Elia Kapitel 4
Die Suche nach Fin beginnt.
Der Weg durch das Dorf war endlos. Elia und auch Moma hatten das Gefühl, dass das ganze Dorf Bescheid wusste und alle sie anstarrten und mit dem Kopf schüttelten, als wenn sie sagen wollten,,... „den sehen wir nicht wieder, schade um den Kleinen“. Es war aber alles nur das Gefühl der Unsicherheit. Niemand, fast niemand im Dorf wusste von dem Vorhaben und niemand wusste etwas von Moma.
Elia ging trotzdem mit leicht gesengtem Kopf die Straße entlang und bemerkte nicht, dass er beobachtet wurde. Es war Cristin, sie hatte Elia schon seit Tagen beobachtet, denn sie hatte mitbekommen, dass im Haus von Elia etwas Wichtiges geplant wurde. Sie hatte sich heute, wie fast jeden Morgen, wenn sie Milch für ihren kranken Vater besorgen ging, hinter einer Hausecke versteckt und darauf gewartet, dass etwas geschieht. Heute hatte sie mit ihrem Warten erfolg. Sie hatte irgendwie eine Ahnung, dass Elia das Dorf für einige Zeit verlassen würde und als sie ihn sah, nahm sie ihr Taschentuch und winkte ganz unauffällig, bevor sie sich mit dem Tuch ein paar Tränen aus den Augen wischte. Zu gerne hätte sie mit Elia noch ein paar Worte gewechselt und ihn auch gefragt, was er vorhat und wo er hin will ... so ganz alleine.
Sie hatte nicht den Mut, Elia hinterher zu rufen und mit ihm zu sprechen. Sie hatte sich aber in diesem Augenblick vorgenommen, irgendwann zu Elias Vater zu gehen und dort nachzufragen.
Hinter dem Gebüsch nahe dem kleinen Brunnen auf dem Marktplatz hatte sich Jacob versteckt. Er hatte keine Ahnung, aber er musste jeden morgen die Ziegen seines Großvaters auf die nahegelegene Dorfwiese führen und beobachtete seit Tagen, wie Cristin hinter der Hausecke stand und auf etwas wartete. Das hat in neugierig gemacht. Jacob, der sich nur mit anderen Jungen balgte, und auch sonst nicht bis drei zählen konnte, hatte hier aber den richtigen Riecher. Es sah nun, wie Cristin Elia mit dem Taschentuch hinter winkte und da hatte er auch gleich eine Idee. Er musste Elia verfolgen, denn allzuweit würde er ja icht gehen, dachte jacob und irgendwann, wenn er Elia alleine treffen würde, würde sich auch eine Gelegenheit für einen kleinen racheakt ergeben.
Elia ging den staubigen Weg durch das Dorf weiter, bis sie an das Moor kamen, das direkt hinter dem Dorf gelegen war. Elia hatte schon mehrmals ängstlich nach rechts und links geschaut, als sie an den alten Weidenbäumen vorbei kamen. Hier hatten die Korbmacher des Dorfes immer ihre Weidenruten abgeschnitten, aus denen sie ihre Körbe machten und nun sahen die Weidenbäume arg zerrupft aus. Sie erinnerten ein wenig an große Kobolde mit stakeligen Haaren.
Moma saß brav in ihrem Korb, sah, dass Elia etwas ängstlich war, und sprach ihm aber Mut zu und erklärte ihm alles. Für Elia war alles neu und anders, soweit war er noch nie von zu Hause fort gewesen. Er packte doch allen Mut zusammen, ließ sich nichts anmerken und ging den Weg weiter und weiter.
Die Sonne stand schon fast senkrecht, denn es war nun um die Mittagszeit, als Elia nach einem schönen Plätzen für eine Pause Ausschau hielt. Am Ende des Moores mit den alten Weidenbäumen war ein kleiner See. Hier wollte er Rast machen, den einen See hatte er noch nicht gesehen. Er packte seinen Beutel aus und holte ein Stück Brot mit etwas Käse hervor und wollte anfangen zu essen. Moma erinnerte ihn, dass sie ja nun mal gerade einige Stunden von zu Hause fort sind und das das Essen noch warten könnte. Sie hatten nicht allzu viel mit und mussten mit dem Essen sparsam umgehen. Elia murrte ein wenig, sah es aber ein, packte das Brot mit dem Käse wieder weg und legte sich zum Ausruhen ins Gras, direkt am Seeufer und schlief ein.
Moma jedoch, saß hellwach im Korb, lauschte nach allen Seiten mit ihren Ohren und Augen. Es blieb alles ruhig, der Wind wehte sanft durch das Gras und der See warf kleine Wellen ans Ufer. Es war ein wunderschöner Tag. Auch Moma war mittlerweile eingeschlafen und deshalb hatte keiner von beiden mitbekommen, wie hinter dem letzten Baum, der kurz vor dem See stand, eine Gestalt damit beschäftigt war, ein großes Loch in die Erde zu graben.
Moma wurde zuerst wieder wach, sie rieb sich die Augen und war ganz erschrocken darüber, dass sie eingeschlafen war. Sofort schaute sie nach allen Seiten und prüfte, ob von irgendwo Gefahr drohte. Sie hörte Geräusche, konnte sie aber zuerst nicht richtig deuten und auch die Richtung nicht zuordnen. Sie war aber hellwach und voller Anspannung.
