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Prosa => Liebe


Herzensangelegenheiten - von Manori, 25.11.2007
Der Schnee rieselte leise, fast schon unheimlich zur Erde hinab und begrub alles unter sich. Gernot stand ernst blickend, in Gedanken versunken vor der Terrassentür, und betrachtete die Schneeflocken. Er war in letzter Zeit oft in Gedanken und verfiel in ernstes schweigen. Nicht um sonst will man meinen. Sein Herz machte zunehmend Probleme, was auch die letzten Untersuchungsergebnisse bestätigten. Obwohl er sonst alles mit Ingrid besprach, darüber hatte er mit ihr noch nicht gesprochen. Er musste erst selber seine Gedanken ordnen. Schweren Herzens hatte Dr. Heilmann in aller Vertrautheit ihm geraten sich vielleicht mal mit dem Gedanken auseinander zu setzen, in den Ruhestand zu gehen. Dieser Gedanke ging ihm tatsächlich seit einiger Zeit durch den Kopf. Auch wenn es ihm widerstrebte, so musste er sich selber eingestehen, dass es nicht mehr lange gut ginge. Aber das was seine geringere Sorge, oder sollte man vielleicht eher sagen…Angst. Seine wahrhaft größte Angst, war die das er vielleicht zu früh schon von dieser Welt ginge und Ingrid alleine zurück lassen müsste. Zumindest sah er es als zu früh an. In all den Jahren hatte Gernot ausschließlich für die Arbeit gelebt. Besonders nach dem Tod seiner Frau Laura. Doch Ingrid hatte ihm neuen halt gegeben. Sie war die antreibende kraft in seinem Leben, die ihn alles ertragen ließ. Man sagt wohl nicht um sonst: Liebe versetzt ganze Berge. Aber wenn er glaubte das Ingrid nicht merke das etwas nicht in Ordnung sei, so habe er sich gewaltig getäuscht. Auch sie spürte das es ihm schlechter ging, und ihn etwas beschäftigte und nicht mehr losließ. Ingrid ahnte das es etwas mit seiner Gesundheit zutun haben könnte, und eine Angst stieg in ihr auf die sie vorher nicht kannte. Älter zu werden, sah sie bisher steht’s als etwas vollkommen normales an. Man lebt ja schließlich um es zu schaffen so alt wie möglich zu werden. Doch dass sie beide älter würden, bedeutete für sie auch dass die Stunde wo einer von ihnen denn anderen auf ewig verlässt näher rücke. Meistens war es, wie Studien belegen die Männer die zuerst gingen. Was würde sein wenn Gernot zuerst ginge? Würde sie einfach so weiter leben als wäre nichts? Oder würde sie sich selber aufgeben? Gernot wurde für sie zu einem großen Bestandteil des Lebens. Ein Leben ohne ihn wurde für sie undenkbar. Er gab ihr den nötigen Halt und Geborgenheit, um alles im Leben egal was kommen mag zu ertragen. Eine Gemeinsamkeit die keiner von beiden wirklich dem anderen je gesagt hatte. Den Gedanken an Krankheit oder Tod schoben beide gerne bei Seite, doch beide mussten sich auch eingestehen, das es vielleicht gar nicht so unwichtig ist sich mit diesem Thema auseinander zu setzten. Zumindest gemeinsam drüber zu sprechen was sie so beschäftigt daran. Ingrid hatte sich während ihrer Schicht viele Gedanken gemacht, und ist zu einem Endschluss gekommen. „ So bald ich zuhause bin werde ich mit Gernot reden. Ja, dass will ich machen. „ sprach sie entschlossen zu sich selbst. Es war nicht so das sie keinen gehabt hätte zu dem sie dies hätte sagen können wenn sie gewollt hätte. Sie war sich sicher Schwester Yvonne oder Arzu hätten ein offenes Ohr für sie, doch sie sagte sich diese Worte nicht weil sie jemanden zum reden brauchte, sondern um sich selber Mut zu machen. Das würde immerhin kein allzu leichtes Unterfangen sein über dieses Thema zu