Am frühen Morgen des zwanzigsten Mai kam Johnny Fuller aufgeregt in das Marshalloffice gelaufen. Ohne anzuklopfen riss er die Tür auf und ging zum Schreibtisch hinter dem Marshall Ryder saß und einen Bericht über die Ereignisse der letzten Nacht schrieb. Johnny wedelte mit einem Brief in der Hand durch die Luft. Völlig außer Atem hauchte er,
„ Post für sie Marshall. Ein Brief aus Texas!“ Nick sah ihn ernst an und schüttelte den Kopf.
„ Und darum machst du so einen Aufwind? Ich bekomme fast jeden Tag Post.“ „ Aber dieser hier ist aus Texas. Ich bin Texaner, dass haben sie doch nicht vergessen, oder? Ich freue mich immer, wenn ich etwas aus der Heimat erfahre.“ Nick musste lächeln, als er den Brief annahm.“ Er ist aber an mich gesendet. Ich glaube nicht, dass da etwas Interessantes für dich drin steht. Warum schreibst du nicht einfach auch mal einen Brief an deine Verwandten.“
„ Marshall! Das ist die Idee. Warum bin ich da nicht früher drauf gekommen? Ich schreibe einen Brief an meine Tante Luise.“ Johnny war schon wieder bei der Tür als Nick ihm noch nachrief“, Eigentlich war es ja meine Idee, aber dennoch, viel spaß beim schreiben.“ Auf dem
Ofen stand heißer Kaffee, der seinen Duft im ganzen Office verteilte. Nick goss sich eine Tasse ein und beobachtete dabei die Straße. Der junge Johnny hüpfte über die Mainstreet wie ein fünfjähriger. Es sah lustig aus, denn er war schon sechzehn Jahre, groß und schlank. Ein weicher dünner Flaum bedeckte seine Oberlippe und machte aus ihm einen halbwüchsigen Mann. Nick nahm den Brief in die Hand und las den Absender.“ Roy Brakes, Laredo“. Gedankenverloren lehnte er gegen die Wand und dachte an den Sommer vor zehn Jahren.
Nick war damals noch Sheriff und musste sich der Junkersbande stellen. Wo sie auftauchten hinterließen sie Verwüstung und Tote. Frank Junker, der Boss der Bande, war überzeugt davon, dass ihn niemand stoppen kann. Ihm gehörte die Welt und er konnte tun was er wollte. In vier Städten war ihm das auch gelungen. Jeder, der sich ihm und seinen Männern widersetzte wurde öffentlich ausgepeitscht. Sheriff Epps aus House City starb mitten auf der Mainstreet und niemand traute sich einzugreifen. Er wurde zu Tode gepeitscht.
Nick erwartete die Bande, da sie sich in südlicher Richtung bewegten. Am Tage vor dem Eintreffen der Bande saß Roy Brakes im Jail bei Sheriff Ryder wegen Belästigung mehrer Damen. Er war ein Schürzenjäger und mit allen Wassern gewaschen. Die Frauen beschwerten sich im Office und fühlten sich belästigt. Nick blieb keine andere Wahl, als ihn einen Tag festzusetzen. Am nächsten Morgen versuchte Sheriff Ryder vergebens Hilfe zu bekommen. Niemand wollte sich der Bande in den Weg stellen. Die Bürger von Cutter waren sich einig, dass sie dem Gesetzeshüter genug bezahlen und er seinen Job zu machen habe.
Roy Brakes war der Einzige, der sich neben Nick aufstellte um Frank Junker und dessen zehn Männer aufzuhalten. Er war draufgängerischer Texaner und stolz auf seine Herkunft. Sie postierten sich eine Meile vor der Stadt. Nick wollte kein Risiko eingehen, und die Bande vorher schon abfangen. Rechts und links des Weges waren steile Felswände. Nick steckte eine Stange Dynamit in einen Spalt und ließ die Lunte sichtbar runterhängen. Roy versteckte sich hinter einem Fels. Er hatte den Auftrag die Lunte durch einen Schuss zu entzünden. Der Plan ging auf. Hinter der Bande stürzten die Felsbrocken auf den Weg und vor ihnen stand Sheriff Ryder. Er riss Frank Junker aus dem Sattel bevor dieser begriff was geschehen war und hielt ihm den Revolver an die Stirn. Niemand seiner Männer zweifelte an der Ernsthaftigkeit der Worte die Ryder sprach, „ Werft eure Waffen weg und nehmt die Hände hoch, ansonsten könnt ihr zusehen wie leicht ein Kugel durch einen Schädelknochen geht.“
Beim Abführen gelang es einen sein Messer aus unter dem Hosenbein hervor zu ziehen und es hätte sicher sein Ziel nicht verfehlt, wenn Roy ihn nicht in letzter Sekunde angeschossen hätte. In den darauf folgenden Tage, die Roy noch in der Stadt blieb, hatte Nick noch in guter Erinnerung.
Der Brief aus Texas war eine Einladung zur Hochzeit. Ausgerechnet Roy hatte nun vor sich fest zu Binden. Nick schmunzelte, „ Wenn das mal gut geht.“ Sagte er zu sich selbst und sah zur Tür. Sein Freund Sheriff Jett Armstrong kam gerade herein. „ Guten Morgen. Gibt es etwas Neues?“ fragte er wie immer. „ Ja. Ich habe eine Einladung zu einer Hochzeit bekommen. Roy Brakes möchte mich zum Trauzeugen haben.“
„ Na Großartig. Viel spaß.“ Sagte Jett. „ Die Hochzeit findet in Laredo statt. In Texas.“ Jett blieb abrupt stehen. Verblüfft sah er Nick an. „ In Texas, hast vor hinzureisen?“
„ Es wäre ja nur eine Woche dann bin ich wieder da. Ich nehme mein Pferd mit. Die Zugverbindung reicht nur bis Irontown. Von dort an muss ich die letzten vierzig Meilen reiten. Ich nehme den heutigen Mittagszug.“ Nick hatte den Kopf gesenkt mit Blick auf den Brief, den er in der Hand hielt. Jetzt schielte er hoch ohne den Kopf zu heben und beobachtete Jetts Reaktion. Sheriff Armstrong setzte sich hinter den hinter Schreibtisch, atmete tief ein und sagte in einem gelassenen Ton“, Ich komm schon klar hier. Ich wünsch dir eine gute Reise.“ „Danke Jett. Lass dir was einfallen, wenn Major Flint nach mir fragt. Ich geh meine Sachen packen. Mir bleiben ja nur noch zwei Stunden.“
Nick hatte das Wichtigste noch auf die Schnelle erledigt. Er wies seine Deputys ein, ließ sich von Peggy Sue ein Proviantpäckchen packen und machte sein Pferd Ladigo Reisefertig.
Der Abschied war kurz und unauffällig. Es sollten möglichst wenige mitbekommen, dass der Marshall abgereist war. Es gab zu viele Leute in Cutter, die seine Abwesenheit sofort ausnutzen würden, und die Gesetzte brachen. Je später die es bemerkten, desto besser war es für Jett. Pfeifend rollte der Zug vom Bahnhof ab. Die beiden Deputys Alex Cooper und Benno Walker standen bei den Gleisen und grinsten sich zu. Jett sah es aus den Augenwinkeln.“ Was grinst ihr so! glaubt ja nicht, dass ihr hier nun eine Woche Urlaub habt. Macht euch an die Arbeit. Das Office muss gewischt werden und die Fenster sollten auch mal wieder geputzt werden. Danach möchte ich einen ausführlichen Bericht über die Schlägerei letzte Nacht in der ihr Beide verwickelt ward.“ Jett wollte gerade gehen, da hielt ihn eine zarte Frauenstimme auf. „ Oh Sheriff! Es ist schön sie gleich kennen zu lernen. Ihre dominante Art mit den Deputys hat mir gleich imponiert. Sie sind ein Mann, der genau weiß was er will.“
Jett betrachtete die Frau, die mit einer kleinen Reisetasche am Bahnhof stand. Ihr feuerrotes Kleid war eng geschnürt um die Brust und wurde ab der Hüfte weit. Es war mit schwarzen Spitzen abgesetzt, die ein Korsett andeuteten. In ihrer Rechten hielt sie einen Sonnenschirm ebenfalls aus schwarzer Spitze. Tiefschwarz hingen ihre Locken herunter und der Blick mit dem Jett ansah hatte etwas Mystisches an sich. Es kam ihm vor, als könnte sie seine Gedanken lesen. „ Darf ich fragen wer sie sind? Mam?“ fragte Jett zögernd. Denn eine solche Dame hatte er noch nie zuvor gesehen. „ Ich bin Miss Odin. Clara Odin. Ich brauche dringend ein Hotelzimmer. Die Fahrt war anstrengend. Meine Kraft verlässt mich. Bitte Sheriff, führen sie mich zu einem Quartier.“ Mit dem Handrücken berührte sie ihre Stirn und seufzte. Jett sah die langen ebenfalls schwarz lackierten Fingernägel. „ Fehlt nur noch die Sense.“ Dachte er.“ „Dann stehe gerade dem Tod gegenüber.“ Miss Odin riss ihn aus seinen Gedanken. „ Sheriff, sie müssen mich stützen.“ Bevor Jett reagieren konnte hackte sie ihren Arm in seine Armbeuge ein. Neben einem Stapel großer Kisten standen drei Männer wie Statuen unbeweglich. Alle drei waren in schwarzen weiten Anzügen gekleidet und trugen zudem einen Umhang, mit rotem Innenfutter. Ihre Arme hielten sie vor der Brust verschränkt und erst als Miss Odin den Befehl gab rührten sie sich. „ Folget mir und dem Sheriff. Und seit Vorsichtig mit den Requisiten.“ Jett wunderte sich über nichts mehr. Er war nur Froh, dass Peggy-Sues Hotel nicht weit vom Bahnhof entfernt lag. Sie buchte zwei Zimmer. Eines für sich und eins für zwei Begleiter. Jeweils ein dritter musste stets vor ihrer Tür Wache stehen.
