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Prosa => Märchen


Märchenmix - von scrittore, 18.04.2018
Dornröschen, Hänsel und Rotkäppchen - Ein Märchenmix
Schauriges · Kurzgeschichten
© Wolfgang scrittore
Dornröschen, Hänsel und Rotkäppchen


Zwei Freundinnen, die sechsjährigen Rosemarie Dorn, genannt Dornröschen und Lisa Fuchs, wegen ihrer roten Bubikopffrisur Rotkäppchen genannt, sowie ihr gemeinsamer Schwarm, der siebenjährige Hans Schäfer, die seit seinem Märchenspielauftritt, in dem er den Hänsel spielen mußte, unzertrennlich sind. Trotz hin- und wieder stattfindender Eifersüchteleien der beiden Mädchen um Hans sind sie enge Freunde.

Am Waldrand steht ein etwas heruntergekommenes altes Haus, das Hexenhaus genannt wird. Die einzige Bewohnerin, die alte Alrune ist nun aber wirklich eine Hexe, die der Kinder habhaft werden will.
Ihr Haus birgt ein Geheimnis im finstersten Keller. Hier befindet sich ein magischer Vorhang. Wenn man durch ihn hindurch schlüpft, befindet man sich im Lande der Feen, Kobolde, aber auch der Orks und bösen Hexen.

Der neugierige Hans gerät der bösen Alrune, die sich schon auf einen knusprigen Braten freut, in die Falle. Als sie gerade einmal das mysteriöse Land hinter dem Vorhang besucht, kann sich Hänsel befreien. Neugierig streift er durch den Keller und gelangt hinter dem Vorhang ebenfalls ins magische Land.

Dornröschen und Rotkäppchen sind sich sehr sicher, das die böse Alrune Hänsel gefangen hält und das ihm ein furchtbares Schicksal zuteil werden soll.

Die Mädchen schleichen sich mutig ins Haus und durchstreifen es neugierig, dabei gelangen sie auch in den hintersten Keller, entdecken den Vorhang und schlüpfen hindurch.

Im magischen Land entdecken sie unter einem Baum Hänsels Taschenmesser, seinen ganzen Stolz. Jetzt wissen sie, dass sie auf der richtigen Spur sind. Sie stoßen auf einen freundlichen Troll, der ihnen ihre Hilfe anbietet.

Und hier beginnt das Abenteuer.