sprechen. Weder für Gernot, noch für sie. Als ihre Schicht zu ende war, machte sie sich gleich auf den Weg nachhause. Sie hatte sorge, würde sie zu lange zögern, würde sie den Gedanken an dass Thema, als auch dass Thema an sich, wie so oft bei Seite schieben. Als sie zuhause ankam saß Gernot in einen der Sessel im Wohnzimmer und war am lesen. Oder zumindest versuchte er zu lesen. Er hatte nicht gemerkt das sie eintrat und ihn besorgt betrachtete. ( Gernot ist wieder einmal mit den Gedanken Meilen weit weg. Und sicher nicht bei dem Buch, wie ich annehme.) Ingrid trat hinter ihm, schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Er war so in Gedanken das er für einen Augenblick zusammen zuckte bei ihrer Berührung, als wäre ein Blitz durch ihn durch gefahren. „ Ingrid… hast du mich vielleicht jetzt erschreckt.“ „ Na, das hört man ja sehr gerne. „ gab sie leicht vorwurfsvoll, aber mit einem schmunzeln zurück. „ Was liest du denn da?“ „ Öhm…“ Das wusste Gernot selber nicht mehr so genau. Er hatte eigentlich nur auf die Seiten gestarrt. Er klappte das Buch zu und laß den Titel: „ Der Trotzkopf „ „ Ich wusste gar nicht das du eine schwäche für Jugendliteratur hast. „ Ähm - habe ich auch nicht, ich habe mich lediglich vergriffen. „ „ Gehörte das Buch Rebecca? „ Gernot nickte. „ Sie liebte diese Geschichte immer. Wohl weil das Mädchen in dem Buch so ein Wildfang war, wie sie selbst.“ Ingrid nahm das Buch ihm sanft aus der Hand und legte es bei Seite. Sie kam zu ihm rum um sich ihm gegenüber zu setzten und umfasste seine Hände. „ Gernot - ich glaube wir sollten über etwas miteinander reden. „ Erstaunt blickte er sie an. ( Was meint sie bloß? Ahnt sie vielleicht was in mir vorgeht?) „ Sicher - worüber? „ Gernots stimme klang plötzlich brüchig. Sie hatte denn verdacht, das er schon ahnte worüber sie reden wolle. „ Ich merke doch das dich seit einiger Zeit etwas beschäftigt. Ständig bist du mit den Gedanken wo anders, und wenn einer der Kollegen dich in der Klinik anspricht reagierst du leicht reizbar.„ „Hmm - ja, kann sein. „ Ingrid blickte ihn eindringlich an. „ Hm - ja, du hast ja recht. Aber…“ Gernot war sich nicht ganz sicher ob er seinen Gedanken aussprechen sollte. Es war als mache er die Eröffnung des Themas endgültig. Doch es half ja nichts. Man kann die Dinge nun mal nicht ewig bei Seite schieben. „ Aber dich beschäftigt ebenfalls etwas, wie mir seit längerem scheint. „ Ein stummes nicken ihrerseits folgte. Ernst blickte sie Gernot an. „ Gernot - kann es sein das du mir etwas verheimlichst. Etwas was deine Gesundheit betrifft?“ Ein langes, unangenehmes schweigen machte sich im Zimmer breit. Sie hatte es also erraten. ( Wie gut sie mich doch kennt. ) dachte er mit einem leichten Anflug eines lächeln’s. „ Ja, du hast recht. Es geht um meine Gesundheit. Um genauer zu sagen um mein Herz. Die Werte haben sich verschlechtert. Dr. Heilmann hat gesagt…“ Gernot musste kurz innehalten. Der Gedanke an Heilmanns Worte versetzte ihm einen kleinen Stich. Die Klinik war neber Ingrid für ihn sein ein und alles. „ Was sagte Dr. Heilmann, Gernot? „ drängte sie ihn sanft. „ Er sagte ich solle darüber nachdenken ob es nicht besser wäre wenn ich in den Ruhestand gehe.