Im Office waren Lex und Benno dabei den Boden zu wischen. Als Jett eintrat hielt Lex in seiner Arbeit inne und fragte, “ was zum Teufel war denn das?“ Jett rieb sich die Augen um sicher zu gehen das er nicht nur Träumte. „ Wenn du die Frau am Bahnhof meinst, hast du mit dem Begriff `Teufel` wahrscheinlich richtig geraten. Ich dachte auch, ich würde dem Tod gegenüber stehen.“ Benno gab grinsend dazu, „ Schade das Nick sie nicht gesehen. Er verpasst was.“ „ Was soll er denn verpassen. Eine Frau die schwarz gekleidet ist. Vielleicht ist sie ja in Trauer.“ Sagte Lex und wischte über die Dielen. „ Du hast ja nicht in ihre Augen gesehen. Mir kam es vor, als könnte sie in mich hineinsehen.“ Ein Schauer lief Jett bei seinen eigenen Worten über den Rücken.
Nick war den ganzen Tag unterwegs. Erst am späten Abend erreichte er die Stadt Irontown. Müde nahm er sich ein Zimmer in einem Hotel und wachte erst wieder auf, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen. Nach einem guten Frühstück ging die Reise zu Pferd weiter. Pünktlich zur Hochzeit traf Nick in Laredo ein. Roy Brakes war überrascht seinen alten Freund wieder zu sehen. Er hatte nicht geglaubt, dass Nick tatsächlich kommen würde. Die Hochzeit war ein großartiges Fest. Nick hatte nur bedenken, ob sein Freund seiner Braut auch treu blieb. Er wusste ja, wie sehr Roy Frauenröcke hinter her sah. Er wäre verrückt, wenn er das täte, denn das Mädchen, welches nun seinen Namen trug war ein wunderhübsches junges Ding. Die Feier ging bis in die Nacht hinein. Nick trat seine Rückreise nach dem Frühstück an. Er verabschiedete sich bei der Braut und flüsterte ihr ins Ohr “, Halt ihn an der kurzen Leine.“ Sie sah zwar fragend an, aber schien doch seine Worte verstanden zu haben, denn plötzlich lächelte sie und sagte “, Ich kenne ihn. Mach dir keine Sorgen.“ Roy kam in diesem Moment dazu, fragend sah er seine Frau an.
„ Worüber soll er sich keine Sorgen machen!“ Nick klopfte auf dessen Schulter “, Ach Roy. Ich wünsche dir alles Gute, viele Babys und ein langes gemeinsames Leben.“ Dann zog er sich in den Sattel und schlug den Heimweg ein.
Etwa fünf Meilen vor Irontown lahmte sein Hengst Ladigo mit dem rechten Vorderhuf. Nick besah sich den Fuß und konnte einen Dorn entdecken, der sich zwischen dem Eisen in das Weiche Hufgewebe gebohrt hatte. Er brauchte fast eine halbe Stunde um ihn zu entfernen. Er steckte so tief drin, dass Ladigo immer noch lahmte. Langsam trat auch schon die Dämmerung ein, so dass Nick beschloss hier draußen noch ein Nachtlager einzurichten. Am Ufer des schmalen Flusses, dem er seit zehn Meilen gefolgt war, kühlte er den Huf des Pferdes. „ Ich habe noch Kaffee, Brot und Schinken in der Satteltasche. Heute Nacht bleiben wir hier. Morgen geht es dir bestimmt besser. Es sind ja nur noch fünf Meilen.“ Nick streichelte die Mähne seines Schecken und löste das Zaumzeug. Ladigo läuft nicht weg, dessen konnte Nick sich sicher sein. Er war ein treuer Freund und ließ ihn noch im Stich.
Am wärmenden Lagerfeuer trank Nick seinen Kaffee und dachte zurück an die Hochzeit. Er selber war nun sieben Jahre mit Carol- Ann verheiratet. Es war eine Doppelhochzeit zusammen mit Jett und seiner Frau Mary. Ganz Cutter feierte damals mit. Sein Sohn Jetty aus erster Ehe war gerade mal fünf Jahre. Er hatte seine Mutter Lea nie kennen gelernt. Sie wurde bei einem Überfall getötet. Jetty war da noch ein Baby und von der Bande verschleppt. Die grausamen Bilder des Überfalls verdrängte Nick und konzentrierte auf das schöne Hochzeitskleid, dass Carol-Ann bei der Trauung trug. Mit geschlossenen Augen saß Nick auf einem Baumstamm vor dem Feuer, als ihn ein knacken im Unterholz aufschreckte. Sofort sprang er hoch, hielt den Revolver in der Hand und lauschte in dunkle Nacht hinein. Einige Sekunden verstrichen, dann raschelte etwas im Gebüsch. „ Komm raus da. Mit erhobenen Händen.“ Befahl Ryder, denn er war sich nun sicher, dass sich dort ein Mensch versteckte.
In der Zeit, die er bei den Indianern verbracht hatte, hatte er viel über Spurenlesen und der Natur gelernt. Das konnte kein Tier sein, das sich da im Busch aufhielt.
Langsam kam eine menschliche Gestalt auf ihn zu. Nick hatte das Feuer im Rücken und konnte im Dunkeln nur schemenhaft das Gesicht des Gegenübers erkennen. Nur die roten Haare fielen auf, die sich von dem gelben Halstuch deutlich absetzten.
Mit erhobenen Händen kam der Mann näher. Eine auffallend hohe Stimme sagte, „ Aber wer wird denn gleich so misstrauisch sein, Mister. Ich habe ihren guten Kaffee gerochen und wollte mich zu einer Tasse einladen.“ „ Warum verstecken sie sich dann erst im Gebüsch?“ wollte Nick wissen und vernahm das leise Rascheln hinter sich zu spät.
Da er nicht wissen konnte, wo der zweite Hinter ihm stand, hechtete Nick nach vorne und schlug den völlig überraschten Mann genau ans Kinn. Durch die Knöchel seiner Faust konnte Nick das Brechen eines Zahnes spüren, und bekam in diesem Moment einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Benommen torkelte er zu Seite, sackte dann in die Knie und fiel nach vorne über. Alle Mühe nicht von der Ohnmacht angesprungen zu werden, war vergebens. Nick lag war wie gelähmt am Boden. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Die schwer gewordenen Augenlider wollten immer wieder zufallen, aber er wehrte sich dagegen. Schleierhaft sah er wie zwei Männer, seine Satteltasche durchsuchten. Der Rothaarige fluchte und spukte einen blutigen Zahn aus. Nick sah den abgebrochenen Eckzahn, der vor seinem Gesicht zu Boden fiel, dann drehte ihn jemand auf den Rücken. Ein stechender schmerz durchzuckte seinen Nacken, dann verlor er völlig das Bewusstsein.
Marshall Ryder wusste nicht genau, wie lange er da gelegen hatte, als er endlich wieder die Augen öffnete. Das Feuer war erloschen und es war noch Nacht. Er blinzelte in den Sternenhimmel, blieb aber vorsichtshalber noch etwas lang ausgestreckt liegen und betastete seine Beule am Hinterkopf. Außer starken Kopfschmerzen tat nichts weh. Er konnte alle seine Glieder bewegen. Erst nachdem er mühsam aufgestanden war, sah er, dass nichts mehr da war. Sein Pferd, der Sattel, die Satteltasche, alles war weg. Sogar seine Brieftasche, sein Stern und der Revolver mitsamt dem Gurt. Nur der ausgeschlagene Zahn lag noch am Boden. Vorsichtshalber hob er ihn auf und steckte ihn in seine Hosentasche.
Dann blickte er auf seine Füße, „ Na wenigsten die Stiefel haben sie mir gelassen.“ Sagte er zu sich. Denn nun standen fünf Meilen Fußmarsch vor ihm.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Nick die ersten Häuser der Stadt sah. Er war Müde und seine Füße taten weh. Aber am schlimmsten waren die Kopfschmerzen. Unrasiert und mit verschwitztem Hemd suchte er das Sheriff Office auf. Er fand es mittig der Mainstreet im oberen Geschoss eines zweistöckigen Hauses. Eine lange Außentreppe an der Wand vorbei führte nach oben.
In Cutter begann der Tag mit viel Aufregung. Überall an den Pfeilern der Häuser hingen Plakate. Jett hatte eine unruhige Nacht auf dem harten Bett im Office hinter sich, als Deputy Lex Cooper hereinstürmte. „ Hey Jett. Hast du schon die Plakate draußen gesehen?“
Mürrisch antwortete Jett“, Nein. Ich war noch nicht draußen.“ Mit verschlafenen Augen suchte er nach der Kaffeedose auf dem Regal und musste feststellen, dass diese leer war. Lex ging aufgeregt hin und her während er zu erklären versuchte.