Das Graben und Schürfen hinter dem Baum hatte sie nun ausgemacht. Sie lief im Schutz des hohen Grases näher an den Baum heran. Noch konnte sie nicht alles mitbekommen, ein großer Stein versperrte ihr die Sicht. Um besser sehen zu können, musste sie noch dichter an den Baum und über den Stein springen........ nur das war zu gefährlich, sie hätte da keinen Schutz mehr gehabt. Sie entschied sich für den Weg von der anderen Seite des Baumes, dieser war für kleine Mäusefüße zwar etwas länger, aber sicherer.
Hinter dem Baum lag ein großer abgebrochener Ast. Den sie als Aussichtsplattform nutzte. Von hier hatte sie einen wunderbaren Überblick. Sie traute ihren Augen nicht. Da war eine Mann, die sie vorher schon einmal gesehen hatte.
Moma rannte so schnell sie konnte zurück zu Elia, der immer noch tief und fest schlief. Sie sprang auf sein Gesicht, knabberte an seiner Nase, bis er aufwachte. „Elia, komm schnell mit, aber sei vorsichtig, da hinten ist jemand, was er da macht, habe ich noch nicht ausgemacht.“
Elia sprang auf: „.....was ist los“ fragte er im Halbschlaf. Moma sagte nichts, sie deutete nur mit dem Kopf in die Richtung, wo die Gestalt war.
Nun hatte Elia hatte auch mitbekommen, dass da etwas nicht stimmte, und verhielt sich ganz vorsichtig und ruhig. Er stand ganz langsam auf und ließ dabei die Richtung, in die Moma deutete, nicht außer Acht. Er konnte nichts erkennen, zuckte mit den Schultern und warf fragende Blicke zu Moma, die unten im dichten Gras sehr schön versteckt saß. „Bleib da, wo du bist, ich erkläre es dir später“ sagte Moma und kroch ganz vorsichtig wieder näher ran und noch weiter, um noch besser sehen zu können.
Ja, das war er, den kannte sie. Es war der alte Mann, der früher in der Mühle gearbeitet hatte, es musste der Müller sein. Heute ist die Mühle schon lange nicht mehr in Betrieb und ganz zerfallen. Moma erinnerte sich, als sie noch bei ihren Eltern und ihrem Opa gelebt hatte, da hatte sie diesen Mann öfter bei der Arbeit zu gesehen.
Ab und zu kamen die Bauern und brachten ihr Korn zum Mahlen. Manchmal kamen aber auch ganz merkwürdige Männer in zerlumpten Jacken und Hosen in die Mühle und sprachen mit dem Müller. Er war immer sehr aufgeregt, denn die Männer hatten immer scharfe Messer dabei, mit denen sie dem Müller im Gesicht rum fummelten, bis er ihnen einige Taler und einen Sack voll Mehl gab.
Irgendwann jedoch war der Müller verschwunden. Keiner wusste wo er geblieben. Keiner stellte auch Nachforschungen an, da er keine Verwandten hatte und nach einigen Wochen war er auch vergessen. Die Dorfbewohner erzählten so allerlei komische Geschichten über ihn und waren eigentlich froh, als er weg war. Die Bauern mussten ihr Korn in eine andere Mühle bringen. Diese war zwar viel weiter von ihre Dorf entfernt, aber daran hatten sie sich schnell gewöhnt.
Nun tauchte er wieder in der Nähe des Dorfes auf und machte sich hier im Moor zu schaffen.
Elia wartete ungeduldig hinter den Büschen bis Moma endlich wieder zurückkam. Er drängt, er wollte wissen, was da los ist und wer das ist. Moma erzählte ihm erst einmal, wer das war und woher sie ihn kannte. „Was macht er da?“ frage Elia ganz aufgeregt.
„Ich glaube, er hat da einen Sack vergraben, was drin ist, konnte ich nicht erkennen, es hat so komisch geklirrt und er muss sehr schwer gewesen sein, denn der Müller hat kräftig gepustet und geschwitzt.“ fügte Moma hinzu.
Elia und Moma stellten noch so ihre Vermutungen an, was da wohl in dem Sack gewesen sein könnte und wurden etwas unvorsichtig. Elia trat auf einen vertrockneten Ast, sodass ein knarrendes Geräusch entstand. Der Müller hielt sofort inne und horchte auf. Sollte ihn hier jemand beobachten? Wer könnte es sein, der sich hier in der gottverlassenen Gegend noch herumtreibt. Es könnte ja nur jemand sein, der sein Geheimnis ausspionieren wollte ... dachte er. Er nahm seinen Spaten in die Hand und ging in Angriffshaltung zwei Schritte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Wer es auch immer war, er war entschlossen, sein Geheimnis zu verteidigen, auch wenn es zum Äußersten kommen sollte.
Elia erschrak fast zu Tode, er legte sich instinktiv flach in das hohe Gras, in der Hoffnung, der Müller würde ihn nicht sehen. Es war schon sehr riskant, aber vielleicht auch das Richtige, denn weglaufen konnte er nicht, der Müller hätte ihn bemerkt und hätte ihn verfolgt.
Auch Moma erkannte die gefährliche Situation. Ohne zu überlegen sprang sie auf den Rücken von Elia und von dort aus in das Gras direkt vor die Füße des Müllers. Sie verhielt sich so auffällig, dass der Müller sie sehen musste. Er schlug sofort mit dem Spaten zu. Moma spürte den Windzug des Spatens, der knapp ihrem Kopf verfehlte, und sprang dann instinktiv weiter zwischen die Beinen des Müllers hindurch ins hohe Gras hinter einem Baum.