„Na wer seid ihr denn?“ Ein zotteliges, pelziges Wesen tauchte hinter einem Baum auf und versperrte den Mädchen den Weg. Es war etwas kleiner als Rosemarie und Lisa.
Die Mädchen erschraken, hielten sich bei der Hand fest und starrten das pelzige Wesen mit großen Augen und offenen Mündern an.
„Ich bin Gorghul, ein Troll. Ich muß euch gleich warnen, ich bin das schwarze Schaf der Familie. Ich kann nichts Böses tun.“
Rosemarie faßte sich ein Herz und reichte dem Troll ihre Hand. Der sah sie sich an, nahm sie und führte sie zum Mund.
„Kann man euch wenigstens essen, oder mit euch spielen.“
Erschrocken zog Rosemarie ihre Hand zurück und rief mit ängstlichem Ton. „Nein man kann uns nicht essen. Wir schmecken furchtbar schlecht, du bekommst Magenweh, wenn du uns ißt.“
Der Troll schüttelte den Kopf. „Oh weh, dann muß ich meine Brüder warnen. Der Andere hat auch gesagt, dass er ganz fürchterlich schlecht schmeckt. Aber meine Brüder haben ihm nicht geglaubt. Gesotten sei er ganz bestimmt bekömmlicher, haben sie gesagt und ihn in den Käfig gesperrt. Heute abend wollen sie ihn essen. Da müssen wir uns eilen, sie zu warnen.“
„Sie haben Hänsel gefangen und wollen ihn essen. Das dürfen wir nicht zulassen. Komm Lisa!“
„Aber wenn sie uns dann auch….“, widersprach Lisa ängstlich.
„Papperlapapp, wir müssen ihn retten. Komm Gorghul führe uns zu deinen Brüdern, bevor sie sich den Magen verderben.“
Der Troll schaute sie erschrocken an. „Wartet wir nehmen eine Abkürzung durch den Hexengrund. Dann kommen wir noch rechtzeitig. Aber seid ganz still, wenn die Hexen euch hören, dann….“ Er fuhr sich mit der Hand über die Kehle.
Gorghul eilte durch dichtes Buschwerk, durchquerte Brombeerhecken, watete durch Bäche, bis er ihnen Halt gebot.
Ihm machte das nichts aus, aber die Mädchen waren zerkratzt und die Kleider hingen ihnen in Fetzen am Leibe.
„Wenn das die Mutter sieht“ flüsterte Rosemarie.
Sie hörten es grölen und singen und dazwischen Hänsels ängstliches Wehklagen.
„Gottseidank, er lebt noch“ rief Lisa.
„Pssssst, denkt an die Hexen.“ Der Kobold warnte sie und die Mädchen verstummten erschrocken. Dann lugten sie vorsichtig um einen dicken Baumstamm herum. Entsetzt sahen sie, wie es Hänsel geschah. Vier Kobolde stritten sich um ihn. Der eine zerrte am linken Bein, der andere zog am rechten Arm. Wieder einer hielt das rechte Bein fest, der andere riß am linken Arm. Jeder wollte den ersten Bissen haben. Hänsel wand sich, kreischte, jammerte und weinte immer wieder, daß er überhaupt nicht schmecken würde
„Wartet Brüder! Er hat recht. Roh ist er ungenießbar, wir müssen ihn kochen. Das gibt ein feines Süppchen.“
„NEIN!!“ kreischten die beiden Mädchen und Hänsel gleichzeitig, „Du hast gesagt, du kannst nichts Böses tun. Und außerdem ist kochen noch viel schlimmer. Ihr bekommt ganz böse Bauchkrämpfe von der Suppe.“
„Ich habs ja nur gut gemeint….. und wenn wir ihn braten, das müsste doch gehen, oder? Ja, wir braten ihn“ wandte der Troll kleinlaut ein.
„Nein, das würde noch schlimmer ausgehen. Er ist wirklich ungenießbar.“
Die anderen Trolle schauten ratlos, zerrten nur noch der Form halber an Hänsels Gliedmaßen.
„Da sind wohl alle von eurer Sorte ungenießbar?“ Die Trolle schauten die beiden Mädchen an.
Dornröschen und Rotkäppchen nickten eifrig.
„Und was sollen wir essen? Wir haben großen Hunger“, jammerten die Trolle.
„Was habt ihr denn noch so im Haus an Eßbaren?“ Dornröschen war die Praktische von ihnen.
Da trugen die Trolle alles herbei, was sie noch hatten.
Ein Rest Speck, Mehl, ein paar Eier, Kräuter, Nudeln, viel mehr kam nicht zusammen.
„So will ich euch einen Auflauf machen, der wird euch schmecken“ sprach Dornröschen und machte sich an die Arbeit.
„Wir essen daheim“, rief Rotkäppchen, als Hänsel sich bedienen wollte.
Als die Trolle alle satt waren, erbot sich Sigismund, sie wieder an ihren Ausgangspunkt zu führen.
„Dort wollen wir warten, bis die Hexe kommt und ihr heimlich nach Hause folgen.“

Gorghul führte die Kinder wieder zum Ausgangspunkt. Doch die Warterei wurde ihnen langweilig. Die Kinder spielten verstecken. Dornröschen war dran mit suchen. Rotkäppchen hatte sie schnell entdeckt, doch Hänsel war nicht auffindbar. Hatte er sich so gut versteckt?
Plötzlich hörten sie ihn in höchster Angst kreischend um Hilfe rufen. Da sahen sie auch schon die Hexe, die Hänsel am Schlaffitchen hielt. Rotkäppchen und Dornröschen rückten ganz eng zusammen und schauten ängstlich zur Hexe hinüber. Hänsel schrie, kreischte und wimmerte, als ob er schon am Spieße steckte. Die beiden Mädchen konnten kaum hören, was die Hexe ihnen zurief.
„Lauft schleunigst wieder heim und ich vergesse, dass ihr mich geärgert und in meinem Hause herumgeschnüffelt habe.“
Dornröschen nahm allen Mut zusammen und rief „Laß sofort Hänsel wieder frei, oder…“ Sie verstummte, weil sie nicht wußte, wie und womit sie der Hexe noch drohen sollte.
Die Hexe lachte meckernd „Ich werde doch meinen Sonntagsbraten nicht freilassen. Danke übrigens, dass ihr den dummen Trolltölpeln weisgemacht habt, dass ihr ungenießbar seid. Ich hatte schon Sorge, dass sie mir meinen Leckerbissen wegfressen würden. Und nun verschwindet, husch, husch.“
Sie lachte noch einmal meckernd und verschwand in einer Rauchwolke.