„ Miss Odin hält heute Abend eine Sitzung. Sie tritt im Restaurant von Peggy-Sue auf und wird die Zukunft der Stadt voraussagen.“ Jett, der gerade an einer Tasse nippte, mit Kaffee vom Vortag, spuckte das schwarze Gebräu hustend in die Tasse zurück. Lex sah ihn erstaunt an, „ schmeckt das so abscheulich?“ fragte er. „ Das auch. Aber was hast du da gerade über diese Miss Odin gesagt?“
„ Sie kann die Zukunft voraussagen. Allerdings nur die dunklen Seiten. Ist das nicht schaurig?“
„ So wie die herumläuft, erstaunt mich das nicht. Sie trägt doch selber nur schwarz. Glaubt die denn wirklich, irgendjemand interessiert sich für ihre dunklen vorhersagen? Wer will schon wissen welches Unheil ihn erwartet.“ An Lex grinsendem Gesicht erkannte Jett, das dieser es wohl anders sah. „ Du willst doch nicht da hingehen! Das ist doch alles Lug und Trug. Am Ende will sie nur Geld von dir haben.“
„ Das hat sie schon bekommen. Hier, ich habe zwei Eintrittskarten gekauft.“ Er wedelte mit zwei bunt bedruckten Papierstreifen durch die Luft. Seufzend ließ Jett sich auf den Rand des Bettes sinken. „ Und noch was Jett. Der Saal ist ausverkauft. Du kannst keine Karte mehr bekommen.“ Armstrong sah zur Decke auf, faltete die Hände zusammen und sagte andächtlich“, Oh Gott sei dank!“ „ Du weißt ja gar nicht, was du da alles verpasst. Sie sagt die Zukunft voraus! Und noch was. Sie hat gesagt, dass es heute regnen wird. Ein Gewitter kommt über uns und der Blitz wird einschlagen.“ Jett schüttelte nur den Kopf über so viel Einfältigkeit.“ Natürlich wird es heute Regnen und ein Gewitter ist auch zu erwarten. Das habe ich gestern schon an den Wolken erkannt. Und der Blitz wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch irgendwo einschlagen. Das ist keine Zukunftsvision, dass nennt man Beobachtungsgabe.“ „ Sag was du willst. Ich werde dort hingehen und viele Andere auch.“
„ Wen nimmst du mit?“ „ Dich bestimmt nicht. Das ist Bennos Karte.“ Jett streifte sich die Weste über, zog die Schnalle vom Coltgurt enger und ging zur Tür. „ Ich geh Frühstücken. Wenn du mich brauchst, ich bin bei Peggy-Sue.“ Kaum hatte er die Straße überquert, da kam auch eine Gruppe Frauen auf ihn zu gestürmt.
„ Morgen Sheriff. Haben sie von Miss O….“ „ Ja habe ich“ Fiel er der jungen Frau ins Wort.
„ Ist das nicht großartig. Sie gibt Heute Mittag schon für jeden eine Persönliche Sitzung.“
Obwohl er nicht geringste Lust verspürte, sich mit den Leuten über diese verrückte Person zu unterhalten, blieb er jetzt doch stehen und drehte sich zu der Frau um, die ihn angesprochen hatte.“ Sie wollen wirklich wissen, welches Unheil sie erwartet?“ „ Aber natürlich. Stellen sie sich nur vor, wenn sie wissen was passiert, dann können sie es doch rechtszeitig abwenden?“
Die junge Frau schien wie besessen von diesem Gedanken.
„ Und wenn es sich nicht abwenden lässt?“ fraget Jett skeptisch.
„ Ach Sheriff. Sie können mich nicht davon abhalten. Ausgerechnet sie sollten doch an ihrer Zukunft interessiert sein.“ „ Wieso?“ „ Weil sie einen gefährlichen Job haben und nie wissen, wann es sie mal erwischt. Wenn sie aber genau wissen, dass sie Morgen von einer Kugel getroffen werden, können sie doch einfach den gaben Tag drinnen bleiben und dem Tot damit entgehen.“ Schmunzelnd gab Jett darauf zurück, „ dann hat sie aber gelogen. Wenn sie meinen Tot voraus gesagt hat und ich dann immer noch lebe.“ Empört wandte sich die Frau ab. Sie war so besessen von dieser Miss Odin, dass sie sich nicht von dem einfältigen Sheriff die Laune verderben lassen wollte. Im Restaurant war kein Platz mehr zu bekommen. Alle Tische standen an die Wand gerückt, der Saal wurde mit Stühlen gefüllt. Zwei Männer bauten eine Bühne auf und die schwarz gekleideten Helfer der Miss Odin packten die Dekorationen aus den Kisten. Enttäuscht stand Jett in der Tür und beobachtete das Treiben. Dann trat plötzlich Peggy-Sue auf ihn zu. „ Guten Morgen Sheriff. Sicher wissen sie schon was heute…“ „ Oh bitte. Sprechen sie nicht davon. Eigentlich bin ich nur hier, weil ich ein Frühstück haben wollte. Aber ich sehe schon, daraus wird wohl nichts.“ Peggy-Sue nahm Jett an die Hand und führte ihn durch das Chaos zur Küchentür. „ Aber sicher bekommen sie ihr Frühstück. Sie können es in der Küche einnehmen, wenn es ihnen nichts ausmacht.“
„ Ich brauche auf jeden Fall erst mal einen Kaffee. Das würde mir schon reichen.“
„ Sie kommen doch sicher auch heute Abend. Ich biete Essen zu Sonderpreisen.“ Im Speisesaal schepperte eine Glasschüssel zu Boden. Laute Flüche schallten bis in die Küche. Die Tür wurde aufgerissen und eines der Mädchen, die für Peggy-Sue arbeiteten rannte an Jett vorbei und holte den Besen aus der Ecke. „ Endschuldigung!“ rief sie, als sie beim hinauslaufen Sheriff Armstrong anrempelte. „ Sind denn alle verrückt geworden?“ fragte Jett.
„ Es ist doch Aufregend. Wann hatten wir das letzte Mal einen so bedeutenden Gast!“ Sagte Peggy-Sue und schlug die Fäuste in die Hüfte. „ Zum Glück noch nie. Bisher waren es Theaterleute, Zirkusartisten und Musiker. Wieso macht ihr hier schon so einen Aufstand? Es soll doch erst heute Abend losgehen.“ Jett schlürfte an seiner Tasse. Der Kaffee war heiß und wie immer schmeckte er besonders gut bei Peggy-Sue. Leider verriet sie niemandem ihr Rezept. Noch bevor sie Antworten konnte schallte die Stimme des Ehrengastes durch die Luft. „ Nein, nein, nein. Die Bühne muss noch ein Zentimeter höher werden. Ich habe mich doch deutlich genug ausgedrückt. Und was ist das? Es sollten doch Rosen sein. Rote Rosen und nicht so ein Unkraut. Also bitte.“ Dezent schlich Jett sich zur Hintertür. Er wollte ihr auf keinen Fall begegnen. Es gab noch genug wichtigere Arbeit zu tun. Er war schon froh, als er den Korridor erreichte, da stand sie auf einmal vor ihm. Sie kam aus der Vordertür und traf unausweichlich auf den Sheriff.
„ Sheriff Armstrong. Es ist schön sie zu sehen. Sicherlich kommen sie doch auch heute Abend.“ Jett war froh, dass alle karten ausverkauft waren, so konnte er einer Diskussion umgehen.“ Tut mir leid Miss, aber es gibt keine Karten mehr.“ Lachend wedelte sie mit den Händen als wolle sie sich Luft zu fächeln. „ Aber nicht doch. Für sie habe ich habe immer ein paar in Reserve.“ Ganz nah trat sie an Jett heran und steckte ihm eine Eintrittskarte in die Hemdtasche. „ Mein Süßer. Ich habe eine Schwäche für das Gesetz. Und vor für die, die es Hüten. Wann bekomme ich Marshall Ryder mal zu sehen?“ „ Oh ähm…er ist nicht in der Stadt. Er musste beruflich weg.“ Es war sicher nicht klug, ihr von Nicks Abwesenheit zu erzählen, aber was hätte er sagen sollen. Nick war für die nächsten vier Tage nicht da.
„ Das ist aber Schade. Ich habe viel von ihm gehört.“
„ So? tut mir leid Mam. Aber ich muss an meine Arbeit.“ Jett schob sie sanft bei Seite und wollte zur Tür hinaus, da rief sie ihm noch hinterher, „ In einer Stunde beginne ich mit Einzelsitzungen. Für sie Sheriff räume ich gerne eine halbe Stunde ein. Wann immer sie Zeit haben.“ Jett blieb in der Tür stehen und kaute nervös auf der Unterlippe herum.
„ Danke, aber ich habe keinen Bedarf.“ „ Wieso nicht? Haben sie angst vor der Zukunft?“
„ Das reicht jetzt!“ Schimpfte Jett, alle seine Manieren vergessend. „ Haben sie eigentlich eine Ahnung was sie hier anrichten? Gar nicht auszudenken wie viele Menschen nach ihrer billigen Show in Panik geraten. Im tiefen Inneren will keiner sein Schicksal vorher wissen, aber sie wecken ja eine Neugierde in die Menschen die sie ihren Zauber auch noch für Echt halten.“ „ Zauber nennen sie meine Gabe? Ich werde ihnen beweisen, dass es keine Magie ist. Kommen sie heute Abend und sie werden staunen.“ Miss Odin warf den Kopf nach hinten in den Nacken und stolzierte wie ein Storch die Treppenstufen hinauf. Jett fluchte in sich hinein. Er wollte diese Unterhaltung doch nicht mit ihr führen und nun ist es doch geschehen.
„ Soll sie doch die ganze Stadt auf den Kopf stellen. Sie wird abreisen und hier herrscht wieder Frieden.“ Sagte er beim hinausgehen zu sich.
