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Poesie => Hoffnung


Indianermädchen - von Aabatyron, 20.05.2007
INDIANERMÄDCHEN

Kam einst ein tapferes Indianermädchen,
mutig in ein kleines Siedlerstädtchen.
Wollt nach etwas Essen fragen,
da ihre Brüder und Schwestern sehr über Hunger klagen.
Das Siedlerstädtchen stand auf der Indianer Väter Land,
gerade dort, wo jeder früher genug zu essen fand.
Viele Siedler waren in das Land gekommen,
hatten sich einfach ohne zu fragen alles genommen.
Zurückgezogen lebten die Indianer in den Bergen,
trotz allem fielen viele zum Opfer manch weisem Schergen.
Wie Tiere wurden die Rothäute manchmal gejagt,
wo doch in deren Innern auch eine Seele voll Schmerzen klagt.
Da stand sie nun mitten in der Stadt auf der Strasse,
einer der Siedler rief gleich, wie sehr er diese Rothäute hasse.
Das Mädchen sah in viele Gesichter ganz weis und fahl,
und wußte sogleich auf sie wartet der Henkerspfahl.
Brutal gepackt von vielen kräftigen Händen,
konnt‘ sie zur Flucht nicht mehr schnell genug sich wenden.
Gezerrt auf ein hohes Gestell mit einem Seil,
dieser Tod war schlimmer noch als mit dem Kriegesbeil.
Einer streifte den Strick unbarmherzig über ihren Kopf,
das gab eine Trophäe, dieser lange Haaresschopf.
Wollt ziehen an dem großen langen Hebel,
der den Strick gar strafft zum alles erstickenden Knebel -
Da, plötzlich, eine der blassen Frauen Einhalt bot,
das sei nicht richtig, des Indianermädchens Tod.
Es hätte nicht einmal einer zuvor gefragt,
was der Grund sei, warum sie sich hierher hat gewagt.
Zwar seien die Rothäute gar fremd und wild,
trotz allen schuf auch Gott sie nach seinem Bild.
Sie fühlten doch alle wie die Weisen den Schmerz,
diese Worte rührten wohl des selbsternannten Henkers Herz.
Die Chance mußte man der Indianerin wohl zugestehen,
den Grund des Besuchs zu klären und um ihr Leben auch zu flehen.
Nein, sie will nicht um ihr eignes Leben die Weisen bitten,
das verbieten ihr die Bräuche des Stamms und dessen strenge Sitten.
Das Leben ihrer Familie sei derzeit sehr bedroht,
dort in den kalten Bergen herrsche nur noch Hungersnot.
Dies Land gehöre immer noch ihren Vätern,
niemand wird’s von ihnen bekommen weder jetzt noch später.
Trotz allem will keiner Krieg mit all den vielen Blassgesichtern,
sollen ruhig wohnen in ihren Häusern mit den nächtlichen Flackerlichtern.
Nur etwas Nahrung will sie von den Siedlern kaufen,
deshalb ist sie den weiten Weg zu dem Städtchen hin gelaufen.
Als Bezahlung hat sie ein paar Nuggets mitgebracht,
aus ihrer Tasche einer diese zieht während er ungläubig lacht.
Doch tatsächlich hat das Mädchen die Tasche voll mit Gold,
dafür kann sie kaufen Lebensmittel so viel sie wollt.
Anscheinend spricht sie die Wahrheit über den Grund ihres Besuches,
dass man sie wollt hängen ist fast Teil des roten Mannes Fluches.
Hätt‘ nicht eine der Weisen gehabt doch Erbarmen,
die Seele des Mädchens wär‘ bestimmt schon bei ihren Ahnen.
Der Henker nimmt endlich von ihrem Hals den Strick,
der hätt‘ sie glatt erdrosselt - war kräftig und dick.
Das Gold ist für die Waren eine gute Bezahlung,
da gibt’s dazu noch ein Pferd aus einer angrenzenden Stallung.
Bepackt mit Lebensmitteln bis hoch in den Himmel,
geht sie zurück in die Berge mit dem alten Schimmel.
Vielleicht war heute es ein Anfang all dessen,
was verbindet mit der Zeit der Gesichtsfarbe unterschiedliches Wesen.
Der Sohn des Händlers musste lange wie gebannt schaun‘,
in des Indianermädchens Augen, so unschuldig und braun.
Das kam dem Mädchen jetzt auf dem Weg so in die Gedanken,
da mußte sie fast in der Einhaltung der Stammesgesetze wanken.
Dort gab es keine Familienbande zwischen Weis und Rot,
zuviel und zu oft hatten die Weisen gebracht schon den Tod.
Doch das Indianermädchen wußte mit Sicherheit seit heute,
dass es auch bei den Weisen gab mit im Herzen gute Leute.
Der Stamm konnte mit den Lebensmitteln den Winter gut überstehen,
auch mußte fortan kein Indianer in der Stadt um sein Leben mehr flehen.
Das Indianermädchen hat den Händlersohn noch getroffen sehr oft, glücklich verheiratet inzwischen mit ihm sogar auf Nachwuchs sie hofft.
Man erkennt, was der Krieg macht zum gefährlichen Feind,
die Barmherzigkeit manchmal durch zwei Herzen vereint.


Autor: Werner May







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