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Wilburs Place - von scrittore, 16.07.2007
Wilburs Place ist eine überarbeitete Fassung von "Amys kleiner Laden"

Wilburs Place

Wilburs Place, SD, 781 Einwohner, stand auf dem Ortsschild des kleinen Kaffs. Inmitten der endlosen Ebenen der Prärie gelegen bot der kleine Ort seinen Bewohnern wenig Abwechslung. Die meisten Menschen arbeiteten beim örtlichen Landmaschinenhändler, fanden ihr Auskommen damit, das sie kleine Läden führten, oder waren bei der örtlichen Filiale von Loans and Saving Inc. beschäftigt. Daneben gab es hier drei Kirchen, ein etwas anrüchiges Etablissement in einer Seitengasse, Dakotas Ballroom, drei Bars, eine Filiale von Wendy`s Pizza, die Station einer Regionalbahn, und natürlich das gute Dutzend kleinerer Farmen in der näheren Umgebung.
Direkt an der Hauptstraße befand sich auch noch das Büro des Sheriffs. Verbrechen waren selten, die drei kleinen Zellen im rückwärtigen Trakt standen die Woche über leer und beherbergten am Wochenende zumeist Betrunkene, die hier ihren Rausch ausschliefen.
Sheriff Warren DeMille stand breitbeinig vor seinem Büro, die Daumen hinter dem Bund seiner Jeans verhakt, während sich sein Bauch kräftig oberhalb des Gürtels hervorwölbte. Seinen breiten, speckigen Hut hatte er weit nach hinten geschoben. Er ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Die obersten Knöpfe seines Jeanshemdes standen offen, wie dunkler Pelz lugten die Brusthaare hervor. Ein fettiges Grinsen verzog seine Mundwinkel. Der Stern glänzte matt auf seiner Brust.
Ein alter, rostiger Pickup, beladen mit Gemüsekisten und allerlei anderer Lebensmittel, rollte klappernd an ihm vorbei, wobei der Auspuff dicke Qualmwolken hervorstieß und bog um die Ecke.
„Na wenn das nicht der alte Jeremiah ist“, murmelte er. Wer mochte da neben ihm auf dem Beifahrersitz hocken, dachte der Sheriff und kratzte sich am Nacken. Er streckte sich ächzend, steckte den Kopf zur Officetür hinein, brummte „Betsy, ich bin mal bei Amy. Soll ich dir eine Pastete mitbringen? Ja? Bin gleich wieder zurück.“ Der Sheriff rückte seinen Gürtel zurecht, schob seinen Hut etwas tiefer in die Stirn und stampfte zu Amys Laden.
Vor ihrem Schaufenster parkte tatsächlich Jeremiahs alter, klappriger Pickup. Jeremiah hatte die Fahrertür geöffnet, stopfte sich eine Pfeife und lauschte dem Countryklängen, die das kleine Radio hervorbrachte. Reba McIntire besang ihre verflossene Liebe. Hinten am Auto hatte gerade ein kräftiger, halbwüchsiger Junge in engen verwaschenen Jeans und einem verschwitzten weißen T-Shirt die Ladeklappe heruntergelassen und wuchtete sich eine schwere Kiste auf die kräftigen Schultern, dann stieß er mit Ellenbogen und Hüfte die Ladentür auf und verschwand nach drinnen.
Der Sheriff beugte sich zu Jeremiah herüber, tippte an seinen Hut und bemerkte „Na Jeremiah, mal wieder einen Dummen gefunden?“
