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Morgens um vier - von KerstinK., 21.08.2009
Morgens um vier. Misstönend piepst der Wecker durch das Dunkel. Meine Hand tastet zum Schalter, stellt das elende Piepsen ab. Noch völlig schlafumnebelt rappele ich mich hoch, da trifft mich ein Schlag an den Kopf. Ich sinke wieder ins Dunkel, aus dem mich ein erneutes Weckergepiepe reißt. Ich warte ab, bis sich der Nebel im Hirn verzogen hat, stelle den Wecker aus und will aufstehen. Da sehe ich auf meiner Bettdecke ein hässliches kleines Männchen mit einem Riesenhammer, das mich wieder in den Tiefschlaf schicken will. „Hau ab, du kleine Kröte, ich muss heut noch in’s Büro!“ schimpfe ich und schubse ihn vom Bett. Grummelnd verfolgt der Zwerg mich bis in die Küche und lässt sich erst vom frischen Kaffeeduft vertreiben. Ich mache mich hektisch für’s Büro fertig.

Im Büro angekommen, sehe ich zwar die Sachen meiner Kollegin, aber sie ist schon wieder unterwegs. Ich starte den Computer, aber der lässt sich so richtig Zeit. „Große Göttin, die Daten kriechen wieder im Schneckentempo durch die Leitung.“, denke ich und sehe gerade noch, wie eine fette Schnecke am Datenkabel entlang in den Computer schleimt. Was soll das, schlafe ich noch oder krieg ich jetzt Halluzinationen?

Falls ich noch schlafe, hat mich jetzt gerade das fast synchrone Klingeln zweier Telefone garantiert geweckt. Ein aufgeregter Kollege beschwert sich: „Mein Computer geht nicht, ich komme nicht an meine Daten. Und ich hab um zehn einen Termin, da muss ich den Bericht ausgedruckt mitnehmen.“ „Dann fang doch rechtzeitig an“, denke ich und sage laut: „Bin schon unterwegs.“

Auf dem Flur sehe ich noch eine alte Dame in einem kunterbunten Zipfelrock um die Ecke huschen. Wer ist denn hier so modemutig? Auf dem Weg zum streikenden Computer begegnen mir noch andere Kollegen: „Gut, dass ich sie treffe, mein Computer geht nicht.“, ist der einheitliche Tenor. Was ist den hier heute bloß los? In diesem Tag ist irgendwie der Wurm drin. Und prompt kommt mir eine Kolonne Würmer aller Couleur entgegen. Täusche ich mich oder grinsen die mich höhnisch an?

Auf dem Flur sehe ich den Hausmeister: „Guten Morgen, auch schon im Stress?“ „Morjn, hatten `nen Stromausfall, jetzt sind `n paar Sicherungen rausgeflogen.“ Das erklärt jetzt die streikenden Computer. Ich sage den Kollegen Bescheid und gehe wieder in mein Büro. Meine Kollegin stürmt kurz nach mir in das Zimmer: „Scheiß Tag, hoffentlich geht das nicht so weiter!“ Da klopft es an der Tür. Die Kollegin von der Hausverwaltung will uns mitteilen, dass die Toiletten auf unserer Etage wegen einer Verstopfung nicht genutzt werden können. Eingedenk meiner letzten Begegnung erspare ich mir den Spruch mit den Würmern. Ich will die Viecher nicht zwischen meinem Papierkram haben.

Wieder klingelt das Telefon: „Mein Computer geht immer noch …“ Sprich dich ruhig aus. Aber das Telefon sagt keinen Mucks mehr. Eine Mail teilt mir mit, dass die Telefonanlage gerade die Arbeit eingestellt hat. Meine Kollegin flucht: „Männo, klappt denn heute gar nichts in dem Laden?“ „Doch, die Türen – zumindest jetzt noch. Hier ist wohl die Defekthexe am Werke.“ antworte ich und mich beschleicht eine hässliche Ahnung. Defekthexe – wenn ich das Aas erwische….!

Ich mache mich auf den Weg zu dem letzten Anrufer, da sehe ich gerade noch einen kunterbunten Zipfelrock im Serverraum verschwinden. Das ist jetzt aber drollig, außer den IT-Leuten hat keiner einen Schlüssel für diesen Raum. Und meine Kollegin trägt keine kunterbunten Zipfelröcke. Ich gehe zum Serverraum und konstatiere, dass die Tür verschlossen ist. Spinne ich? Ich schließe auf, gehe rein – und stehe wie vom Blitz getroffen da. Da steht eine alte und verdammt hässliche Lady mit Zipfelrock vor unserem Hauptserver und brabbelt vor sich hin. Und prompt gibt es einen leisen Knall und ein zartes Rauchwölkchen steigt aus dem Netzteil auf. Die Defekthexe!!! „Na warte, dir dreh ich den Hals um, du Miststück. Fahr zur Hölle!“ Da gibt es den nächsten Knall und die Defekthexe löst sich in Rauch auf. Frustriert stöhne ich nur noch leise: „Das kann doch nicht wahr sein…“

Misstönend piepst der Wecker durch das Dunkel. Meine Hand tastet zum Schalter, stellt das elende Piepsen ab. Dann schalte ich die Nachttischlampe an. Es ist morgens um vier.



©2009 by KerstinK.. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von JanNietsch
Am 24.08.2009 um 06:18 Uhr

Hat mir sehr gut gefallen :D

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Es gibt 1 Kommentar


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