„So so, ihr habt uns Trolltölpel angelogen. Das ist gemein, böse und außerordentlich schändlich. Ich habe euch doch geholfen. Wenn ich das meinen Brüdern erzähle, landet ihr noch heute im Suppentopf.“
„Das darfst du nicht“, jammerten Rotkäppchen und Dornröschen gleichzeitig und fielen vor dem Troll auf die Knie „du kannst doch nichts böses tun, oder? Und außerdem hätten deine Brüder sonst Hänsel gegessen unseren Freund.“
„Ja und, wenn ich meinen Brüdern zu essen mitbringe, ist das überhaupt nicht böse. Sie haben Hunger. Da kämt ihr gerade recht. Wo ist eigentlich der Andere?“
„Die Hexe hat ihn. Du mußt uns helfen, ihn zu befreien. Kannst du das?“
„So mit hungrigen Magen werden meine Brüder dir nicht helfen. Eine von euch würde erst mal reichen, obwohl viel dran ist an euch nicht.“
„Habt ihr keine Tiere, die ihr essen könnt?“
„Die Tiere sind unsere Freunde, die essen wir nicht, außer den Wildschweinen, aber die sind sehr vorsichtig. Ihr scheint mir keine Freunde zu sein.“
„Tut mir leid, dass wir euch belogen haben. Aber es ging ja um unseren Freund. Helft uns erst einmal Hänsel zu befreien, dann reden wir weiter.
„Wenn die Hexe ihn hat, ist er längst im Suppentopf gelandet oder am Bratspieß.“