Der Müller wischte sich den Schweiß von der Stirn, er war erleichtert, dass es ja nur eine Maus war, die das Geräusch verursacht hatte. Er nahm seinen Spaten über die Schulter, sah sich noch einmal nach allen Seiten um, horchte in die Luft und verschwand dann zwischen den alten Weiden in Richtung Moor.
Elia lag noch einen Augenblick ganz ruhig im Gras. Sein Herz klopfte wie wild und seine Knie zitterten. Moma kam hinter dem Baum hervor und sprang auf den Rücken von Elia, sie lief hoch zu seinem Kopf und flüsterte ihm mit zitternder Stimme ins Ohr. „Pahhh, das ist ja noch einmal gut gegangen.“ Elia setzte sich hin, nahm Moma in seine Hand und streichelte ihr gefühlvoll übers Fell. „Danke“ sagte er „Du hast mich gerettet“ Moma war ganz stolz. Sprang auf Elias Schulter und kuschelte sich an seine Wangen.
Sie brauchten noch einen Augenblick, um sich von dem Schreck zu erholen. Doch dann war die Neugier stärker. Sie wollten wissen, was der Müller da vergraben hatte.
Sie gingen zu der Stelle, die mit Ästen, etwas Gras und einem dicken Stein bedeckt war. Elia versucht den Stein beiseite zu rollen, er war aber zu schwer. Selbst mit einem Stock und einer Art angesetzter Hebelwirkung konnte er es nicht schaffen. „Wir müssen aufgeben, ich schaffe es nicht“ sagt Elia.
Moma drängte auch zum Aufbruch, denn es war schon mittlerweile Nachmittag geworden und die Sonne stand nicht mehr hoch am Himmel. Die Beiden gingen weiter und weiter, der See und das Moor lag schon weit hinter ihnen. Moma saß gemütlich im Körbchen genoss das Wippen des Korbes, dass durch die Schritte von Elia ausgelöst wurde und dachte an das Erlebte. Sie kannte den Müller, was hatte er da wohl versteckt und warum. Da sie diese Fragen nicht beantworten konnte, bemühte sie sich an etwas anderes zu denken.
Sie stutzte, als Elia stehen blieb. „Warum bleibst du stehen“ fragte Moma und kroch aus dem Korb hervor. „Hier ist eine Kreuzung, ich weiß nicht, in welche Richtung wir gehen müssen“ sagt Elia. „Da habe ich auch keine Ahnung, soweit weg von zu Hause war ich auch noch nicht“ Antwortete Moma.
Sie hatten beide keine Ahnung, wo sie lang gehen sollten. Beide überlegten, was sie eigentlich vorhatten. Sie wollten doch Fin finden und Fin war zum König geholt worden. Elia erinnerte sich, dass ihm sein Vater mal erzählte hatte, dass der König immer das größte Schloss und die meisten Ritter, Knechte und Mägde hat. Er überlegt einen Augenblick und kam zu dem Schluss, dass der König ja dann auch die breiteste und beste Straße haben müsste, da ja immer viel für die Versorgung der Leute auf dem Schloss zu transportieren gab. Sein Vater hatte ihm, auch erzählt, das viele Lebensmittel und andere Waren, wie Stoffe, Möbel, Tonkrüge usw. von den Bauern und Handwerkern aus den umliegenden Dörfern zum König gebracht wurden.
„Ich hab´s“ sagt Elia zu Moma und erklärte ihr, wie er darauf gekommen war, dass es die breiteste Straße sein müsst. „Klar“ antwortet Moma „und welche Richtung, die breiteste Straße geht hier in zwei Richtungen, da wir ja na einer Kreuzung stehen.
„Wir müssen nur warten, bis jemand vorbei kommt, vielleicht ein Bauer oder ein Handwerker, oder sogar ein Ritter.“ „O. k." sagt Moma, „dann sollten wir hier Rast machen und unser Nachtlager bereiten“.
Da sie nicht direkt am Wegesrand schlafen wollten, gingen sie ein kleines Stückchen in den nahe gelegenen Wald und dort baute Elia aus alten Ästen und der Filzdecke einen Unterstand, den er mit Laub auslegte, damit er nicht allzu hart auf dem Boden liegen musste. Moma hatte ja ihren mit Heu ausgelegten Korb.
Während Elia baute, war Moma herumgekrochen und hatte die Gegend inspiziert. Sie hatte auch nach Beeren und essbaren Pilzen Ausschau gehalten, denn sie hatten heute fast noch nichts gegessen. Die Stellen mit den Beeren und Pilzen zeigte sie Elia, denn er sollte sie essen. Moma holte für sich ein paar Käfer und Würmer aus der Erde und fraß auch noch ein paar Samenkörner, die es hier im Wald reichlich gab.
Die Sonne war kurz vor dem Untergehen, Elia und Moma saßen vor dem Nachtlager und Elia hatte mit zwei Feuersteinen ein kleines Feuer entfacht, an dem sie sich wärmen konnten.
