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Das Geheimnis von Aabatyron Buch 3 Kapitel 15/04 - von Aabatyron, 30.08.2008
Das Geheimnis von Aabatyron Buch 3

Kapitel 15/04 Unendlichkeit der Zeit
(Fortsetzung)

Anfänglich hatten es sich nur die reichsten der Qwuaahls leisten können, in so einen bionischen Körper schlüpfen zu können. Die Gehirne wurden dabei in einer Schale von einer revolutionären Neuentwicklung aus künstlichem Gewebe mit Millionen synaptischen Verbindungsstellen eingebettet. Die Blutversorgung wurde über Micropumpen durchgeführt. Allerdings hatte die Wissenschaft leider noch keine Möglichkeit gefunden, das lebensnotwendige Blut künstlich herzustellen oder zu reinigen. Viele Versuche mit künstlichem Blut oder künstlichen Organen hatten immer wieder nach kurzer Zeit zum Gehirntod geführt. Als einer der namhaftesten Wissenschaftler durch einen Unfall schwer verletzt wurde und man gewiss war, dass er nicht einmal einen Tag überleben konnte, entschied man sich dazu, sein Gehirn in einen dieser neuentwickelten Bionikkörper zu verpflanzen und die Funktion der künstlichen Organe einfach vorläufig durch echte biologische Organe
herzustellen. Tatsächlich war dadurch ein Überleben mehr als gesichert. Nachdem bekannt wurde, dass jeder quasi unendlich lange Zeiten in so einem bionischen Körper überleben konnte, blühte das Geschäft mit diesen künstlichen Körpern geradezu auf. Anfangs konnten gerade bei Unfällen größtenteils sogar die eigenen Organe der Klienten verwendet werden. So ein bionischer Körper war sehr kostspielig und nur wer sehr viel Geld besaß, konnte ihn sich leisten. Dann entdeckte irgend ein findiger Unternehmer die klaren Vorteile dieser bionischen Körper – sie hatten Körperkräfte wie eine Hochenergiehydraulik und durch die „Steuerung“ mittels echten Gehirnen, waren sie praktisch jeder Robotersteuerung haushoch überlegen. Er bezahlte seinen Mitarbeitern die Kosten für so einen neuen Superkörper und hatte hernach die Vorteile, dass alle Arbeiten schneller und präziser als je zuvor ausgeführt werden konnten. Anfangs beruhte diese Umbesetzung noch auf der Freiwilligkeit der Klienten – bis zu dem Tag, an dem plötzlich zwar Arbeitskräfte gebraucht wurden, aber viele der Qwuaahls auch inzwischen schon die entscheidenden Nachteile dieser Körper entdeckt hatten. Es gab keinen Nachwuchs mehr. Manche wurden verrückt weil sie zu keinen Gefühlen mehr mächtig waren. Das Schlimmste war für viele die Erkenntnis, dass für ihre „neue“ Existenz“ ein anderer Qwuaahl sein Leben verloren hatte – die Organe mußten alle paar Jahre ausgewechselt werden denn sie waren von der Natur nicht dazu konzipiert worden, in einem bionischen System eine dauernde Höchstleistung abgeben zu können. Die wenigen Qwuaahls, die sich eisern gewehrt hatten, auch in so eine Schale aus Stahl eingesperrt zu werden, hatte man gnadenlos verfolgt und sie dienten als erste der „Organspende“. Es gelang nur wenigen auf Dauer, sich den Organjägern entziehen zu können. Als man dann das erste Raumschiff einer anderen Spezies entdeckt hatte, verlagerte sich das Jagdgebiet der Organjäger in den Weltraum. Diejenigen, die man zwangsläufig in einen dieser Stahlkörper gesteckt hatte, wurden durch einen Zentralrechner überwacht und bei Bedarf gezwungen, sich den Direktiven der Befehlshaber zu fügen. Wer sich widersetzte, wurde einfach „abgeschaltet“.
Als ein Wissenschaftler entdeckte, dass es die Drafftkristalle in großen Mengen im inneren Kern ihres Heimat-Planeten gab, und auch sie alle die Fähigkeit besaßen, biologische oder auch andere Materie aus einer anderen Dimension in ihr eigenes Kontinuum zu transformieren, besassen die Qwuaahls das ideale Mittel, viele Fremden in ihr eigenes Kontinuum zu locken und gefangenzunehmen. Der Nachschub an Organspendern schien mit dieser Methode für immer gewährleistet zu sein. Die wenigen normalen Qwuaahls, die die gesamte Zeit, über viele Generationen hinweg, überlebt hatten und ihr Wissen immer wieder an ihre Kinder weitergaben, besassen keine Möglichkeit, sich gegen die Stahlpanzerkörper ihrer Artgenossen zu wehren. Wo immer sie auch auf die Bioniksysteme trafen, zogen sie den kürzeren und hatten keine Chance, eine geschichtliche Änderung zu bewirken.
Die Entwicklung ihrer Spezies war leider in einer Richtung verlaufen, deren Grausamkeit von nichts übertroffen werden konnte. Alexander übersetzte für Sonika die Schilderungen von Reegnamzoon, dem Qwuaahlanführer.