Nick kam am Mietstall vorbei und sah neugierig durch die offen stehende Stalltür. Seine Vermutung erwies sich als Richtig. Ladigo stand in einer der Boxen. Man hatte sie in ganz hinten in einer, mit Sichtschutz abgetrennten Box verstecken wollen, aber der Hengst wieherte laut, als er seinen Herren witterte. Liebevoll tätschelte Nick den Hals des Tieres.
„ Hey alter Freund. Schön dich wieder zu sehen.“ Von hinten kam ein Mann mit einer Mistgabel in der Ahnd auf ihn zu. „ Was machen sie da? Pferde stehlen, dass habe ich gern. Aber nicht in meinem Stall. Mit solchen Kerlen mache ich kurzen Prozess.“ Der Mann hielt die Mistgabel verkrampft mit beiden Händen fest. Angst stand in seinen Augen, aber auch die Entschlossenheit zu zustechen, wenn sein Gegenüber eine falsche Bewegung macht. Nick hob die Hände hoch um ihm zu zeigen, dass er nicht auf Kampf aus war und sagte beruhigend,
„ Legen sie das Ding weg Mister. Ich habe nur nach meinem Pferd gesehen.“
„ Das ist mein Pferd. Ich habe es heute Früh gekauft.“ Sagte der Mann und kam bedrohlich näher. „ Man hat mich Überfallen und mein Pferd gestohlen. Es gehört mir.“
„ Das kann jeder behaupten. Ich habe einen Kaufvertrag und damit bin ich der Rechtmäßige Besitzer. Also verschwinden sie auf der Stelle, oder ich jage ihnen die Gabel in die Rippen.“
Der Träger der Latzhose viel dem Mann herunter, aber das störte ihn nicht. Mit Wut glimmenden Augen starrte er Nick an. Ryder zog es vor den Stall zu verlassen und mit dem Sheriff der Stadt zu Reden. Ladigo war hier erst mal gut aufgehoben. Der Stallmeister war sich sicher Bewusst, dass er ein gestohlenes Pferd gekauft hatte. Denn sonst würde kein Grund bestehen, das Tier in der hintersten Ecke zu verstecken.
Marshall Ryder ging die Stufen zum Sheriffoffice hinauf. Noch nie zuvor hatte er ein Office gesehen, dass im ersten Stock lag. Als er zur Tür eintrat und das Fenster sah, staunte er nicht schlecht. Eigentlich eine gute Idee. Von hier Oben hatte der Sheriff eine verdammt gute Aussicht über die ganze Straße. Der Gesetzeshüter Bill Colbert war ein kräftiger, übergewichtiger Mann der gerade noch so in seinen Lehnensessel passte. Die viel zu kleine Weste sah lächerlich aus und passte gar nicht zu dem engen kragenlosen Hemd an dem schon zwei Knöpfe abgesprungen waren. Breite Koteletten gingen bis zum Kinn und das blonde, fettige Haar war zur Seite gekämmt. Als Nick vor dem Schreibtisch stand schrieb der Sheriff etwas zu Papier. Kleine Zettel lagen verteilt auf dem Tisch. Auf jedem standen Befehle und Anordnungen geschrieben. Die Schrift war so schlecht, dass Nick sie kaum entziffern konnte.
Es waren belanglose Order an den Major, den Stallmeister und den Keeper des einzigen Saloons der Stadt. Nick las sie oberflächlich. Books: Neue Tinte, Papier. Galling: drei Dollar bis vier Uhr. Books: heute keine Laura, treffen im Saloon, sechs Uhr. Books: Kuchen um drei.
Er ließ sich also ganz schön bedienen. Mindestens fünfzehn solcher Zettel lagen herum. Entweder brauchte der Sheriff sie um jegliche Diskussionen zu ersparen, oder er war vergesslich und musste sich alles Notieren.
Mit der linken Hand griff er ständig zu einem Teller, und stopfte sich Kuchenstücke in den Mund. Bei jedem Stück fielen Krümel auf das Papier, die er fluchend wegwischte. Nick sah ihm einige Minuten angeekelt zu. Weil der Sheriff keine Notiz von ihm nahm, fing Nick an zu Reden.“ Ich wurde Überfallen und möchte eine Anzeige aufgeben. Ich bin sicher, die Männer die mich beraubt haben sind immer noch hier in der Stadt.“
Langsam hob der Sheriff den Kopf. Kuchenreste hingen an seinem Kinn als er Nick von oben bis unten ansah. „ So! wie kommen sie darauf?“ „ Weil mein Pferd hier im Mietstall steht. Und weil die Kerle sicherlich nicht damit rechnen, dass ich noch lebe.“
„ Wie willst du Beweisen, dass es dein Gaul ist. Mister Galling hat viele Pferde bei sich im Stall stehen, und wenn ich dich sie so ansehe, kommt mir der Gedanke, dass du lügst. Ich habe schon viele Landstreicher gesehen und kenne ihre Maschen, aber deine ist neu. Trotzdem falle ich nicht auf diese billigen Spielchen rein.“
Nick atmete tief ein. Er musste sich beherrschen, dem fetten Sheriff nicht am Kragen zu packen und ihm eine rein zu schlagen. Schon die Anrede war respektlos.
„ Ich bin mir im Klaren, dass ich im Moment etwas unsauber aussehe, aber immer noch besser als ihre Erscheinung und sie sind hier der Sheriff. Ich bin Marshall. Mein Name ist Nick Ryder aus Cutter, Arizona.“
„ Soso aus Arizona. Was suchst du dann hier in Texas? du hast keinerlei Befugnisse hier.“
„ Das weiß ich. Ich bin auf der Durchreise, weil ich einen Freund besucht habe.“
„ Ihr aus Arizona, habt wohl nichts zu tun in euerem Kaff. Ich kann mir keinen Urlaub leisten.“ Sheriff Colbert schob sich das nächste, mit Schokolade überzogene Stück Kuchen in den Mund. Er spuckte, als er mit vollem Mund weiter sprach.“ Kannst du dich Ausweisen?“
„ Nein. Mir wurde alles gestohlen. Ich habe nicht mal mehr meinen Stern. Aber sie können ja mal mit dem Mietstallmeister reden. Wenn er mein Pferd hat, dann hat er vermutlich auch meine Satteltasche. Vielleicht sind meine Sachen noch drin.“
Sheriff Colbert erhob sich mühsam aus dem Sessel. Sein Hinterteil passte auf den Zentimeter noch zwischen die Armlehnen. Mit beiden Händen stützte er sich auf den Schreibtisch auf. Nick sah behaarten Finger und die ungepflegten Fingernägel. „ Willst du dahergelaufener Landstreicher etwa sagen, dass Mister Galling ein Dieb ist? Ein Mann der hier schon viele Jahre ehrliche Arbeit verrichtet. Verschwinde aus meinem Office und wage es ja nicht dich dem Gesetz zu widersetzen. Ich sollte dich am Besten gleich hinter Gitter stecken.“
„ Nicht nötig. Bewegen sie sich nur nicht unnötig. Ich bin schon weg.“ Nick verließ betrübt das Office. Hier konnte er keine Hilfe erwarten. Sein nächster Weg führte ihn den Saloon. Dort konnte er vielleicht irgendetwas erfahren. Immerhin haben die Diebe auch seine Brieftasche gestohlen, in der noch dreiundvierzig Dollar waren. Das Geld haben die bestimmt längst ausgegeben und wäre der beste Ort dafür? Natürlich der Saloon.
Nick blieb an der Schwingtür stehen und sah sich im Saloon um. Es war noch nicht viel los. Zwei Männer standen an der Theke, weitere vier saßen am Tisch und Pokerten. Ein Girl brachte einen Teller mit Steak und Bohnen zu einem Pokerspieler. Der Duft zog bis in Nicks Nase. Sein Magen knurrte, als bei dem Anblick des saftigen Fleisches. Erst jetzt viel Nick auf, dass er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Langsam ging er zur Theke und überlegte, wie er wohl dem Keeper etwas zu Essen abschwatzen konnte. Der Mann hinter der Theke war ein großer, schlanker Bursche. Er kam sofort auf Nick zu und sprach ihn mit rauer Stimme an.
„ Einen Whiskey?“ Sein volles blondes Haar war hinten zusammengebunden, so dass ein kurzer Pferdeschwanz zu sehen war. Seine müden Augen zeigte die Langeweile an, mit der er hier seine Arbeit verrichtete.
„ Nein Danke. Sie haben nicht vielleicht ein stück Brot übrig? Meinetwegen kann es auch trocken sein.“ Sprachlos sah der Keeper Nick an. Dann sprudelte es wie ein Wasserfall aus ihm heraus. „ Das habe ich gerne, Bettler. Wenn du kein Geld hast, such dir Arbeit. Ich
Muss auch sehen wovon ich Lebe. Entweder du hast Geld, oder du verschwindest aus meinem Saloon.“ Er streckte sich zu voller Größe und überragte Nick um einen halben Kopf, dann rief er laut aus, „habt ihr das gehört? Der Kerl hier bettelt um ein stück Brot. Helft ihm mal und zeigt ihm den Ausgang!“ Bevor Nick noch etwas sagen konnte kamen zwei der Männer auf ihn zu und packten ihn am Kragen. Ryder hatte gar keine Chance sich zu verteidigen. Sie schoben ihn unsanft zur Tür und gaben ihm einen Schubs hinterher. Nick stolperte die Stepwalk Stufen hinunter und konnte sich gerade noch an der Pferdestange fangen. Die ganze Stadt schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Die letzte Möglichkeit doch noch Hilfe zu bekommen war ein Besuch beim Major. Aber wo wohnte er? Niemand gab ihm eine Auskunft. Er sprach ein paar Männer sowie zwei Frauen an, die sich auf der Straße aufhielten, aber sie wichen ihm aus. Müde und hungrig setzte er sich auf eine Stufe und vergrub sein Gesicht in den Händen. „ Das kann doch alles gar nicht wahr sein.“ Dachte er. Vom Fenster des Sheriffoffice aus schaute der dicke Gesetzeshüter auf die Straße. Genüsslich grinste er über die aussichtslose Lage des Marshalls, der da unten auf der Treppe saß.