Elia holte sein Messer aus der Scheide, schnitt einen dickeren Stock aus dem Gebüsch und fing an kleine Kerben in den Stock zu schnitzen. Moma wunderte sich und wollte wissen, was er da macht. „Ich muss wissen was wir für einen Wochentag haben und auch wie viele Tage wir unterwegs sind, deshalb mache ich für jeden Wochentag eine Kerbe ins Holz und immer an dem Tag, den wir gerade haben, binde ich ein kleines Bändchen, das ich dann am den nächsten Tag in die nächst Kerbe schiebe. Ich habe sieben Kerben, die mit Sonntag anfangen. Da wir heute losgegangen sind, muss heute Mittwoch sein, das weiß ich noch, also kommt das Bändchen in die vierte Kerbe. „Warum machst du das“ fragt Moma. „Ich will wissen, wann Sonntag ist, dann werde ich immer an zu Hause erinnert, an den Markttag und an die Zuckerstangen“ antwortete Elia.
„Und an deinen Vater denkst du nicht?“ Frage Moma erstaunt“ „An den denke ich immer“ war Elias Antwort, wobei er noch ergänzte: „Auf der anderen Seite des Stockes mache ich dann für jede Woche auch eine Kerbe, dann wissen wir immer, wie lange wir schon von zu Hause fort sind und ich will auch wissen, wann es Winter wird“
Moma war beeindruckt „Dann können wir ja beruhigt schlafen“ sagt Moma mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
Der nächste Tag fing etwas ungemütlich an. Es hatte angefangen etwas zu regnen. Gut, das sie ein kleines Überdach hatten, sonst wären sie auch noch klitsche Nass geworden und vor Nässe aufgewacht. Beide waren ausgeschlafen. Sie hatten länger geschlafen als zu Hause. Der erste Tag der Wanderschaft hatte sie doch Müde gemacht.
Vermutlich hätten sie noch länger geschlafen, aber die Regentropfen auf die Filzdecke und ein Polter- und Stimmengeräusch, das von der Kreuzung herüberkam, hatten sie aufgeweckt.
Das Ächzen des Pferdegespannes war schon von Weitem zu hören, der alte braune Wallach zog schwer an dem Wagen, der mannshoch mit schweren Mehlsäcken beladen war und jederzeit unter der Last zusammenbrechen drohte.
Elia hatte es zuerst bemerkt. Auf der Straße fuhren zwei Pferdegespanne, auf denen Leute saßen, die sich unterhielten. Es waren zwei Bauern aus dem nahegelegenem Dorf. Sie transportierten Gemüse und Mehlsäcke, das konnte Elia erkennen. Er packte rasch alle seine Habseligkeiten ein, steckte Moma ins Körbchen, schwang seinen Beutel über die Schulter und lief den Pferdewagen hinterher.
Er holte die Gespanne nach einem kurzen schnellen Lauf ein und fragte die Bauern, die sehr überrascht waren hier einen kleinen Jungen anzutreffen, wo sie denn hin wollten und ob er mitfahren dürfte. Sie hatten Glück, die Bauern waren auf dem Weg zu König. Elia durfte sich hinten auf die Mehlsäcke setzen und mitfahren. Das er eine Maus dabei hatte, hatte er ihnen verschwiegen.
Es waren einfache und nette Bauern, sie fragten Elia nach seinem Befinden, nach seinen Eltern und ob er Hunger hätte. Während er ein Stück Brot aß, dass er von ihnen bekommen hatte, erzählte er ihnen den Zweck seiner Wanderschaft und warum er unbedingt den König sprechen musste.
Die Bauern hatten Verständnis für Elia, erklärten ihm aber, dass es sehr schwierig sein würde den König überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Mit ihm zu sprechen war fast aussichtslos. Sie waren schon mehrfach im Schloss des Königs und haben Gemüse, Mehl und manchmal auch Fleisch gebracht. Den König, hatten sie aber noch nie zu Gesicht bekommen.
Die Geschäfte den Schlosses wurden vom Kanzler, einem vertrauten den Königs, wahrgenommen. Ihn hatten sie kennengelernt und auch die Mägde und Knechte aus der Küche.
Ab und zu hatten sie auch den kleinen Prinzen William gesehen, der meistens mit dem Waffenmeister des Königs, in der militärischen und sportlichen Ausbildung war.
Die militärischen und sportlichen Übungen und das Erlernen der höfischen Umgangsformen hatten eindeutig die Priorität im "ritterlichen" Erziehungsprogramm.
Prinz William hatte den Vorteil, das er zu Hause ausgebildet wurde. Er musste hier auf dem Schloss bleiben und seien Vater vertreten, wenn dieser wieder einmal unterwegs durch das Land oder auf Kreuzzügen war.
Der Weg bis zum Schloss war für Elia endlos lang, er war schon ganz aufgeregt, hoffte jedoch seinen Bruder Fin hier zu treffen. Auf der andern Seite war er aber auch sehr traurig, denn den Worten der Bauern zufolge, gab es auf dem Schloss nur zwei kleinere Jungen, den Prinzen und sein Stiefbruder.
Er tröste sich, vielleicht hatten die Bauern ja unrecht, oder sie hatten die andern beiden Jungen, Fin und Lukas, nicht gesehen.. Er war sich ganz sicher, Fin und Lukas mussten hier im Schloss sein, wo sonst. Die Ritter, die ihn abholten, hatten es ja gesagt, das sie zum König zur Knappenausbildung geholt werden.
Elia dachte über alles nach. Mit Moma konnte er nicht reden, denn sie musste in ihrem Versteck, dem Körbchen, bleiben.
