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Urlaubsgeschichten (in Florenz) - von scrittore, 05.08.2009
In Florenz


Beschwingten Schrittes eilten wir über die Buckelsteine der engen dunklen Gassen, bogen um eine Ecke, und da war sie, die Piazza San Lorenzo.

Ich zog Eva und mir zwei dieser gusseisernen, so filigran wirkenden Stühle heran, ließ mich aufseufzend fallen, atmete tief diese unvergleichliche Luft, diese Aromen Komposition einer südländischen Stadt, gemixt aus Jasmin, Knoblauch und Vespaqualm, um nur die intensivsten Düfte zu nennen, und warf dann dem Kellner die Worte unserer Bestellung hin. Das heißt, jetzt beim ersten Mal wieder, kamen die Laute noch etwas ungelenk über meine, im Alltag teutonische Klänge gewöhnte Zunge. Aber gleich wieder war da diese feine Melodie, dieser Wohlklang der Vokale. Ich konnte mein geliebtes Italienisch wieder anbringen, wieder sprechen, wieder eintauchen in dieses mediterrane Lebensgefühl.

„Cameriere, un mezzo di vino rosso e il menu, per favore.“

Während wir auf unsere Bestellung warteten, versank mein Blick im Bild dieser Fassade, der Fassade von San Lorenzo, auf der anderen Seite der Piazza.



Meine Augen glitten über die altersgrauen, roh behauenen Steine, die dieser Fassade ihr so archaisches Bild gaben, ohne jede Schnörkel, ohne jeden Schmuck, lebte diese Fassade nur aus sich selbst. Gar nicht zu vergleichen mit Santa Maria del Fiore, deren Buntheit, deren grün und weiße Marmorquader manchem wie aufgesetzt schienen.

San Lorenzo hatte das nicht nötig. Ich mochte den Anblick dieser Kirche gerade deshalb. Hätte der große Meister damals seinen Auftrag ausgeführt, wer weiß, wie die Fassade heute aussehen würde.

Der Regen hatte die Pflastersteine der Piazza schwarz gefärbt, Ölflecken irisierten in allen Regenbogenfarben, und die Sonne ließ den Dampf aufsteigen.

Ich öffnete zwei Knöpfe meines Hemdes, fächelte mir Luft zu, erwiderte das Lächeln eines vorüber flanierenden Mädchens und genoss das Aroma des roten Weines, der in seinem Glas vor mir funkelte. Eva blätterte in der Speisekarte und drohte mir augenfunkelnd mit dem Zeigefinger. Meine leichte, weiße Leinenhose war von der Reise verknittert und mein Hemd verschwitzt von der schwülen Luft. Aber wir hatten nicht warten wollen, hatten unsere Reisetaschen und die Koffer im Hotelzimmer abgestellt, nachdem wir eingecheckt hatten. Es war nur ein Katzensprung von unserem Hotel in der Via Nazionale, quer über den Ledermarkt, an den gusseisernen Konstruktionen der Markthalle vorbei bis hierher, bis zur Piazza San Lorenzo.

Ich wachte aus meinen Gedanken auf, als der Kellner uns den großen Teller mit Pasta auf den Tisch stellte. Der Berg Penne war mit einer verlockenden feurigen Tomatensauce überzogen. Der Duft nach Oregano, frisch gezupften Basilikumblättern, nach Knoblauch und Salbei wärmte die Erinnerungen an meinem Urlaub im letzten Jahr.

Ich hatte Eva schon die ganze Fahrt davon vorgeschwärmt.

Seit Bologna hatte es pausenlos geregnet und die Fahrt über die Appeninausläufer verlief im dichten Nebel. Erst die letzten Kilometer vor Florenz hatte es aufgeklart und die Sonne war durchgebrochen. Die Fahrerei war natürlich unter diesen Bedingungen etwas anstrengend, zumal wir gestern erst spät Bologna erreicht hatten. Unser Hotelzimmer lag unmittelbar über einer ausgesprochen lebhaften Bar, und obwohl wir noch einen reichlichen Schlummertrunk Chianti getrunken hatten, bekamen wir die Nacht über kaum ein Auge zu.

Aber jetzt saßen wir auf der Piazza San Lorenzo, widmeten unsere Aufmerksamkeit der köstlichen Pasta und nahmen mit allen Sinnen La Firenze in uns auf.

Ein schwarzer Blumenverkäufer trat an unseren Tisch und bot uns seine wunderschönen roten Rosen an. Der Mann hatte einen Blick für verliebte Paare, und ich kaufte ihm drei Rosen ab.

Ich reichte sie feierlich, der Würde des Augenblicks angemessen, meiner Liebsten, die sie strahlend entgegen nahm und sich mit einem ausführlichen Kuss bedankte. Der Kellner, der unbemerkt an unseren Tisch getreten war, stellte einen weiteren Krug mit Wein ab, grinste bis über beide Ohren und sagte überschwänglich „Que bella ragazza!“ Dann eilte er wieder davon und kam mit einer großen Vase zurück, die er lächelnd Eva überreichte.

„Ich habe mir schon gedacht, dass ihr hier sitzt und die Seele baumeln lasst!“, hörte ich plötzlich Hannes unverkennbares Organ. Die Beiden bogen gerade um die Ecke und grinsten breit. Maria fiel Eva um den Hals und Hannes boxte mich gegen die Schulter. Dann zogen sie sich die Stühle heran und riefen nach dem Kellner.

„Wann seid ihr angekommen?“, wollte ich wissen, während ich den Beiden Rotwein einschenkte.




©2009 by scrittore. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von scrittore
Am 08.08.2009 um 14:38 Uhr

Hallo Jurewa, sicher, etwas mehr Dialog könnte die Story noch würzen. Danke


Von Jurewa
Am 08.08.2009 um 14:37 Uhr

Hallo Scrittore,
schön, wie du das italieneische Flair eingefangen hast und ich konnte förmlich riechen, wie die Penne schmeckt.
Was mich etwas gestört und an einen 'Tagebucheintrag' erinnert hat, ist der Schreibstil. Wäre es nicht noch interessanter, wenn du deine beiden Protagonisten mehr reden lässt? Das würde die Geschichte etwas auflockern.

Trotzdem gerne gelesen!

Ciao,
Jurewa


Von scrittore
Am 05.08.2009 um 16:15 Uhr

Das ist ein kleiner Ausschnitt aus Sommerliebe
PDF Download unter
www.schreibwerkstatt2000.de

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