In Cutter schien alles verrückt geworden zu sein. Eine Menschenschlange stand vor dem Hotel und wer dort nicht anstand, der hielt sich in Gruppen auf, die laut Diskutierten.
Jett stand im Office und schüttelte immer wieder den Kopf. Auch Lex Cooper war von dem Zukunftsfieber angesteckt. Als ihm zum zweiten Mal die Tasse aus der Hand fiel wurde es Jett zu Bunt. „ Mensch sei doch mal konzentrierter und spring hier nicht so dumm rum. Du benimmst dich ja wie ein Affe.“ Lex schaute auf die große Standuhr. „ Nur noch eine Stunde, dann geht es los.“ Sagte er aufgeregt. „ Sieh doch. Es hat angefangen zu regnen. Miss Odin hatte Recht. Ich kann auch schon den Donner hören.“
„ Du hörst gleich einen Donner von mir, wenn du dich nicht bald auf deinen Hintern setzt und ruhig bist.“ Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel und mit ihnen kamen die ersten Schreie von Draußen her. Jett rannte raus, weil er glaubte jemand sei in Gefahr. Dann sah er Joana Fester, die Frau des Bäckers, sie kam auf ihn zu gerannt und fiel ihm kreischend um den Hals. „ Oh mein Gott. Mein Mann stirbt.“ Jett löste den Griff von sich und fragte die völlig verzweifelte Frau, “ Wo? Was ist passiert?“ „ Sie hat gesagt, dass er nicht mehr lange Leben wird. Schon bald erwischt ihn ein Herzinfarkt. Ich muss zu ihm. Er darf sich nicht mehr anstrengen. Am besten, wir verkaufen die Bäckerei.“
„ Misses Fester! Waren sie bei Miss Odin?“ „ Ja Natürlich. Bitte endschuldigen mich Sheriff, ich muss einen Käufer für die Bäckerei finden.“ Sie raffte ihren Rock etwas an, damit er nicht über den nassen Boden schleift und rannte los. Jett sah ihr nach. Der Regen wurde stärker und lief an seiner Hutkrempe herunter. Ein junger Mann rief ihm von der Ferne zu “, Sehen sie doch Sheriff! Es regnet, wie vorhergesagt!“ Der Schmied Ole Swenson war der nächste, der auf die Straße kam und laut klagte “, Was soll ich tun? Meine Schmiede, meine schöne Schmiede. Alles habe ich da hinein gesteckt, mein gesamtes schwerverdientes Geld. Und nun erfahre ich, dass sie abbrennen wird.“ „ Sie haben es da ja noch gut“, rief ein Anderer. „ Ich werde bald im Rollstuhl sitzen. Am besten ich lasse mir schon einen anfertigen vom Tischler. Das wird mein gesamtes erspartes Geld kosten.“
Jett wusste nicht ob es sich noch lohnt einzugreifen oder ob er einfach zusehen sollte. Die beste Idee war wohl, in einer Stunde zu diesem Treffen zu gehen und dem ganzen ein Ende zu bereiten, wenn es aus den Fugen gerät. „Das wird nicht leicht werden“ dachte er. Schließlich hatte er die ganze Stadt gegen sich. Jett beschloss seinen Freund Doktor Jim Leonard einen Besuch abzustatten. Er war ein studierter Doktor und würde sicherlich auch nicht an den Spuck glauben. „ Oh Nick, du weißt gar nicht wie gut du es im Moment hast.“ Murmelte er während er zur Arztpraxis ging.
Ryder blieb gar keine andere Wahl als bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten. Dies tat er unter einer alten Eiche am Rande der Stadt. Dann schlich er zum Mietstall. Das Tor war verschlossen. Aber bei seinem letzten Besuch hier fiel ihm die Futterklappe an der Außenwand auf. Dort war eine Rutsche auf der das Getreide für die Pferde bis zu einem Auffangbecken rutschte. Ein Handwagen stand außen davor mit dem er wohl das Getreide beim Müller holte um es hier abzulassen. Die Klappe war nicht sehr groß, aber Nick passte, mit seinem schlanken Körper, dennoch hindurch. Leises schnauben und scharren der Pferde war zu hören, als er sich an der Wand entlang tastete. Vorne am Tor hing eine Lampe, die musste er erreichen, denn hier herrschte völlige Dunkelheit. Ein altes Wagenrad lag im Weg über das Nick stolperte. Zum Glück war der Boden gefegt und es lagen keine weitere Gegenstände herum. Nick konnte den Sturz sanft abfangen. Für einen Moment war er Orientierungslos. Wo war das Tor? Hatte er sich um die Eigene Achse gedreht und stand nun anders herum? Leise flüsterte er den Namen seines Pferdes. „ Ladigo.“ Sofort antwortete das treue Tier ihm mit einem Schnauben. Es kam ganz klar von Rechts. Also musste das Tor irgendwo vor ihm sein. Er tastete sich an der Sattelstange entlang, die ihn ein gutes Stück Sicher vorwärts führte. Dann endlich fand er die Lampe. Auf dem Balken lagen die Streichhölzer. Nick sah sich im Stall um. Irgendwo hier musste doch seine Satteltasche sein.
Bei den allen Sätteln hing die Tasche dran, nur nicht an seinem. Wenn sie tatsächlich noch hier war, blieb nur noch der Schrank als Versteck. Ein großer zweitüriger Eichenschrank dessen Türen mit einem Vorhängeschloss verschlossen waren. „ Mist!“ Fluchte Nick und sah sich um, ob irgendetwas herumlag, womit er das Schloss öffnen konnte. Gleich neben dem Eingang stand die Mistgabel. „ Ein Versuch ist es wert.“ Sagte er zu sich und setzte die eisernen Zinken zwischen Schloss und Scharnier an. Er musste kräftig ziehen und rutschte zweimal ab. Beim dritten Versuch brach das Scharnier aus dem Holz und die Tür hing nur noch an einer Angel. Nick hob sie ein Stück an und konnte sie ein Stück öffnen. Eine Seite war nun einsichtig und mit etwas Glück war es die Richtige. Er hielt die Lampe an den Spalt so das der schein das Innere beleuchtete. Seine Augen leuchteten mit, als er sah, dass sie auf dem oberen Brett lag. Er zwängte sich in den schmalen Spalt und angelte mit den Fingern nach der Satteltasche. Dabei ertastete er einige Zettel, die auf dem gleichen Brett lagen.
Er zog sie vor und konnte bei näherem hinsehen die Schräge Schrift des Sheriffs erkennen.
Es waren die gleichen Papierchen, die auch im Office herum lagen. Nock schüttelte den Kopf. Anscheinend bestimmte der Sheriff hier jeden Schritt des Stallmeisters, so viele Zettel hielt er in der Hand. Aber das war nicht der Grund für das Aufbrechen der Schranktür. Wieder zwängte er seinen Arm durch die Öffnung und konnte die Ausbeulung der Seitentaschen fühlen, also waren seine Sachen noch darin. Man hatte sie noch nicht gelehrt. In dem Moment indem er sie mit Zeigefinger und Daumen ein Stück herangezogen hatte, öffnete sich das Tor. Stallmeister Galling stand groß und breit im Torrahmen, im Anschlag hielt er ein Gewehr dessen Lauf auf Nick zielte.
„ Sieh mal einer an. Du schon wieder. Ich wusste das du zurückkommst, Landstreicher. Ich habe dich auf frischer Tat ertappt und mache von meinem Recht gebrauch, dich abknallen zu dürfen.“ Er entsicherte die Winchester, krümmte den Zeigefinger am Abzug und schoss. Nick konnte seinen Arm noch rechtzeitig herausziehen um sich hinter den Schrank zu werfen. Die Kugel zischte über seinen Kopf hinweg und schlug in die hintere Wand ein. Die Pferde begannen sofort nervös zu trampeln und traten angstvoll gegen die Boxen. Lautes wiehern hallte durch den Stall. Mit einem Hechtsprung schaffte Nick es hinter den Futtertrog zu springen um von dort an, die Getreideklappe zu erreichen. Galling ahnte sein Vorhaben. Er versperrte ihm den Weg und wollte von dieser Seite aus einen sicheren Schuss abgeben, da er Nick in der Falle glaubte. Den dunklen Winkel ausnutzend sprang Ryder nach vorne, dem Mann in die Arme und stieß ihn um. Galling lag nun unter ihm. Er versuchte nach dem Gewehr zu greifen, das ihm aus der Hand gefallen war, aber es lag um ein paar Zentimeter zu weit weg. „ Es tut mir leid Mister, aber sie lassen mir keine andere Wahl.“ Sagte Nick und gab ihm einen Kinnhaken, der Galling sofort in das Land der Träume schickte. Nick konnte das Gewehr noch packen, jedoch die Satteltasche musste er liegen lassen. Die Schüsse haben die Stadt geweckt, viele Stimmen näherten sich dem Stall, unter ihnen hörte er auch die Stimme des Sheriffs. Bevor er sich durch die Klappe zwängte hielt er inne. Eine ungewöhnlich hohe Männerstimme gab Befehle an die Deputys. Das war der Kerl, der ihn am Feuer um eine Tasse Kaffee bat und ihn anschließend ausraubte. Ihm blieb keine Zeit mehr weiter zu lauschen. Zum Glück war noch niemand auf die Idee gekommen hier hinten einen Posten aufzustellen. Marshall Ryder konnte ungesehen flüchten.