„Ach, weißt du Warren, die Arbeit wird mir langsam etwas viel. Ich bin, wie du weißt, bald siebzig, und da sollte man es etwas ruhiger angehen lassen. Jake und Hank, meine Jungs, machen schon die ganze Arbeit auf der Farm. Dieser Junge ist mir gestern zugelaufen, ein Streuner, wenn du mich fragst, aber er ist kräftig, flink und kann sich seinen Unterhalt verdienen, indem er mir hilft.“
„Ich werde trotzdem mal im Büro nachsehen, ob etwas gegen ihn vorliegt. Übrigens, lass mal deinen Vergaser einstellen, nicht, das du noch einen Strafzettel von mir bekommst.“
Der Sheriff tippte noch einmal an seinen Hut, dann drehte er sich zum Laden um und trat durch die Tür.
Die Inhaberin, Amy, war gerade dabei den Inhalt der Kiste auf der Theke auszubreiten. Der Junge, beide Hände in den Hosentaschen vergraben schaute den Sheriff unbehaglich an.
„Wie heißt du, mein Junge?“, dröhnte dessen Stimme, dabei sah er den Jungen grimmig an.
„To ... Tommy“ stotterte der und fuhr hastig fort „ich suche ein Zimmer, arbeiten tue ich für ihn.“ Er deutete nach draußen.
„Laß den Jungen in Ruhe Warren, er macht nur seine Arbeit. Kümmere du dich um die Viehdiebe.“ Amy unterbrach ihre Arbeit und funkelte den Sheriff an. Dann wandte sie sich wieder der Theke zu, während der Sheriff den Jungen misstrauisch beäugte.
„Wenn du fertig bist, komm einmal in mein Büro. Kann sein, das wir ein wenig miteinander plaudern müssen.“, brummte der Sheriff Tommy an.
„Hmm, der Käse, sehr schön, die Lammkeule, der Schinken, Tomaten, Gurken, Kräuter, hmm.“, zählte Amy auf.
„Was ist mit Rosmarin und Thymian Tommy? Hat der Alte wohl mal wieder vergessen,“ meinte sie dann kopfschüttelnd.
„Peggy, komm mal herunter und pack dem Sheriff ein paar Pasteten ein!“, rief sie ihrer Tochter zu.
„Die sind noch gut, kriegst sie für den halben Preis, Warren. Frische gibt es erst morgen früh wieder. Soll ich dir und Betsy ein paar reservieren?“
„Deine Pasteten sind wirklich köstlich Amy“ lobte der Sheriff, „ich mag besonders die mit Schinken.“ Amy lachte „Da schmeckt man die leckeren Zutaten besonders gut heraus Warren.“
„Warum verrätst du mir nicht das Rezept Amy?“, bettelte der Sheriff.
„Ich glaube, das werde ich nicht tun. Gönn doch einer alten Frau ihre paar Dollar. Das Rezept bekommt einmal nur meine Peggy.“ Amy lachte und klopfte dem Sheriff auf die Schulter.
Peggy, die ihren Namen vernahm, schob den schweren Vorhang zur Seite, der die Backstube vom Laden trennte. Mit flinken Augen schaute sie sich um und ihre Blicke blieben an Tommy hängen. Ihre Augen glitten über Tommys Gesicht, verweilten ganz kurz bei seinen braunen Augen, musterten besonders gründlich seine breiten Schultern, die muskulösen Oberarme ... Peggy strich sich ihre blonde Mähne zur Seite, kaute auf ihrer Oberlippe und zupfte ihre Bluse zurecht.
„Wolltest du nicht dem Sheriff Pasteten einpacken, mein Schatz?“
Peggy schrak aus ihren Betrachtungen auf, während Tommy, der während der Musterung zusehends verlegener geworden war, sich die Hände an seiner engen, verwaschenen Jeans abrieb.