Es krachte,, ein Rad des Wagens, der vor ihnen fuhr, war in ein mit Zweigen überdecktes Loch in der Straße geraten und blieb dort stecken. Die Bauern sprangen in einem Satz herunter und verkrochen sich unter dem Wagen. Sie wussten sofort, was hier passiert. Wegelagerer hatten das Loch gegraben und die Pferdegespanne zum Stoppen gebracht. Wie erwartet, sprangen zwei Männer mit Schwertern und Messern bewaffnet aus den Büschen am Wegesrand. In ihren Gesichtern sah man die Entschlossenheit, den Bauern die geladenen Waren zu entwenden.
Elia saß ganz erschrocken immer noch hinten auf den Mehlsäcken, sah aber wie einer der Wegelagerer versuchte eine Mehlsack vom Wagen zu zerren. Er schrie und versuchte den Mehlsack festzuhalten. In dem ganzen Getümmel fiel er hin und der Deckel von Momas Körbchen öffnete ich. Moma sprang heraus und direkt in das Gesicht des Wegelagerers, der versucht den Mehlsack vom Wagen zu zerren. Dieser schrie auf, dachte, ein Monster hätte ihn angesprungen und rannte so schnell er konnte in den Wald zurück. Der andere Wegelagerer hatte diese mit bekommen und lief hinterher.
Die Bauern kamen unter den Wagen hervor und fragten ganz überrascht, wieso denn die Wegelager abgehauen waren und wer das vollbracht hat.
Elia zeigt auf Moma, die inzwischen auf eine der Mehlsäcke gesprungen war. Nein, das konnten sie nicht glauben.. Elia musste wider anfangen, seine Geschichtete zu erzählen. Dieses Mal wurde auch Moma erwähnt und das Moma ihn dazu überredet hatte, nach seinem Bruder zu suchen.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Bauern von dem Schreck und dem Wissen, das sie es einer Maus zu verdanken hatten, dass sie heute weiter fahren konnten, ohne ein Teil ihre Waren zu verlieren, erholt hatten.
Unterwegs schüttelten sie noch lange ihre Köpfe .......? Eine Maus hatte sie gerettet“ das konnten sie schlecht begreifen.
Als die Sonne schon fast untergegangen war, erreichte sie die Mauern des Schlosses.
Am großem Tor wurden sie von den Torwächtern des Königs mit einem lauten „Stopp wer da, was ist euer Begehren“ angehalten?.
Sie waren bis an die Zähne bewaffnet und sahen recht fürchterlich aus. Sie hatten den Befehl nicht zimperlich zu sein.
Es war ein guter König, aber auch er hatte Feinde, und deshalb mussten alle Leute und deren Gespanne gründlich untersucht werden. Zuerst mussten alle Bauern und Elia absteigen, dann wurden die geladenen Säcke und das Gemüse untersucht. Die Torwächter waren nicht kleinlich, sie nahmen einfach ihre Schwerter und stachen in alle Säcke und in die Gemüsekörbe, um festzustellen, ob sich da vielleicht ein Widersacher des Königs versteckt hatte.
Elia bemerkte, dass der König wohl kein zerstochenes Gemüse essen wolle, worauf die Torwächter aufhorchten und fragten: „Wer bist du denn, was hast du hier zu suchen“
Sie versuchten ihn einzuschüchtern und gingen mit erhobenem Schwert auf Elia zu. Elia war starr vor Schreck, blieb stehen und sagt aus voller Überzeugung; „mich hat Prinz William eingeladen, er erwartet mich“. Die Torwächter sprangen erschrocken zurück. Ein Freund des Prinzen und des Königs dachten sie, da müssen wir besonders genau kontrollieren. Sie wollten ja nicht, das dem Prinzen oder dem König etwas zustößt.
„Wer der Freund des Prinzen und des Königs ist, hat auch keine schlechten Absichten und kann sich daher auch ruhig durchsuchen lassen.
Elia stellte sich breitbeinig vor die Torwächter und sagt „nur zu, wenn ihr auch das Geschenk für Prinz William zerstören wollt“ und zeige dabei auf das kleine Körbchen an seinem Gürtel, „wird er es euch sicher danken“ Die Torwächter hatten es nicht verstanden, dass diese ironisch gemeint war, hielten aber trotzdem inne.
Elia hatte schon lange bemerkt, dass auf dem Schlosshof ein Junge mit dem Satteln eines Pferdes beschäftigt war. Es konnte Prinz William oder sein Stiefbruder sein. Elia musste seine Aufmerksamkeit auf sich lenken, damit die Torwächter nicht auch noch das Körbchen durchsuchten.
Elia rief ganz laut „kann ich helfen“? Er hatte Glück, es war Prinz William, der aufblickte und zum großen Eingangstor hinübersah, wo die Torwächter Elia immer noch fest in ihren Händen hatten.
„Lasst ihn los, ich will mit ihm sprechen“ rief Prinz William. Die Torwächter banden aus Sicherheitsgründen die Hände von Elia auf dem Rücken zusammen und zerrten ihn vor die Füße des Prinzen.
Der Prinz fragt Elia, was geschehen ist und was er hier will. Elia erklärte dem Prinzen in knappen Worten, dass er unbedingt den König sprechen müsste. Prinz William machte ihm aber klar, dass der König nicht im Schloss ist, dass er auf Reisen durch sein Land ist und das, wenn der König nicht zu Hause ist, ist er der Herr auf dem Schloss sei.
