Weihnachtszeit (oder die Vorfreude darauf)


Draussen ist es kälter geworden – um nicht zu sagen eisig kalt. Aber es ist eine trockene Kälte. Die Luft ist richtig frisch, es riecht nach Schnee. Dieser Eindruck erinnert mich an etwas, an etwas schönes.

Der Alltag wird geprägt von der Hektik, alles erledigen zu wollen, dies und das gibt es immer noch geschwind dazwischenzuschieben. Termine jagen einander, müssen abgestimmt werden. Der Tag lässt keine Zeit, über viel andere Dinge nachzudenken.

Dann dringt beim Verlassen der Firma plötzlich der Geruch von frischer, klarer kühler Luft in die Nase – gerade nach so einem arbeitsreichen Tag. Arbeitsreich ist fast der falsche Ausdruck, der Stress ist es eigentlich, der heutzutage anstrengt und müde macht. Gearbeitet hat man früher bestimmt mehr wie heute, körperliche Arbeit ist gemeint. Heutzutage wird viel Kopfarbeit geleistet. So einfach sind die Wandlungen der Zeiten.

Diese klare kühle Luft erinnert.... an die Weihnachtszeit. Gedankenfetzen dieser gemütlichen und ruhigen, um nicht zu sagen besinnlichen Zeit dringen kurz ins Gedächtnis. Sie wecken für einen winzigen Moment das Gefühl, wie es früher zuhause war, als die Eltern noch die Hektik des Alltags ausfechten mussten und ich als Kind mich tagelang bevor es Weihnachtsgeschenke gab, schon auf dieses Ereignis freute.

Da nahm man die Kälte gerne in Kauf, wenn die Erwachsenen viel Zeit für die Kinder hatten und es überall kleine Geschenke gab. Ist die kalte Luft deshalb als sehr angenehmes begleitendes Erlebnis im Gedächtnis geprägt? Vermutlich ja.

Das Gefühl für die Weihnachtsstimmung wird eindeutig durch die Kälte und die nach Schnee riechende Luft wachgerufen. Noch sind es ein paar Wochen bis zur Weihnachtszeit. Das Klima draussen kündigt aber jetzt schon mit dem frischen Wind und klarem Himmel an, dass es vollends schnell geht bis es Weihnacht wird. Es ist ein schönes Gefühl, die Erinnerung ins Gedächtnis dringen zu lassen, auch wenn es mich dabei doch ein wenig friert. Das ist genau der Effekt von der früher erlebten Weihnachtszeit. Die Freude über die Geschenke hat alles übertönt, auch wenn es saukalt war, und man gefroren hat wie ein Schneider. Das gehörte einfach dazu.

Wenn es jetzt auch noch anfängt zu schneien, dann braucht mir niemand mehr ein Geschenk kaufen – die Erinnerung an die unbeschwerte Kindheit gerade zur Weihnachtszeit ist eines der schönsten Geschenke unserer heutigen Zeit. Das wohl Beste daran ist zusätzlich die Tatsache, dass man dieses Geschenk von der Natur umsonst bekommt.

Ob unsere Kinder durch diese Vorfreudeeindrücke auch einmal so geprägt werden? Vermutlich in einer etwas anderen Art. Deshalb kommt auch manchmal der Spruch von der älteren Generation, dass es früher schöner und besser war. Das stimmt eigentlich gar nicht. Nur hat man in den jungen Jahren die Verantwortung nicht so empfunden wie später als Erwachsener. Das ist schon ein kleiner Unterschied, ob ich mich freue, etwas geschenkt zu bekommen, oder darüber, das Richte geschenkt zu haben. Mit Anwachsen der Verantwortung verschwindet zumeist im Gegenzug gleichermaßen die jugendliche Unbeschwertheit. Da muss es draussen schon richtig saukalt werden und die Luft vor Kälte klirren dass man sich diese Unbeschwertheit gerade während der Weihnachtszeit wieder ins Gedächtnis zurückrufen kann.

Wer hätte gedacht, dass die Weihnachtsstimmung so wetterabhängig ist? Bleibt nur zu hoffen, dass es dieses Jahr in der Weihnachtszeit ein wenig Schnee gibt. Zumindest für die älteren Generationen ist es einfach keine richtige Weihnachtszeit ohne Schnee, das gehört einfach dazu – wenn sie auch anschließend darüber schimpfen, den ganzen Segen vor dem Haus wegschippen zu müssen.



Autor: Aabatyron