Alexander versicherte dem Anführer, dass er den letzten Überlebenden der „echten“ Qwuaahls bestimmt nichts tun wolle – sein Ziel sei vorrangig, die Menschen aus dem Gefängnisturm zu befreien und wieder sicher nach hause zu bringen. Ausserdem müßte er unbedingt einen Weg finden die Wirkung dieser Drafftkristalle zu neutralisieren – sonst würden die Entführungen wahrscheinlich immer weiter fortbestehen.
Reegnamzoon bedauerte, keine andere Auskunft geben zu können, aber er versicherte Alexander glaubhaft, dass es keine Möglichkeit gab, die Drafftkristalle zu vernichten – fast der gesamte innere Kern des Planeten bestand aus diesem Material – wenn man es vernichten wollte, müßte man den gesamten Planeten auseinandersprengen. Warum es diese eigenartigen Fähigkeiten besaß, Materie durch die Dimensionen transportieren zu können, war auch ihm ein absolutes Rätsel. Ausserdem bat er noch einmal um Verständnis darum, dass er vorher nur aus Sorge für die wenigen Überlebenden der Rasse der Qwuaahls so gehandelt, und sich schweren Herzens entschieden hatte, dass die Fremden auf keinen Fall ihr Versteck verraten durften.
Alexander hatte nur eine Bitte an Reegnamzoon: Er sollte Sonika in die unterirdische Stadt mitnehmen und sie dort so lange verstecken, bis er die Menschen aus dem Gefängnisturm befreit hatte und sie danach abholen kam. Reegnamzoon schwor, das Erdenmädchen zu beschützen bis Alexander wieder auftauchte - und wenn es sein mußte, unter Einsatz seines Lebens.
Alexander brauchte alle Überredungskunst um Sonika davon zu überzeugen, dass es für sie besser war, bei der Gruppe von Reegnamzoon zu bleiben und mit ihm in die verborgene unterirdische Stadt zu gehen. Sie hatte immer noch Angst vor diesen sechsarmigen Wesen, die zuvor auf Alexander geschossen hatten. Was würde passieren, wenn sie es sich wieder mit ihrem Friedensangebot anders überlegten während er weg war? Alexander hatte in den Gedanken von Reegnamzoon gelesen, dass dieser sein voreiliges Handeln sehr bedauerte und bestimmt sein Versprechen einhalten würde, auf Sonika aufzupassen bis er wieder kam um sie abzuholen. Schweren Herzens ging Sonika mit Reegnamzoon mit – sie wußte, dass sie Alexander nur bei seiner Befreiungsaktion behindern würde und ihm nicht dabei helfen konnte. Hoffentlich gelang es ihm, die anderen Menschen zu befreien und vor allem ihre Mutter. Die Vorstellung, bis an ihr Lebensende mit diesen sechsarmigen Geschöpfen verbringen zu müssen, ohne ihre seltsame Sprache zu verstehen, machte ihr fast noch mehr Angst, als der Augenblick, indem sie plötzlich bei den anderen gefangenen Menschen in dem Gefängnisturm gelandet war.
Nachdem Alexander die kleine Gruppe der Qwuaahls verlassen hatte, machten die sich sofort auf, den Weg in die unterirdische Stadt zu nehmen. Sonika hielt sich dicht hinter Reegnamzoon – die anderen Qwuaahls machten auf sie einen mehr als kriegerischen Eindruck und sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie sie am liebsten gleich irgendwo zurückgelassen hätten. Die Gestik verriet, dass einige nicht mit der Entscheidung ihres Anführers einverstanden waren, diese Fremde in ihre unterirdische Stadt mitzunehmen. Noch nie hatten sie einem Angehörigen von einer anderen Spezies ihr Geheimnis der verborgenen Stadt verraten – dies war bisher die Garantie für ihr Überleben gewesen. Dass sie jetzt mit dieser Tradition brechen sollten war eine Forderung, mit der sie nicht einverstanden sein konnten. Bestimmt würde dieser Erdling – so hatte er sich genannt – bei dem Versuch seine Landsleute zu befreien, getötet werden. Dieses Menschenmädchen war gar nicht sein eigener Nachkomme sondern deren richtige Mutter saß in Gefangenschaft in dem großen Gefängnisturm. Dass sich die Erdlinge so für das Leben der anderen einsetzten, verdiente alle Achtung. Aber die Sicherheit ihres eigenen Volkes hatte Vorrang vor allen anderen Dingen. Sie hatten zwar versprochen, dieses Erdenmädchen mit in ihre geheime Stadt zu nehmen, aber wenn dieser Alexander nicht mehr zurückkam um sie zu holen, würden sie dafür sorgen, dass sie auf gar keinen Fall mehr diese Stadt verlassen konnte um das Geheimnis ihrer Existenz zu verraten.