„Also, erzähle mir, was du vom König willst“ befahl der Prinz mit ernster Miene. Elia druckste ein wenig herum und machte ihm, dass man doch seine Hände wieder losbinden sollte. Die Torwächter schnitten, auf Befehl des Prinzen die Fesseln los, standen aber Angriffsbereit mit ihren Schwertern bereit, falls etwas unvorhergesehennes passieren sollte.
„Ihr müsste keine Angst haben Prinz William, ich habe Angst und brauch eure Hilfe“ sagte Elia. Der Prinz zitierte Elia in den Schlossgarten, wo er sich ungestört unterhalten könne.
Die Torwächter schicke er weg mit den Worten; „Ich passe auf mich auf, ihr könnt wieder zurück ans Tor und dort die Gemüsebauern kontrollieren“.
Der Prinz und Elia gingen zusammen in den Schlossgarten, wo ein kleines Kräuterbeet angelegt war, ein paar Blumen blühten und ein kleine Holzbank stand, auf der sich beide setzten.
Der Prinz frage noch einmal nach, was Elia hier wolle und blickte dabei fragend und mit etwas ängstlichem Ausdruck im Gesicht auf das Körbchen an Elias Gürtel.
Elia schaute den Prinzen an und musterte ihn in seien Gedanken, wobei er feststellte, dass der Prinz in seinem Alter also 9 Jahre alt sein musste. Er war zwar etwas kleiner als Elia, doch dass viel Beiden gar nicht auf. Elia fing an dem Prinzen alles zu erklären und das sie Fin suchten.
Der Prinz hatte diesen Versprecher bemerkt und fragt sofort nach, wer sind denn sie, bzw. wer ist wir.
Elia kam nicht umhin und musste nun auch von Moma erzählen. Er öffnete das Körbchen und holte Moma hervor, die sich erst einmal strecken und recken musste. Das lange sitzen in dem Körbchen hatte ihren Beinen nicht gut getan,
Der Prinz war angetan, sah Moma immer wieder an und hörte angespannt zu, was Elia da zu berichten und zu erzählen hatte. Es war alles sehr sehr spannend. Sie bemerkten auch nicht, dass jemand hinter dem Pfeiler zum Gartenhäuschen stand und sie beobachte und belauschte und auch mitbekam, wie sich Elia mit Moma verständigte.
Prinz William schüttelte mit dem Kopf, als Elia mit dem Erzählen fertig war. Hier gibt es keine Knappen im Alter von Fin.
Er machte ihm klar, das nur adlige Jungen zu Knappen ausgebildet werden, nachdem sie ab dem 7. Lebensjahr erst zu Pagen und mit 14 Jahren dann bei körperlicher Eignung zum Knappen ernannt werden. Nach weitere sieben harten Jahren konnte ein Knappe dann zum Ritter ernannt werden.
Im Alter von sieben Jahren hatten die adligen Knaben normalerweise ihr Elternhaus zu verlassen und wurden als Pagen an einen fremden Hof geschickt. Dort wurde ihnen beigebracht, wie man mit Pferden und Falken umzugehen hatte, wie man mit dem Schwert, der Lanze und der Axt kämpfte, wie die Pirsch-, Hetz- und Vogeljagd ablief, wie das erlegte Wild fachgerecht ausgeweidet und zerlegt wurde, und welche Regeln man beim Schachspiel beherzigen musste. Außerdem wurden sie im Reiten, Springen, Schwimmen, Bogenschießen, Laufen, Ringen, Klettern und im Steinewerfen unterrichtet.
"Wurden Fin und Lukas mit falschen Versprechen weggelockt" „Eine sehr harte Ausbildung und nur adlige können Knappe werden“ murmelte Elia. „Dann hat man uns betrogen“
Wenn Fin nicht hier ist, wo ist er dann, überlegten Beide. Elia hatte auf einmal keine Ruhe mehr, er wollte weiter, er wollte Fin finden. Prinz William überredete Elia, die anbrechende Nacht noch hier zu verbringen, und am nächsten Morgen wollte er alles noch einmal mit ihm besprechen. Es kam Elia nicht ganz ungelegen, denn er hatte Hunger, war Müde und hier im Schloss war er auch sicher untergebracht.
Am Nächsten morgen überredete der Prinz Elia, noch einen weiteren Tag auf dem Schloss zu verbringen. Elia war einverstanden, nachdem er mit Moma darüber diskutiert hatte.
Der folgende Tag war für Prinz William ein anstrengender Ausbildungstag. Der Waffenmeister spannte ihn derart fest ein, sodass der Prinz keine Zeit hatte, sich um Elia und Moma zu kümmern. Diese verbrachten den ganzen Tag damit, sich im Schloss umzusehen. Sie standen lange in der Waffenkammer, im Pferdestall und in dem großem Rittersaal, in dem die vielen Bilder von Prinz Williams Vorfahren und Verwandten hingen.
Vor einem dieser Bilder blieb Elia etwas länger stehen und betrachtete es sehr argwöhnisch. Er hatte die Person auf dem Bild noch nie gesehen, aber irgendwie hatte er kein gutes Gefühl diese Person in die Augen zu schauen.
Unter dem Bild stand zwar der Name, aber lesen, nein lesen hatte er nie gelernt.
Elia und Moma schliefen auch die nächste Nacht ganz besonders gut und auch das ausgiebige Frühstück in der Schlossküche am Nächsten morgen war vorzüglich.
