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Als wäre es Liebe - von Jaelaki, 11.12.2015
Der Gestank des Zigarettenqualms liegt noch in der Luft, genauso wie deine Berührung auf meiner Haut. Wenn ich die Augen schließe, dann fühle ich deine Lippen auf meinem Bauch und deine Hände auf meinem Busen, meinem Po, meinen Schenkeln, dazwischen.
Ich stelle mir vor, wie du genauso innerlich brennst wie ich, wenn du mir so nahe bist.
Stattdessen brennt deine Zigarette.
Ich hasse es, wenn du danach rauchst. Dann stehst du da, nur mit Boxershorts, ziehst die Schachtel aus deiner Tasche, fischst nach dem Feuerzeug und lehnst dich ans Fenster, als wäre ich nicht mehr da, als würdest du dich an etwas erinnern.
Das Bett ist dann zerwühlt, genauso wie ich. Mein Haar und meine Gefühle.
Das hier ist keine Liebe.
Und trotzdem bin ich wieder hier.
»Warum tun wir das eigentlich?«, fragte ich resigniert und hätte es mir lieber verkniffen.
»Weil wir es brauchen«, hättest du vor zehn Jahren geantwortet.
»Weil wir es wollen«, vor fünf.
Jetzt sagst du nichts, zuckst die Schultern, schaust aus dem Fenster über die Stadt und die Beleuchtung in der Nacht. Oben erahnt man Sterne, unten bahnt sich der Morgen an. Am Horizont der schmale Streifen der Dämmerung.
Jedes Jahr – immer an diesem Tag – kommen wir hier zusammen.
»Er würde wollen, dass wir glücklich sind«, behaupte ich und sehe, wie du erstarrst, dann schnaubst du verächtlich. Sein Name ist ein Tabu, schon die Nennung seiner Person – auch nach zehn Jahren.
»Glücklich? Ausgerechnet wir?«, erwiderst du zynisch.
»Es ist nicht deine Schuld«, flüstere ich, ziehe mit meinen Augen die Linien deiner Silhouette nach, deine Beine, deinen Po, deinen Rücken, deinen Hals, dein Kinn, deine Lippen.
Jetzt schließen sie sich um die Zigarette statt um mich.
Mit einem Ruck fährst du zu mir herum, deine Augen verengt, senken sich auf mich, brennen – vor Wut. Du drückst den Stummel aus, genauso wie deine Gefühle, wirfst ihn aus dem Fenster.
»Er hat dich geliebt!«, wirfst du mir an den Kopf, wie eine Beschimpfung, voller Verachtung. Näherst dich mir, die Fäuste geballt, lehnst dich hinunter und küsst mich grob auf die Lippen, der Zigarettengestank umsäumt dich, wie eine Warnung. Ich schließe die Augen.
Wenn ich die Augen schließe, dann fühle ich deine Lippen auf meinem Bauch und deine Hände auf meinem Busen, meinem Po, meinen Schenkeln. Deine zarten Küsse, die du früher über meinen Körper ausgebreitet hast, wie wortlose Komplimente, stille Versprechen.
Harsch drückst du meine Beine auseinander, dringst ohne weitere Vorwarnung mit zwei Fingern in mich ein, fickst mich nur mit deinen Augen und deiner Hand – so hart, dass ich wimmere, dann stöhne.
Hitze walzt zwischen meinen Schenkeln durch meine Adern, versengt mich. Ich brenne. Nicht nur mein Körper. Du verbrennst mich.
»Er hat – dich geliebt«, stöhnst du gegen meine Lippen und ich nehme wieder den Zigarettengestank wahr. »Es ist nicht deine Schuld«, wiederhole ich – hauche ich. Verzweiflung ertränkt meine Worte, lässt mich verstummen.
Du schiebst dich zwischen mich, nimmst mich mit harten, schnellen Stößen. Deine Hände an meinen Schenkeln, lässt mich für diese Augenblicke vergessen, wer ich war, wer du bist und wer wir sein werden.
Das hier ist keine Liebe.
Du stößt zu, stöhnst. Mein Seufzen, das Quietschen des Bettes, dein Keuchen erfüllen den Raum.
Deine Bewegungen werden schneller, fahriger, unkontrollierter.