„Sei so gut, und hol mir noch die Gewürze, die der alte Krauter vergessen hat.“, meinte Amy zu Tommy. „ Geh gleich zur alten Maggie. Ich brauch sie noch heute. Maggie hat ihren Laden zwei Strassen weiter. Geh am Sheriffbüro vorbei, immer geradeaus. Da siehst du sie schon.“ Amy lachte über Tommys rot angelaufenes Gesicht, tätschelte seinen Hintern, was ihn noch verlegener machte und schob ihn zur Tür hinaus.
Der Sheriff nahm das Päckchen mit den Pasteten und verabschiedete sich ebenfalls. Amy und Peggy sahen sich eine ganze Weile an, dann lief ein Lächeln über Peggys Gesicht und sie eilte nach hinten.
Amy kramte eine Flasche aus dem Regal, nahm zwei Gläser und ging nach draußen, wo sie der alte Jeremiah erwartungsvoll ansah. Sie schenkte die beiden Gläser ein, stieß mit ihm an und beide tranken mit einem genießerischen Ausdruck auf ihren Gesichtern.
„Fahr nur schon los, Jeremiah, dreh deine Runde, der Junge macht noch eine Besorgung für mich.“
Jeremiah betrachtete ihre dralle, aber durchaus ansehnliche Figur mit einem Seufzer. Sie war jetzt ein ganzes Stück über die Lebensmitte hinaus, konnte aber locker mit vielen Jüngeren mithalten. Der alte Jeremiah hatte schon oft angedeutet, man könnte doch ... usw. Aber Amy hatte immer nur den Kopf geschüttelt und gelächelt. Amy drückte ihm einen Kuss auf die stoppelige Wange, dann ließ Jeremiah den Motor an und der Pickup rollte knarrend und klappernd um die Ecke.
Nach einiger Zeit schlüpfte Tommy völlig durchnässt wieder herein. Draußen peitschte der Regen an die Scheiben. Er schüttelte sich, Shirt und Jeans klebten wie eine zweite Haut am Körper. Amy musterte ihn aufmerksam, während sie ihn umrundete. „Du schaust aus, wie ein gebadeter Kater. Warte, sagtest du nicht, du suchst ein Quartier für die Nacht?“
Tommy nickte, dabei legte er die Kräuter auf die Theke.
„Ich lass dir ein heißes Bad ein, koche dir derweil einen Kräutertee, und dann legst du dich in die Wanne und wärmst dich erst einmal auf. Zieh dich aus und leg mir deine Sachen vor die Badtür. Ich trockne dir deine Kleider. Warte irgendwo habe ich noch eine alte Jeans und ein Hemd.“ Sie musterte ihn noch einmal. „Die hat ein Bursche mal liegen lassen. Er hatte etwa deine Figur, denke ich. Nun zeige ich dir gleich mal dein Zimmer.“
Amelie fasste ihn an der Hüfte und schob ihn durch die Hintertür eine schmale Treppe hinauf. Sie starrte auf seine Bewegungen, wie er in seiner engen Jeans die Treppe hinauf ging. Amy seufzte leicht, ihre Zungenspitze glitt über ihre Lippen. Dann rief sie sich innerlich zur Ordnung. Oben zeigte sie ihm zuerst ein kleines Zimmer mit einem bequemen Bett darin.
„So zieh dich schon mal aus, ich lasse derweil das Wasser ein. Das Bad ist gleich über den Flur.“
Sie blieb stehen. Lachend betrachtete sie sein verlegenes Gesicht, das rot angelaufen war.
„Keine Angst Tommy, deine kleinen Geheimnisse interessieren mich nicht. Ich könnte deine Mutter sein. Aber ich gehe ja schon,“ lachte sie dann und strich ihm über den Kopf.
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, zog er das T-Shirt über den Kopf, wand sich mühsam aus seiner engen Jeans und streifte Unterhose und Socken ab. Dann steckte er vorsichtig den Kopf durch die Tür, schaute sich verlegen um und huschte über den Flur ins Bad.

