wütend zu sein.
“Wohin denn?”, fragte Peter schnell, bevor das Ding ihn noch das Trommelfell zum platzen bringen würde.
“Wohin? Wohin fragst du?”, wiederholte das Wesen laut lachend.
“Dahin”, sagte es und alle seine Tentakel fingen an sich in die Richtung von Peters Kopf zu bewegen. Und die schwarzen Kugeln, die Peter vorhin wahrgenommen hatte, schwebten nur Zentimeter entfernt vor seinen eigenen Augen und dann konnte er erkennen, das Leben darin steckte, sie sahen ihn an und das mit einer so starken Intensität, dass Peter sich nicht mehr von diesen Blicken entziehen konnte. Er war wie hypnotisiert. Er konnte sich kein Stück mehr rühren und die Tentakel bewegten sich weiter in einem für Peter gerade vorkommenden harmonischen Rhythmus.
“Du gehörst mir Bursche...”, hörte er nur vom weitem ein leises Flüstern verkünden.
“Nur mir allein...” Peter wurde langsam schwindelig und schwarz vor Augen, doch dann vernahm er noch eine andere ferne Stimme, die etwas lauter wurde.
“DAS REICHT JETZT, AKRA! LASS IHN IN FRIEDEN!”
Es war Zikan, der Peter daraufhin wegzerrte. Sie gingen noch an anderen Wesen vorbei, bevor sie vor dieser Tür standen, aber die Begegnung mit Akra, hinterließ den bleibendsten Eindruck.
Peter nahm sich vor später mit Angus darüber zu sprechen.

Zikan öffnete die breite Holztür und Peter trat zögernd ein, ihm war nicht mehr ganz geheuer in diesem Haus und sein Gefühl sollte ihn nicht trügen...



Habt freude am Leben und lassts euch nicht nehmen!


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©2007 by Hannibal. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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