Vielleicht verbrennst du dich an mir, genauso wie ich mich an dir.
Mit einem Schrei zwischen deinen Lippen presst du dein Sperma in mich, nimmst mich mit in die lodernde Hölle.
Um Atem ringend rollst du dich von mir, liegst einen Moment an meiner Seite.
Ich stelle mir vor, wie du genauso innerlich brennst wie ich, wenn du mir so nahe bist.
Stattdessen steckst du dir deine Zigarette an, während du dich aufsetzt, ziehst den Rauch bis tief in deine Lungen ein und lehnst dich ans Fenster.
Zwischen meinen Beinen läuft dein Sperma auf die Matratze, Schweiß klebt mir Haarsträhnen an die Stirn, in den Nacken.
»Du hast gesagt, dass du damit aufhörst«, sage ich gen Decke.
»Ich bin Nichtraucher«, behauptest du, ziehst wieder an der Zigarette. Ich lache gequält auf.
»Du weißt, dass ich das nicht meine.«
»Warum sollte ich aufhören? Willst du nicht mehr meine kleine Hure sein?«, höhnst du, aber die Zeiten, in denen du mir damit etwas antun kannst, sind vorbei. Vielleicht willst du dich nur selbst verletzen, weil dich das Feuer innen sonst umzubringen droht. Ich kenne das.
Das ist keine Liebe.
»Er hat sich nicht deinetwegen umgebracht«, erwidere ich ruhig und die Stille dröhnt in meinen Ohren, während du nichts sagst, nur das Glimmen deiner Zigarette und der Gestank, der nicht komplett aus dem Fester zieht.
»Ja, vielleicht«, zischst du, »vielleicht hat er sich deinetwegen vor den Zug geworfen.«
Ich weiß, dass ich die nächsten Worte nicht hören möchte, dass ich dir ein Kissen aufs Gesicht drücken und laut bis dreißig zählen will. Aber ich bleibe im Bett liegen, nackt und nass.
»Weil ihn seine Frau mit seinem Bruder betrogen hat? Weil seine kleine Tochter eigentlich seine Nichte ist?«, bohrst du deine Fragen in die Stille, die keine sind und keine Antwort verlangen und ich presse meine Augenlider aufeinander. Deine zarten Küsse, die du früher über meinen Körper ausgebreitet hast, wie wortlose Komplimente, stille Versprechen – ich stelle fest, dass ich mich nicht mehr daran erinnere, wie es sich angefühlt hat.
Das ist keine Liebe.
»Weißt du, wie sie aussieht?«, frage ich leise und weiß die Antwort auch ohne deine Worte. »Sie hat deine Augen.«
Du schnaubst, ziehst wieder an der Zigarette. Die Stille braust um uns herum wie ein Sturm und wir verbrennen in dessen Auge. Du tust so, als wäre es dir egal.
Ich stelle mir vor, wie du genauso innerlich brennst wie ich, wenn du an ihn denkst.
Du brennst.
Ich stelle mir vor, wie du genauso innerlich brennst wie ich, wenn du an uns denkst.
Stattdessen brennt deine Zigarette.
»Ja, er ist tot! Aber wir leben! Du, ich, deine Tochter! Haben wir kein Recht darauf, glücklich zu sein?«, schreie ich ihn an, klammere mich an die Decke, als könnte sie mich vor diesen Gefühlen schützen. Schreie und schluchze. Du regst dich nicht. Als hättest du all deine Wut in mich hinein gezwungen, mit jedem Stoß tiefer gepresst.
Die Nacht seines Todes weicht dem Tag, wie die Dämmerung der Sonne, die in meinen Augen brennt. Genauso wie du.
»Warum?«, flüstere ich schwach, als ich keine Kraft mehr habe zu schreien und zu weinen.
Du ziehst dir schweigend deine Kleidung drüber.
»Sie sollte seine Augen haben«, erwiderst du nur und lässt mich zurück.
Der Gestank des Zigarettenqualms liegt noch in der Luft.
Er erinnert mich an Liebe.


»Mir ist ein toller Schluss für die Story eingefallen. Jetzt fehlt nur noch der Rest.«



©2015 by Jaelaki. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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