Es gab keine Fahrstühle oder sonstige Beförderungsmöglichkeiten für den Weg in die unterirdische Stadt. Sonika wurde durch ein Labyrinth von Gängen und Treppen geführt – es war ihr ein Rätsel, wie die Qwuaahls bei so einem Gewirr von Gängen und Schächten den richtigen Weg finden konnten. Sie war sich nach einer halben Stunde sicher, dass sie ohne Hilfe niemals mehr den Weg nach oben aus diesen Gängen finden konnte. Fast eine Stunde waren sie unterwegs, als sie plötzlich auf einem Balkon einer riesigen Halle standen. Auf dem Grund der Halle blitzten hunderte von Lichtern und dazwischen sah man eine rege Geschäftigkeit von vermutlich tausenden Angehörigen der Qwuaahls. Sie waren in der unterirdischen Stadt angekommen. Eine Art Wendeltreppe führte nach unten in diese Stadt. Reegnamzoon wurde anscheinend schon erwartet und eine ganze Gruppe begrüßte die Ankömmlinge. Sonika war sofort umringt von vielen sehr kleinwüchsigen Angehörigen dieser seltsamen Lebewesen – es waren die Kinder der Qwuaahls. Sie versuchten, den seltsamen Fang, den die Ankömmlinge auf der Oberfläche gemacht hatten, mit ihren Händen zu berühren. Noch nie hatten sie ein anderes Lebewesen in Natura gesehen. Sie wußten zwar alle, dass in dem Gefängnisturm solche Wesen gefangengehalten wurden und auch was mit ihnen geschah – aber bisher war es noch nie gelungen, eines davon in die Hände zu bekommen. Sonika wurde jetzt förmlich umlagert von den neugierigen Qwuaahlkindern. Reegnamzoon schien etwas zu erklären. Sonika verstand zwar nicht, was diese zischenden Sprachlaute zu bedeuten hatten, aber an den erstaunten Gesichtern dieser Kinder konnte sie erkennen, dass er ihnen vermutlich erklärt hatte, dass sie ein Erdling war und von dem Gefängnisturm hatte fliehen können. Vermutlich wäre sie erstaunt gewesen, wenn sie gewußt hätte, was er den Kindern wirklich erklärt hatte. Sie hatten sich gewundert, dass dieses fremde Wesen es fertiggebracht hatte, die Marter in der Organbank zu überleben. Man hatte diesem Wesen vier seiner Arme abgetrennt und trotzdem war es nicht an den Folgen gestorben – dies mußte eine ganz besondere Rasse sein. Reegnamzoon hatte den Kindern erklärt, dass die Menschen von Natur aus nur zwei Arme besitzen und sie sehr unterschiedlich in ihrem Körperaufbau seien. Dieses Erdenmädchen sei sehr verletzlich und könnte wahrscheinlich nicht lange alleine überleben, während ihr Begleiter nicht einmal von den Schüssen aus mehreren Strahlwaffen zu beeindrucken gewesen war. Dieser Begleiter von dem Erdenmädchen hatte sogar die Fähigkeit besessen, die Energien kraft seiner Gedanken lenken zu können. So eine Fähigkeit hatten die Qwuaahls bisher noch nie kennengelernt und auch noch nie von so etwas gehört.
Als eines der Kinder Sonika berührte, spürte sie, dass von dieser kleinen Hand mit ihren drei Fingern eine richtige Wärme ausging – wie bei den Menschen. Diese Qwuaahls hatten anscheinend nichts gemeinsam mit den an der Oberfläche des Planeten lebenden Stahlmonstern. Reegnamzoon ging weiter zum Zentrum der Stadt, dicht gefolgt von Sonika und der immer größer werdenden Gruppe der Kinder. Jeder wollte das gefangene fremde Wesen sehen, das Reegnamzoon von seinem Streifzug an der Oberfläche mitgebracht hatte. Reegnamzoon ging in eines der Häuser die Sonika sehr stark an die alten Bauten der Antike erinnerten. Obwohl alles sehr alt zu sein schien, wirkten die Räume sauber und ordentlich. Die wenige Einrichtung schien sich auf einen Raum mit Schlafgelegenheiten und einen anderen Raum in dem diese Qwuaahls vermutlich ihre Mahlzeiten einnahmen zu beschränken. Reegnamzoon wurde von einem großen Qwuaahl und mindestens vierzehn unterschiedlich kleineren der selben Rasse freudig begrüßt. Dies war mit Sicherheit seine Familie – seine Frau und seine Kinder. Nachdem der – oder besser gesagt die – große Qwuaahl anfing mit ihm über irgend etwas heftig zu diskutieren, war sich Sonika ziemlich sicher, dass dies die Frau von Reegnamzoon war. Sonika konnte sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen – diese Reaktion kannte sie von ihren Eltern, wenn der Vater wieder einmal nach hause kam und etwas „Exotisches“ mitgebracht hatte. Anscheinend hatten diese Qwuaahls doch viele Wesenszüge wie die Menschen und unterschieden sich nur in ihrer Körperform in grasser Art und Weise. Die Frau von Reegnamzoon hatte Sonikas amüsiertes Lachen offensichtlich richtig gedeutet, denn sie stand gleich danach vor ihr und hielt ihr in einer nicht verständlichen Sprache eine Rede, deren Sinn Sonika nur in dem unterschiedlichen Tonfall ahnen konnte. Ausser bei den neugierigen Kindern schien Sonika bei den Qwuaahls nicht sehr willkommen zu sein. Sie schien für alle eine Gefahr darzustellen, dass ihr Versteck durch ihre Anwesenheit verraten wurde.
