1. Regel:
Niemand schreibt einen »perfekten« Text. Jeder gedruckte Text ist das Ergebnis unzaehliger Ueberarbeitungen.
Schreiben Sie drauf los und lassen Sie alle Regeln der Grammatik ausser acht. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie schreiben wollen. Legen Sie keinen grossen Wert auf die Formulierung, die Vollstaendigkeit oder die Logik.
Lesen Sie am besten nicht, was Sie gerade schreiben. Korrigieren Sie nichts. All das unterbricht den Schreibfluss.
Um die Feinheiten koennen Sie sich spaeter in aller Ausfuehrlichkeit kuemmern.
2. Regel:
Schreiben Sie mit Etappenzielen. Setzen Sie sich ein taegliches Zeitlimit, abhaengig von Ihrer Form und Verfassung. Es macht keinen Sinn zu sagen: »Ich schreibe jeden Tag zehn Seiten«, denn Sie werden gute Tage haben, aber auch genauso Tage, an denen Sie nichts brauchbares zu Papier bringen werden. Legen Sie Erholungspausen ein, wenn Sie das Gefuehl eines leeren Kopfes haben.
3. Regel:
Schreiben Sie »kreuz und quer«. Manchmal schreibt man ein Kapitel seines Manuskripts und stellt fest, das dieser Teil nur schwerfaellig zu bearbeiten ist. Ihre Gedanken sind aber weiter, denn in Ihrem Kopf sind Sie auch schon weiter.
Spaeter koennen Sie die fertigen Teile wie ein Puzzle zusammensetzen und die Uebergaenge montieren. Somit bleiben Sie in einem konstanten Schreibfluss.
4. Regel:
Die wichtigste Regel. Nehmen Sie sich sehr, sehr viel Zeit zum Ueberarbeiten Ihres Rohtextes.
Die eigene Erfahrung zeigte, das man viel zu frueh denkt, man waere fertig, doch man ist es noch lange nicht.
Nach Fertigstellung sollten Sie Ihr Manuskript ein paar Stunden, Tage oder Wochen beiseite legen, um einen gewissen Abstand zu bekommen. Belohnen Sie sich fuer die Plagerei der letzten Zeit, in denen Sie an Ihrem Werk geschrieben haben und fuer nichts und niemand anderen da waren. Bringen Sie sich auf andere Gedanken.
Danach koennen Sie beginnen, Kommentare, Aenderungen, Kuerzungen, Textverschiebungen usw. vorzunehmen.
Achten Sie bevorzugt auf Wortwiederholungen und die beruehmt beruechtigten Fuellwoerter. Zur Erleichterung bei der Suche nach Fuellwoertern finden Sie hier auf der Plattform ein eLektorat, das Ihnen diese Taetigkeit um einiges erleichtert.
Schreiben Sie leicht verstaendliche und gut lesbare Saetze.
Vermeiden Sie ellenlange verschachtelte Saetze und schreiben Sie in der Aktiv-Form.
Diese Regel ist die Umfangreichste und meine Lektorin ist der Meinung, dass diese Regel die wahre Autoren-Arbeit ausmacht.
Und glauben Sie mir, es ist ein Ritt durch die Hoelle. Sie werden oft an Ihren Faehigkeiten und an Ihren Sprachkenntnissen zweifeln.
Sie werden haeufig niedergeschlagen sein und keine Lust mehr verspueren, jemals ueberhaupt noch eine Zeile schreiben zu wollen. Geben Sie nicht auf. Niemals.
5. Regel:
Meinungen einholen. Ein heikler Punkt. Wen sollte man fragen? Freunde und Bekannte?
Sicher eine gute Moeglichkeit, doch machen Sie sich ueber folgende Punkte Gedanken:
- Wird mein Freund/Bekannter mir ehrlich seine Meinung sagen, oder hat er Angst, das er mich verletzen koennte, ja sogar die Freundschaft zerstoeren koennte und deswegen sagt, mein Manuskript waere gut, obwohl er es grottenschlecht findet?
- Nerve ich irgendwann meinen Freund/Bekannten, wenn ich ihn immer und immer wieder meine Manuskripte lesen lasse?
Unbekannte Personen:
Hier haben Sie den Vorteil, das man Ihnen unverbluemt die Meinung sagen wird, weil sie sich nicht kennen. Der Nachteil ist aber, das Sie von der Person nicht wissen, ob sie ueberhaupt Ahnung von dem hat, was er/sie Ihnen schreibt?
Finden Sie ein Mittelmass und holen Sie auf jeden Fall mehrere Meinungen ein und waegen Sie im Anschluss ab. Vergessen Sie trotz allem eines nicht: Sie sind der Autor. Machen Sie nicht den Fehler und korrigieren Sie alles, was man Ihnen an Kritik zuruecksenden wird.
6. Regel:
Schreiben Sie in Bildern. Es ist keine Gabe dies zu koennen, auch wenn Sie anderes gehoert haben. Jeder kann schreiben. Dem einen faellt es leichter, dem anderen schwerer. Letztendlich ist es nur eine Frage der Uebung.
7. Regel:
Schreiben Sie taeglich eine Viertelstunde, mindestens aber einen Satz. Wer haeufig und viel schreibt, dem faellt es leichter und er schreibt besser. Schreiben braucht permanente Uebung, so wie ein Musiker, der taeglich ueben muss.
8. Regel:
Haben Sie Spass beim Schreiben.
Zwang und Unlust bremsen das Schreiben.
Machen Sie gelegentlich Pausen, wenn nichts mehr geht.
9. Regel:
Geizen Sie nicht an Ihren Schreibmaterialien. Sie sind ein Handwerker und haben Sie einen Handwerker mit stumpfen Bohrern oder verklebten Pinseln gesehen?
Sie brauchen nicht gleich einen Fueller mit einer goldenen Feder, aber es sollte mehr sein, als beispielsweise ein Bleistift, der kaum laenger als ein Lippenstift ist.
Goennen Sie sich anstaendiges Werkzeug und Sie werden sehen, das die Sache gleich noch viel mehr Spass macht. (Das gilt auch, wenn Sie am PC schreiben und ausdrucken. Sparen Sie nicht an Druckertinte oder Papier.)
10. Regel:
Experimentieren Sie mit Schreibzeiten und Schreiborten. Manch einer ist kreativ, wenn es draussen dunkel wird, oder dann, wenn die meisten Menschen kurz vor dem Aufstehen sind. Die anderen sind am kreativsten in den Morgenstunden. Einige schreiben am liebsten im stillen Kaemmerlein, andere sind in einem Cafe kaum zu bremsen.
Haben Sie auch Schreibregeln, nach denen Sie versuchen zu leben? Wenn Sie andere an Ihren Regeln teilhaben lassen wollen, dann
mailen Sie uns diese und wir werden sie hier veroeffentlichen.