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Prosa => Humor & Satire


Die Fliege - von Aabatyron, 29.06.2007
Die Fliege

Es war einmal ein kleines Fliegentier,
ganz winzig klein, nicht zu sehen schier.
Flog durch ein Fenster welches stand weit offen,
den Hunger könnt stillen, das tut sie sich erhoffen.
In der Küche steht gar schlicht und bieder,
ein leckrer Kuchen auf den sie setzt sich nieder.
Die Hausfrau sieht im gleichen Augenblick
den kleinen Räuber, will verjagen ihn mit Geschick.
Mit den Händen schlägt sie um sich wild,
erwischt das Porzellan, danach ein Bild.
Das wertvoll Gut fällt mit viel Getöse,
auf den Boden, die Frau wird richtig böse.
Sieht entsetzt die vielen kleinen Scherben,
selbst der Parkett hat auch ein paar tiefe Kerben.
Jetzt erklärt sie dem kleinen Vieh den Kampfe,
vertreiben will sie die freche Kuchenmampfe.
Mit dem größten Löffel, den sie konnt‘ finden,
wollt sie das Tier vor der Flucht schnell überwinden.
Schlägt zu, und das mit aller Kraft,
im Kuchen jetzt eine große Lücke klafft.
Doch die Fliege war anscheinend schneller,
fliegt in die Luft, dorthin wo es ist heller.
Die Frau bei der Jagd, sie kommt in Nöte,
stolpert fast, im Gesicht deutlich Zornesröte.
Verfolgt dies lästige Tier bis in den andern Raume,
erledigen will sie‘s, bevor es wird zum Albestraume.
Inzwischen hat sie die Waffe geschickt gewechselt,
hält in der Hand ein Holz welches rund gedrechselt.
Schlägt damit unbarmherzig mehrmals zu,
horcht angestrengt, nichts brummt mehr - jetzt hat‘s Ruh.
Der Nachbar beobachtet das Ganze mit Entsetzen,
wie die Hausfrau verrückt tut durch ihre Wohnung wetzen.
Fragt sich: Was ist da los, was ist passiert,
dass seine Nachbarin zerschlägt alles so ungeniert.
Ruft die Behörde an, der Frau zu helfen schnell,
bevor der Tag vergeht und es ist nicht mehr hell.
Vor der Wohnung wenig später hält eins der Autos,
womit man holt verrückt gewordene schnell und lautlos.
In einer Jacke, die Farbe voll in weis,
erscheint die arme Frau, der Kopf ganz heiß.
Die Hände sind auf dem Rücken festgebunden,
damit die Kampflust endgültig ist überwunden.
Jeder fragt sich, was hat bloß im Kopf der Frau gegart,
dass sie sich hat mit Wahnsinn so schnell gepaart.
In der Klinik sitzt sie nun in einer Zelle,
kein Fenster mehr, nur künstlich Licht macht helle.
Die Wände sind ganz seltsam weich wie Gummi,
verwirrt denkt sie noch immer an den lästigen Brummi.
Der Arzt vor einem Rätsel steht bei dieser Tat,
wälzt alle Bücher, findet aber nirgends guten Rat.
Die arme Frau scheint völlig zu sein umnachtet,
dass sie so zwanghaft einer Fliege nach dem Leben trachtet.
Vielleicht braucht es Zeit, ihren Zustand zu verbessern,
hilft eine kneipsche Kur, wo man tut die Füße wässern?
Der Arzt hat sich vorgenommen zu versuchen,
die Frau davon abzubringen, das Fliegenvieh zu verfluchen.
Zur Mittagszeit, der Heilungsmisserfolg wird jetzt perfekt,
die Frau in ihrem Essen eine Fliege schon wieder hat entdeckt.
Während ihr Tischnachbar von dem Tier ganz ist verzückt,
der Verstand der Frau endgültig in weite Ferne rückt.
Das wohl makaberste ist an der ganzen Pein,
dass es die selbe Fliege ist, die kam zum Fenster rein.
Drum merke stets bei solch harmlos kleinen Dingen,
selbst eine Fliege um den Verstand dich schnell kann manchmal bringen.

Interessant ist es jetzt noch zu erfahren,
was passiert der Fliege, was ist ihr weiteres Gebaren.
Zurückgekehrt ist sie in Begleitung einer großen Horde,
zu dem Schauplatz des Kampfes mit der zerschlagenen Torte.
Hat sich in Ruhe sattgegessen von dem Rest,
das Ganze war für sie ein riesengroßes Fest.
Aus Dankbarkeit für diesen reichlich satten Schmaus,
kehrt sie zurück wo sitzt die Frau in einem Irrenhaus.
Schlüpft dort schnell unbemerkt in deren Zimmer,
will machen ihr eine kleine Freude wohl für immer.
Nicht einsam soll die arme Frau in Zukunft sein,
mit Besuch lässt besser ertragen sich der geistigen Schwäche Pein.
Der Blick der Frau meist geht ganz stur ins Leere,
was beweist ihr Zustand ernsthaft große Schwere.
Die kleine Fliege segelt deshalb unermüdlich,
durch das Zimmer, zu machen die Frau wieder brav und friedlich.
Plötzlich, die Frau mit den Augen folgt dem stetigen Flug,
Hoffnung besteht, vielleicht wird sie bald wieder klug.
Jeden Zeugen der Ereignisse großer Folgen wundert‘s sehr,
von Tag zu Tag im Zimmer rennt diese Frau gar mehr und mehr.
Die Arme durch diese Anstrengung bald nicht mehr lebt,
die Fliege dagegen gesund und munter in die Freiheit strebt.
Darum raufe nie mit einer Fliege so unbesonnen,
denn erst hinterher steht fest, wer hat den Kampf gewonnen.




Autor: Werner May



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