Du schriebst es in einem letzten Brief: Genieße den Augenblick des Glücks. Ja, es gab viele dieser Augenblicke mit dir. Und genossen hab’ ich sie wahrlich. Aber weißt du, diese Augenblicke sind eigentlich ein Nichts gegen das Glück der Augenblicke. So wirst auch du zu einem Augenblick werden, der glücklich machte, und nicht zu einem Abschied.
Ja, der Abschied. Auch ein Augenblick. In einem solchen Glück zu finden, ist sehr schwer. Und doch ist es da, das Glück – wenn auch oft nur für Einen von Zweien. Zunächst jedenfalls. Es hält sich nur ein wenig verborgen. Das Glück darin könnte sein, langes Kämpfen beendet zu haben. Das macht die Augenblicke nach einer Trennung zwar nicht schöner, aber leichter. Das Glück könnte darin stecken, eigene Freiheit zu finden. Oder der Neubeginn – die Chance, die in jedem Abschied steckt – könnte Glück bedeuten.
Ich habe schon viele Abschiede erlebt. Traurige, bittere aber auch leichte. Jedem dieser Abschiede folgte eine Zeit der Besinnung, des Sich-findens. Zeit, über alle vergangenen Augenblicke nachzudenken, die in der Summe schön waren und nur deshalb Trauer oder Schmerz verstärkten. Nur Wehmut ist nicht angebracht, weil mit einem Abschied die Augenblicke nicht aufhören. Sie sind da und gehen nie aus - die vergangenen und die kommenden nicht.
Ist das nicht ein Glück?
Von erpi
Am 30.05.2005 um 09:15 Uhr
Danke für diese Überlegung.
Gruß
erpi