Amy lugte durch einen Türspalt und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, als sie ihn nackt über den Flur huschen sah.




Vorsichtig stieg Tommy in die Wanne und wärmte sich im heißen Badewasser.
Tommy schlief unruhig und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Er hörte nicht, wie die Klinke seiner Tür langsam nach unten ging. Dann öffnete sie sich einen Spalt und eine Gestalt in einem langen Nachthemd schlüpfte herein. Plötzlich schreckte Tommy hoch. Vor dem Fenster stand ein Mädchen. Der Mond schimmerte durch ihr dünnes Nachthemd. Ihr schlanker, schon recht weiblicher Körper zeichnete sich unter dem dünnen Stoff ab.
Unwillkürlich zog Tommy die Bettdecke etwas höher. Er starrte sie aus großen Augen an.
„Hast du etwa Angst vor mir?“, kicherte eine leise Stimme. Jetzt erkannte er Peggy. Sie streifte das Nachthemd über ihren Kopf, dann glitt sie an sein Bett, beugte sich über ihn, so dass ihre Brüste bald seine Nasenspitze streiften.
Peggy erkannte seine wachsende Verlegenheit. „Hast du etwa ... noch nie ... ?“, lächelte sie und flüsterte mit leiser Stimme „Hab keine Angst, ich helfe dir. Leg dich auf die Seite.“ Sie lächelte, als sie sein T-Shirt und die weiten Shorts sah, die er trug.
Sie schob die Bettdecke weg und schmiegte sich ganz eng an seinen Rücken. Sie spürte sein warmes Fleisch durch den Stoff und den schnellen Schlag seines Herzens. Langsam glitten ihre Hände über seinen Körper und streichelten ihn. Sie spürte, wie er zuerst ein wenig verkrampfte, sich dann aber langsam entspannte. Behutsam half sie ihm aus T-Shirt und Unterhose. Sie ließ ihn sich auf den Bauch rollen. Fasziniert glitten ihre Hände über seinen muskulösen Rücken, seine schlanke Taille, die Rundung seiner strammen Hinterbacken, deren fahle Farbe so einen Kontrast zur Bräune seines restlichen Körpers bildeten, zu seinen kräftigen Schenkeln. Sie strich über die Rückseite seiner Schenkel und befühlte vorsichtig das feste Fleisch unter seiner glatten Haut. Seine Muskeln zuckten leicht unter ihrer Berührung. Dann fuhren ihre Finger höher und schoben sich bis zum Ansatz seiner Hinterbacken vor. Ihre Zunge fuhr über ihre Lippen, als sie das weiche Fleisch berührte, mit dem Zeigefinger über die Wölbung fuhr. Er schauderte, stöhnte leise. Sie begann das weiche, nachgiebige Fleisch vorsichtig zu massieren, dann intensiver zu kneten, bis Tommy heftiger atmete. Peggy spürte seine wachsende Erregung. Dann half sie ihm die richtige Stellung zu finden, setzte sich auf ihn und spürte ihn in sich. Peggy lächelte, als sie sah wie aufgeregt er war, wie verlegen, ängstlich, etwas falsch zu machen. Sie strich ihm beruhigend über die Stirn, als er schnell wieder erschlaffte und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann glitt sie von ihm herunter, rollte sich auf die Seite und stand auf. Tommy starrte mit großen Augen ihren nackten Körper an.
„So, ich muss jetzt gehen Tommy. Hat es dir gefallen?“ Peggy lachte, als er heftig nickte und ein raues „Ja“ hervorbrachte. „Komm trink das, damit du wieder zu Kräften kommst“ kicherte Peggy und füllte ihm ein Glas mit Orangensaft, aus der Karaffe, die auf der Anrichte stand. Tommy trank mit gierigen Schlucken, er schüttete den Inhalt des Glases förmlich durch seine ausgedörrte Kehle. Dann zog sie ihr Nachthemd wieder an, warf ihm eine Kusshand zu schlüpfte aus dem Zimmer. Tommy meinte zu träumen. Mit einem seligen lächeln schlief er dann ein.
Gegen zwei Uhr früh trafen sich Amy und Peggy unten an der Treppe. Amy grinste nur und hob fragend die Augenbrauen, während sie zur Backstube gingen. „Tommy ist ein lieber Kerl, und so was von schüchtern, aber er ist der Richtige. Schade, ich hätte gern noch ein wenig mit ihm gespielt.“, grinste Peggy.