Die Hexe landete mit Blitz und Donner vor ihrem Häuschen. Hänsel war vor Schreck in Ohnmacht gefallen. Sie schob ihn in einen Käfig und verriegelte den Eingang sorgfältig.
„Na sonderlich fett ist er noch nicht, ich werde ihn aufpäppeln müssen und mir vor allen Dingen die aufdringlichen kleinen Biester vom Leibe halten müssen.
Ob jetzt die Mädchen oder die Trolle gemeint waren, man weiß es nicht.
Dann machte sie es sich gemütlich in ihrem Ohrensessel und blätterte in einem Kochbuch. Nach einer Weile fiel ihr das Buch aus der Hand und sie schlummerte ein.
Der Rabe flatterte durch die offene Tür und setzte sich auf Hänsels Käfig. Er beobachtete den ohnmächtigen Jungen, dann putzte er sich in aller Seelenruhe.
Als Hänsel langsam wieder zu sich kam, sich rekelte, flatterte der Rabe hoch und ließ sich ein Stück entfernt wieder nieder. Hänsel öffnete die Augen und erschrak, als er sich im Käfig wieder fand. Jetzt erinnerte er sich wieder, die Hexe hatte ihn geschnappt und dann war es dunkel um ihn geworden. Was mochte sie bloß mit ihm vorhaben?
„Das kann ich dir sagen,“ krächzte der Rabe „sie will dich natürlich essen. Du bist ihr nur noch nicht fett genug. Sie wird dich ein paar Tage mästen und dann gibt’s einen saftigen Braten.“
„Wie..wieso kannst du reden?“ Hänsel stotterte und starrte den Raben an.
„Wir sind im magischen Land, schon vergessen.“ Ert verstummte, denn die Alte schlurfte heraus, beugte sich über den Käfig und schob Hänsel eine große Schüssel mit Brei hinein.
„So mein Schweinchen, jetzt gibt’s was leckeres zum essen für dich. Du mußt aber die ganze Schüssel leer essen, sonst werde ich ärgerlich.
„Nein, ich esse ganz bestimmt nichts. Ich mag keinen Brei.“ Hänsel schloß die Augen und drehte sich auf die Seite.
„Wie du willst, wenn du nicht fett werden willst, dann werde ich dich gleich zubereiten. Dann wird der Braten eben etwas magerer und die Suppe hat weniger Fettaugen, mir egal, Bübchen.“ Sie wollte die Schüssel wieder heraus nehmen und grabschte Hänsel kräftig ins Fleisch. „Recht ordentlich, wirklich recht ordentlich schon.“
Hänsel warf sich entsetzt herum langte nach der Schüssel und schlang den ganzen Inhalt hastig herunter.
„So ist recht, Jüngelchen, so ists brav. Werd nur schnell fett. Am Wochenende ist Walpurgisnacht. Dann kommen meine besten Freundinnen. Da werd ich ihnen doch was leckeres servieren müssen.“
Hänsel jammerte und bedauerte, dass er den Mädchen gefolgt war. Ihm tat der Bauch weh, so viel hatte er essen müssen. Und die Alte hatte ihm gedroht, zum Abend noch einmal so eine Portion zu servieren.
Gegen Abend stand die Hexe wieder vor seinem Käfig und schob ihn eine randvolle Schüssel mit Brei herein.
Hänsel stöhnte und jammerte „Mein Bauch ist noch so voll, er tut richtig weh. Ich krieg nichts mehr herunter.“
„Na komm, du wirst es schon schaffen. Ich habe extra fette Milch und Honig dazu getan, damit es dir schmeckt (und du schneller fett wirst, wie sie in Gedanken hinzufügte). Iß jetzt, oder ich stopfe dich wie eine Martinigans.“ Hänsel nahm vorsichtig den Löffel und aß vom Brei. Er mußte an sich halten, um nicht zu würgen. Aber Löffel für Löffel schaffte er es endlich. Sein Bauch wölbte sich merklich und er war grün im Gesicht. Endlich war die Alte zufrieden.
„Ich werde dich über Nacht in den Keller sperren. Nicht, dass dich noch ein herumstreifender Werwolf findet. Das wäre doch schade.“
Hänsel zuckte zusammen und schaute die Alte ängstlich an.
Sie öffnete den Käfig, zerrte Hänsel hoch, packte ihn an der Schulter und schob ihn ins Haus.
Hänsel war viel zu träge, hatte Blei in den Beinen und von der Völlerei benommen, als dass er auch nur an einen Fluchtversuch hätte denken können.
Unten sperrte sie ihn wieder in einen engen Käfig, direkt neben der Wurstküche, wie sie zu seinem maßlosen Entsetzen verkündete.
Den nächsten Tag über ließ sie ihn unten im Käfig und fütterte ihn alle zwei Stunden. Hänsel Magen schien sich über nacht auf mindestens den doppelten Umfang gedehnt zu haben, denn er würgte alles klaglos hinunter. Die Nacht über wälzte er sich von einer Seite auf die Andere, er konnte nicht schlafen und hatte Atemnot, sein prall gefüllter Magen drückte gegen sein Zwerchfell.
Die Alte inspizierte ihn noch einmal am frühen Morgen und kontrollierte die Verriegelung des engen Käfigs.
„Dass du mir nicht davonläufst Bürschchen, so und nun iß endlich“, sie schob ihm die große Schüssel mit nahrhaften Brei in den Käfig. Er mühte sich die große Portion herunterzuschlingen.
„So, ich verschwinde nun mal für ein paar Stunden, ich habe extra Honig und fette Milch dazugegeben, dass du mir keinen Hunger leiden mußt, werd nur schnell fett.“
Dann schloß sie die Tür und verschwand.
Die Kinder und die Trolle lauerten in den Büschen und sahen den Abgang der Hexe.