Elia hatte anschließend kurz seinen Beutel zusammengepackt, Moma ins Körbchen gesteckt und dann ging er den Weg von der Schlossküche hinunter zum großen Eingangstor.
Die Torwächter kreuzten ihre Lanzen vor ihm und versperrten ihm damit den Weg. Elia verstand nun gar nichts mehr. Was wollten sie von ihm. Er starrte die Torwächter fragend an. „Wir haben Befehl vom Prinzen, dich aufzuhalten“ sagt einer der Torwächter.
Elia setzte sich auf die Bank neben dem Wachhäuschen und wartete was da wohl passieren würde.
Es dauerte nicht lange dann kam der Prinz, nachdem einer der Torwächter ihn informiert hatte. Dieser war nicht sehr erfreut darüber, dass Elia sich heimlich, so bezeichnete er es, das Schloss verlassen wollte.
„Ich möchte dich nicht mit meinen Problemen belasten“ erklärte Elia es dem Prinzen. „Ich muss Fin suchen.“ Prinz William hatte dafür großes Verständnis und beruhigte Elia. „So ist das doch alles nicht gemeint, ich will dir helfen.“
„Ich kann dich jetzt zwar nicht begleiten, da mein Vater der König nicht hier ist und ich regieren muss, aber sobald mein Vater wieder im Schloss ist, werde ich nachkommen und mit dir nach Fin suchen „Wie willst du wissen, wo wir sind und außerdem wird dein Vater es nicht erlauben. Ich hatte schon Schwierigkeiten bei meinem Vater und da ging es um meinen Bruder.“ sagte Elia. „Mein Vater, das lass mal meine Sorge sein, wie ich dich finde, ist eine andere Geschichte“ sagt der Prinz.
Dann pfiff er zweimal einen sehr hohen, melodischen Pfeifton auf seinen Fingern und zwei wunderschöne Pferde trabten über den Schlossplatz herüber an die Seite von Prinz William. „Du kannst dir eins aussuchen“ sagte der Prinz. Elia hielt es für eine Scherz, er sollte sich ein Pferd aussuchen. Das konnte er nicht glauben und starrte den Prinzen erstaunt an. „Ja, such dir eins aus, egal welches du nimmst, es sind Zwillinge“ fügte er lachend hinzu.
„Das ist auch mein Trick und meine Sicherheit, dich zu finden, egal welches Pferd du mitnimmst, das andere wird immer wissen, wo sein Zwillingsbruder ist und mich zu dir führen. „Du musst es nur anständig behandeln, dann wird es dir ein treuer Wegbegleiter sein. Aber da habe ich keine Zweifel, sonst würde ich dir nicht eines meiner besten Pferde schenken.“ sagt der Prinz und ging auf Elia zu und nahm ihn in den Arm.
Ich denke, dass wir Freunde geworden sind und auch später noch Freunde sein werden, auch wenn dir und mir eine sehr aufregende und anstrengende Zeit bevorsteht.
Elia war immer noch sprachlos, ein Pferd, ja das war nicht mit Worten zu beschreiben. Elia erwiderte die Umarmung, nicht bevor er sich eine Träne des Glücks aus den Augen gewischt hatte. Er war überglücklich und wusste nicht, wie er dem Prinzen danken sollte.
Auch der Prinz hatte mit den Tränen zu kämpfen, denn er hatte nicht nur einen neuen Freund gefunden, nein, er hatte sogar jemanden direkt helfen können und das, zur Zeit als regierender König.
Elia und der Prinz unterhielten sich noch eine Weile, bis Moma zum Aufbruch drängte, indem sie Elia am Ärmel zupfte und ihn fragend ansah.
Elia ging zu dem Pferd, das er sich ausgesucht hatte, und flüsterte ihm etwas in die Ohren. Das Pferd machte einige Geräusche, die nur Elia und Moma verstanden, und nickte mit dem Kopf. „Was machst du da?“ rief der Prinz, „hast du mit dem Pferd gesprochen?“ „Das erkläre ich dir alles später, wenn wir gemeinsam nach Fin suchen“ rief Elia und ließ sich von einem der Torwächter auf das Pferd heben und wollte gerade mit einem leichten Trapp zum Tor hinaus reiten, als eine Magd aus der Küche winkend den Weg zum Schlosstor herunter rannte.
Sie hatte einen Korb mit allerlei essbaren und zu trinken in der Hand und war hoch erfreut, dass sie es Elia noch überreichen konnte. Der Prinz war überrascht und sehr angetan von der Geste der Magd und fragt nach ihrem Namen.
Elia war hoch erfreut, noch nie hatte er soviel Geschenke bekommen.
Am meisten freute er sich über das Pferd. Es war kein schlankes „Vollblüter Pferd“, nein es war ein stattliches überaus mächtiges Warmblüter-Pferd, ein sogenanntes Schlachtross, welches in Kriegen die Ritter samt schwerer Rüstung tragen musste und immer noch alle Kräfte im Kampfgetümmel aufbringen musste.
Überall im Schloss hatte es sich herumgesprochen, was Elia wollte, und dass er seinen verschollenen Bruder suchte und deshalb drücken alle ihm die Daumen, bis auf einen.
Es war Prinz Kazan, Stiefbruder von Prinz William. Er stammte von der ersten Frau des Königs und war viel älter als Prinz William und schon vom Pagen zum Knappen aufgestiegen und wollte auch bald Ritter werden.