„Nichts da, das Geschäft geht vor. Hat er genug getrunken?“ Peggy nickte „Tommy schläft wie ein Toter.“
„Gut, dann machen wir uns mal an die Arbeit. Pasteten müssten noch genug da sein. Dann wollen wir uns mal ums Fleisch kümmern.“, sagte Amy.
Langsam dämmerte der Morgen. Peggy rieb sich die Augen. Seit einer Stunde hatte sie jetzt die Fliesen und den gekachelten Fußboden geschrubbt. Der Stahltisch glänzte ebenfalls, genau wie die polierten Messer und das andere Werkzeug. Mühsam erhob sie sich wieder von den Knien und setzte sich. Das war eine Heidenarbeit gewesen und jetzt sollte sie noch Amy beim Füllen der Pasteten helfen.
Währendessen in der Küche nahm Amy den Schinken und entbeinte die saftige Keule, dann entfernte sie die Schwarte. Sie achtete sehr darauf, einen Teil der Fettschicht am Fleisch zu lassen. Das gab ihm die unvergleichliche Saftigkeit, die ihre Kunden so schätzten.
Erst schnitt sie das zarte Fleisch in grobe Würfel, dann drehte sie es durch den Fleischwolf. Jetzt nahm sie sich den zweiten Schinken vor, der genau so saftig geraten war und verarbeitete ihn auf die gleiche Weise. Dann wurde das Hackfleisch gesalzen und gepfeffert und mit reichlich Kräutern gewürzt.
Das Lammfleisch hatte sie schon vorher fertig zubereitet.
Sie füllte das Schinkenfleisch in einen Teil, der von Peggy vorbereiteten Pasteten, ebenso das Lammfleisch in die restlichen Pasteten, bestreute alle mit reichlich geriebenem Käse und schob die Bleche in den vorgeheizten Ofen. Bald durchzog ein unbeschreiblich köstlicher Duft die Backstube.
Gähnend betrat ihre Tochter Peggy die Backstube. „Kann ich noch was helfen, Mom?“
„Hast du das restliche Fleisch in den Kühlraum gebracht? Das müssen wir nachher noch verarbeiten. Aber die Pasteten hatten natürlich Vorrang. Unten hast du gründlich geputzt, ja? Ach und nimm den Schinken, den Jeremiah geliefert hat, vom Tresen. Der ist ein wenig zu zäh, den werde ich räuchern.“
Das Telefon klingelte in aller Herrgottsfrüh. Jeremiah erkundigte sich besorgt.
„Hast du Tommy nicht gesehen Amy? Er sollte heute früh um sechs da sein, um mir bei den Auslieferungen zu helfen.“
„Tommy? Nein, ich habe ihn nicht mehr gesehen. Ist das der stramme Bursche, der mir gestern die Lieferung hereingebracht hat? Du wirst ihn die ganze Arbeit allein aufgehalst haben, Jeremiah. Das wird ihm zu viel geworden sein. Ich muss jetzt Schluss machen, die Kunden warten schon. Es gibt wieder die köstlichen Schinkenpasteten, ganz frisch zubereitet. Soll ich dir ein paar aufheben?“ Dann legte sie den Hörer auf und notierte seine Bestellung.
„Ich nehme vier Pasteten Amy.“ Sheriff DeMille schob seine massige Gestalt durch die Tür in Amys Laden. „Drei Schinkenpasteten und für Betsy eine Lammpastete Amy. Hmm, die riechen aber köstlich. Warte eine esse ich gleich hier.“ Der Sheriff nahm sich eine Pastete und stopfte sie gierig in seinen Mund. Schmatzend verschlang er sie. Amy beobachtete ihn kopfschüttelnd.
„Du wirst immer verfressener Warren. Dein Wanst wird von Tag zu Tag fetter. Nicht das ich das Recht hätte, dir Vorhaltungen zu machen, aber eines schönen Tages trifft dich der Schlag.“
Der Sheriff schluckte ungerührt den Rest der Pastete hinunter und entgegnete
„Na gottseidank bist du nicht meine Frau Amy. Weißt du der Stress, da habe ich seltsamerweise immer Hunger. Und so viel esse ich wirklich nicht.“
Amy kicherte und bohrte ihm ihren Zeigefinger in seinen massigen Bauch.