„So, die Luft scheint rein, wir müssen ins Haus und Hänsel befreien, aber Vorsicht.“
Die Tür war nicht verschlossen, sie liefen von Raum zu Raum, aber keine Spur ihres Freundes.
„Ob sie ihn schon“, Rotkäppchen schaute ängstlich in den großen Backofen in der Küche, da hörte sie die Trole jubilieren, die gerade dabei waren, den Kühlschrank zu plündern. Sie stopften alle hinein, was auch nur eßbar erschien. Dann machten sie Anstalten sich auf dem Boden zusammenzurollen, sie waren schläfrig geworden.
„Oh ihr dummen Trolle“, schimpfte Dornröschen, „so sieht also eure versprochene Hilfe aus. Komm Rotkäppchen, jetzt schauen wir im Keller nach.“ Gesagt, getan, sie schritten langsam und vorsichtig die steile Kellertreppe hinunter.
„Hänsel, Hänsel bist du da?“
Doch niemand antwortete, sie öffneten eine Tür, auf dem großen Holztisch lagen blitzende Messer, eine Knochensäge und ein Fleischwolf. In der Ecke ein großer schwarzer mit Wasser gefüllter Kessel. Im Wasser schwammen schon Gemüse und Kartoffeln. Alles war vorbereitet, sie schienen gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein.
„Da, die große Kühltruhe, ob sie ihn schon….“ Die Kinder öffneten die Kühltruhe, aber sie war leer.
Plötzlich hörten sie ein leises Stöhnen aus dem Nebenraum. Sie öffneten vorsichtig die Tür und sahen den engen Käfig. Im Käfig lag rosig und splitternackt Hänsel. „Uih, er hat ja gar nichts an.“ Dann langte sie durch die Gitterstäbe und faßte vorsichtig Hänsels Hüfte. Er begann zu kreischen und zu wimmern „Neiiiin, nein, ich will nicht…“
„Psst Hänsel, wir sinds Rotkäppchen und Dornröschen.“ Er drehte sich zu ihnen um und als er die Mädchen sah, verbarg er schamhaft mit seinen Händen seinen Schoß.
„Ach du meine Güte“, kicherten die Mädchen, „gaubst du wirklich, wir wüßten nicht wie Jungs aussehen, stell dich nicht so an.“ Dann versuchten sie den Riegel des Käfigs zu lösen, aber der widerstand ihren Bemühungen. „Tja, so geht’s nicht.“ Hänsel versuchte von innen, ihnen zu helfen.
„Dornröschen lauf hinauf und hol die Trolle, sie sind kräftiger als wir.“
Dornröschen lief hinauf und kam nach einer ganzen Weile wieder herunter, die Trolle im Schlepptau. Die bestaunten Hänsel und machten sich daran, den Käfig zu öffnen. Sie brachen einfach ein paar Gitterstäbe heraus, so daß Hänsel durch die Lücke schlüpfen konnte.
„So nackt, kannst du nicht gehen, wir suchen dir was zum anziehen.“ Rotkäppchen durchwühlte oben eine Truhe, die sie gesehen hatte, und wirklich nach kurzer Zeit kam sie wieder herunter. In den Armen ein geblümtes Kleid. „Das mußt du anziehen, etwas anderes war nicht da.“ Hänsel weigerte sich eine Weile, dann überzeugten sie ihn, dass es nicht schicklich wäre, nackt durch die Gegend zu streifen. Ers chlüpfte in das Kleid und murrte „Wehe ihr erzählt das in der Schule.“ Die Mädchen kicherten.
Dann bedankten sie sich bei den Trollen, die die Gelegenheit nutzen wollten, das Haus der Hexe zu plündern. Sie eilten zum verborgenen Tor und versteckten sich in den Büschen. Sie wollten warten, bis die Hexe wieder auftauchte und dann durch das offene Tor in ihre Welt zurückzukehren. Nach einigen Stunden erschien die Hexe. „Ich muß mich sputen, um meinen Braten kümmern,“ murmelte sie. Dann verschwand sie aus ihren Blickfeld. Die Kinder nutzten die Gelegenheit und stürmten durch das schwach flimmernde Tor. Sie purzelten in den Keller der Hexe und holten sich blaue Flecke.
„Wir müssen der Hexe den Rückweg blockieren, sonst erwischt sie uns doch noch. Ich habe eine Idee, wir reißen den Vorhang herunter und verbrennen ihn.“ Gesagt, getan, Als der Vorhang herunterfiel, sahen sie nur auf eine Steinwand. Sie versuchten die Wand zu durchdringen, allerdings vergeblich. Dann nahmen sie den zusammengerollten Vorhang und verließen den Keller. Sie durchsuchten die anderen Räume und fanden in einer Truhe einen ganzen Sack voller Goldmünzen, den Schatz der Hexe. Sie nahmen den Beutel an sich, dann eilten sie durch die Dunkelheit zu ihren Elternhäusern. Heimlich schlüpften sie in ihre Zimmer und zogen sich saubere Kleider an. Hänsel hatte große Probleme in seine Hose zu kommen, sie war ihm zu eng geworden, er hatte im Käfig kräftig zugelegt. Er bekam die Knöpfe nicht mehr zu, kurz entschlossen band er sich einen Strick um die Hüften, so hielt die Hose.

Später in der Nacht erschütterte ein lauter Donnerknall die Stille, ein Blitz hatte ins Haus der Hexe eingeschlagen, kurze Zeit später stand es lichterloh in Flammen und brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Jetzt hat sie der Teufel geholt, tuschelten die Leute hinter vorgehaltener Hand. Der Vorhang lag in einer Truhe im Keller von Rotkäppchens Elternhaus, man wußte ja nie..



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