Der König war ihm aber nicht wohlgesonnen, er vertraute ihm nicht, da er die Bauern betrog und auch sonst bei Prügeleien immer zu finden war. Prinz Kazan war es auch, der im Garten Prinz William und Elia beobachtet hatte. Er wollte alles tun, um zu erfahren, wie sich Moma und Elia verständigten. Wenn er dieses heraus bekommen würde und das dem König mitteilte, so würde ihn der König bestimmt recht bald zum Ritter schlagen und ihm vielleicht eine eigenen Grafschaft mit einer Burg und Ländereien schenken ... so dachte er.
Elia stieg noch einmal von seinem neuen Pferd ab, nahm den Prinzen, die Magd und auch einen der Torwächter in die Arme und bedankte sich. Ein Torwächter wollte ihm wieder behilflich sein, als er wieder auf das Pferd aufsteigen wollte, aber Elia schüttelte den Kopf. Er musste ja auch später alleine aufsteigen, deshalb führte er das Pferd an die Treppe, die hoch zur Verteidigungsebene der Schlossmauer führte, stieg dort hinauf und sprang von oben direkt auf den Rücken des Pferdes.
Er hatte noch nie auf einem Pferd gesessen, aber es schien als säße er in einem Kahn, dass durch die Wellen sanft geschaukelt wurde, als das Pferd langsam zu traben anfing.
Er drehte sich mehrmals um, rief den Prinzen noch zu „bis bald“ und ritt überglücklich mit seinem Pferd und Moma durch das große Burgtor und über den Burggraben hinaus und verschwand hinter der nächsten Wegbiegung.
Elia wusste gar nicht, wie er dem Pferd die Richtung vorgeben sollte, merkte aber bald sehr schnell, dass er dieses im Moment auch nicht brauchte. Es gab ja nur einen Weg von und zur Burg. Es war der gleiche weg den er vor ein paar Tagen mit den Händlern gekommen war. Bald mussten sie auch wieder zu der Stelle kommen, an der sie von den Wegelagerern überfallen wurden. Heute war es jedoch ruhig, es waren keine Räuber zu sehen. Das lag wohl auch daran, das nur das klappern und poltern der beladenen Gespanne die Wegelagerer aus ihrem Versteck lockten. Das Pferd hatte keine Eisenhufe, die Krach machen könnten und außerdem ging Pferd automatisch auf dem Weicheren mit grasbewachsenem Seitenrand des Weges.
Moma war froh, dass es nun endlich weiter ging. Beide unterhielten sich noch lange über den Aufenthalt im Schloss und über Prinz William. Moma war nicht sehr erfreut, dass auch Prinz William eines Tages auftauchen würde, um mit ihnen nach Fin zu suchen. Er wusste nicht, warum, aber er hatte, kein gutes Gefühl. Elia konnte Moma nicht zustimmen und versuchte ihn mit den Worten „er hatte ja sonst keine Freunde“ zu beruhigen.
Sie ritten den Weg entlang, bis zu der Kreuzung, an der sie schon einmal gestanden hatten und überlegt hatten, welchen Weg sie nehmen sollten. Nun war die Auswahl etwas einfacher. Von den vier Wegen an der Kreuzung kannten sie mittlerweile schon zwei, also mussten sie sich jetzt nur noch zwischen zweien entscheiden.
Elia überlegt einen Augenblick und entschied sich für den Weg nach Osten. Er erinnerte sich, dass Prinz William mal gesagt hatte, dass die Burg von Saban im Osten des Königreiches liegt.
Es war sehr angenehm, die Suche auf einem Pferd zu verbringen, deshalb merkten sie auch nicht, wie die Zeit verging. Sie waren nun schon einige Tage unterwegs. Sie hatten immer im Wald übernachtet, und wenn es möglich war, auch in der nähe von Dörfern oder einzelnen Häusern.
Das kam aber selten vor, da sie sich hier in einer Gegend befanden, die von Menschen gemieden wurde. Vor langer langer Zeit wurde hier ein kleines Mädchen von einer kleinen Gestalt aus dem Dorf gelockt und war seitdem verschwunden. Die älteren Dorfbewohner erzählten unheimliche Geschichten, von Hexen, Drachen und Trollen, die hier ihr Unwesen trieben und alle, die zu weit in den Wald hinaus gingen, würden in den Fängen dieser dunklen Gestalten landen und nie wieder kommen.
Elia und Moma kannten diese Gegend nicht und sie hatten auch keine Ahnung, was hier passiert sein sollte. Sie ritten weiter, bis die Abenddämmerung hereinbrach. Wie jeden Abend wurde das Lager für die Nacht vorbereitet. Benno, so hatten sie ihr Pferd getauft, mussten sie nicht anbinden, es war mittlerweile ein enger Freund von Elia und Moma geworden und würde niemals davon laufen. Im Gegenteil, er war wie ein Wachhund, er hatte die Augen und Ohren immer sehr weit offen. Bis lang hatten sie noch keine negativen Erfahrungen gemacht, aber Benno war schon viel umher gekommen, hatte an Turnieren und auch an kriegerischen Auseinandersetzungen teilgenommen und verfügte über ein gewisses Maß an Vorsicht.
Moma konnte diesen Abend schlecht einschlafen, auch in der Nacht schlief er sehr unruhig. Es war so als hätte er ein Vorahnung.