Die Kinder versuchten natürlich alle, dieses fremde Wesen zu begutachten und manche hatten sogar den Mut es zu berühren. Wie Kinder so sind, hatten sie sehr schnell herausgefunden, dass dieses fremde zweiarmige Wesen offensichtlich mehr Angst vor ihnen hatte als umgekehrt. Irgendwann machte Reegnamzoon dem Spuk ein Ende – ein befehlsartig gesprochener Satz verscheuchte die große Schar neugieriger Kinder und er deutete Sonika an, dass sie sich jetzt in einem der Räume ausruhen könnte.
Sonika war durch die Flucht aus der Klinik und dem anschließenden Abstieg in diese unterirdische Stadt sehr müde. Ausserdem hatte sie mächtig Durst und Hunger. Reegnamzoon schien zu ahnen, was seinem Gast fehlte. Eine Schale mit frischem Wasser löschte den Durst und eine andere Schale barg eine Art Kuchen, von dem ein mehr als angenehmer Duft ausging. Sonika verschlang gierig den nach gebratenen Eiern schmeckenden Inhalt der Schale. Nach dem übelriechenden Gefängnisfraß war diese Nahrung eine wahre Delikatesse. Müde legte sie sich auf die weiche Unterlage in dem „Schlafraum“, in den sie von Reegnamzoon gewiesen wurde. Schon nach kurzer Zeit rückten die Geräusche der vielfältigen Geschäftigkeit um sie herum in weite Ferne – Sonika war eingeschlafen. Die Frau von Reegnamzoon beobachtete das seltsame Wesen in dem Schlafraum – na ja, so gefährlich schien dieses Zweiarmwesen eigentlich gar nicht zu sein wie alle sagten. Vermutlich war dieses Wesen jetzt froh, mit dem Leben davongekommen zu sein und würde bestimmt sich nicht mehr der Gefahr aussetzen, von den Organjägern noch einmal gefangengenommen zu werden.
Sonika erwachte von einem eigenartigen Geräusch. Es hörte sich fast so an, als ob ein Kind weinen würde. Etwas irritiert sah sie sich um und brauchte einen kurzen Augenblick um sich gewahr zu werden, dass sie sich in einem der Schlafräume von Reegnamzoons Familie befand. Dieses seltsame Weinen, welches sie zuvor als Traum gedeutet hatte, wurde immer lauter und eindringlicher. Es kam aus einer Ecke des Raumes und Sonika versuchte mit ihren Augen etwas in dem Halbdunkel zu erkennen. Tatsächlich – dort in der Ecke, aus der das Geräusch kam – bewegte sich etwas. Vorsichtig stand sie auf um genauer zu sehen, was da so vor sich hinweinte. Auf einer dieser weichen Unterlagen lag tatsächlich ein winziger Nachkomme dieser Qwuaahls und es war offensichtlich, dass er die Decke, die seinen Körper warmhalten sollte jetzt neben sich liegen hatte und nicht mehr darin eingepackt war. Sonika nahm das kleine Wesen in ihre Arme und drückte es an ihren warmen Körper. Das Weinen hörte schlagartig auf. Offensichtlich hatte das kleine Kerlchen gefroren und deshalb so geweint. Zwei große dunkle Augen blickten Sonika aufmerksam an und ehe sie sich versah, hatte das kleine Wesen ihre Finger mit einer der winzigen Hände umfasst. Sonika sah sich plötzlich in der misslichen Lage, gleich von sechs kleinen Händen festgehalten zu werden. Also an zurücklegen auf die Schlafstätte und warm zudecken, war jetzt nicht mehr zu denken. Ausserdem hatte dieses kleine Wesen schnell herausgefunden, dass der Körper von Sonika mehr Wärme ausstrahlte, als es selbst eingewickelt in die Decken entwickeln konnte. Kurzerhand nahm Sonika das kleine putzige Kerlchen einfach zu ihrer Schlafstätte mit und legte sich wieder hin.
Reegnamzoon schrak auf, als er einen Schrei des Entsetzens von seiner Frau hörte. Mein Gott – was hatte ihr Mann nur getan. Er hatte dieses fremde Wesen mitgebracht und das hatte jetzt ihr jüngstes Kind gefressen. Tatsächlich – die kleine Tochter, die sie zuvor in den Schlafraum gelegt hatten, fehlte wirklich. Ihr kleines Bettchen war leer. Reegnamzoon sprang in den Raum geradewegs zu der Lagestätte dieser fremden kannibalischen Bestie, die ihr Kind gefressen hatte. Wie hätte er auch wissen können, dass diese fremden zweiarmigen Wesen einer Rasse der übelsten Kannibalen angehörten. Alle hatten recht gehabt, dass man diesen fremden Wesen nicht trauen konnte – er hatte jetzt einen hohen Preis für seine Gutmütigkeit bezahlt. Schnell zündete er die Kristallampe an, in dem er die beiden Forchkristalle näher zusammenschob, und der Raum war schlagartig in sonnenstrahlähnliches Licht getaucht. Seine Frau war ebenfalls in den Raum geeilt und hatte den größten Hackk in ihren Händen, den sie im Haus hatte finden können. Sie würde dieser zweiarmigen Bestie den Kopf abschlagen