“ „ Nun, vielleicht ist es ja wirklich besser. Ich weiss die Klinik ist dein Leben, aber ist es denn die Klinik wert das du deine Gesundheit auf’s spiel setzt? „ „ Du hast recht, wie immer. „ Liebevoll blickte er in ihre großen braunen Augen die ihn besorgt musterten. „ Aber nun genug von mir. Sag mir lieber was dich so sehr beschäftigt. „ „ Ach weisst du Gernot, es ist - wie soll ich es dir erklären? „ Er spürte das es ihr schwer fiel die rechten Worte zu finden. Ingrid atmete tief durch damit die Anspannung in ihr etwas nachließe. „ Es ist nur, die Tatsache das wir älter werden, na ja die Folgen davon machen mir ein wenig Angst. „ „ Die Folgen?“ „ Ja, du weisst schon. Krankheit und Tot. Die Themen die wir so gerne umgehen, obwohl wir täglich damit konfrontiert sind. „ Er rückte mit seinem Sessel etwas näher zu ihr ran um seinen Arm um sie zu legen. „ Mir war nicht klar wie sehr dich dieser Gedanke belastet. „ „ Doch Gernot, tut es. Ich habe Angst, verstehst du. Was ist wenn du eines Tages wegen deinem Herz pflegebedürftig wirst und an Maschinen hängst? Oder wenn du vor mir gehst, was wird dann aus mir. Was wäre wenn ich vor dir ginge? „ Mit jeder neuen Frage die weniger an Gernot sondern mehr an sich selber gestellt war, klang ihre Stimme immer stockender. Ihre sonst so vor Lebensfreude glänzenden Augen, glänzten nun lediglich durch die Tränen die sich sammelten. Es fiel ihm schwer sie so zu sehen. Sanft drückte er sie an sich und küsste ihr Haar. „ Ich verstehe deine Sorge, glaube mir. Diese Gedanken gehen auch mir in letzter Zeit oft durch den Kopf. Doch ich verspreche dir, alles zu tun damit sich meine Werte wieder bessern und ich noch lange an deiner Seite sein kann. „ „ Soll dass heißen…? „ Ingrid hob den Kopf und blickte ihn fragend an. Gernot erwiderte ihren Blick zärtlich lächelnd. „ Ja, wenn es nicht anders geht, bin ich bereit in den Ruhestand zu gehen. Kürzer treten werde ich wohl so oder so müssen, doch will ich mit Dr. Heilmann erst einmal über eine anderweitige Möglichkeiten sprechen, bevor ich mich für denn Ruhestand entscheide.“ Sie verstand nur zu gut. Die Klinik bedeutete ihm so fiel. Es war sein Lebenswerk. Es war also nur verständlich das er dies nicht leichtfertig aufgeben wollte. „ Glaubst du denn das ihr eine andere Möglichkeit finden werdet? „ „ Das will ich doch hoffen. Es gibt doch im grunde für alles eine Lösung. „ Ein lächeln huschte über beider Lippen. „ Aber versprich mir, das du auf dich aufpasst. „ „ Mach dir keine Sorgen, Ingrid, ich werde kürzer treten von nun an.“ Zufrieden lehnte sie ihren Kopf an Gernots Schulter. „ Sagtest du eigentlich nicht vor ein paar Tagen das du noch etwas Urlaub offen hast?“ „ Ja stimmt, du meist…“ Ja warum nicht? Etwas Erholung könnte uns doch beiden nicht schaden, und die Klinik wird auch eine Gewisse Zeit ohne dich mal auskommen. „ Nachdenklich lehnte er seinen Kopf an denn ihren, der wieder auf seiner Schulter lag. „ Das wäre vielleicht wirklich keine schlechte Idee. Hast du dabei an was bestimmtes gedacht? „ „Hm - etwas ländliches vielleicht?! „ „Ähm - du redest aber nicht von irgend einen Abenteuercampingurlaub oder? „ fragte er misstrauisch und hob denn Kopf. Leise lachend schüttelte sie denn Kopf. „ Nein nein, es soll ja eine Erholung sein für uns, und vor allem für dich sein. „ Erleichtert atmete Gernot auf. „ Wie wäre es mit Günthers Ferienhaus. Das liegt doch wunderbar ländlich. „ „ Wenn er damit einverstanden ist habe ich keine einwende. „ „ Gut! Ich werde noch heute ihn anrufen. Wir erscheinen schon einfach morgen nicht mehr in der Klinik. Ich werde Barbara alles notwendige mitteilen und sie reicht es dann an Heilmann weiter. „ Der Gedanke das beide einfach mal für eine Zeit wegfahren würden und abschalten, war für beide so befreiend das sie ihre Ängste und Sorgen glatt vergaßen und sich nur noch auf denn gemeinsamen Urlaub freuten. Wie zu erwarten war, war Günther mit dem Vorschlag einverstanden und übergab am nächsten Morgen vor der abreise den beiden, den Schlüssel zu seinem Ferienhaus. Die Fahrt dorthin war zum Glück nur gute zwei Stunden, so war die Fahrt nicht sonderlich stressig. Mit dem Wetter hätte es gar nicht besser sein können. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Alles war von Schnee bedeckt, der in der Sonne glitzerte. Beide staunten nicht schlecht über diesen prachtvollen Anblick. „ Im Winter ist es hier noch schöner als im Sommer, findest du nicht auch Gernot?“ „ Ja - es ist wirklich wunderschön hier im Winter. Aber lass uns lieber bevor wir hier festfrieren erst einmal reingehen und die Koffer rein tragen. Die Abende verbrachten sie meist am Kamin. Unterhielten sich über Gott und die Welt, oder lasen ein Buch. All dies wozu sie sonst selten Zeit fanden. Denn Tag hingegen verbrachten sie oft mit langen Spaziergängen durch die Winterlandschaft. Es schien nach fast einer Woche als würde Gernot zu neuem Leben aufblühen, als hätte es ihm nie besser gegangen. Glücklich über die wunderbaren Tage die sie bereits hier verbracht haben und in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag gingen sie bei Zeiten zu Bett. Doch sollte der Morgen nicht so Glücklich werden wie erwartet. Ingrid erwachte beim ersten Sonnenstrahl der sie kitzelte, drehte sich und um schlang freudestrahlend ihre Arme um Gernot. Erschrocken über die kälte seines Körpers wich sie zurück und blicke entsetzt in sein Gesicht, das friedlich wirkte, mit einem lächeln wie es schien auf denn Lippen. Sanft zerrte sie an ihm. „ Gernot…Gernot…Gernot wach auf. „ Mit den Tränen kämpfend, fassungslos über das offensichtliche das sich nicht leugnen ließe, klammerte sie sich an ihn. Verzweifelt als hoffe sie er wache auf, schrie sie seinen Namen. Glücklich über die letzten Tage mit Ingrid in dieser friedlichen Gegend war Gernot in denn ewigen Schlaf gesunken. Nur er allein spürte in denn Tagen und behielt es dennoch für sich, das die Stunde näher war als geglaubt. Doch wollte er sie nicht beunruhigen. Ein klingeln wie aus weiter ferne, drang ins Ohr und wurde mit jedem ignorieren, so schien es, lauter. Schweißgebadet wachte Gernot auf. Verwirrt blickte er sich um, den Wecker schon ganz in Vergessenheit geraten. (Puuh - es war nur ein Traum. ) Erleichtert blickter er zu der noch immer fest schlafenden Ingrid. (War wirklich alles ein Traum? Nein! Ich muss wirklich kürzer treten, ich befinde mich in Günthers Ferienhau,s und habe mit Ingrid endlich wieder ein paar wundervolle Tage verlebt. Doch Gott sei gedankt - ich lebe noch. Vielleicht war dieser Traum nur ein Zeichen, eine Warnung so zu sagen. ) Zufrieden über seine Feststellung, das er noch unter den Lebenden weilt, drehte er sich zu Ingrid und schmiegte sich an sie. Beide verbrachten noch eine weitere Woche in Günther’s Ferienhaus. Als sie zurück kehrten gaben beide ihren Ruhestand bekannt um, denn Rest ihrer gemeinsamen Tage zusammen genießen zu können. Gernot’s Nachfolger wurde Dr. Heilmann, der wie es zu erwarten war seine sache fabelhaft meisterte. Gernot’s Gesundheitlicher zustand verbesserte sich wieder, auch wenn er nie ganz abschalten konnte. Doch verstand Ingrid es nur zu gut, ihn zu beschäftigen, so das keine Langeweile aufkam.



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