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Freiheit - von Roland, 26.06.2006
Freiheit
Eric Glaube saß auf seinem edlen Ross und beobachtete wie Felder und kleinere Wälder an ihm vorbeizogen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit raste Rousi der untergehenden Sonne hinterher. Er sah das noch grüne Getreide und hörte das Heulen eines Wolfes irgendwo weit weg. Eric fühlte sich mehr als nur gut, er war nicht einfach nur glücklich, er fühlte etwas, dass viel stärker und viel größer war –er fühlte sich frei.Erst jetzt wusste der Versicherungsvertreter, was es heißt wirklich frei zu sein. Noch nie zuvor hatte der brave Bürger, Eric Glaube, etwas derartiges gespürt, nicht mal etwas, was auch nur annährend so schön war wie das überwältigende Gefühl ,das er in diesem Moment mit jeder Zelle seines Körpers spürte.Er hörte eine Maus, irgendwo weit weg, an einem Getreidekorn knabbern. Er hörte wie der Wind, irgendwo weit weg, in die Blätter eines tausend Jahre alten Baumes Leben einhauchte und diese zu flüstern begannen. Sie sprachen zu ihm,- nun bist du frei, frei für immer.Neben ihm erscheint ein wunderschönes, gottgleiches Wesen. Er weiß, dass es unmöglich ist und doch erkennt er die Wahrheit, die edle Wahrheit in dieser Kreatur. Er fährt dem Einhorn durch die schneeweiße, schimmernde Mähne und hört, wie es zu ihm spricht. Was für eine Ehre. Ich, ein einfacher Versicherungsvertreter, darf mit einem solch edlen und reinen Geschöpf sprechen.-Du bist frei, frei für immer. Du wirst hier bleiben, doch zuvor musst du noch eine Sache in Ordnung bringen, jünger Held.- W-Was soll ich tun? Sag es mir, bitte!- Du musst die verlorenen Seelen befreien, die dir auf deinem Weg nicht folgen können. Dann bist du frei.Das Einhorn schüttelte seine weiße Mähne und abertausender von wunderschönen, weißen Sternen flogen nun durch die Luft, landeten auf dem Boden und verwandelten sich augenblicklich in weiße Rosen.- Bist du nicht etwas zu klein dafür, alter? – fragte das Einhorn, als es etwas von seinem edlen Wesen zu verlieren schien.- Du machst es noch kaputt! Siehst du nicht, was hier steht? -Kinder bis 12 Jahre! -sagte das Einhorn, blieb stehen und verlor mit jeden weiteren Wort etwas Wahrheit, wobei es schließlich die Gestalt eines blonden Halbstarken mit einem Goldkettchen annahm.- Bist du taub? – fragte er mit Verachtung und Eckel in seiner Stimme.- N-Nein. Was machst du hier? – er verstand die Welt nicht mehr. Wo waren die Felder und Wälder? Wo war das himmlische Wesen, das ihn begleitete. Und wieso, verdammt fühlt sich mein Sattel so komisch an?- Wo bin ich?- Oh man, hat da jemand etwas zu viel gesoffen? Na, alter? –, diese Worte schienen dem Einhorn- Halbstarken zu gefallen. Die verachtende Note verschwand, wobei der Satz beinahe in einem gönnerhaften Ton ausgesprochen wurde.- Ich, ich trinke nicht. Wo war er? Träumte er gerade? Ist es ein Alptraum?- Aber klar, deshalb sitzt du auch hier auf einem Pferd. – die Verachtung und Eckel waren wieder da. Man konnte die beiden deutlich heraushören.- Natürlich sitze ich auf einem Pferd! Rousi und ich sind unzertrennlich-, er versuchte sich umzuschauen, doch sah alles verschwommen und irgendwie unwirklich. Das Gefühl der Wahrheit ist verschwommen, zerflossen. - Wo bin ich?- In einem Einkaufzentrum und du sitzt auf einem Spielzeug und hast nicht mal Geld reingeworfen. Man muss da ein Euro reinschmeißen, alter!- W-Was? - seine Hand glitt über Rousis samtweichen Hals, doch seine Finger fühlten etwas kaltes, etwas Unwahres – sie fühlten Plastik. Er zog die Hand erschrocken weg und umfasste seinen eigenen, dünnen Hals, als würde ihm die Luft knapp werden. Eric schaute sich um. Die verschwommenen Farben und Formen nahmen langsam Struktur an. Er sah ein „R“, er sah „ ABATT“ –RABATT? Er sah jeans für 40 Euro und einen Pulli für 50 Euro auf einem leblosen Körper. Was mache ich hier? Das Gesicht des Einhorn- Halbstarken veränderte sich, die Amüsiertheit verschwand und an ihrer Stelel traten Angst und Mitleid.- Geht’s dir nicht gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen?- Ach so, jetzt weiß ich’s wieder. Die Schweine haben mich gefeuert! - auf einmal wusste er alles. Er wusste was zu tun war.- Die Schweine haben mich gefeuert. Diese Schweine !Mitleid verschwand aus den Augen des Halbstarken, denn die Angst nahm nun zu viel Platz ein.- diese Schweine , SCHWEINE! –flüsterte er. Es wird Zeit sich zu befreien!- Herr…Die Augen des Einhorn-Halbstarken waren nun, weder ängstlich, noch amüsiert- sie waren tot.Er fiel vor Eric auf die Knie, denn Eric hatte ihn befreit.- Ich werde euch alle befreien! – sagte der Held und nahm einen alten Mann, der zwei „Wal Mart“-Tüten in den Händen trug, ins Visier seines Colts.



©2006 by Roland. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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