für das Leid, was sie ihrer Familie zugefügt hatte. Als sie an der Liegestätte ankam, und gerade mit dem Hackk ausholte, um das Treiben dieser Bestie zu beenden, sah sie, was wirklich vorgefallen war. Ihre kleine Tochter lag dicht gedrängt an den warmen Körper dieses Erdenmädchens und umklammerte im Schlaf immer noch deren Hand. Dieses Erdenmädchen hatte die Kleine in ihren Kleidern halb eingewickelt um sie warm zu halten und beide schliefen friedlich. Sie erkannte ihren Irrtum und wollte schnell wieder aus dem Raum hinausgehen. Allerdings hatte sie zuvor so laut geschrien, als sie ihr Kind nicht mehr in dem Kinderbettchen fand, dass jetzt auch noch andere in den Raum stürmten, um zu helfen. Sonika wachte von dem Lärm, den sie verursachten auf, und mit Entsetzen sah sie die Mutter dieses Kindes über sich stehen, eine Art Machete zum Schlag erhoben. Auch das Kind war von dem Getümmel aufgewacht und fing an wieder laut zu weinen. Reegnamzoon versuchte, alle zu beruhigen. Seine Frau hatte unschwer erkannt, dass diese Fremde keinesfalls dem Kannibalismus frönte, sondern dem Mutterinstinkt folgend, das Kind warm gehalten hatte. Sie ließ den Hackk beschämt sinken und legte ihn für Sonika deutlich sichtbar neben sich auf die Erde. Als sie dann ihre kleine Tochter auf den Arm nahm, hörte die Kleine sofort auf zu weinen. Sonika konnte zwar nicht verstehen, was die Frau von Reegnamzoon zu ihr sagte, aber man könnte es als eine Art Entschuldigung interpretieren. Als die kleine Tochter ihre Mahlzeit erhalten hatte, saß Sonika noch immer sichtlich geschockt von den Vorgängen in dem Schlafsaal in ihrer Ecke und hoffte inständig, dass Alexander sie bald aus dieser misslichen Lage befreien und abholen würde. Dass diese Qwuaahlfrau so eine Abneigung gegen Fremde hatte, dass sie ihnen im Schlaf sogar den Kopf abhacken wollte, war mehr als beunruhigend – und das anscheinend nur, weil sie deren kleine Tochter berührt hatte.
Die Kleine hatte einen Brei als Nahrung erhalten und schien satt zu sein. Jetzt allerdings kam für Sonika die wirkliche Überraschung. Die Mutter der Kleinen schien ihr Kind sehr gern zu haben – dies erklärte vielleicht die brutale Handlung vorher im Schlafsaal. Vermutlich hatte sie gedacht, dass diese Fremde ihrer Tochter etwas angetan hatte und deshalb so heftig reagiert. Sonika schwor sich, künftig vorsichtiger zu sein und die Finger von den Kindern der Qwuaahls zu lassen. Allerdings konnte sie dieses Vorhaben nicht mehr verwirklichen, denn die Mutter der Kleinen kam plötzlich in ihre Richtung gelaufen und deutete ihr unmissverständlich an, dass sie die Kleine in ihre Arme nehmen durfte um sie zu wiegen. Dem kleinen Wesen schien die Abwechslung zu gefallen. Sonika war fast den ganzen Vormittag damit beschäftigt mit dem kleinen Wesen zu spielen. Ab und zu rief die Mutter der Kleinen etwas in den Raum – und die Kleine versuchte die Laute zu wiederholen. Sonika probierte auch ihr Glück mit diesen Sprachübungen. Das kleine Wesen war sehr gelehrig und anscheinend besonders begabt, Sprachen zu lernen. Als die Mittagszeit angebrochen war, hörte die erstaunte Mutter der Kleinen, wie diese versuchte die Laute des Namens von Sonika zu formen. „Soonjiegaa“, wiederholte sie brav, als es ihr dieses Erdenmädchen vorsprach. Sonika selbst hatte da allerdings mehr Mühe, die Sprache der Qwuaahls zu lernen. Der Inhalt einer Schale, die mit Wasser gefüllt war hieß in deren Sprache „hrchss“ – für Sonika fast unaussprechlich. Die andere Nahrung nannten sie „moohch“ – das konnte Sonika sich schon eher merken. Moohch schmeckte sehr gut und schien ausser ein paar pilzartigen anderen Gewächsen die Hauptnahrung in der unterirdischen Stadt zu sein. „Hrieem“ war das Wort für diese Pilze, die allerdings sehr gut schmeckten aber anscheinend auch recht teuer waren. Sonika hatte schon vier Stück von diesen Hrieems verdrückt und angelte sich noch einen aus der Schüssel. Die Qwuaahls sahen einander mit einer erstaunten Gestik an, als sie sich diesen fünften Hrieem auf ihren „Teller“ legte um ihn zu verzehren. Irgendwie war ihr jetzt plötzlich bewußt, dass sie diesen armen Wesen vermutlich gerade den gesamten Wochenvorrat wegfutterte. Das war ihr mehr als peinlich. Sie hatte so einen Kohldampf gehabt, dass sie mit keinem Gedanken mehr daran dachte, nicht daheim in ihrem reichen Elternhaus zu sein wo es alles im Überfluss gab, sondern bei einer Familie, die vermutlich viel arbeiten mußte um sich die