Eine Stunde später standen Sheriff Colbert, Stallmeister Galling und Major Books im Office.
Der Sheriff wuchtete seinen Bauch um den Schreibtisch und ließ sich mürrisch in seinen Lehnensessel fallen. Die Holzbeine des Sessels knarrten und schoben leicht auseinander. Die hinteren Beine des Stuhls hatte ein Tischler schon mit einer Querstrebe abgesichert, dennoch würden sie dem Gewicht nicht mehr lange standhalten. Er schaute den Major an und sagte,
„ Warum habt ihr nicht wie die Anderen umgebracht. Kannst du etwa nicht mehr richtig zuschlagen? Jetzt haben wir einen Marshall aus Arizona hier, der uns Probleme bereiten wird.“
„ Das ist nicht fair Sheriff. Bis jetzt haben wir mit jedem Überfall fette Beute gemacht. Aber keine Sorge, wir werden mit dem schon fertig. Er wird hier keine Freunde finden und ewig kann er sich nicht versteckt halten.“ Verteidigte sich Major Books. Dann wandte Sheriff Colbert sich an Galling “, Du musst den Gaul wo anders verstecken. Fast wäre ihm ein Flucht mit dem Tier gelungen. Dann ist es vorbei mit unsrer Macht. Er darf Irontown nicht lebend verlassen, ist das klar! Ich kann mir keine weiteren Schnüffler leisten, die mir auf die Finger sehen.“ „ Wie finden ihn. Keine Sorge.“ Sagte Books mit sicherer Stimme. Galling nickte dem bei. „ Dann macht euch an die Arbeit.“
Nick lag lang ausgestreckt auf dem Dach Hotels. Das einzige Gebäude, das höher war, als das Office und ihm genau gegenüber lag. Er konnte zwei Männer sehen, die das Office verließen. Als diese in den Lichtkegel der aufgehängten Kerosinlampe traten, erkannte er den Mann mit den roten Haaren. Deutlich waren in der klaren Nacht ihre Stimmen zu hören.
„ Was nun? Wo fangen wir mit der Suche an?“ fragte Galling.
„ Erst mal gehen wir was trinken.“ Antwortete Books und wollte los Richtung Saloon losgehen. Galling hielt ihn am Arm zurück. „ Bist du verrückt? Er hat gesagt, dass wir ihn suchen sollen. Du bekommst gewaltigen Ärger, wenn du dich jetzt besäufst.“
„ Wer redet von besaufen! Ich will doch nur einen Whiskey trinken. Das werde ich als Major doch wohl können. Wenn dem Fettsack das nicht passt, hat er Pech gehabt. Ich bin es, der ihm das Amt wegnehmen kann, nicht umgekehrt!“
Für einen Augenblick schloss Nick die Augen. Die Hoffnung beim Major Hilfe zu bekommen war nun auch zerstört. Aber langsam begriff er die Zusammenhänge. Der Junge Major muss wohl durch die Hilfe des Sheriffs sein Amt bekommen haben. Anscheinend unterdrücken sie die ganze Stadt. Das hier jeder Angst hat, etwas zu Sagen wäre damit verständlich. Nichts ist schlimmer als ein Korrupter Sheriff. Und so einer stand gegenüber am Fenster und blickte auf die Straße. Zum Glück war es eine warme Sternenklare Nacht. Nick drehte sich auf den Rücken und schlief vor Erschöpfung ein.
Sheriff suchte Armstrong suchte Doktor Leonard, konnte ihn aber nirgends finden. Er schlenderte die Straße entlang und versuchte zu Verstehen was hier gerade geschah. Niemand verrichtete seine Arbeit mehr. Die Bäckerei war geschlossen. An der Tür hing ein Schild: ZU VERKAUFEN. Dabei war es der größte der Traum des Bäckermeisters Fester Carl, endlich einen eigenen Laden zu besitzen. Nach Jahrelanger Knechtschaft unter seinen Vater, gehörte ihm nach dessen Tot, das Geschäft. Er besaß es nun seit drei Jahren. Sein Vater starb im hohen Alter von vierundachtzig. Er hatte bis zum letzten Atemzug das Zepter voll in der Hand. Er starb an einem Herzinfarkt. Carl heiratete eine Woche später seine damals heimliche Geliebte Ilse. Niemand nahm ihm das Übel. Jeder wusste, unter welchem Druck der Junge jahrelang stand und dass er um seinen Vater nicht lange trauern würde.
Jett wollte noch einmal mit dem Bäcker reden. Ihm den Unsinn aus dem Kopf schlagen, aber er fand schon nicht die richtigen Worte. Leichte Kopfschmerzen erschwerten im sich zu konzentrieren. Er rieb sich den Nacken, den sich steif und verspannt anfühlte und sah dabei zum Friedhof hinüber, der am Ende der Straße lag. Plötzlich hielt er in seiner Bewegung inne.
War es ein Trugbild oder hatte er es wirklich gesehen? Schnell rannte er die Straße weiter und den kleinen Hügel hinauf. Ein weißer Zaun umrandete den Boothill auf dem schon etliche Tote ihre letzte Ruhe fanden. Unter der großen Trauerweide stand ein Wagen. Zwei Pferde waren daran angezäumt, auf der Ladefläche stand Garry Pyton. Um seinen Hals war eine lag eine Schlinge dessen anderes Ende um einen Ast gebunden war. Sheriff Armstrong blieb am Zaun stehen und sah zu dem jungen zwanzigjährigen Mann, der zitternd auf dem Wagen stand. „ Gehen sie Sheriff. Hauen sie ab. Lassen sie mich alleine.“ Schrie er. Langsam schritt Jett zum Eingang, ging bis zum ersten Grab und blieb dort wieder stehen, denn Garry trat mit den Füßen auf die Ladefläche des Wagens. Das machte die Pferde nervös. Sie brauchte nur zwei Schritte zu tun, dann würde der Wagen unter Garrys Füßen weg sein und er am Galgen baumeln. „ Hör zu Junge. Was auch immer dich betrübt, ich kann dir helfen. Komm da runter und rede mit mir.“ Jett versuchte ihn umzustimmen, aber Garry schien sehr verzweifelt.
„ Niemand kann mir helfen. Ich will nicht so leben. Eher werde ich sterben, bevor es soweit ist!“ Eine Ahnung stieg in Jett auf und gezielt fragte er, „ warst du bei Miss Odin? Hat sie dir was in den Kopf gesetzt?“ „ Ich wollte erst nicht. Aber Lory war ganz begeistert und nahm mich mit.“ „ Weiß deine Freundin, dass du dir hier das Leben nehmen willst?“
„ Um Himmels willen, nein. Wenn ich tot bin, sagen sie ihr, dass ich ihr ein Leben mit einem Krüppel ersparen wollte. Sie soll sich einen Mann suchen, der das ganze Leben für sie sorgen kann.“ Garry straffte seine Haltung. Wie ein Soldat stand er da. Seine eigenen Worte machten ihn stolz und er war fest überzeugt, als Held zu sterben.
„ Stell dir mal vor, deine Lory findet einen Mann, der sie nicht so gut behandelt wie du. Vielleicht schlägt er sie sogar oder nutzt sie nur aus. Wieso kannst du dir so sicher sein, dass sie etwas findet. Garry, du hast dein ganzes Leben noch vor dir. Zusammen mit Lory kannst du glücklich alt werden. Sie liebt dich!“
„ Miss Odin hat gesehen, wie ich im Bett liege. Gelähmt vom Nacken an abwärts. Ich konnte nicht mal mehr die Finger bewegen. Wollten sie warten, bis es soweit ist Sheriff? Bis sie ihr hin siechendes Leben nicht einmal mehr selbst beenden können?“
„ Miss Odin ist eine Schwindlerin. Sie macht viel Geld mit ihrer Show. Niemand kann die Zukunft vorher sagen, sie ein unbeschriebenes Blatt.“
„ Haben sie denn nicht die Zeitungen gelesen? Im Hotel liegen dutzende davon mit Berichten über ihre sagenhaften Vorhersagen. Alles, was sie sagte traf ein. In Laramie gab es einen Indianeraufstand. Sie hat die exakte Zahl von fünfundzwanzig Toten, weißen Männern voraus bestimmt. Und in Texas, Laredo gab es einen Banküberfall. Die Bank wurde in die Luft gesprengt und riss zehn Menschen mit in den Tot.“ Jett staunte nicht schlecht. Von den Zeitungen hatte er bisher noch nichts gehört. Anscheinend ließ sie keine Mittel aus, um ihr mieses Geschäft Nachdruck zu verleihen. Jett bemerkte, dass er an Garry nicht mehr heran kam. Zu tief saß die Angst in dem Jungen auf eine hoffnungslose Zukunft. Er wollte gerade nach vorne hechten und die Pferde daran hindern sich zu bewegen, da schnalzte Garry mit der Zunge. Die gut erzogenen Tiere trabten sofort an. In der nächsten Sekunde hing Garry Pyton mit den Füßen in der Luft. Das Seil spannte sich und die Schlinge zog sich zu. Im Reflex griff der Junge nach der Schlinge am Hals, konnte seine Finger aber nicht mehr dazwischen schieben, so sehr war sie schon zugezogen. Jett hatte nur noch eine Chance. Hinrennen und ihn hochhalten bis Hilfe kam, war unmöglich, da er viel zu hoch hing. Er kniete vor dem Grabstein nieder legte seine Hand mit dem Revolver auf den oberen Rand des Steines und zielte auf das Seil. Der erste Schuss ging knapp daneben, doch schon der Zweite zerfetzte die Hälfte der Fasern. Ein dritter Schuss war nicht mehr nötig. Das Seil riss unter dem Gewicht des Jungen. Unsanft landete dieser auf den Boden. Röchelnd blieb er liegen, während Jett ihn von der Schlinge befreite. „ Sei kein Narr. Noch bist du gesund und kräftig. Ich gebe dir mein Wort, solltest du irgendwann gelähmt daliegen, werde ich dein Leben beenden.“
„ Und was mache ich, wenn es sie vorher erwischt?“ krächzte Garry.
