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Prosa => Humor & Satire


Szenen einer Busfahrt - von Satellit, 13.01.2011
Sarah fährt mit dem Bus in die Stadt. Sie hat sich überlegt mit dem Bus zu fahren, weil sich sich für das schmutzige Auto schämt. Gelangweilt schaut sie aus dem Fenster. Sie fährt die Strecke mindestens einmal pro Monat. Immer dann wenn sie sich schämt, dass sie ihr Auto immer noch nicht gewaschen hat.
Vor ihr sitzt eine Mutter mit ihrem Sohn. Sie schätzt die beiden auf Anfag dreißig bzw. fünf. Sarah hört den beiden zu. Es ist auch nicht unbedingt leicht die beiden nicht zu hören denn sie reden sehr laut.
Die Mutter kramt in ihrer Tasche. Der Junge schaut ihr neugierig dabei zu. Ob für ihn etwas dort drin ist? Die Mutter kramt und kramt... Ja, das ist der Nachteil bei großen Taschen. Langsam wird auch Sarah neugierig und schaut der Frau über die Schulter direkt in die Tasche. „Meine Güte, was hat die denn alles da drin?“ denkt sie sich. Und was da alles drin ist! Taschentücher, Schlüssel, Klebestift, ein abgerissenes Pflaster, Batterien, Parfum, Schraubenzieher, Lippenstift, ein Handy. Sarah fragt sich ob ihr Handy unter Anwendung der T9-Funktion den Namen „Sarah“ richtig schreiben kann. Oder kommt da wieder das Wort „Rasch“ bei raus? Sie möchte die Frau aber nicht dazu ansprechen. Offensichtlich ist sie ohnehin mit dem herum wühlen in ihrer Tasche überfordert. Nein, da möchte Sarah die langsam ins Negativ kippende Stimmung nicht auch noch stören!
Oh, was ist denn da? Der Jungen wackelt auf dem Sitz hin und her. Ein Überraschungs-Ei! Der Junge freut sich sehr als die Mutter ihm das Ei in die Hand drückt! Gespannt wartet Sarah auf ein „Danke!“ Aber es kommt nichts. Sie verdreht die Augen und denkt „... was sagt der liebe Junge??? WAS SAGT DER LIEBE JUNGE?“ Doch der Junge reißt das Aluminium vom Schoko-Ei und bedankt sich nicht! Er macht stattdessen die Schokolade kaputt und möchte wissen, was sich in der gelben Plastik-Verpackung verbirgt.
Er hält die gelbe Verpackung an sein Ohr und schüttelt sie. „Mama, was ist da dri-in?“ Fragt er seine Mutter. Er spricht das Wort aus als hätte es zwei Silben. Driiiiii-in. Die Mutter zuckt mit den Achseln. In diesem Moment interessiert sie sich auch nicht so dafür, was der Sohnemann grade macht. Sie blättert in einer Fan-Zeitschrift von Michael Wendler. „Mama! Was ist da drin?“ Komischerweise wird das „drin“ jetzt wieder einsilbig. „Ich weiß, was da drin ist!“ sagt der Junge plötzlich aufgeregt! Er reißt die Augen auf, zieht seiner Mutter am Ärmel und schreit: “Da sind Kellerasseln drin!“ Sarah und andere Fahrgäste versuchen den durch diesen Satz ausgelösten Lachanfall zu verbergen. Sarah kämpft mit sich! Aber sie kann es nicht unterdrücken. Mit Blick aus dem Fenster lacht sie sich ins Fäustchen. Ihr Gesicht wird rot und sie schwitzt am ganzen Körper. Kellerasseln. Im Überaschungs-Ei. Wie um alles in der Welt kommt der Junge denn auf dieses Ergebnis? Wie? Sie schnappt nach Luft muss sich aber immer wieder vorstellen, wie die Kellerasseln in dem kleinen gelben Behältnis aus Plastik herumgewirbelt werden.
Langsam kann sie sich wieder beruhigen. Einmal noch tief durchatmen!
Jetzt sollte wieder alles gut sein. Die anderen Fahrgäste haben sich schon etwas früher beruhigt. Vermutlich haben diese Damen und Herren nicht so eine Vorstellungskraft
wie Sarah.
Die Mutter des Jungen schaut das Kind an und sagt: “Quatsch!“ Als der Junge die Plastikhülle öffnet wird er positiv überrascht. In dem Ei sind keine Kellerasseln sondern ein kleines rotes Flugzeug. Da hat er ja noch mal Glück gehabt!
Die automatische Haltestellenansage im Bus ertönt: „Liblar, Am Giezenbach“. An der Haltestelle „Am Giezenbach“ steigt Sarah aus. Das interessante an dieser Haltestelle ist, dass sie völlig falsch benannt wird. Im Display der Haltestellenanzeige des Busses steht nämlich „Am Griezenbach“. Mit "r". Griezenbach. Dieser angebliche Griezenbach ist nicht im Stadtteil Liblar, wie die automatische Stimme es immer wieder falsch ansagt, sondern in Köttingen. Ob das bisher niemandem außer Sarah aufgefallen ist? Aber das soll Sarah jetzt egal sein. „Ach soll mir doch egal sein!“ Denkt sie sich und steigt aus! An diesem verregneten Sonntag ist ihre Laune sowieso getrübt. Warum soll sie sich noch weiter mit so einem Firlefanz beschäftigen?



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