tägliche Nahrung zu besorgen. Was sollte sie jetzt nur machen? Ihr Hunger war inzwischen schon gestillt, den letzten Hrieem hatte sie sich nur genommen, weil er so gut schmeckte. Den lege ich jetzt einfach wieder in die Schüssel zurück – dachte sie sich, und wollte es tatsächlich auch tun. Reegnamzoon hatte bemerkt, dass sein Gast offensichtlich nicht so richtig wußte, ob er sich noch einen dieser Pilze nehmen durfte. Von ihm aus konnte dieses Erdenmädchen alle Pilze in der Schale nehmen und verdrücken – aber irgend ein untrügliches Gefühl sagte Reegnamzoon, dass diese Fremde nicht wußte, welche Auswirkung der Genuß dieser Pilze hatte. Andererseits – wer einem Beschuß von Strahlwaffen standhalten konnte, der konnte bestimmt auch die Auswirkungen der Hrieems locker verkraften. Also wenn ihr diese Pilze so gut schmeckten – sie konnte ruhig alle essen. Wie zur Aufforderung schob er die Schale mit den restlichen Pilzen auf den Platz von Sonika und deutete ihr an, dass sie ruhig alle verzehren könnte. Dazu mußte Sonika nicht zweimal aufgefordert werden. Der fünfte Hrieem schmeckte immer noch genauso gut wie der erste. Nummer sechs – die zustimmende Gestik des Gastgebers zeigte, dass sie ruhig weitermachen konnte. Bei Nummer sieben standen plötzlich alle Kinder um Sonika herum und schienen erstaunt, dass ihr diese Pilze so gut schmeckten. Nummer acht lockte jetzt sogar einige der „Nachbarn“ in den Raum. Es gab noch zwei Stück von diesen köstlichen Hrieems in der Schüssel. Bei Nummer Zehn hatte Sonika irgendwie das untrügliche Gefühl, dass sie mit ihrem Pilzverzehr allgemeines Erstaunen ausgelöst hatte. Der Raum hatte sich fast gefüllt und die Gestik aller signalisierte ihr ..... respektvolle Achtung? War es vielleicht tatsächlich bei den Qwuaahls etwas besonderes, wenn man zehn Pilze verschlang? Oder machten sich diese Qwuaahls gerade einen Spaß mit ihr? Irgendwie schien alles recht lustig zu sein. Des Rätsels Lösung für die allgemeine Aufregung präsentierte sich in dem Moment, als Sonika aufstehen wollte um der Frau von Reegnamzoon zu helfen, den Mittagstisch abzuräumen. Es ging nicht – sie spürte ihre Beine nicht mehr. Plötzlich sah sie in das besorgt aussehende Gesicht – nein in die zwei – oder waren es drei? Gesichter von Reegnamzoon.
Sonika träumte von riesigen Pilzen die sie alle essen mußte bis sie fast platzte. Als sie von diesem Albtraum zu sich kam hämmerten heftige Kopfschmerzen gegen ihre Schläfen und sie hatte ein Gefühl, wie nach der Geburtstagsfeier einer ihrer Freundinnen, auf der sie heimlich das erste mal Alkohol getrunken hatte. Das Blut konnte sie bei jedem Herzschlag rauschen hören und ausserdem war ihr speiübel. Die Hrieems – das war also der Grund für die Aufregung gewesen – die Qwuaahls kannten natürlich die berauschende Wirkung dieser Pilze und waren logischerweise verblüfft darüber, wie jemand davon gleich zehn Stück verzehren konnte. Jeder Mensch wäre vermutlich genauso verblüfft darüber, wenn ein Fremder eine Flasche Schnaps nach der anderen trinken würde und dabei so tat, als ob ihm dies absolut nichts ausmachte. Dass die Wirkung der Hrieems erst allmählich einsetzte, war natürlich für einen Fremden besonders verhängnisvoll. Die mitleidigen Blicke, die sie jetzt erhaschen konnte, sagten ihr deutlich, dass viele der Qwuaahls wußten, in welchem Zustand sie sich momentan befand. Die Frau von Reegnamzoon brachte eine Schale mit einer Flüssigkeit, die mehr als „streng“ roch, aber anscheinend eine Art Medizin darstellen sollte. Sie gab nicht eher Ruhe, bis Sonika den Inhalt der Schüssel bis auf den letzten Tropfen geleert hatte. Das Zeug schmeckte fürchterlich – aber schlimmer konnte es bestimmt nicht mehr kommen, deshalb trank sie es aus, in der Hoffnung etwas Linderung zu bekommen. Tatsächlich lies das Rumoren in den Därmen nach einer gewissen Zeit nach und Sonika hatte das Gefühl, dass diese Medizin auch ihre Übelkeit wirksam anfing einzudämmen. Am nächsten Tag war die Geschichte überwunden. Die Schale mit den Pilzen schob sie allerdings ganz weit weg von ihrem Platz, als es wieder Essenszeit war. Dass diese Qwuaahl trotz ihrer misslichen Lage auch eine gute Portion Humor besassen, zeigte sich an der Reaktion darauf, dass sie so panisch die Schüssel mit den Hrieems von sich weg geschoben hatte: die ganze Gesellschaft brach in schallendes Gelächter aus und der Bann, einen Fremdling am Tisch sitzen zu haben, schien ab diesem Moment gebrochen.