„ Dann wird es der Marshall tun. Komm lass uns zurückgehen.“ Garry ließ den Kopf hängen. Er schämte sich für das, was er getan hatte. „ Werden sie es rund erzählen Sheriff?“
„ Keine Sorge. Das bleibt unter uns. Aber mach das ja nicht noch mal.“ Sie nutzten den Wagen für den Rückweg und erzählten der aufgeregten Lory, die Pferde wären durchgegangen und sie musste sie wieder einfangen.
Jett ging ohne Umwege zum Hotel. Im Eingansbereich lagen tatsächlich einige Zeitungen auf einen Tisch ausgebreitet. Er sah auf die Titelseiten. Louisa News, Gordon City New Information GCNI, News of Tyredo und Times of Holloway. Dies waren alles Städte, die weit weg waren. Und mit Sicherheit besaß keine dieser Städte eine Telegraphenstation. Merkwürdig waren auch die Berichte über Miss Odin. Jeweils eine ganze Seite füllte so eine Nachricht. Weder auf dem Titelblatt noch im Inneren gab es sonst einen Hinweis auf sie. „Da kommt einem doch der Gedanke, dass die Seiten nachträglich eingelegt wurden.“
Peggy-Sue kam um die Ecke. Freudestrahlend begrüßte sich den Sheriff. „ Schön sie hier zu sehen. Möchten sie einen Drink, solange sie warten?“ In ihrer Hand hielt sie ein Tablett auf dem gefüllte Sektgläser standen. „ Nein Danke. Ich bin nicht hier um bei Miss Odin mein Schicksal zu erfahren. Ich will ihr etwas sagen. Wo ist sie?“
„ Tut mir leid, aber sie hat eine Sitzung. Die ganzen Leute, die sie dort im Restaurant sehen warten alle auf eine Private Seance.“ „ Es ist mir egal worauf die warten. Also wo ist sie!“
Energisch sah er sie an, aber Peggy-Sue sagte nichts. Erschrocken über die Grobheit des sonst so freundlichen Sheriffs verschlug es ihr die Stimme. Im ersten stock wurde eine Tür geöffnet. Kreidebleich kam eine junge Dame heraus. Sie zog ein Taschentuch aus ihrem Handtäschchen und tupfte sich die Tränen ab. Schon ging der Nächste die Stufen hinauf. Jett überholte ihn indem er drei Stufen übersprang. Der Mann hielt ihn an der Weste zurück.
„ Hey, ich bin dran! Ich warte schon seit zwei Stunden!“ schimpfte der Mann hinter ihm her. Jett drehte sich zu ihm um und sagte mit ernster Stimme “, Wollen sie ihr Schicksal wissen? Das kann ich ihnen auch sagen. Sie sterben in den Sekunden bei einem Treppensturz, wenn sie mich nicht loslassen.“ Das Mädchen, das vorhin aus der Tür kam stand schluchzend im Flur. Jett war so wütend, das er nicht mal anklopfte. Er riss die Tür auf, die mit gepolter gegen den Schrank schlug und stand breitbeinig im Rahmen. Im abgedunkelten Zimmer saß Miss Odin an einem Tisch. Vor ihr lag eine Glaskugel. Kerzen beleuchteten ihr Gesicht. Im Hintergrund sah Jett die drei Männer, die sie begleiteten. Er machte einen Schritt auf sie zu, da kamen die Bodyguards ihm schon entgegen. Miss Odin winke sie ab. „ Alles in Ordnung Jungs. Der Sheriff möchte sicher nur in ruhe mit mir reden. Setzten sie sich doch.“ Vor dem Tisch stand ein Stuhl, der so klein war, dass jeder zu ihr aufsehen musste, der dort Platz nahm.
„ Ich habe gespürt, dass sie kommen. Die Geister haben mir schon von ihrem Schicksal erzählt. Passen sie gut auf, wenn sie allein auf der Straße stehen. Eine Kugel wird sie treffen.“
Jett setzte sich nicht. Er blieb vor dem Tisch stehen und blickte in ihre dunklen Augen.
„ Wissen sie eigentlich, was sie anstellen?“ „ Ich helfe den Menschen mit ihren Schicksalen
Besser fertig zu werden. Wenn ich weiß was auf mich zukommt, dann kann ich mein Leben danach richten. Wer sonst hat die Chance noch vor seinem Tode alles zu erledigen. Sich von seinen Lieben zu verabschieden und es ihnen leichter zu machen. Wenn sie wüssten, dass sie Morgen Typhus bekämen, würden sie da nicht heute schon in Quarantäne gehen um andere nicht zu gefährden?“ In ihren Augen flammte es auf. Sie war gut, sehr gut in ihrer Rolle.
„ Hören sie auf! Fast hätte sich ein Junger Mann ihretwegen das Leben genommen. Ein gesunder, kräftiger und frisch verliebter Bursche. Der Bäcker will sein Backhaus verkaufen, wo sein ganzes Leben drinsteckt. Der Schmied packt zurzeit keinen Hammer mehr an. Die ganze Stadt steht auf dem Kopf. Ich will gar nicht erst wissen, was sie dem armen Mädchen erzählt haben, die hier vor mir heraus kam. Das muss aufhören.“
„ Sie können es mir nicht verbieten, Sheriff.“ „ Wetten doch?“ „ Versuchen sie es doch. Nennen sie mir nur einen Namen, der sie unterstützt. Sie haben alle gegen sich, bedenken sie das. Die nächste Wahl kommt ganz sicher.“ Wütend schlug Jett mit der faust auf den Tisch.
Diese Miss Odin hatte Recht. Ihm waren völlig die Hände gebunden. Er konnte sie nicht festnehmen, denn sie tat nichts Illegales, jedenfalls konnte er es nicht nachweisen. Und die Sitzung absagen, ging gar nicht. Die Bürger Cutters würden ihn lynchen. Also konnte er nur weiterhin nach Beweise suchen, die ihren Betrug aufdeckten.
Die Mainstreet war leer. Wie in einer Geisterstadt fegten nur die ausgetrockneten Büsche über die Straße. Armstrong stand mitten auf der Kreuzung, als plötzlich ein Schuss fiel. Die Kugel traf seine Schulter und riss ihn einmal um die eigene Achse. Bevor er die Orientierung wieder fand konnte er nicht mehr feststellen wo her der Schuss kam. Laute Schreie hallten aus dem Hotel und der Mann den er eben auf der Treppe überholt hatte rief laut. „ Das hat Miss Odin vorhergesagt. Ich habe es genau gehört. Ich stand in der Tür. Sie hat ihn gewarnt. Ein Schuss fällt, wenn er allein auf der Straße steht! Sie ist ein Engel! Nur Engel wissen über unser Schicksal bescheid.“ „ Wohl eher ein Teufel. Mit allen Intrigen.“ Murmelte Jett und rieb seine schmerzende Schulter. Angst vor einen weiteren Anschlag hatte er nicht. Für ihn war klar wer der Schütze war. Dies galt nur der Miss Odin weiterer Unterstützung.
Doktor Leonard war immer noch nicht in seiner Praxis. Also beschloss Jett sich selbst zu behandeln. Es war ja zum Glück nur ein Streifschuss. Schmerzlich aber nicht gefährlich.
Er saß allein in seinem Office und es hatte den Anschein, dass ruhige Nacht werden würde. Aber das war nur die Ruhe vor dem Sturm. Und dieser wird in einer Stunde losbrausen. Er wird seinen Auslöser im Saal des Hotels Von Peggy-Sue finden und Jett konnte nichts dagegen tun.
Es war der quälende Hunger, der Nick aus seinem schlaf riss. Jetzt knurrte der Magen nicht nur, sondern rebellierte mit Krämpfen. Er musste unbedingt was zu Essen finden. Er beschloss sich nicht länger zu verstecken. Es war dunkel als Galling ihn im Stall erwischte. Er konnte nicht beweisen, dass Nick der Nächtliche Einbrecher war. Natürlich war es riskant, denn der Sheriff wird alles versuchen ihm den Einbruch anzuhängen, aber Nick setzte nun alles auf eine Karte. Er konnte sich nicht ewig verstecken. Außerdem fuhr Morgen sein Zug und den wollte er unter keinen Umständen verpassen, denn er fährt nur einmal die Woche.
Nick klopfte sich den Staub aus der Hose, strich sein Haar mit den Fingern zu Recht und marschierte zum Sheriffoffice.