„Ach übrigens, warum ich eigentlich hier bin. Ich habe den Jungen überprüft, er ist von zu Hause abgehauen. Sonst ist er sauber. Hast du ihn heute schon gesehen? Er sollte ja im Office vorbeischauen, war aber nicht da. Wollte er nicht bei dir schlafen?“ Der Sheriff musterte Amy, die bei seinen Worten blass geworden war.
„Was ist mit dir Amy. Du schaust plötzlich so weiß aus im Gesicht.“
„Ach nichts Warren, mir geht es gut. Aber ich habe die halbe Nacht in der Backstube verbracht. Vielleicht sollte ich etwas kürzer treten?“ Sie zuckte die Schultern.
„Jetzt muss ich aber wieder an die Arbeit. Das FBI hat eine Anfrage geschickt, in letzter Zeit sind immer wieder junge Burschen spurlos verschwunden. Wir sollen uns mal in der Szene umhorchen. Ich hoffe nicht, das es bei uns einen neuen „Jeffrey Dahmer“ gibt.“
Amy schaute ihn aus großen Augen an und atmete etwas schwer. „Jeffrey .. wer?“ brachte sie dann hervor.
Der Sheriff schaute sie aufmerksam an „Du solltest dich ein wenig ausruhen Amy. Du gefällst mir gar nicht. Kannst du dich nicht an den Fall Jeffrey Dahmer erinnern? Das ist der Kerl, der beinahe ein Dutzend junge Burschen geschlachtet hat. Das Fleisch hat er dann eingefroren, einen Teil sogar gegessen.“ Sheriff DeMille schüttelte sich bei seinen Worten. „Nicht das ich noch sämtliche Eistruhen im Ort kontrollieren muss“ lachte er dann polternd und verließ Amys Laden.
Amy ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und fühlte ihren Puls. Einen Moment hatte sie gedacht, ihr Herz blieb stehen. Dann rief sie nach ihrer Tochter, nachdem sie die Ladentür verschlossen hatte und ein Schild mit der Aufschrift – Heute wegen Krankheit geschlossen – angehängt hatte. Zum Glück hatte sie am Vormittag nahezu alle Pasteten verkauft, besonders die mit dem Schinken waren ihr förmlich aus der Hand gerissen worden.
„Peggy, wir müssen das Fleisch aus dem Kühlraum holen und schleunigst weiterverarbeiten.“ Sie erzählte von ihrem Gespräch mit dem Sheriff.
„Lauf zu Maggie und bring Gemüse mit, mit dem Bauchfleisch und was sonst noch an fettem Fleisch da ist, bereitest du dann einen Kessel Stew vor. Das bringen wir morgen zum Altenheim. Aus den restlichem Fleisch zaubere ich ein feuriges Chili, einen richtigen „Gringokiller“. Sonntagabend ist im Ballroom ein Square Dance Contest. Du wirst sehen, das Chili geht rasend schnell weg. Die beiden Steaks, die vom Schinken noch übrig sind, haust du in die Pfanne und bringst sie dem Sheriff, wenn du das Gemüse besorgst.“
„Zieh dir am Sonntagabend was schnuckeliges an. Vielleicht lernst du ja einen netten Jungen kennen. Aber bloß keinen von hier“ lachte Amy.
„Willst du schon wieder ... , Mom?“ „Sollten wir nicht mal eine Pause ... ?„ wollte Peggy wissen.
„Wir brauchen Nachschub. Die Leute sind ganz wild auf unsere Schinkenpasteten. Wenn wir plötzlich keine mehr anbieten, nehmen die uns den Laden auseinander. Außerdem wollen wir Sheriff DeMille doch nicht verärgern. Solange es ihm schmeckt, schöpft er keinen Verdacht.“

Ende



©2007 by scrittore. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von scrittore
Am 20.04.2018 um 17:22 Uhr

auch Amy ist wie Mrs. Lovett für ihre delikaten Pasteten bekannt. Für die Schinkenpasteten bevorzugt sie eine ganz besondere Zutat, die ihnen den leckeren Geschmack verleihen


Von sunshishi
Am 30.12.2008 um 14:22 Uhr

Huhu scrittore,

das war schon eher makaber. Erinnert mich etwas an Mrs. Lovett aus "Sweeney Todd"^^

Greez
SuShi





I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.

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Es gibt 2 Kommentare


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