Alexander hatte bereits auf telepathischem Weg von Christina erfahren, dass ihr der Ausbruch aus der Gefängniszelle geglückt war und sie sich jetzt mit den Menschen einen Weg ins Freie erkämpfen mußte. Diese Stahlmonster hatten leider unmenschliche Kräfte und konnten nicht so leicht bezwungen werden. Die Freilassung vieler anderer Wesen, die sich ausser den Menschen noch in dem Gefängnis aufhielten, würde zwar ein wenig von der Aufmerksamkeit dieser Stahlmonster auf sich ziehen, aber wahrscheinlich konnte dieser Vorteil nicht sehr lange genutzt werden. Alexander wußte inzwischen, dass alle Bionischen Körper der Qwuaahls über einen Zentralrechner funktional gesteuert wurden. Anfangs hatte diese „Zentralsteuerung“ ausschließlich dem Zweck gedient, widerspenstigen Geistern unter den Qwuaahls Einhalt zu gebieten und sie dazu zu zwingen, die anfallenden Arbeiten zu verrichten. Die Körper waren fast eine moderne Art, mit Robotern für das Wohl derer zu sorgen, die es sich finanziell leisten konnten solche Dienste zu bezahlen. Wer nicht parierte, mußte damit rechnen, dass der Zentralrechner sein „Körpersystem“ deaktivierte und zur „Ausschlachtung“ freigab. Mit den Jahrhunderten allerdings wurden sämtliche bionischen Körper über dieses „Verbundsystem“ mit dem Zentralrechner zusammengeschlossen. Neue Betriebsprogramme, Bioupdates und die sehr wichtige Komponentenüberwachung konnte somit viel effektiver als je zuvor durchgeführt werden. Die Zeiten waren endgültig vorbei, in denen ein „Unsterblicher“ seine Unsterblichkeit durch die Banalität verlor, dass er schlichtweg vergessen hatte, den Energiespeicher seines Zentralsystems rechtzeitig wieder aufzuladen. Mit der neuartigen Zentralüberwachung wurden all diese Sorgen dem Träger eines bionischen Körpers abgenommen. Alexander teilte Christina mit, dass er versuchen wollte, diesen Zentralrechner zu finden und die Hauptprogramme dort so zu ändern, dass die Stahlmonster daran gehindert wurden, weiter ihr Unwesen zu treiben. Dass dieser Zentralrechner in einer mehr als gut geschützten und gepanzerten Anlage untergebracht war, gestaltete einen Zugang mehr als schwierig. In diesen unterirdischen Bunker zu kommen, war selbst für Alexander eine Aufgabe, die einiges an Geschick erforderlich machte. Reegnamzoon hatte ihm erzählt, dass es in der Vergangenheit schon viele speziell ausgebildeten Kämpfer versucht hatten, aber alle gescheitert waren. Der Bereich dieser Bunker war durch eine unbekannte Art Energie geschützt und jeder der sich bis jetzt gewaltsam Zutritt verschaffen wollte, war nie mehr von dieser Mission zurückgekehrt. Fast alle Funkverbindungen waren in dem Moment abgerissen, in dem die Eindringlinge auf dieses rätselhafte Kraftfeld getroffen waren.
Den Bunker zu finden war für Alexander überhaupt kein Problem. Allerdings reagierten die automatischen Abwehrsystemen sofort auf sein Eintreffen. Ein wahrer Hagel von Energiesalven zuckte durch die Atmosphäre und dort wo diese Energiestrahlen im Boden einschlugen hätte man hernach ein komplettes Wohnhaus hineinstellen können. Alexander wandelte seine Körperstruktur in eine Energieform und brauchte sich dadurch keine Kopfzerbrechen mehr bereiten, von diesen Abwehrstrahlen „verletzt“ zu werden. Besonderen Schutz galt den Antennenanlagen, die zwangsläufig an der Oberfläche des Planeten errichtet worden waren. Sie strahlten die kräftigen Funkimpulse ab, die notwendig waren, die bionischen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Andererseits gab es auch viel Empfangsantennen, die die Signale der körpereigenen Diagnostiksysteme auffingen und der Zentralrechnereinheit zuleiteten. Fast im Zentrum der Antennenanlagen befand sich der Eingangsschacht zu den unterirdischen Zentralrechnersystemen. Einige Hundertschaften der stählernen Qwuaahls waren für den Schutz und die Verteidigung dieses Zugangsportals aufgestellt worden. Wie es bisher ein normaler Qwuaahlkämpfer fertiggebracht hatte, an all diesen Verteidigungslinien vorbeizukommen, war Alexander allerdings ein Rätsel. Reegnamzoon hatte allerdings erzählt, dass es mehrfach gelungen war und die eigentliche Gefahr erst im inneren dieser Anlage auf die Kämpfer gewartet, und sie alle vernichtet hatte.
Mit der Geschwindigkeit eines Gedankens lies Alexander die Abwehrkette der roboterähnlichen Qwuaahls hinter sich. Die Schüsse aus ihren Strahlwaffen gingen ins Leere, obwohl sie mit einer Präzision gezielt hatten, mit der man einer Fliege auf hundert Kilometer das Auge ausschießen konnte. Das Eingangsportal besaß einen mehrfach verschlüsselten hexagonalen Algorithmus – für Alexander eine kleine Denksportaufgabe, die nur wenige Augenblicke benötigte. Warum diese Anlage überhaupt ein Zugangsportal mit so einer Verschlüsselung benötigte, brachte Alexander schon eher ins Nachdenken. Einer fremden Rasse wurde sowieso kein Zugang gewährt – die Qwuaahls, die in diesen bionischen Körpern steckten, benötigten normalerweise eigentlich keinen Zugangscode wenn sie einmal doch anfallende Wartungsarbeiten durchführen mußten. Also ergab diese Art von Zugangssicherung absolut keinen logisch erklärbaren Sinn. Vielleicht war diese Art von Zugangssicherung auch ganz einfach nur ein Überbleibsel aus der Anfangszeit, als bei den Qwuaahls nur die wenigsten so einen Stahlkörper besassen. Allerdings hatte Reegnamzoon berichtet, dass diese Anlage erst gebaut worden war, als man beschlossen hatte, alle Qwuaahls in so einen künstlichen Körper zu verfrachten um sich die Arbeitskräfte für Jahrhunderte zu sichern. Irgend ein Geheimnis schien in dieser Anlage noch verborgen zu sein, von der selbst die meisten Qwuaahls nichts wussten.
Reegnamzoon hatte Alexander eindringlich geraten, in dem Zugangsschacht äusserst vorsichtig zu sein. Dort gab es einen Abwehrmechanismus, der bisher alle wirksam daran gehindert hatte, in das Zentralrechnersystem eindringen zu können. Alexander beherzigte die Warnung und war sehr vorsichtig – als er allerdings die Gefahr spürte, war es auch für ihn fast zu spät, umzukehren.
In dem Glauben, dass dieser Abwehrmechanismus oder diese unbekannten Kräfte vermutlich nur auf biologische Körper tödlich wirkten, hatte er sich in eine Energieform gewandelt und in diesem vermeintlichen geschützten Zustand in dem Einstiegsschacht auf den Weg nach unten gemacht. Es gab in diesem Schacht nur eine nicht endend wollende Wendeltreppe und keinerlei erkennbaren Abwehrmechanismen. Zumindest hatte Alexander erwartet, dass sich irgendwo eine Luke öffnen würde, um den Eindringling mit einer Energiekanone zu stoppen oder zu eliminieren. Nichts von alledem war stattdessen zu erkennen. Der Weg schien geradewegs nach unten zu führen ohne die zuvor befürchteten Anzeichen einer Abwehrreaktion. Wenn die Qwuaahls früher diesen Weg in die Anlage genommen hatten, mußten sie bestimmt mehrmals eine Pause einlegen - so anstrengend wie diese Kletterpartie war. Wenn er schon müde wurde, wie mußten sich dann erst die Qwuaahls gefühlt haben? Müde....! Wie ein Messer durchzuckte dieser Gedanke Alexander. So schnell war er noch nie wieder nach oben geflitzt wie in diesem Moment, als ihm bewußt wurde, was eigentlich gerade passierte. Kaum war er oben angekommen und hatte sich schnell in einem der Drehtürme von den Antennen versteckt, wandelte er seine Energieform wieder in die normale biologische Körperform zurück. Keuchend vor Anstrengung und wild nach Atem ringend hoffte er, nicht in diesem Zustand von den stählernen Wächtern der Qwuaahls entdeckt zu werden. Sein Herz schlug wie wenn es zerspringen wollte und nur mit Mühe konnte er das Zittern seines gesamten Körpers verhindern, mit dem dieser auf die „Anstrengung“ reagierte, die er ihm zuvor abverlangt hatte. Noch nie war Alexander „müde“ geworden – dies war ein völlig neuer Sinneseindruck. Deshalb hatte er es auch fast erst bemerkt als es zu spät war – seinem Körper wurden in diesem Schacht nach unten immer mehr „Lebensenergien“ entzogen, je weiter er sich nach unten bewegt hatte. Diese geheimnisvolle Kraft, von der Reegnamzoon gesprochen hatte, war offensichtlich in der Lage, einem Eindringling sämtliche Körperenergien zu entziehen und der Eindringling starb buchstäblich durch einen Schwächeanfall. Welche Kraft so etwas zustande brachte, konnte Alexander nicht beantworten.