Er hatte einen guten Grund das Office noch mal zu besuchen. Dort gab es mit Sicherheit etwas zu Essen. Bestimmt stand wieder ein Teller Kuchen auf dem Schreibtisch. Er würde gar nicht erst danach fragen, sondern dreist zugreifen.
Wie erwartet saß der Sheriff in seinem Sessel. Er hatte mühe mit den kurzen Armen den Tisch zu erreichen, doch näher ranrücken ging auch nicht. Dazu war der Bauch im Weg.
Seine Gesichtsfarbe wich völlig, als er Nick Ryder in der Tür stehen sah. Bleich starrte er den Gesuchten Dieb an. Nicks erster Blick galt dem Schreibtisch und er hatte richtig gewettet. Es kam sogar noch besser, denn statt eines Kuchens lagen Hühnchenbeine auf einem Tablett.
„ Ich habe gehört sie suchen mich Sheriff. Darf ich den Grund erfahren?“ Während Nick eine Belanglose frage stellte, an deren Antwort er gar nicht interessiert war, ging er zum Schreibtisch, nahm ein Hühnerbein weg und setzte sich auf einen Stuhl. Sheriff Colbert war so in Rage, dass ihm das gar nicht auffiel. Seine Gesicht wechselte von weiß ins dunkelrot.
„ Hast du den Verstand verloren? Erst erzählst du mir von einem Raub, dass ist schon mal Irreführung des Gesetzes. Bettelei im Saloon und schließlich Einbruch im Mietstall mit Körperverletzung. Dafür kann ich dich für lange Zeit festsetzten.“ Nick hörte nur mit einem Ohr zu. Er genoss das Hühnerbein und griff gleich darauf ein zweites Mal zu.
„ Finden sie das nicht langsam lächerlich? Anstatt mir zu helfen werfen sie mir noch Steine zwischen Beine. Ich war nicht im Stall und ich habe auch nicht im Saloon gebettelt.“
„ Mister Galling hat dich bei der tat erwischt.“
„ Ich habe die Aufregung mitbekommen. Es war Nacht und ziemlich dunkel. Er kann unmöglich jemanden erkannt haben. Außerdem wurde er doch niedergeschlagen, oder irre ich da? Vielleicht hat er im Unterbewusstsein Geister gesehen.“
„ Du warst es. Es gibt Beweise dafür!“
„ So? welche denn!“
„ Du hast versucht den Schrank aufzubrechen um an deine Satteltasche ranzukommen.“
Nick legte das abgeknabberte Bein auf das Tablett zurück und beugte sich weit vor. Er sah tief in die Augen des Sheriffs, der plötzlich begriff, dass er zuviel gesagt hatte.
„ Sie wissen also von meiner Tasche? Das ist sehr schön. Gestern war ich noch ein Lügner.“
„ Ich ähm…es war eine logische Schlussfolgerung. Wer sonst hätte Interesse daran den Schrank aufzuhebeln.“
„ Weiß nicht. Wie viele geklaute Gegenstände liegen denn da drin? Leben die rechtmäßigen Besitzer überhaupt noch? Ich will meine Tasche zurück. Sofort. Am besten mit allem was darin war, sonst werde ich sie und den Stallmann fertig machen. Und glauben sie mir, ich bin durchaus in der Lage dazu, auch wenn ich hier keine Amtsbefugnis habe. Die Gesetzte sind in ganz Amerika die gleichen.“ Nick erzählte ganz bewusst nichts vom Major. Er wollte nicht gleich alle Karten offen legen. Soll sich der Major ruhig noch Sicher fühlen, dann macht er bestimmt irgendwann einen Fehler.
Schwerfällig wuchtete sich Sheriff Colbert hoch. „ Du willst mir drohen?“
„ Es ist mir egal wie sie es nennen. Ich bin im Saloon und ich warte genau eine Stunde. Bis dann habe ich meine Sachen wieder.“ Nick verließ das Office mit gefülltem Magen. Endlich wieder ein gutes Gefühl. Hunger kann grausam sein. Grinsend ging er die Stufen hinunter. Unter seiner Weste hielt die Whiskeyflasche versteckt, die er dem Dicken vom Schreibtisch gestohlen hatte. Er probierte einen Schluck und stellte fest, dass es nicht mal der schlechteste Whiskey war, den er je getrunken hatte. Zum Saloon wollte er gar nicht. Viel mehr war sein Plan, den Sheriff zu beobachten. Holte er selber die Tasche oder ließ er es den Major tun? Nick versteckte sich in einer schmalen Gasse zwischen Hotel und dem Nachbarhaus und beobachtete das Office. Er stand etwa zehn Minuten da, als eine Stimme von hinten sagte,
„ Hände hoch und langsam umdrehen.“
Wie ausgehungerte Hyänen drängten sich die Menschen in das Restaurant, das man zum Saal mit vielen Stühlen und einer Bühne umgebaut hatte. Mittlerweile war das Gewitter genau über der Stadt. Heftige Donner grollten und grelle Blitze durchzuckten die Nacht. Der Regen prasselte in dicken Tropfen herunter, so das es noch mehr Gedränge am Eingang gab, denn jeder wollte schnellst möglichst ins Trockene. Jett stand vor der Tür des Doktor Jim Leonard und pochte dagegen. Es dauerte auch nicht lange, da öffnete sich die Tür und Leonard stand im feinen Anzug gekleidet vor ihm. „ Hey Jett. Bist du hier um mich abzuholen?“ Jett stand mit offenem Mund da und brauchte einige Sekunden, seine Verwunderung zu überwinden.
„ Gehst du etwa auch dort hin?“ fragte er. „ Sicher. So was kann man sich doch nicht entgehen lassen. Diese Chance bekommst du sicher nie wieder im Leben.“
„ Ich habe mehr Verstand von dir erwartet. Du glaubst doch nicht im ernst an diesen Quatsch!“ Leonard kam eine Schritt raus und verschloss die Tür hinter sich.
„ Ich habe schon von solchen Leuten gehört. Es gibt wirklich Menschen, die eine solche Gabe haben. Warum nicht auch sie? Einer ihrer Helfer war bei mir. Er hatte sich in den Finger geschnitten. Es war nur ein Kratzer aber beim säubern der Wunde erzählte er mir interessante Dinge über diese Frau. Es schadet doch nichts sich das mal anzusehen!“
Mit großen Schritten ging Leonard auf das Hotel zu. Jetzt hatte Sheriff Armstrong keine andere Wahl mehr. Er musste sich das anhören um schlimmeres zu vermeiden. Wenn er dort nicht gesehen wurde, würde niemand auf ihn hören, weil sie ihm dann vorwerfen könnten, dass er nicht dabei war. Er betrat den Saal als Letzter. Dunkle Vorhänge verdichteten die Fenster, dass kein Licht mehr hinein drang. Überall standen Kerzenständer verteilt, die ein schummriges Licht verbreiteten. Auf der Bühne war ein Sessel zu sehen und jede menge Knochen lagen auf dem Boden verteilt. Sogar einen Totenschädel konnte Jett im fahlen Licht erkennen. Dieser steckte auf einem Stab, der wiederum auf einem Ständer befestigt war.
Ein schwarzer Teppich lag ausgerollt im Mittelgang, der bis zur Bühne führte. In der hintersten Ecke saß einer ihrer Männer und spielte leise schaurige Musik auf einer Geige.
Ein Glas, welches mit einer goldenen Flüssigkeit gefüllt war hing baumelnd von der Decke herab genau vor einer großen Kerze. Dies hatte den Effekt eines mystischen Schatten-Lichtspiels. „ Sie hat wirklich an alles Gedacht. Nun weiß ich auch was in den vielen Kisten drin war, die sie mitschleppte.“ Dachte Jett und beobachtete die Leute, die nun alle Platz genommen hatten. Man konnte die Anspannung spüren, die in der Luft lag. Bei jeder anderen Versammlung wäre lautes Gerede gewesen, bis einer um Ruhe bittet. Hier wurde leise getuschelt Niemand wollte die Atmosphäre zerstören. Wie in Trance warteten sie alle auf den Beginn. „ Verdammt Clever. Das muss ich mir Eingestehen. Sieht aus wie eine Massenhypnose, wenn es so was überhaupt gibt.“ Jett öffnete hinter sich die Tür um noch einmal die frische Luft von Draußen einzuatmen, denn im Saal stieg weißer Nebel auf.
Wie auch immer sie das gemacht hat, es war Eindrucksvoll. Trotz ihrer arroganten Art, sah Jett, wie verzweifelt eigentlich diese Frau sein musste. Sie ließ niemanden an sich heran.
Sie war nicht wie andere Frauen, die durch ein Kleidergeschäft gingen und sich über die neue Mode erfreuten. Sie teilte mit niemandem ihr Leben, horchte nur nach den wünschen Anderer. Ob das auf die Dauer eines Lebens auszuhalten ist, bezweifelte Jett. Aber wie sollte er ihr helfen. Hier vermutete er erst mal einen Betrug und diesen zu Beweisen war nun sein Ziel.
Dann war es endlich so weit. Miss Odin schritt über den schwarzen Rollteppich.
In der einen Hand eine Kerze, die in einem Schädelknochen steckte, in der Anderen eine Glaskugel. Die Musik der Geige wurde lauter und gab den Takt zu ihren Schritten an.
Sie trug ein weites schwarzes Gewand mit langer Schleppe. Ein Schleier verdeckte ihr Gesicht. Andächtig schritt sie zur Bühne