Fortsetzung folgt



©2008 by Aabatyron. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Aabatyron
Am 07.12.2008 um 19:58 Uhr

@Nymphadora

Es hat zwar ein wenig gedauert, aber jetzt habe ich deinen Vorschlag befolgt und das Wort "gewarnt" (endlich) gegegen "geraten" ausgetauscht. Das ist die schwäbische Schreibart, da wird zuweilen durch doppelte Verneinung eine Bejaung beschrieben (wenn es kein aufmerksamer Kritiker merkt).





~*~ Werner May ~*~


zuletzt geändert am 04.01.2009 um 21:16 Uhr.


Von Aabatyron
Am 31.08.2008 um 10:47 Uhr

Für Alexander ist es das erste Mal, wo ihm seine besonderen Kräfte nicht weiterhelfen. Er ist der Nachkomme eines Trinos und hat eine menschliche Mutter. Die Eigenschaft der Menschen, Warnungen und gute Ratschläge meist nicht ernst zu nehmen, hat ihm seine Mutter vererbt. Dementsprechend ist es für ihn natürlich schon ein gewaltiger "Schock" feststellen zu müssen, dass auch seine "Kräfte" gewisse Grenzen haben.
Allerdings hat er auch eine den Menschen ureigene Eigenschaft mitbekommen: Die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen und es künftig besser zu machen.

Natürlich haben nicht alle Menschen diese Fähigkeit in die Wiege gelegt bekommen - das wäre zu schön um wahr zu sein - es würde dann keine Kriege mehr geben


Von Nymphadora
Am 31.08.2008 um 07:42 Uhr

Sehr spannend! Mir gefällt die Art, wie du die Qwuaahls beschreibst. Man nähert sich diesen fremdartigen Wesen richtig emotional an.
Eine winzige Kritik habe ich:

Reegnamzoon hatte Alexander eindringlich gewarnt, in dem Zugangsschacht äusserst vorsichtig zu sein.

Für mich klingt es so, als hätte der Qwuaahl Alexander davor gewarnt vorsichtig zu sein. Ich persönlich würde das Wort gewarnt durch das Wort geraten, oder so austauschen.

Aber ansonsten...superspannend!



Nana Nymphadore

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Es gibt 3 Kommentare


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